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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


1. Odd erwirbt sich auf Handelsreisen Reichtum

Es war ein Mann, der hieß Ofeig, der Sohn Skidis, und wohnte am Mittelflord auf dem Hofe, der Zu den Dampfquellen 1 heißt. Er war ver heiratet; seine Frau war Thorgerd, die Tochter valis, aus großem Geschlecht und von guter alter Ari. Ofeig war ein gescheiter Kopf und steckte voller Anschläge. Er war kein unbedeutender Mann, nur sein vermögensstand blieb kümmerlich. Er hatte war große Liegenschaften, aber sein Bargeld war gering. Wenn er auch gegen niemanden Kost und Brot sparte, ging es doch mit allem, was im Hause nötig war, etwas aus der Hand in den Mund. Ofeig war Thingmann des Styr mir von der Asgeirsache 2, der damals dort im Lande als der mächtigste Herr galt.

Ofeig hatte von seiner Frau einen Sohn, der hieß Odd. Das war ein stattlicher und früh selbständiger Mann. Von seinem Vater erfuhr er nicht eben viel Liebe. Er war kein Freund von Handwerksarbeit.

Es war ein Mann, der hieß Bali und lebte im Hause Ofeigs. Er war stattlich und beliebt.

Odd wuchs zu Hause bei seinem Vater auf bis zu seinem zwölften Jahr. Ofeig behandelte ihn immer kühl und machte sich nicht viel aus ihm; nach der allgemeinen Meinung war ihm aber niemand in der Gegend an Tüchtigkeit überlegen.

Eines Tags kam Odd mit seinem Vater ins Gespräch und bat ihn, er möchte ihm einen Geldzuschuß geben; —"ich will mich auf die Reise machen. Es steht so,"sagte er",daß du mich wenig ehrenvoll behandelst. Und ich bin dem Haushalt ja auch wenig nütze." Ofeig antwortete: "Ich will dir nicht weniger auszahlen, als du erarbeitet hast, will es vielmehr genau veranschlagen. Du kannst ja dann sehen, wie weit du damit kommst." Odd meinte, daß er damit nicht viel werde anfangen können, und so brach das Gespräch ab.

Den Tag darauf nahm Odd eine Angelschnur von der Wand



Thule-Bd.10-268 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

und Fischgeräte und zwölf Ellen Wolltuch 1. Er machte sich auf den Weg, ohne jemandem ein Wort zu sagen. Er ging auf den Seestrand 2 und tat sich dort mit Fischern zusammen. von denen bekam er die nötigsten Gerätschaften auf Borg oder Miete.

Und da sie sein Geschlecht gut kannten, und da er selbst gern gesehen war, so ließen sie sich darauf ein, die Schuld bei ihm stehen zu lassen. Er kaufte sich nun alles Nötige auf Borg und blieb das Jahr bei der Fischerei. Und es heißt, daß ihr Geschäft auf das beste stand, solange Odd dabei war. So blieb er drei Winter und drei Sommer und war dann so weit, daß er jedem seine Schuld zurückgezahlt hatte und daneben sich ein gut Stück Handelsware verdient. Nie besuchte er seinen Vater und beide taten so, als hätten sie nichts mit einander zu schaffen. Odd war unter seinen Kameraden beliebt.

Dann kam es so, daß er sich auf Frachtgeschäfte legte nach den Stranden 3 im Norden und sich Anteil an einem Kahn kaufte. So brachte er es zu Gelde. Nun wuchs das Geld an, bis der Kahn ihm allein gehörte, und so fuhr er einige Jahre zwischen dem Mittelfjord und den Strauden. Er begann nun allmählich wohlhabend zu werden.

Dann kam es, daß ihm dies Geschäft überdrüssig wurde. Er kaufte sich einen Schiffsanteil, fuhr hinaus und war nun eine Zeitlang auf Kauffahrtei; und auch hier geriet ihm alles gut und wie er es nur wünschen konnte; sein Erwerb und sein Glück nahm weiter zu. Diesem Gewerbe ging er nun nach, bis er das Handelsschiff allein besaß und auch den Hauptteil der Ladung. Er blieb bei der Handelsfahrt und wurde ein schwerreicher und angesehener Mann. Er hielt sich viel unter großen Herren und ausländischen Fürsten auf und wurde überall ehrenvoll behandelt. Er wurde nun so reich, daß er zwei Handelsschiffe auf der See hatte. Und es heißt, daß zu der Zeit kein Mann Handel trieb, der so vermögend wie Odd war. Er hatte auch mehr Reiseglück als andere Männer. Niemals fuhr er weiter nach Osten mit seinem Schiff als bis zum Insel- fjord und nie westlicher als in den Widderfjord.


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