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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


7. Thorgeir streitet mit Thorgils um den Wal. Thorgeirs Übermut. Die Schwurbrüder scheiden voneinander

Zum nächsten Frühling ging Thorgeir zum Eisfjorde, zu der Stelle, wo ihr Schiff lag, Dorthin kamen auch Thormod und die andern Schiffsgenossen. Sobald sie günstigen Wind hatten, fuhren sie nordwärts nach Strand-

Thorgils hieß ein Mann. Er wohnte in Auentreff im Weidentale. Er war ein großer und starker Mann, im Gebrauch der Waffen geübt, und ein guter Hausvater. Er war aus dem



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selben Geschlechte wie Grettis Vater, Asmund Langhaar. Er war auch mit Thorstein, Kuggis Sohn, verwandt. Sein Vater hieß War.

Auch er fuhr mit seinen Genossen nach Strand, der Wale wegen, die bei dem Gemeindelande angetrieben wurden.

Thorgeir hatte dort, wo er hingegangen war, kein Glück beim Fange. Weder ein Wal noch andere Beute fiel ihm zu.

Jetzt hörte er, daß Thorgils beim Zerlegen eines Wales wäre, und ging mit Thormod dorthin. Als sie dort waren, sagte Thorgeir: "Ihr habt euch viel vom Wale heruntergeschnitten. Es wäre richtig, auch andere Nutzen haben zu lassen. Hier haben alle gleiches Recht." Thorgils antwortete: "Das ist richtig. Jeder behalte, was er sich abgeschnitten hat." Thorgeir sagte: "Ihr habt euch viel vom Wale abgeschnitten, und das könnt ihr behalten. Wir wollen, daß ihr entweder jetzt vom Wale geht mit dem, was ihr euch abgeschnitten habt und wir den Rest behalten, oder daß der Wal in allem geteilt wird, im Abgeschnittenen, wie im Nichtabgeschnittenen ." Thorgils antwortete: "Ich habe keine Lust, vom Wale zu gehen. Wir wollen euch auch nichts von dem überlassen, was wir abgeschnitten haben, so lange wir den Wal verteidigen können." Thorgeir sagte: "Jetzt werden wir sehen, wie lange ihr den Wal gegen uns halten könnt." Thorgils antwortete: "Wir werden ja sehen."

Nun machten sich beide Parteien zum Kampfe fertig. Als sie bereit waren, sagte Thorgeir: "Es wäre richtig, Thorgils, daß wir beide zusammen fechten, denn du bist ganz erwachsen und tüchtig und erprobt in Tapferkeit. Auch bin ich begierig, meine Kräfte an dir zu prüfen. Kein anderer soll sich in unseren Kampf mischen." Thorgils antwortete: "Das gefällt mir."

Ihre Scharen waren gleich stark. Sie gingen auf einander zu und begannen zu fechten. Thorgeir und Thorgils ließen die Hiebe schnell aufeinander folgen, denn beide waren geübt im Gebrauche der Waffen. Weil aber Thorgeir mehr zu Mannes schädigung bestimmt war, bel Thorgils von seiner Hand.

In diesem Kampfe sielen drei Männer aus Thorgils' Gefolgschaft . Andere drei fielen aus Thorgeirs Gefolgschaft.



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Nach diesem Kampfe fuhren Thorgils' Genossen nordwärts in großem Schmerze.

Thorgeir nahm den ganzen Wal, sowohl das Abgeschnittene, wie das Nichtabgeschmttene. Wegen des Totschlages an Thorgils wurde Thorgeir für friedlos erklärt. Kuggis Sohn Thorstein und Asmund Langhaar übernahmen seine verfolgung.

Thorgeir und Thormod waren diesen Sommer in Strand. Alle Leute flüchteten vor ihnen, denn sie gingen vor, wie das Feuer im Getreide.

So sagen einige Leute, daß Thorgeir zu Thormod sprach, als ihr Übermut aufs höchste gestiegen war: "Kannst du zwei andere Männer nennen, die uns an Mut und Mannhaftigkeit gleichen und die ebenso erprobt in vielen Manneskämpfen sind wie wir:" Thormod antwortete:"Wenn man suchte, fände man gewiß Männer, die nicht weniger tapfer sind, wie wir." Thorgeir sagte: "Was meinst du, wer würde von uns siegen, wenn wir uns aneinander versuchten:" Thormod antwortete: "Das weiß ich nicht. Aber das weiß ich, daß deine Frage unser Zusammenleben und unsere Gefolgschaft trennt, da wir nicht länger zusammen sein können." Thorgeir sagte: "Es war mir nicht Ernst damit, daß wir uns im Fechten aneinander versuchen sollten." Thormod antwortete: "Es kam dir doch in den Sinn, während du sprachst, und jetzt müssen wir voneinander scheiden."

Sie taten es. Thorgeir bekam das Schiff und Thormod dafür mehr von der beweglichen Habe, und damit ging er nach Quellenhof, aber Thorgeir blieb den Sommer über in Strand und war ein böser Gast für viele Menschen.

Im Herbste brachte er sein Schiff in Strand aufs Land und versah seinen Besitz. Später fuhr er nach Reykjaholar zu Thorgils, Aris Sohn, und blieb den Winter über dort.

Thormod spielt in Thorgeirs Totenlied etwas auf ihre Uneinigkeit an und sagt:

Nicht mehr wollten wir dulden
—Alle wissen das —
Schändliche Verleumdung.
Rat gab mir des Wundenwurms,



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Röter ich prüfte Jener gehässiges Reden. Doch will ich gedenken Ihrer nur im Guten."

Copyright: arpa, 2015.

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