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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


40. Kjartan und Bolli in Norwegen

Asgeir hieß ein Mann, er wurde genannt Brausekopf. Er wohnte auf Asgeirsa im Vidttal. 1 Er war der Sohn des Audun Skökul; der kam als erster seines Geschlechts nach Island und nahm das Vidital in Besitz. Ein zweiter Sohn des Audun hieß Thorgrim Graukopf; er war der Vater des Asmund , des vaters des Grettir. Asgeir Brausekopf hatte fünf Kinder. Der älteste Sohn hieß Audun, der Vater des Asgeir, des vaters des Audun, des vaters des Egil, der Ulfeid; die Tochter Eyjolfs des Lahmen zur Frau hatte; ihr Sohn war



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Eyjolf der auf dem Allthing erschlagen wurde. Der zweite Sohn des Asgeir hieß Thorvald, seine Tochter war valla, die der Bischof Isleif 1 zur Frau hatte; ihr Sohn war der Bischof Gizur. Der dritte Sohn des Asgeir hieß Kalf. Alle Söhne Asgeirs waren stattliche Männer. Kalf, Asgeirs Sahn, war in dieser Zeit auf Seereisen und galt als ein sehr trefflicher Mann. Eine Tochter Asgeirs hieß Thurid; sie war vermählt mit Thorkel Kuggi, dem Sohne des Thord Brüller; ihr Sohn war Thorstein. Die zweite Tochter des Ao geir hieß Hrefna; sie war das schönste Mädchen der ganzen Gegend dort im Norden und allgemein verehrt, Asgeir war ein einflußreicher Mann.

Einstmals, wird erzählt, begab sich Kjartan, Olafs Sohn, auf eine Reise südwärts nach dem Borgarfjord; van seiner Reise wird nichts berichtet, bis er nach Borg kam. Dari wohnte Thorstein, Egils Sohn, sein Mutterbruder. Bolli war mit auf der Reise, denn so große Liebe war unter den Ziehbrüdern, daß sie es nicht ertragen konnten, von einander getrennt sein. Thorstein nahm Kjartan mit aller Freundlichkeit auf und sagte, er wurde ihm Dank wissen, wenn erdort bliebe, je länger je lieber. Kjartan hielt sich in Borg eine Zeitlang auf. Zu dieser Jahreszeit lag ein Schiff auf an der Mündung des Gufuwassers; 3 das gehörte Kalf, dem Sohne des Asgeir. Er war den Winter über als Gast bei Thorstein, dem Sohne Egils, gewesen. Kjartan sagte Thorstein heimlich, bei seiner Reise nach dem Süden habe er hauptsächlich den Zweck gehabt, das halbe Schiff von Kalf zu kaufen; ich habe Lust auszureisen," — und er fragte Thorstein, wie Kalf denke. Thorstein sagte, er glaube, Kalf sei ein ehrlicher Geselle: Es ist ja leicht zu begreifen, Neffe, sagte Thorstein, "daß es dich gelüstet, fremder Leute Lebensweise kennen zu lernen; deine Reise wird unter allen Umständen merkwürdig sein; deme verwandten setzen viel aufs Spiel, je nachdem deine Reise ausgeht." Kjartan sagte, es würde schon gut ablaufen. Darauf kaufte Kjartan das halbe Schiff von Kalf, und sie schlossen eine Genossenschaft zu gleichen



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Teilen. Kjartan sollte zehn Wochen nach Sommersanfang an Bord kommen. Kjartan wurde mit Geschenken aus Borg entlassen . Er und Bolli ritten dann beim. Und als Olaf von diesem neuen Vorhaben erfuhr, meinte er, daß Kjartan sich schnell dazu entschlossen habe, sagte aber, er wolle ihn nicht hindern.

Einige Zeit darauf ritt Kjartan nach Laugar und sagte Gudrun, daß er ausreisen wolle. Gudrun sprach: "Schnell hast du dich dazu entschlossen, Kjartan." Sie sägte noch einige Worte darüber hinzu, aus denen Kjartan entnehmen konnte, daß Gudrun nicht damit zufrieden war. Kjartan sprach:"Laß dir das nicht mißfallen, ich will dafür etwas anderes tun, was dir lieb ist." Gudrun sagte: "So halte dein Wort, denn ich will gleich aussprechen, was ich begehre."Kjartan bat sie, das zu tun. Gudrun sprach: "So laß mich mit dir ausreisen diesen Sommer, dann hast du deinen hastigen Entschluß bei mir wieder gut gemacht; denn ich liebe Island nicht." "Das kann nicht sein," sagte Kjartan, deine Brüder sind noch unselbständig , und dein Vater ist alt, sie wären aller Fürsorge beraubt, wenn du das Land verlassen wolltest. Warte auf mich drei Winter. 1 Gudrun sagte, darüber könne sie kein versprechen abgeben, und jedes blieb bei seinem Sinn, und so schieden sie von einander. Kjartan ritt heim. —

Olaf ritt zum Thing im Sommer. Kjartan ritt mit seinem Vater von Hjardarholt nach Süden und sie trennten sich im Nordraial. 2 Von dort ritt Kjartan zum Schiff und sein Vetter Bolli begleitete ihn. Zehn isländische Männer waren es im ganzen zusammen, die sich Kjartan angeschlossen hatten und sich alle von Kjartan aus Liebe zu ihm nicht trennen wollten. Kjartan ritt sum Schiff mit diesen Gefährten. Kalf, Asgeirs Sohn, begrüßte sie herzlich. Großes Gui brachten Kjartan und Bolli für die Reise mit. Sie arbeiteten nun daran, alles fertig zu machen, und gleich, sobald sie Fahrwind hatten, segelten



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sie ab, den Borgarfjord hinaus vor einem leichten, günstigen Wind, und dann in See. Sie hatten gute Fahrt und erreichten Norwegen im Norden in der Höhe von Thrandbeim, 1 hielten landeinwärts auf Agdenäs 2 und trafen da Leute, mit denen sie sprechen und sie nach Neuigkeiten fragen konnten. Es wurde ihnen erzählt, daß ein Herrscherwechsel stattgefunden habe im Lande, Jarl Hakon war tot, und König Olaf, Tryggvis Sohn, an seine Stelle getreten, und ganz Norwegen hatte sich ihm unterwarfen. 3 König Olaf gebot Glaubenswechsel in Norwegen; die Leute stellten sich sehr verschieden dazu. Kjartan und seine Gefährten segelten hinein nach Nidaros 4 mit ihrem Schiffe.

In dieser Zeit waren manche isländische Männer von Bedeutung in Norwegen. An den Hafenbrücken 5 lagen drei Schiffe, die alle Isländern gehörtem Ein Schiff gehörte Brand 6 dem Freigebigen, dem Sohne des Vermund, des Sohnes des Thorgrtm; das zweite Schiff gehörte Hallfred, dem Schwierigkeits dichter; ; 7 das dritte Schiff gehörte zwei Brüdern, der eine hieß Bjarnt, der andere Thorhall, sie waren die Söhne des Skeggi von Breida aus Fellshverfi im Ostlande.

Alle diese Männer hatten die Absicht gehabt, im Sommer nach Island zu segeln, aber der König hatte ein Fahrtverbot auf alle diese Schiffe gelegt, weil die Männer den Glauben nicht annehmen wollten. Alle isländischen Männer begrüssten Kjartan herzlich , besonders aber Brand, denn sie kannten sich gui von früher her. Die Isländer hielten nun Rat zusammen, und es wurde



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unter ihnen beschlossen, den Glauben abzuweisen, den der König verkündete, und zu diesem Bunde gehörten alle die vorhergenannten. Kjartan und seine Gefährten legten nun ihr Schiff an die Hafenbrücke und löschten die Ladung und bestimmten über ihre Waren.

König Olaf war in der Stadt. Er erfuhr die Ankunft des Schiffes und zugleich, daß da manche bedeutende Männer sich auf dem Schiffe befanden.

Es war im Herbst an einem schönen Tage, daß die Männer aus der Stadt gingen um im Nidsiuß zu schwimmen. Kjartan und die andern sahen das. Da sagte Kjartan zu seinen Genossen, sie wollten auch zum Schwimmen gehen und heute an dem vergnügen teilnehmen. Das taten sie. Ein Mann leistete da bei weitem das beste. Kjartan fragte Bolli, ob er sich im schwimmen versuchen wolle gegen den Mann aus der Stadt. Bolli antwortete: "Ich glaube, das übersteigt meine Kräfte. Ich weiß nicht. wo dein Ehrgeiz hingekommen ist, sagte Kjartan, so werde ich es versuchen." Bolli antwortete: Das magst du tun, wenn du Lust hast." Kjartan warf sich nun in den Fluß und schwamm zu dem Manne, der sich als besten gezeigt hatte, und tauchte gleich mit ibm unter und hielt ihn unten eine Zeitlang, dann ließ ihn Kjartan hinauf. Und als sie eine kurze Zeit sich oben gehalten hatten, da packte der Mann Kjartan und zog ihn nach unten, und sie blieben länger unten, als es Kjartan gebürlich schien; dann kamen sie wieder nach oben. Sie sprachen kein Wort mit einander. Zum dritten Male fahren sie nieder. bleiben nun am allerlängsten unten, und Kjartan konnte sich kaum noch denken. wie dieses Spiel enden sollte, und meinte noch niemals so in der Klemme gewesen zu sein. Endlich kain es, daß sie wieder emportauchten und an Land schwammen. Da sprach der Mann aus der Stadt: Wer bist du, Fremder Kjartan nannte seinen Namen. Der mann aus der Stadt sagte: "Du bist ein guter Schwimmer, bist du auch in andern Fertigkeiten ebenso ausgebildet wie in dieser:"Kjartan antwortete, aber etwas zögernd: "Man redete davon, als ich in Island war, daß ich auch noch in andern gleiches leistete, aber nun hat sich gezeigt, wie wenig diese wert



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ist." Der Mann aus der Stadt sagte: " Es kommt doch darauf an, mit wem du es tun gehabt hast, warum Sagst du mich gar nicht:"Kjartan sagte: "Ich kümmere mich nicht um deinen Namen." Der Mann aus der Stadt sagte: "Beides ist wahr, du bist ein tüchtiger Mann und du benimmst dich sehr hochmütig ; aber nichts desto weniger sollst du meinen Namen erfahren , und gegen wen du im Schwimmen gekämpfst hast: Hier steht König Olaf, Tryggvis Sohn." Kjartan antwortete nichts und wandte sich sofort zum Geben, er war ohne Mantel, in einem roten Scharlachsrock. Der König war da fast völlig angesogen, er rief Kjartan nach und bat ihn, nicht so schnell wegzugehen. Kjartan kam zurück, aber ziemlich zögernd. Da nahm der König seinen guten Mantel von den Schultern, gab ihn Kjartan und sagte, er solle nicht ohne Mantel zu seinen Leuten zurückkehren. Kjartan dankte dein König für die Gabe und ging zu seinen Leuten und wies ihnen den Mantel. Seine Leute bezeigten darüber keine Freude, sie meinten, er habe sich damit ziemlich in die Macht des Königs gegeben; und es blieb nun still.

Das Wetter wurde hart im Herbst; es war starker Frost und kalte Zeit. Die Heiden sagten, es sei nicht zu verwundern, daß das Weiter sich schlecht änließe, — das ist die Strafe für die neuen Erfindungen des Königs und diesen neuen Glauben, worüber die Götter zornig geworden sind." Die Isländer waren alle zusammen den Winter über in der Stadt. Kjartan war so gut wie ihr Anführer. Das Wetter besserte sich, und es kamen die Männer in großen Scharen auf das Gebot des Königs zur Stadt. viele Männer in Thrandheim hatten das Christentum angenommen, aber jene bildeten doch bei weitem die mehrzahl, die dagegen waren. Eines Tages hielt der König ein Thing ab in der Stadt, auf dem Sande an der Flußmündung 1 , und sprach über den Glauben zu den Männern, eine lange und lebhafte Rede. Die von Thrandbeim waren heerstark und boten dem Könige Kampf an. Der König sagte, sie



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sollten nur wissen, daß er sich habe schon gegen größere Übermacht schlagen müssen, als gegen die Bauernkerle in Thrandbeim. . Da sank den Bonden das Herz, und sie überließen alles der Gewalt des Königs, und viel Volk wurde getauft. Und dann wurde das Thing geschlossen.

An demselben Abende sandte der König Leute zur Herberge der Isländer und befall den Spähern in Erfahrung zu bringen , was man da redete. Sie kamen zur Herberge. von innen hörte man lustiges Lärmen. Da nahm Kjartan das Wort und sagte zu Bolli Bist du geneigt, Vetter den Glauben anzunehmen, den der König verkündet: "Ich bin nicht dazu geneigt," antwortete Bolli, denn mir kommt ihre Religion zu weichlich vor. Kjartan fragte: Schien euch der König etwas von Drohungen merken zu lassen gegen alle, die sich seinem Willen nicht unterwerfen wurden:" Bolli antwortete: Es war für uns nicht der Schatten eines Zweifels, daß er sie mit schwerer Strafe bedrohte ." Keines Mannes Zwang will ich mich ergeben, sagte Kjartan, solange ich aufrecht stehen und die Waffen führen kann; das kommt mir auch schwächlich vor, wie ein Lamm aus der Hürde oder wie ein Fuchs aus der Falle holen zu lassen. Viel besser scheint mir etwas anderes, wenn einer doch einmal Kerben soll: vorher eine Tat zu vollbringen, die noch lange nachlebt. Bolli Sagte:"Was will tun:" Das werde ich nicht verschweigen," sagte Kjartan, — "den König in seinem Hause verbrennen. "Das nenne ich allerdings nicht schwächlich," sagte Bolli" ,aber es wird nicht ausgeführt werden können nach meiner Ansicht; dem Könige wird das Glück und die Vorsehung zur Seite stehen; außerdem hat er eine zuverlässige Wache um sich, Tag und Nacht." Kjartan sagte, die Kühnheit wanke d ch gelegentlich bei den meisten, wenn sie auch noch so tapfere Männer seien. Bolli erwiderte, das sei durchaus noch nicht sicher, wer da den größeren oder geringeren Mut habe Aber die meisten fielen ein und sagten, das sei alles unnötiges Gerede. Und als die Königsmannen das vernommen hatten, gingen sie fort und berichteten dem Könige das ganze Gespräch.

Am Morgen darauf ließ der König ein Thing gebieten, dazu wurden auch alle Isländer geladen. Und als das Thing



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eröffnet war, stand der König auf und dankte allen Männern für ihr Kommen, die seine Freunde sein wollten und seinen Glauben angenommen hätten. Darauf ließ er die Isländer vor sich kommen. Der König fragte sie, ob sie zur Taufe gehen wollten. Sie zeigten wenig Neigung dazu. Der König sagte, dann würden sie sich in eine Lage bringen, die ihnen unbehaglicher sein könnte — " aber wem von euch schien es denn das rätlichste, mich in meinem Hause zu verbrennen?' Da antwortete Kjartan: "Ihr werdet vielleicht denken, daß dem Manne, der das gesagt hat, der Mut mangeln könnte, es zu bekennen; aber hier könnt Ihr ihn sehen." "Sehen kann ich dich," sagte der König" ,einen Mann, der keine kleine Gedanken hat. Aber es wird dir nicht beschieden sein, mein Haupt in den Staub zu legen; reichlich hättest du verdient, daß ich dich verhinderte; noch andere Könige deshalb mit verbrennung zu bedrohen , weil man dir eine bessere Lehre darbietet. Doch weil ich nicht weiß, ob es dir Ernst war mit deiner Rede, und weil du ehrlich dich zu deinem Wort bekannt hast, will ich dir nicht das Leben nehmen wegen dieser Sache. Es ist auch möglich, daß du dem neuen Glauben um so fester anhängen wirst, weil du heftiger als andere gegen ihn sprichst. Ich kann mir ferner denken, daß es ganze Schiffsbesatzungen sein werden, die an dem Tage den Glauben annehmen, an dem du dich ungezwungen taufen läßt. Auch scheint es mir wahrscheinlich, daß eure verwandten und Freunde viel auf das geben werden. was ihr ihnen erzählen werdet. wenn ihr wieder in Island seid; es sagt mir meine Ahnung, daß du, Kjartan, eine bessere Religion haben wirst, wenn du aus Norwegen absegelst, als da du ber- kamst. Gebt nun in meinem Schutz und Frieden, wohin ihr wollt, aus dieser versammlung; ich werde euch nicht zum Christenmm swingen bei dieser Gelegenheit. denn Gott spricht: er wolle nicht, daß jemand gezwungen zu ihm komme. 1

Der Rede des Königs folgte großer Beifall, doch am meisten bei den Christen; aber die Heiden überließen es Kjartan, zu antworten, wie er für gut hielt.



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Da sprach Kjartan: "Danken wollen wir Euch, König, dafür, daß Ihr uns guten Frieden gebt, und auf die Weise kannst du uns am besten locken, den neuen Glauben anzunehmen, wenn du uns vergibst, was wir verbrochen haben, und alles in Freundlichkeit begehrst, gerade an dem heutigen Tage, da Ihr unser Schicksal ganz in der Hand habt; und, was mich angeht, denke ich nur so deinen Glauben anzunehmen, daß ich dann Thor gering achten würde im nächsten Winter, wenn ich nach Island komme." Da sagte der König und lächelte dabei:"Man sieht das an Kjartans Wesen, daß er mehr vertrauen bat auf seine Kraft und seine Waffen, als auf die Macht Thors und Odins." Darauf wurde das Thing geschlossen. viele reizten den König auf, als einige Zeit vergangen war, Kjartan und seine Leute zum Glauben zu swingen, und erklärten es gefährlich, so viele Heiden in der Nähe des Königs zu lassen. Der König antwortete ihnen zornig und sagte, er glaube, es gäbe viele Christen, die nicht von so edler Gesinnung seien wie Kjartan und seine Gesellen: — "auf solche Leute will ich geduldig warten."

Der König ließ manches Nützliche ausführen in diesem Winter, er ließ eine Kirche bauen und die Stadt sehr erweitern. Die Kirche war zur Weihnachtszeit fertig. Da sagte Kjartan, sie wollten so nahe an die Kirche gehen, daß sie sehen könnten, was die Leute da trieben, die den christlichen Glauben hätten-viele stimmten dem bei und sagten, das müßte sehr unterhaltend sein. Kjartan ging nun dahin mit seiner Schar und Bolli auch Hallfred war dabei und viele andere von den Isländern. Der König sprach über den Glauben vor den Leuten, eine lange und lebhafte Rede, 1 und bei den Christen war großer Beifall nach seinen Worten. Und als Kjartan mit seinen Gefährten in die Herberge zurückgekehrt war, wurd e eifrig darüber gesprochen , welchen Eindruck ihnen der König gemacht hatte an dem Fest, daß die Chi isten als ihr zweithöchstes ansehen, — "denn der König sagte, so daß wir es hören konnten, daß heute Nacht der Häuptling geboren ist, an den wir nun glauben sollen, wenn wir tun, wie der König uns gebietet." Kjartan



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sagte: So gut gefiel mir der König gleich beim ersten Male, als ich ihn sah, daß ich sofort merkte, er sei ein ganz hervorragender Mann, und das ist später immer gleich geblieben, wenn ich ihn bei Männer zusammenkünften gesehen habe aber am allerbesten hat er mir doch heute gefallen, und ich bin fest davon überzeugt, daß es zu unserm besten ist, wenn wir glauben, das sei der wahre Gott, den uns der König verkündet, und nun kann der König nicht eifriger wünschen, daß ich den Glauben annehme, als ich, mich taufen zu lassen, und nur das eine hält mich ab, jetzt gleich zum Könige zu gehen, daß der Tag weit vorgeschritten ist; denn nun wird der König bei Tisch sitzen, es wird aber ein ganzer Tag drauf gehen. wenn wir Landsleute allesamt getauft werden sollen." Bolli stimmte dem bei und sagte, Kjartan möge allein entscheiden, was geschehen solle.

Was Kjartan mit seinen Gefährten gesprochen hatte, war dem Könige bekannt geworden, ehe die Tische weggebracht waren, denn er hatte seine Vertrauensmänner in allen Herbergen der Heiden. Der König war darüber aufs höchste er Kent und sagte: "Kjartan hai das Sprichwort bestätigt: hohe Feste, heilbringende Zeit." Und am nächsten Morgen gleichen der Frühe; als der König zur Kirche ging, trat ihm Kjartan auf der Straße mit einer grasen Schar von Männern entgegen. Kjartan begrüßte den König in freundlicher Ergebenheit und sagte, daß er ihm etwas wichtiges mitzuteilen habe Der König erwiderte seinen Gruß und sagte, er wisse schon ganz genau Bescheid — "und dieser dein Wunsch soll gern erfüllt werden." Kjartan bat den König, er möge nun nicht Gagern, sich nach Taufwasser umzusehen , und sagte, man würde ziemlich viel Wasser dazu brauchen. Der König antwortete und lächelte dabei: Ja, Kjartan," sagte er, "hierbei würde Eigenwilligkeit keine Schwierigkeiten machen, auch wenn du schwerer zu gewinnen wärst." Darauf wurden Kjartan und Bolli getauft und ihre ganze Schiffsgenossenschaft und eine Menge anderer Männer. Es war am zweiten Weihnachtstage vor dem Gottesdienste. Darauf lud der Kanig Kjartan zum Weihnachtsfest ein und ebenso Bolli, seinen Beuer. Die allgemeine Erzählung ist, das



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Kjartan an dem selben Tage ein geschworener Mami König Olafs geworden sei, an dem er das Taufkleid ablegte, und Bolli mit ihm, Hallfred wurde an diesem Tage nicht getauft, weil er sich das ausbedang, daß der König selbst sein Pate sein sollte; der König verstand sich dazu an dem nächsten Tage. Kjartan und Bolli blieben beim Könige die übrige Zeit des Winters. Der König schätzte Kjartan höher als alle andern Männer wegen seiner Familie und seiner Tüchtigkeit, und allgemein wird erzählt, Kjartan sei dort so beliebt gewesen, das er keinen Neider innerhalb der königlichen Gefolgschaft hatte; ebenso sagten alle, daß noch nie ein solcher Mann aus Island gekommen sei, wie Kjartan. Auch Bolli war ein sehr tüchtiger Mann und hochgeschätzt bei allen wackeren Leuten. So ging nun dieser Winter bin. Und als der Fruhling gekommen war, rüsteten sich die Männer zur Abreise, jeder nach seinem Vorhaben.


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