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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


21. Finnbogi gewinnt die sand der Ragnhild und verabschiedet sich vom Jarl

Eines Tages geschah es, daß Finnbogi mit dem Jarl ins Gespräch kam und ibn bat, er möge nach Sandau fahren und ihn mit Ingibjörg aussöhnen; —"und mit eurer Hilfe möchte ich dabei abmachen, daß ich die Hand ihrer Tochter Ragnhild bekomme, und daß ich ihr Genugtuung gewähre für den Totschlag an ihrem Mann Alf." Der Jarl sagte das freundlich zu und sandte Leute nach Sandau zu Ingibjörg. Er forderte 1ie



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auf, ihm ein Mahl zu rüsten. Sie aber bat, daß Finnbogi nicht mitkäme zu dieser Zusammenkunft; —"ich mag den Mann nicht sehen, der mir solches Herzeleid getan hat." Der Jarl erwiderte er wolle es darauf ankommen lassen. Darauf rüsteten sich beide, der Jarl und Finnbogi, und fuhren mit großem Gefolge nach der Insel.

Dort war eine große Menschenmenge versammelt und ein ausgesuchtes Mahl bereitet. Sobald der Jarl seine verwandte begrüßt hatte, nahm er in Anspruch, zwischen ihnen nach Gutdünken zu vermitteln, ob es ihr nun recht sei oder nicht. Finnbogi ließ nach dem Bauern Bard in Grünheide schicken; der kam mit dem großen Vermögen, das Finnbogi gehörte. Der Jarl entschied auf eine große Geldbuße für den Totschlag an Alf Haarschopf. Und danach verlobte er Finnbogi seine Nichte Ragnhild. Das Geld sollte Ragnhilds Aussteuer sein. Damit war nun Ingibjörg wohl zufieden, da der Mann ihr als einer der ausgezeichnetsten erschien und sie den festen Willen des Jarls in der Sache sah. Alle setzten sich nun zu gemeinsamem Mahle. Ragnhild mußte sich mit einer großen Frauenschar auf die Bank setzen, und die Männer waren froh und guter Dinge; nach dem Mahle gab Finnbogi dem Jarl gute Geschenke, ebenso erlesene Geschenke gab er dem Bard von Grünheide. Auch allen vornehmen, die da waren, gab er irgend eine gute und ziemliche Gabe. Finnbogi blieb nun auf Sandau, und der Jarl fuhr mit seinen Leuten heim. Die beiden liebten sich sehr; Finnbogi und Ragnhild.

Im Winter vor dem Julfest fuhren sie zu dem Jarl und waren zum Julgelage bei ihm zu Gast. Nach dem Fest rüstete Finnbogi zur Heimfahrt. Und als sie gerüstet waren, ging der Jarl mit ihnen zum Strande hinab. Da sagte Finnbogi: "Jetzt steht es so mit mir, Herr, daß ich in der Tat im Sommer nach Island hinaus möchte, meine Verwandten und anderen Freunde besuchen. Ihr habt mich ehrenvoll und auf das freundlichste behandelt, Herr. Ich werde Euch, wohin ich auch komme, als den ersten Fürsten preisen. Der Jarl erwiderte: "Du magst mit meinem Urlaub hinziehen, wo du willst. Es ist noch nie ein Mann zu mir gekommen, der an Kraft und an aller Geschicklichkeit



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und ritterlichem Wesen an dich heranreichte." Der Jarl schenkte Finnbogi ein Schiff, mit allein Takelwerk und sehr schön. Er sagte, er solle sich nicht bei Anderen Fahrgelegenheit über das Meer nach Island suchen müssen, "bei der Botschaft, die du mir gebracht hast." Finnbogi dankte ihm mit guten Worten für alle Ehre, die er ihm erweise. Sie schieden in bester Freundschaft; und alle dünkte es nicht gewöhnlich, wie sehr der Jarl diesen Mann vor allen anderen auszeichnete, die bei ihm gewesen oder zu ihm gekommen waren oder ihm gedient hatten. Er fuhr nun nach Sandau und lebte da den Winter über in gutem Ansehen.


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