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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


40. Ottar entsendet einen zweiten meuchelmörder der tötet Gudbrand

Svart hieß ein Mann, der mit seinem Schiffe auf den Minthaksstrand geriet. Er war ein Hebride von Geschlecht, ein großer und starker Mann, und nicht nach dem Sinn der Leute. Er rettete sich aus dem Schiffbruch. Aber als die Leute merkten, was für ein Mensch er war, gab es keinen, der ihn aufnehmen wollte, und er zog durch die Gaue, bis er zu Ottar kam, und bat ihn um Aufnahme und Schutz. Der antwortete: " Ein Mann wie du scheint mir's nicht verdient zu haben, daß man ihm nicht hilft, und ich will dich aufnehmen, denn du bist kein unansehnlicher Mann, und ich verspreche mir große Unterstützung von dir." Jener sagte, das verdiene er.

Svart hatte einiges Vermögen. Er hielt sich nun bei Ottar auf, und es dauerte nicht lange, da sprach dieser zu Svart: "Ich will dich nach Norden ins Seetal nach Tempel senden. Da wohnt ein Mann mit Namen Ingolf. Der ist mein Rechtsgegner und hat mir vielerlei Beleidigungen zugefügt, und ich bekomme kein Recht gegen ihn. Freilich ist er ein angesehener Mann; aber



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ich denke, du wirst nach meiner Anleitung wohl glücklich die Rache vollbringen, denn du gefällst mir gut." Svart sagte, er sei dort gewesen, wo nicht jeder hätte sein mögen; meinte, es sei auch wahrscheinlich, daß er Erfolg haben werde sagte, er sei auf Wiking gewesen und aft als einziger davongekommen. Die beiden wurden handelseins, daß Svart Ingolf Hand oder Fuß abschlagen oder Gudbrand töten solle, wenn er an Ingolf nicht herankommen könne; Ottar aber solle ihm Winterquartier geben und ihm außer Landes helfen. Dagegen sollte Svari selbst für sich sorgen, wenn er den Auftrag nicht zustande brächte, oder in seine Heimat reisen. Ein Schiff stand auf dem Weißachenstrand ; dort kaufte sich Ottar Waren und gab sie Svart mit, bestellte ihm auch einen Mann zur Begleitung, dazu zwei Pferde, gab ihm Bescheid über die Siedlungen, oder welche Wege er am besten nach oder von Norden führe.

Svart reiste, bis er in die Engelwurz täler 1 kam; da lud er die Pferde ab und stellte seine Waren hin, die Pferde aber gingen auf die Weide. Svart kam zu Fuß eines Morgens frühe nach Tempel; Ingolf stand draußen und schäftete Speere. Svart grüßte Ingolf und sagte, er habe schlechte Reise gehabt, sagte; zwei Pferde seien ihm auf der Heide davongelaufen, die Waren aber lägen da, eine Kiste und ein Reisesack; und erbat Ingolf; ibm Männer mitzugehen, die mit ihm suchten oder seine Waren in die Siedlungen brächten; er sagte, er wolle nach Norden in den Inselfjord und sagte, er sei vor einigen Wintern zu Hrafnagil das heißt an der Rabenkluft; gewesen. Ingolf sagte: es seien jetzt wenig Leute auf dem Hofe, — "aber ich will schon gar nicht gehen, und scher' dich auf der Stelle weg." "Dann wirst du mich doch auf die Straße begleiten und mir den Weg zum nächsten Hofe zeigen." Und so geschah es. Er ging mit ihm auf die Straße, und Ingolf nahm sich doch, geleitet von seiner Ahnung, wohl vor ihm in acht, denn Svart wollte immer hinter ihm gehen; er war mit einem Schwert umgürtet, hatte in der Hand einen sehr langen Speer, der war ein langschäftiger



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Federspeer, und der Schaft war mit Eisen umwickelt 1. Svari bettelte uni Aufnahme: Ingolf solle von den Waren soviel haben, wie er wolle, —" du bist ein weitberühmter Mann, und es ziemt dir wohl, Ausländer aufzunehmen, zumal wenn es nicht Gut zum Entgelt fehlt." "Ich pflege fremde Männer nicht zu mir zu nehmen," sagte Ingolf, " die führen sich oft übel auf, und du siehst mir auch danach aus, denn du hast ein häßliches Wesen an dir," und damit wies er ihn schnell von sich, sagte, er wolle nichts mit ihm zu schaffen haben, und wandte sich um,

Svart sog weiter und kam zu Gudbrand und erzählte ihm dieselbe Mär. Gudbrand sprach: "Ihr führt euch nicht gut auf, ihr fremden Leute; aber holen lassen will ich deine Waren, und dann wasen wir uns über deinen Aufenthalt nach Gutdünken einig werden." Sie gingen und fanden die Waren, aber sie dachten, die Pferde müßten weggelaufen sein; sie fanden sie bald. Gudbrand holte alles zu sich und nahm Svart auf.

Als das Ingolf erfuhr, besuchte er seinen Bruder: seine Handlungsweise scheine ihm unvorsichtig, — "und ich wünschte, er zöge von dannen." Gudbrand sagte, er hoffe, daß der Mann ihm nicht zum Schaden bestimmt sei, und sagte, er habe sich seit seiner Ankunft nicht so aufgeführt. Ingolf erwiderte : "Dann sind wir hierüber verschiedener Meinung, denn mir sieht er wie ein gedungener Mörder aus, und es wird sich herausstellen, daß er ein Schurke ist. Ich will nicht, daß er bei dir ist, denn meine Ahnung verkündet mir Böses über ihn; vorsicht scheint mir besser." Aber daraus wurde doch nichts, und er blieb den Winter über da.

Aber ums Frühjahr, als der Sommer kam, führte Gudbrand sein Gesinde auf den Sommerhof, 2 und es wurde angeordnet, daß die Hausfrau allein reiten solle, Gudbrand und Svart aber beide auf einem Pferde, und swar sollte Svart hinten aufsitzen . Als sie aber zu den Mooren kamen, die jetzt Svartbergsmoore



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1 heißen, sank das Roß unter ihnen ein, und Gudbrand bat Svart, sich hinten von dem Pferde herabgleiten zu lassen. Und das tat er; und wie nun Svari sah, daß Gudbrand sich nicht wahrte, senkte er seinen Speer. Dag sah die Frau und rief: "Wahr dich vor dem Hunde, er will dich verraten und töten." Und in diesem Augenblicke stieß Svart den Gudbrand mit dem Speere unter den Arm und gleich in die Brusthöhle. Gudbrand konnte noch sein Schwert ziehen; er schwang es nach ihm und hieb ihn mitten durch.

Die Frau kam zum Säter und erzählte den Tod der beiden. Das war für alle eine traurige Nachricht.

Ingolf erfuhr dies und sagte, es sei nach seiner Ahnung ergangen, und machte sogleich die Klage gegen Ottar beim Allthing wegen Mordanschlags gegen sich und seinen Bruder anhängig . Als die Leute zum Thinge gekommen waren, wurde ein vergleich vorgeschlagen, aber der war sehr schwer bei Ingolf durchzusetzen. Doch weil viele gutgesinnte Männer sich ins Mittel legten, und zweitens auch, weil Ingolf selbst seinen vergleich mit Ottar wegen seiner Besuche bei valgerd nicht gehalten hatte, da nahm er den vergleich an; für den Mordanschlag gegen Gudbrand wurden drei Hundert 2 Silbers gezahlt ; dann sollte auch der Vergleichsbruch gegen Ottar in dem Valgerdprozeß niederfallen. Darauf trennten sie sich und waren versöhnt.

Ingolf hatte zwei Söhne von seinem Weibe, die hießen Surt und Högni. Sie waren beide tüchtige Männer. Ingolf galt als ein großer Häuptling und trat offenbar in vielen Dingen in die Fußspur seines vaters. Olaf von Habichtskluft begann damals sehr zu altern.


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