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Vier Skaldengeschichten


Übertragen von Felix Niedner

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


4. Hallfred und Gris

Jetzt sandte War Botschaft zu Gris, und dieser kam nach Marstedt. War sprach: "Ich habe eine Heirat dich. Du sollst um Rolfinna, Avaldis Tochter, werben. Dort fehlt es nicht an Geld, und das gibt eine gute Heirat. Man sagt mir aber, daß Ottars Sohn Hallfred stets mit ihr liebelt." Dies geschah, bevor Ottar nach Süden zog.

Nun kamen War und Gris zu Avaldi. Es waren im ganzen sieben Mann. Die stellten draußen ihre Speere bin. Gris' Spieß aber war goldbeschlagen. Nun saßen sie zum Gespräch nieder; und War unterstützte Gris' Werbung. Avaldi sprach: "So mag denn Mars Wille geschehen, wenn ihr es so haben wollt, und ich werde euch nicht abweisen." In diesem Augenblick kam Hallfred mit seinen Leuten und sah die Spieße. Hallfred sagte: "Hier sind augenscheinlich Männer von weither gekommen. Wir wollen unsre Rosse einstellen. Ich werde zu Rolfinna ins Frauengemach gehen." Dies tat er. Er setzte sich zu Kolfinna und fing sie, wer da angekommen wäre. " An denen hier werde ich keine Freude haben. Sie werden um dich Seien, und ich glaube, das wird nicht gut ausschlagen." Kolfinna sprach: "Laß die Männer da drinnen doch ihr Geschäft abmachen." Er



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sagte: "Mich dünkt, dir gefällt neuerdings dein Freier besser als ich."Hallfred setzte sie sich draußen an der Wand des Frauengemaches aufs Knie und sprach so mit ihr, daß alle, die aus dem Hause gingen, es sehen mußten. Er sog sie an sich und küßte sie hin und wieder.

Nun kamen Gris und seine Leute heraus. Da sprach er: "Was sind das für Leute, die hier an der Wand des Frauengemaches sitzen und so vertraut miteinander tun:" Gris war sehr schwachsichtig und trübäugig. Avaldi sagte: "Das ist Hallfred und meine Tochter Rolfinna." Gris frug: "Geht das oft so her "Häufig ist's so", sprach Avaldi" ,du wirst aber diese Ungebühr nun abstellen müssen. Sie ist ja jetzt deine Braut." Sris erwiderte: "Das ist ja klar, er sucht jetzt mit mir Hader, und dies hier geschieht aus Prahlerei." Nun gingen Gris und die Seinen zu ihren Pferden. Da sprach Hallfred: "Du sollst wissen, Gris, daß ich dein Feind sein werde, wenn du auf dieser Heirat bestehst." War erwiderte: "Deine Rede, Hallfred, hat kein Gewicht in dieser Sache. Über die Heirat seiner Tochter hat doch Avaldi zu verfügen." Da sprach Hallfred die Weise:



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Euer Zorn, ihr zagen
Zaub'rer, kaum wiegt, glaub' ich!
Mehr euer tück'scher Trug nicht
Taugt in meinen Augen,
Als der Grimm des gramvoll 'n
Greisen Hofhunds, reist ein
Wandrer zu der Wohnung:
Wichte, hört, was ich dichte:

Auch kümmert es mich gar nicht, Opfer-Miar", fügte Hallfred hinzu, " was du dazu sagst." Mar erwiderte, wenn er ihn im Liede verspotte, dann sollte er harten Widerstand finden. Hallfied versetzte, er könne seine Worte brauchen, wie es ihm gutdünke, und sprach weiter diese Weise:

Schildvolks Bänd'ger, scheel'n Augs
Scheints, droht ihr voll Feindschaft.



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Freit nicht, Freunde, — mein Rat ist Fein —Avaldis Einz'ge. Rolfinna als kühl ja Kannten alle Mannen. Fest hält an der Holden Hallfreds Geist des Skalden 1.

Dann ritt Hallfred fort und war gar zornig. Da sagte War: "Reiten wir ihnen nach!" Das taten sie. Sie waren neun zusammen . Avaldi hatte ihnen noch zwei Mann gegeben. Olaf, Hallfreds Ziehvater, dachte sich, daß Sris und War Hallfed verfolgen würden, daher sandte er ;u Ottar um eine Zusammenkunft , und da sie sich trafen, sagte ihm Olaf, Hallfred würde wannen nötig haben.

von Hallfred ist nun zu erzählen, daß er nur zu zweit ritt, während die neun Männer hinter ihm her waren. Hallfred sah die Nachsetzenden und sprach: "Wir wollen nicht länger tun, als ob wir fliehen." Sie waren bei einem waldigen Hügel angelangt. Dort machten sie sich kampfbereit und hoben Steine von der Erde auf zur Abwehr. Nun kamen Gris und seine Begleiter heran, um sie anzugreifen, aber sie wehrten sich aufs mannhafteste. Doch geschah es auch hier, wie es im Sprichwort heißt: "Keiner kommt auf gegen viele." Hallfred und sein Begleiter wurden gefangen genommen und beide gebunden . Da sagte Gris: "Hier reiten Männer auf uns zu. Es sind nicht weniger als dreißig. Unser Sieg kann leicht von kurzer Dauer sein." So kehrten Gris und seine Leute um und ritten eilig davon über den Fluß. Am andern Ufer war eine Felsschlucht ; gut zur verteidigung. Da machten sie halt. Nun kam auch Ottar mit seinen Leuten zum Fluß. Sris grüßte den Ottar und frug, was er wolle. Ottar rief: "Wo ist mein Sohn Hallfred" Gris sagte: "Er ist gebunden, aber nicht erschlagen an dem Steinhügel, wo wir kämpften." Ottar sagte:"Schmählich habt ihr an ihm gehandelt. Willst du mir die Entscheidung in eurer Sache überlassen Gris sagte, seine Rede werde für ihn



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großes Gewicht haben. So verglichen sie sich dann daraufhin und schieden für jetzt.

Ottar ritt nun den Weg zurück, traf Hallfred und seinen Gefährten und löste sie aus den Fesseln. Ottar sagte: "Ehrenvoll war deine Fahrt nicht, mein Sohn." Hallfred sagte, er könne sie nicht rühmen und frug, ob sein Vater Gris getroffen habe. Ottar sagte: "Ja," und erzählte ihm, daß sie sich vergleichen würden. Hallfred erwiderte:"Mich kümmert es nicht, Vater wie deine Entscheidung in meiner Sache ausfällt, wenn Gris nur die Rolfinna nicht erhält." Ottar sagte: "Gris soll die Frau haben, da er sich mir anvertraut hat 1, du aber, Sohn, sollst ins Ausland gehn und dir größeren Ruhm erwerben." Hallfred sagte: Wem soll ich trauen, wenn mein Vater mir untreu wird: Jetzt muß es zuerst dahin kommen, daß ich den Gris zum Zweikampf herausfördere, sobald ich ihn sehe."

Da ritt Ottar heim, Hallfred aber nach Haukagil. Dem Olaf schien der Ausgang der Sache schlecht. Er traute Hallfred nicht zu, daß er den Vergleich halten würde, und sandte Botschaft zu Ottar, daß ihm die Lage sehr schwierig dünke. Da kam eine Botschaft zu Hallfred, sein Vater wäre krank, er wolle ihn sehen und sein Testament machen. Hallfred kam, und nun ließ Ottar ihn in Fesseln legen. "Es sind zwei Möglichkeiten," sagte er, "entweder du bleibst in Fesseln oder du gibst mir allein die Entscheidung in deiner Angelegenheit." Hallfred sagte Du änderst dein Betragen gegen mich doch nicht: entscheide denn lieber, als daß ich bier gefesselt bleibe." Da wurde Hallfred von den Fesseln befreit. War hielt die Hochzeit von Gris und Kolfinna in seinem Hause ab, dann sog sie mit Gris auf sein Gehöft in Geißschart. Rolfinna empfand gegen Gris keine große Zuneigung.

Olaf auf Haukagil trieb seinen Zieh sohn Hallfred immerfort zur Auslandsfahrt an. "Ich werde dir Geld geben," sagte er, "daß du dich vor tüchtigen Männern sehen lassen kannst. Auch sein Vater trieb ihn sehr zur Auslandreise an. Ottar traf die Entscheidung in der Rechtssache zwischen ihm und Gris und



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sprach Hallfred hundert Silbers zu. Hallfred wollte das nicht haben und sagte: "Ich sehe deine Liebe zu mir, Vater du hast die Verfügung darüber. Aber, sagt mir eine Ahnung, ich werde noch durch vieles hindurchmüssen." Ein Jahr später zog Ottar nach Nordachtal.


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