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Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


4. Von Sveinki

Thorkel ließ die Brüder beide an Händen und Füßen fesseln, und so lagen sie am Zaun. Inzwischen ging erselbst mit seinen Gefährten zum Ziegenhaus.

Drinnen sagte Gunnar: ,Unsichere Träume hatte ich über Nacht, Freund Thormod. Laß uns hinausgehn und hinauf auf die Berge, denn mit unserer Unsicherheit nimmt's so bald kein Ende'. Sie gingen hinaus in den Schneefall, der die Aussicht verhüllte. Eine kurze Strecke vom Hause sahen sie plötzlich Männer und wollten durch den Schnee entweichen. Thorkel warf den Speer, der traf Thormod in der Mitte des Leibes, so daß er nicht mehr weiter konnte und Gunnar bat, er möge für sich selbst sorgen und das Weite suchen. Gunnar sagte, er sei nicht gewohnt, seine Gefährten im Stich zu lassen. ,Ich sehe, Freund, wie der Speer steckt: ich sterbe in wenigen Augenblicken'. Gunnar überzeugte sich, daß Thormod in der Tat dem Tode nahe war, und lief nun weiter. Das Wetter klärte sich auf. Als die verfolger Thormod erreichten, verhalf Thorkel ihm zum schnellen Tode, und sie hielten sich noch dabei auf, über seine Leiche zu frohlocken.

So kam Gunnar glücklich bis zu dem Hofe Bakki am Borghard. Dort wohnte Sveinki, ein großer Raufbold, mit dem schwer umzugehen war. Er stand gerade draußen, und sie begrüßten sich. Gunnar sagte: ,Bald werde ich deine Hilfe brauchen können, Bauer, denn Thorkel, Geitirs Sohn, ist mit vier Mann hinter mir her, hat meinen Gefährten erschlagen und denkt mir dasselbe zu.' Jener erwiderte: ,Wir haben nicht gerade viel mit einander zu tun gehabt, aber es geht dir ja schlimm an den Wagen, und du hast dich früher als tüchtiger Kerl gezeigt, als du deinen Wirt, meinen Freund, rächtest.



Thule-Bd.12-066 Gesch.v. den Ostlandfamielien Flip arpa

Mein Beistand wird dir wenig nützen können, denn die hinter dir sind, werden ihre Sache gut machen; komm aber zuvörderst einmal in den Hausflur.' Gunnar tat es, und Sveinki schüttete den Torf, der als Feurung im vorhaus aufgestapelt lag, über ihn.

Gleich darauf erschienen Thorkel und seine Leute vor dem Gehöft und begegneten Sveinki draußen. Thorkel fragte, ob Gunnar da wäre; es war ihm so vorgekommen, als hätte er sich hierher gewandt. Einige erzählen, unter Thorkels Begleitern sei auch sein Verwandter Helgi, der Droplaugsohn, gewesen; doch wir wissen nicht, ob das wahr ist. ,Wir möchten,' sagte Thorkel, ,daß du ihn herausgibst und wir uns gütlich einigen.' Sveinki sagte, er werde sich schwerlich dort vorfinden, wenn er nicht etwa in die Stube gegangen wäre: ,dort könnt ihr ja nachsehen — aber solche Haussuchung und Ruhestörung ist mir noch von niemand widerfahren.'

Daraufhin gingen Thorkel und seine Leute in die Stube. Ein Mann bewachte die Außentür. Zu ihm sagte Sveinki: ,Hier will ich mich hinstellen, damit der Mann nicht herauskommt, wenn er drinnen ist. Geh du zu den andern in die Stube.' Alg- bald lief der Mann in die Stube. Sveinki aber sagte zu Gunnar, er solle aufstehn und hinausgehn. Dann legte er den Schlagbalken vor die Tür und sagte: ,Jetzt wollen wir hinuntergehn zu dem Boot, das ich auf dem Strande liegen habe.' Sie taten es. Das Boot lag mit dem Kiel nach oben. Es war nur ein kleines Fahrzeug. Sveinki hatte es teeren lassen. ,Krieche hier unter das Boot! Jetzt gilt es schnellen Entschluß.' Dann trieb Sveinki seine Lämmer an den Strand über die Spur hin, daß man die doppelten Fußtritte nicht sehen sollte. Und Gunnar ging unter das Boot.


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