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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


4. Thorgeir und Thormod gehen auf Sigrfljods Aufforderung nach Sengstätte

Jetzt gebot sie, den Schwurbrüdern die Kleider abzunehmen. Ein Feuer wurde angezündet, um sie daran aufzutauen. Dann wurde Essen aufgetragen, und man geleitete sie zu ihren Betten. Alles war gut für sie bereitet. Sie schliefen bald. Schneesturm und Frost herrschten die ganze Nacht hindurch. Elris Hund bellte die ganze Nacht mit nie ermüdendem Maule und biß mit scharfem Kältezahne in die Erde.

Als es am Morgen hell wurde, schaute einer heraus. Wie er sich wieder umwandte, Sagte Thorgeir, was für ein Wetter draußen wäre. Jener antwortete, das Weiter sei ebenso, wie am Abende vorher. Sigrsljod sagte: "Ihr dürft euch nicht um das Wetter kümmern. Denn ihr sollt es hier so gut haben, wie wir es nur vermögen. Geht nicht von hier fort, bevor nicht das Wetter besser geworden ist." Thorgeir antwortete: "Ein gutes Angebot machst du uns, Hausfrau, doch uns berührt nicht das schlechte Wetter. Wir haben weder für Frauen noch für Kinder noch für Vieh zu sorgen."

Das Unwetter begann dann auf die Buchten und Fjorde eine dicke Eisdecke zu legen.

Eines Morgens stand Sigrfljod früh auf und sah hinaus. Als sie herein eilte, fragte Thorgeir sie, was für ein Wetter draußen wäre. Sie antwortete: "Jetzt ist das Wetter schön klar und sieht nicht nach Wind aus." Thormod sagte: "Steht dann auf, Leute." Sigrsljod Sagte: "Was gedenkt ihr zu tun?" Thormod antwortete: "Wir werden nordwärts nach Strand gehen, und sehen, ob sich uns dort ein Fang darbietet. Unser Schiff lassen wir aber hier." Sigrfljod sagte: "Seltsame Männer seid ihr: geht nach Strand zu Walen und nehmt nicht die näher liegende Beute, die eines Mannes würdiger ist." Thormod sagte: "Was ist das für eine Beute:" Sie antwortete: "Mannhafter scheint es mir zu sein, die Übeltäter zu töten, die hier die Leute berauben, als Walen nachzugehen." Thormod fragte: "Wen meinst du:" Sie antwortete: Ich meine Ingolf und Thorbrand, die vielen Leuten Scham und Schande



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bereitet haben. viele würdet ihr rächen, wenn ihr jene töten würdet, und viele würden euch für die Tat belohnen." Thormod sagte: "Ich glaube nicht, daß du uns jetzt einen guten Ratschlag gibst; denn jene sind Vermunds Freunde. Schwere Folgen hätten wir zu tragen, wenn jenen etwas zustieße. Sie sagte: "Jetzt geht es, wie man sagt: ,von schlechten Kerlen soll man nur aus der Ferne hören, sie aber nicht prüfen'. Ihr glaubt kampfmutig zu sein, wenn ihr arme Leute bedrückt, aber fürchtet euch, wenn männliche Tat gefordert wird."

Da sprang Thorgeir auf und rief: "Steht auf, Burschen, und lohnt die Hausfrau für die Gastfreundschaft." Dann standen sie auf und legten ihre Waffen an. Als sie gerüstet waren, gingen sie hinaus.

Sie gingen über den zugefrorenen Fjord und kamen zum Gehöfte Sengstätte, noch bevor dort die Leute aufgestanden waren.

Ingolf erwachte und hörte, daß draußen vor dem Hause Männer gingen. Es waren ihrer nicht wenige, und ihre Schuhe waren hart gefroren.

Thorgeirs Leute gingen an die Tür und klopften. Da erwachten alle, die in der Schlafstube waren und sprangen schnell auf die Füße. Vater und Sohn schliefen immer in Kleidern, weil sie mit vielen in Unfrieden lagen. Sie hatten zwei Knechte bei sich. Alle vier bewaffneten sich, und jeder nahm einen Speer in die Hand. Sie gingen zur Tür und schlossen auf. Da sahen sie acht Männer draußen, und alle waren bewaffnet. Sie fragten , wer der Anführer der Schar wäre. Thorgeir antwortete, er wäre es " — wenn ihr von Havars Sohn Thorgeir oder von Berfis Sohn Thormod gehört habt, könnt ihr sie jetzt sehen." Thorbrand erwiderte: "Zweifellos ist es, daß wir von Thorgeir und Thormod gehört haben, und selten im Guten. Und welcher Art ist euer Geschäft hier Thorgeir antwortete: "varin besteht unser Geschäft: Klüfte auszufüllen und Ungleiches auszugleichen. Wir wollen euch zwei Bedingungen stellen: entweder ihr geht von all dem, was ihr mit Unrecht erworben habt, und erkauft euch damit euer Leben- oder ihr verteidigt euch mannhaft, so lange Leben in euch



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ist." Thorbrand sagte: "Wir haben unser Gut mit Mut und Mannhaftigkeit erworben und wollen es auf keine andere Weise verlassen. Aber ich denke, Thorgeir, daß du dein Früh-stück eher auf meinem Speere als auf meinem Gute genießen wirst." Thorgeir antwortete: "Ich pflege wahre Träume zu haben, wie es in meinem Geschlechte liegt, und besonders günstig habe ich von mir geträumt, aber schlecht von dir. Und es wird so gehen, wie ich geträumt habe: Hel, dein Weib, wird dich in ihre Arme nehmen. und dein ganzes Gut wirst du lassen müssen, denn: ,Was Gewalt erwarb, wird Gewalt wieder nehmen '."


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