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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


17. Finnbogi besiegt einen Bären unter Wasser und erwirbt die Huld Jarl Hakons

Eines Tages ließ der Jarl Finnbogi zu sich rufen. Und als er vor ihn getreten war, sagte der Jarl: "Du sollst



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nun nicht weiter meine Leute totschlagen! Mit meinem zahmen Tier sollst du einen Schwimmwettkampf machen: Ich will dir nicht verhehlen, was ich vorhabe. Das Tier soll dich töten. Wenn es aber so gegen alle Erwartung kommt, daß du gegen das Tier gewinnst; dann muß das Schicksal mit dir mehr vorhaben, als sonst mit Menschen." Das schien allen ein großer vertust; und Männer wie Weiber klagten darüber.

Der Bär war groß und ebenso stark. Er verstand Menschenrede. Der Jarl zog zum Meer hinab mit all seinem Gefolge. Finnbogi machte sich zum Schwimmen bereit. Und als er vom Lande abgesprungen war, ließ der Jarl das Tier hinterher schwimmen . Der Bär legte sich ihm zu Füßen und hatte nicht Lust zu schwimmen. Der Jarl hetzte das Tier und ermahnte es, alle seine Kraft zu zeigen. Dann ging es Finnbogi nach. Da konnte man einen langen und grimmigen Kampf sehen: sie tauchten einander rücksichtslos unter. Finnbogi merkte, wie natürlich, daß er es unten nicht wie der Bär aushielt. Und er sah wohl, wenn er da keinen Rat fände, daß er dann verloren sei.

Er trug am Halse ein Messer am Bande, das seine Mutter ihm geschenkt hatte. Sie hatte ihm gesagt, das sei ein Erinnerungszeichen , und er solle so daraufachten, als ob sein Glück davon abhänge. Und als sie nun einmal wieder beide unter Wasser waren, nahm er mit einer Hand das Messer, mit der andern sog er das Fell unter dem Bug zusammen. Dann stieß er das Messer hinein, soweit er es bekam, und ließ das Fell wieder über der Wunde auseinander fahren. Da blutete es stark, und das Tier wurde rasch müde. Und ihr Kampf nahm damit endlich dann ein Ende, das Finnbogi den Bären tötete.

Da machte er soviele Kunststücke, als ein Mann nur vermag, und besonders Schwimmkunststücke. Alle Zuschauer wurden darüber hocherfreut. Dann ging Finnbogi an Land und trat vor Jarl Hakon. Der sagte: "Hast du den Bären getötet" Finnbogi bejahte. Der Jarl sagte: "Du kannst deine Sache und bist anders als die übrigen alle, die zu meiner Zeit aus Island herübergekommen sind. Es soll nun allen Männern kund gemacht werden, daß dir alle verfehlungen gegen mich und gegen andere Männer hier in Norwegen, die du begangen



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hast, vergeben sein sollen. Und dazu, daß noch niemand hier zu solchen Ehren gekommen sein soll, der soviel begangen hat. Geh nun an die Stelle von Alf und sei mir treu und ergeben, wie du mir angeboten hast" Finnbogi sagte dem Jarl großen Dank für diese Worte, und alle Männer waren darüber hoch erfreut. Sie meinten alle mit Recht, daß man an wenig Siebzehnjährigen so guten Kauf hätte wie an ihm.

Finnbogi ging nun mit dem Gefolge zur Halle. Jarl Hakon hielt ihn in großen Ehren, und zu Weihnachten wurde er Gefolgsmann. Keiner unter dem Gefolge wurde mehr ausgezeichnet als Finnbogi. Er blieb da den Winter über in guter Pflege beim Jarl.


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