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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


37. Grettir tötet vor seiner Abreise nach Norwegen Thorbjörn

Zeitig im Frühjahr kam ein Schiff von Norwegen; es war vor Beginn des Allthings. Die Leute an Bord wußten mancherlei zu erzählen, vor allem, daß ein Häuptlingswechsel in Norwegen stattgefunden hatte. Olaf Haraldsson war König geworden, und der Jarl Svein hatte das Land räumen müssen im Frühjahr nach der Schlacht bei Nesjar. Es wurden viele merkwürdige Dinge über König Olaf erzählt, unter anderem auch, daß er gern alle Männer in sein Gefolge aufnahm, die sich irgendwie auszeichneten. Das waren gute Nachrichten für die jungen Burschen, und sie bekamen große Lust, ins Ausland zu reisen. So ging es auch Grettir. Er wollte auch nach Norwegen fahren und hoffte, sich Ehre und Ruhm bei dem Könige zu erwerben wie alle anderen. Ein Schiff hatte bei Gasir im Eyjafjördr überwintert; Grettir nahm sich einen Platz auf diesem Schiffe und traf Vorbereitungen für die Reise ins Ausland; eine große Ausstattung für die Reise hatte er nicht.

Asmund war nun sehr alt und hinfällig geworden und stand selten von seinem Bett auf. Er und Asdis hatten einen vielversprechenden Sohn, der Jllugi hieß, aber noch sehr jung war. Atli übernahm die Bewirtschaftung des Hofes und die verwaltung des vermögens. Alles schien jetzt viel besser zu gehen, denn Atli war sanftmütig und vorsichtig,

Grettir ritt nach dem Schiffe bin. Auf demselben Schiff hatte



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Thorbjörn Langgereist einen Platz belegt, bevor man wußte; daß Grettir mitfahren wollte. viele rieten nun Thorbjörn davon ab, mit Grettir zusammen zu reisen, aber Thorbjörn erklärte, er führe trotzdem mit. Er machte sich fertig zur Fahrt ins Ausland, wurde aber ziemlich spät fertig. So kam er nach Gaseyri, als das Schiff schon klar zur Abfahrt da lag. Bevor Thorbjörn aufgebrochen war, war Asmund Härulang, Grettirs Vater krank geworden und hatte das Bett hüten müssen. Thorbjörn kam am Abend nach dem sandbedeckten Strande. Man sollte gerade speisen und war dabei, sich die Hände draußen an den Buden zu waschen. Als Thorbjörn durch den Seien Platz zwischen den Buden 1 hindurch ritt, begrüßte man ihn und fragte ihn nach Neuigkeiten.

Er sagte, er wüste nichts zu erzählen, " es sei denn, daß ich glaube, der Kämpe Asmund auf Bjarg ist jetzt tot."

viele meinten, da wäre ein angesehener Bauer von hinnen gefahren. Aber wie ist es zugegangen Sagten sie

Er antwortete: Es ist dem Kämpen schlecht ergangen; er erstickte wie ein sund im Stubenrauche; aber groß schade um ihn ist es nicht; denn er war vor Alter ganz kindisch."

Sie antworteten: "Du redest unpassend über einen Mann wie Asmund! Und das würde Grettir nicht behagen, wenn er es hörte."

"Das kümmert mich nicht," sagte Thorbjörn. "Grettir muß sein Schwert höher schwingen als im letzten Sommer auf dem Hrutafjardarhals, wenn ich Angst vor ihm haben soll."

Grettir hörte jedes Wort, das Thorbjörn sagte, aber ließ sich nichts merken, solange er redete; jedoch als er schwieg, sagte er: "Das weissage ich dir, Langgereist sagte er, "daß du nicht im Stubenrauch stirbst, aber es kann auch kommen, daß du nicht ein hohes Alter erreichst; unpassend ist es. höhnische Worte über einen schuldlosen Mann zu äußern."

Thorbjörn sprach: Das soll mich nicht abhalten; aber mich dünkt, daß du minder große Worte gebrauchst, damals als



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wir dich aus den Händen der Männer von Melr 1 erlösten, die dich durchprügelten wie eine Kuh." Grettir sprach da diese Weise:



***
28
Wundenschlangen —Schwinger! 2
Schnell die Zunge schnellt dir,
Rache für rasches Reden
Leicht den Frevler erreicht.
Mancher Mann verübte
Minder schwere Sünde
Langgereist! Sein Leben
Ließ er bald für diese.

Thorbjörn sprach: "Deine Redereien bringen mich nicht dem Tode näher."

Grettir antwortete: "Meine Weissagungen pflegen bald in Erfüllung zu gehen, und so wird es auch diesmal der Fall sein. Nimm dich darum in acht wenn du willst; später wird es eine bessere Gelegenheit nicht geben."

Danach hieb Grettir nach Thorbjörn; dieser wollte den Hieb mit dem Arm abwehren. Der Hieb traf den Arm oberhalb des Handgelenkes. und von da sprang das Schwert nach dem Halse, so daß der Kopf vom Körper getrennt wurde. Die Kaufleute sagten, dieser Mann teilte gewaltige Hiebe aus, solche Männer wären geeignet, um bei einem König in den Dienst zu treten; aber es dünkte sie kein großer Schade, daß Thorbjörn erschlagen war, denn er war zanksüchtig und spottlustig gewesen. Balddarauf stachen sie in See und kamen gegen Ende des Sommers nach Hördaland in Norwegen. Hier hörten sie, daß König Olaf Nördlich in Drontheim war. Grettir verschaffte sich einen Platz an Bord eines Handelsschiffes, denn er wollte zum König.


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