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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

2. Samba Galadjies Ausfahrt

Samba Galadjie ging zu seiner Mutter und sagte: "Hat denn mein Vater sonst nichts hinterlassen?" Die Mutter sagte: "Gewiß, er hinterließ noch einige Schnüre Gold." Samba sagte:



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"So gib mir eine, denn ich will in fremde Lande ziehen und will versuchen, mir einiges zu erwerben, denn Konko Bo Mussa wird mir mein Land nicht herausgeben." Die Mutter gab ihm eine Goldschnur und sagte: "Ziehe hin, mein Sohn. Sieh, was du für dich erreichen kannst. Dein Vater starb allzufrüh."

Samba nahm einige Gewehrkugeln, einiges Pulver und einen Fetzen Stoff, der war so rot wie Pulver. Das packte er in einen Beutel, den gab er einem Boten und sagte: "Bring das Konko Bo Mussa. Das soll er sich aufbewahren, zum Zeichen, daß ich wiederkehren werde." Der Bote brachte den Beute! dem König und sagte: "Das sendet Samba, und er läßt dir sagen, das möchtest du dir aufbewahren zum Zeichen, daß er wiederkehren werde." Konko Bo Mussa betrachtete es und sagte: "Was ist das?" Die Leute sagten: "Man weiß es nicht." Einer sagte, das sind Pulverkugeln und ein roter Tuchfetzen." Konko Bo Mussa sagte: "Das ist mehr. Ruft die klugen Leute zusammen." Man tat es. Die Alten und Erfahrenen betrachteten es. Ein Alter sagte: "Das heißt: Wenn Samba wiederkommt, wird er das Land mit Pulver verbrennen, er wird mit Kugeln schießen, und es wird Blut fließen, das so rot ist, wie dieser Zeugfetzen." König Konko Bo Mussa sagte: "Es ist gut. So seid denn alle auf eurer Hut und seht, ob ihr den Burschen nicht irgendwo fassen und totschlagen könnt."

Samba ritt mit seinem getreuen Spielmann nach Bakilli (Bakel) im Sarrakolletgebiet und begann nach allen Richtungen Plünderungszüge zu unternehmen. Bald war er im Norden, bald im Süden, bald im Osten. Es gelangen ihm viele Unternehmungen, und er ward auf diese Weise ein wohlhabender Mann. Als er soweit gekommen war, hatte er im Bakilligebiet drei Jahre verbracht. Dann ließ er seine Mutter und die Mutter seines Spielmanns aus Toro kommen, gab beiden das Gewonnene und sagte: "Bleibt ihr beide hier in Bakilli. Ich will mit Seuod Amalad eine Wanderung unternehmen und sehen, ob ich nicht eine Truppe gewinne, mit der ich das Erbe meines Vaters meinem Oheim Konko Bo Mussa wieder abnehmen kann. Lebt wohl." Damit machte sich Samba mit seinem Spielmann auf den Weg.

Erst kamen sie nach Kaarta. Er fragte den König von Kaarta: "Willst du mir eine Kriegsschar anvertrauen, damit ich Konko Bo Mussa mein Königreich wieder abnehme?" Der König von Kaarta sagte: "Ich habe kein Bedürfnis nach Kriegszügen." Dann zogen sie weiter nach Segu. Samba fragte den König von Segu: "Willst



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du mir eine Kriegsschar anvertrauen, damit ich Konko Bo Mussa mein Königreich wieder abnehmen kann?" Der König von Segu sagte: "Ich habe kein Bedürfnis nach Kriegszügen." Dann zogen sie weiter nach Massina. Samba fragte den König von Massina: "Willst du mir eine Kriegsschar anvertrauen, damit ich Konko Bo Mussa mein Königreich wieder abnehmen kann?" Der König von Massina sagte: "Ich habe kein Bedürfnis nach Kriegszügen." Dann zogen sie weiter nach Timbuktu. Samba fragte den König von Timbuktu: "Willst du mir eine Kriegsschar anvertrauen, daß ich meinem Onkel Konko Bo Mussa mein Königreich wieder abnehme?" Der König von Timbuktu sagte: "Wir haben kein Bedürfnis nach Kriegszügen."

Darauf ritten die beiden Helden in die Sahel hinein. Sie trafen im Busch am Wege zwei Teufel, einen weiblichen und einen männlichen. Samba fragte: "Auf welchem Wege komme ich hier bis zu einem großen König?" Der weibliche Teufel sagte: "Du mußt immer rechts reiten, dann kommst du sehr bald auf eine gute Straße, die dich dahin führt, wo König Aluagewissi wohnt und Hof hält." Der männliche Teufel sagte aber: "Nein, das ist nicht richtig, ihr müßt immer auf der linken Seite bleiben, sonst findet ihr nie den Weg zu König Aluagewissi. Auf der linken Seite findet ihr sehr bald einen guten Weg." Die beiden Helden ritten weiter.

Als sie ein gut Stück geritten waren, merkten sie, daß sie hier nie an einen Weg kommen würden und daß der Teufel sie betrogen hatte. Samba sagte: "Diesen Teufel will ich jetzt totschlagen." Sein Spielmann warnte ihn und sagte: "Mit Teufeln kommt man im Streite nicht so leicht aus, wie mit Menschen." Samba sagte: "Mich soll aber auch ein Teufel nicht ungestraft betrügen." Er ritt den Weg, den sie gekommen waren, zurück und auf den Teufel zu. Ehe der Teufel noch zur Besinnung kam, hatte Samba ihm den Kopf abgeschlagen. Den Bart des Teufels aber befestigte er am Sattel. Darauf begann der Spielmann ein kräftiges Lied auf Samba zu singen, das ist heute noch weit bekannt und beginnt mit den Worten: "Er tötet den Teufel, der ihm den Weg falsch gezeigt hat" usw.


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