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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


36. Finnbogi wird Christ. Asbjörns Tod. Finnbogis Kraftprobe

Als das Christentum nach Island kam, der beste Gast seither im Lande, da war niemand eher und schneller zur Annahme bereit, so wird erzählt, als Finnbogi der Starke, zusammen mit seinem Oheim Thorgeir. Auch später war er immer ein Anwalt. den Glauben zu stärken und zu stützen, wenn die heiligen Männer ihn verkündeten. Er war auch selber ein guter Christ.

Nach dem Fall Bergs, sc wird erzählt, gebar Hallfrid ein Kind; und Finnbogi ließ es sogleich nach seinem Vetter Berg nennen. Von allen seinen Söhnen liebte er diesen am meisten.

Bersi hieß ein Mann, der wohnte in Schluft 1 im Seetal und war mit den Tempelleuten verwandt. Sie hatten ihm ein Weib verschafft und auch Geld dazu gegeben. Er war vorher Laufbursche bei den Brüdern gewesen; jetzt aber war er angesehen und ein großer Gesetzkenner. Dieser Mann stachelte die Brüder stets an, Finnbogi entgegenzutreten. Jökul lag lange an seiner Wunde darnieder, aber schließlich genas er doch. Eines Tages, heißt es, war Finnbogi nach dem Felsenriff geritten, Sigurd zu besuchen; und ehe er heimritt, begab er sich ;u Bersi nach Schluft und sagte: "Wie ich höre, Berfi, weckst du, soviel du kannst, Argwohn bei deinen Vettern und hetzst sie gegen mich auf. Aber da du ihnen gegenüber nichts zu bedeuten hast; will



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ich dich einmal so heimsuchen, daß du nicht wieder in die Höhe kommst." Bergi erwiderte: Ich habe mich bisher nicht viel damit abgegeben, aber du sollst wissen, daß in Zukunft niemand dir feindlicher gesinnt sein soll als ich." Finnbogi war zu Pferde und ritt an ihn heran und schlug ihm eine Ohrfeige, daß er sofort in Ohnmacht fiel. Er sagte, daß er Waffen nicht wert sei. Er solle sich gefaßt machen, daß es ein andermal noch schlimmer komme. Damit ritt er heim und tat, als wäre nichts geschehen.

Einmal geschah es, daß Finnbogi und Hallfrid nach Lautersee ritten. Thorgeir hieß sie aufs beste willkommen und war sehr eigent über ihren Besuch. Bald darauf kam ein Boie vom Strandhof und meldete, Asbjörn sei schwer krank, und Thorgeir möchte hinaus kommen. Daß Finnbogi auch da war, hatte man nicht gewußt. Sie ritten nun alle zusammen. Das ganze Haus begrüßte sie froh.

Asbjörn war schwer krank. Er ordnete die Dinge an, über die er noch verfügen wollte. Finnbogi, sagte er, solle sein Erbe sein, und ihm gönne er sein Gut von Herzen. Er bat die Eheleute , ihm den Gefallen zu tun, ein Kind nach ihm zu nennen. Er meinte, dann würde auch Glück dem Kinde folgen. Man holte einen Priester, der ihn mit dem bediente, was ihm am nötigsten war. Dann setzte ihm die Krankheit so zu, daß er starb.

Sie sogen darauf mit seiner Leiche fort, und eine große Menge folgte ihnen hinaus. Als sie nun landeinwärts über die Flateytalsheide ritten und über den Allmännerrücken 1 (der andere Rücken heißt Finnbogirücken), da sagte Thorgeir, sie möchten von den Rossen steigen. Das Wetter war gut und warm, und die Pferde wurden unter der Leichenbahre müde. Sie taten so. Da sagte Thorgeir zu Finnbogi: "Da es doch wahrscheinlich ist, Neffe, daß du nicht so bald wieder hier nach dem Norden kommst, so wollen wir dich bitten, daß du uns hier eine Probe deiner Kraft gibst, wo deine verwandten



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und Freunde alle beisammen sind." Finnbogi fragte, was er denn am liebsten sähe ; — ob sie etwa ringen wollten. Thorgeir sagte, das wäre kein Vergnügen. Da warf Finnbogi seinen Mantel ab. Er war ein großer und ansehnlicher Mann. Schmal in den Hüften und breit in den Schultern, von starken Gliedmaßen und schönem Haar, wohlgestalt und ritterlich und im Führen der Waffe allen voran. Wir dürfen sagen, daß selten oder niemals ein stärkerer Mann auf Island gelebt hat, soweit er nicht übernatürliche Kräfte hatte.

Finnbogi ging auf einen mächtigen Stein zu, der in der Erde saß. Er riß den Stein heraus, obwohl es den meisten unmöglich schien, ihn zu heben wegen seiner Größe. Er nahm zwei Steine und legte sie auf den großen Stein, dann stemmte er sie sich alle auf die Brust hinauf und ging damit ein ziemliches Stück; dann warf er sie nieder, so daß der Block nicht weniger als zwei Ellen tief in das Erdreich sank. Wir haben erzählen hören, daß man nur wenig von dem großen Block noch sieht, aber die beiden kleinen Steine, die er darauf gelegt hatte, sieht man noch immer.

Thorgeir sagte ihm großen Dank dafür: "Man darf vermuten, daß diese Kraftprobe, wenn sie dir auch nicht so bedeutend erscheint , im Munde der Leute leben wird, solange Island bebaut ist, und dein Name allen Männern bekannt sein wird." Danach rüsteten sie sich zur Weiterfahrt und ritten ohne Unterbrechung nach Lautersee.

Da wurde Asbjörn bestattet; und man behielt ihn in Erinnerung als einen mächtigen Häuptling. Man beschloß nun über Thorgerd mit ihrer Zustimmung, daß sie in Strand leben, und daß Thorgeir, ihr Bruder, für sie sorgen solle. Finnbogi machte sich darauf mit seinen Begleitern zur Heimreise fertig. Man beschenkte sie mit erlesenen Gaben, und sie schieden in bestem Einvernehmen. Sie ritten zum Inselfjord. Dort suchte Hallfrid ihre verwandten und Freunde auf, und wieder wurden sie reich beschenkt. Dann ritten sie ins Weidental zurück und kamen beim nach Borg. Man begrüßte sie mit großer Freude.

Denselben Winter gebar Hallfrid einen Knaben, der Asbjörn genannt wurde und Gutes versprach. Sobald er einige Jahre



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alt war, schickte Finnbogi ihn nach Strand ins Flateytal zu seiner Mutter Thorgerd. Dort wurde er erzogen, verheiratete sich später und wurde ein großer Kämpe. Von ihm stammen viele Männer, und manche ansehnliche darunter. Finnbogi hatte auch noch einen Sohn von der Hallfrid, der Thorgeir hieß und nach dem Goden Thorgeir genannt war. Man berichtet, daß sie sieben Söhne gehabt hätten, alles tüchtige und wehrhafte Männer.


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