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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


81. Thorbjörn macht sich auf, Grettir zu töten

Thorbjörn Angel saß nun daheim auf seinem Hofe Vidvik und war sehr unzufrieden darüber, daß er Grettir nicht erschlagen konnte. Und als gui eine Woche vergangen war, seit die Alte den Klotz zauberkräftig gemacht hatte, kam sie zu Thorbjörn und Sagte, ob er nicht Lust hätte, Grettir zu besuchen.

Er sagte, er hätte zu nichts weniger Lust als dazu. "Oder willst du ihn treffen, liebe Ziehmutter:" sagte Thorbjörn.

Ich will ihn nicht treffen," antwortete die Alte. "Aber ich habe ihm meinen Gruß geschickt, und ich hoffe, er hat ihn erreicht. Und ich rate dir, daß du dich so schnell wie möglich zu ihm aufmachst, sonst glaube ich, daß du niemals ihn überwältigst ."

Thorbjörn antwortete: So viele schimpfliche Reisen habe ich dorthin unternommen, daß ich dorthin nicht wieder gehe. Und schon das allein genügt, mich davon abzuhalten, daß ein so stürmisches Wetter ist, daß man nicht einmal dahin reisen kann, wohin man muß."

Sie entgegnete: "Ganz unvernünftig bist du, wenn du dafür



Thule-Bd.05-213 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

nicht Mittel und Wege findest. Nun muß ich dir abermals einen Rat geben. Geh zuerst hinund sammle Leute und reit dann nach Hof zu deinem Schwager Halldor und frag ihn um Rat. Wenn ich etwas Schuld habe an Grettirs Gesundheitszustand, ist es dann so unwahrscheinlich, daß ich schuld bin an dem gelinden Winde, der zurzeit weht:

Thorbjörn dünkte es wohl möglich, daß die Alte doch weiter sah 1 als er glaubte, und er schickte sogleich Boten zu den Leuten im Bezirk. Aber er erhielt sofort die Antwort, daß keiner von denen, die ihm ihren Anteil an der Insel abgetreten hatten, ihm irgendwelche Hilfe leisten wollte; sie sagten, Thorbjörn sollte beides haben, den Anteil an der Insel und den Angriff auf Grettir. Tungu-Stein gab ihm zwei Begleiter; sein Bruder Hjalti sandte ihm drei Mann; Eirik in Guddalir schickte ihm einen Mann. Er selbst hatte sechs Mann. Sie ritten nun zu Zwölfen aus Vidvik nach Hof. Halldor bot ihnen Herberge an und fragte nach Neuigkeiten. Thorbjörn setzte es ihm genau auseinander. Er sagte, daß seine Ziehmutter ihn aufgereizt hätte.

"Das wird nicht zu einem guten Ergebnis führen, denn war zauberkundig, und das ist nun verboten.

"Man kann es nicht immer so genau damit nehmen, ant- wartete Thorbjörn. "Aber jetzt soll unsere Sache so oder so ein Ende haben, wenn ich zu bestimmen habe; aber wie soll ich es anstellen, nach der Insel zu kommen:"

"Ich sehe wohl," sagte Halldor, "daß du auf etwas vertraust, aber ich weiß nicht, ob es gut ist. Aber willst du nun deinen Willen durchsetzen, so begib dich nach Haganes in Fljot zu meinem Freunde Björn, er hat eine gute Schute. Sag ihm in meinem Namen, daß er dir das Boot leiht. Von da könnt ihr nach Drangey hinüber segeln. Aber gefährlich dünkt mich eure Fahrt, wenn Grettir gesund und frisch ist. Ihr wißt: besiegt ihr ihn nicht in ehrlichem Kampfe, so hat er genug Leute, die sich seiner Totschlagssache annehmen werden. Tötet nicht Jllugi, wenn ihr anders könnt. Aber es kommt mir vor, als sei das, was ihr vorhabt, unchristlich."



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Halldor gab ihm sechs Mann als Begleitung mit. Der eine hieß Kar, der zweite Thorleif, der dritte Brand; die Namen der übrigen find nicht genannt. Darauf begaben sie sich acht ehn Mann stark nach Haganes in Fljot und teilten Björn Halldors Botschaft mit. Er sagte, seinetwegen wolle er es gern tun, fügte aber hinzu, Thorbjörn wäre er nichts schuldig; aber die Reise käme ihm ganz unsinnig vor, und er riet ihnen dringend ab, Sie erklärten, daß sie jetzt nicht mehr umkehren wollten sie gingen an den Strand und ließen das Boot in See; das Schiffsgerät befand sich im Schuppen. Sie machten sich fertig zur Abreise. Allen, die an Cand standen, erschien ihre Fahrt unmöglich. Sie hißten die Segel. Die Schute strich schnell über den Fjord. Aber als sie völlig in das tiefe Meer hinaus kamen, flaute der Sturm so ab, daß er ihnen durchaus nicht zu stark vorkam. Sie kamen am Abend in der Dämmerung nach Drangey.


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