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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


128. Die verschworenen umstellen den Hof

Nun redete Flosi mit seinen Leuten:"Jetzt wollen wir nach Bergthorsbühl reiten und vor Nachtanbruch dort sein." So machten sie es. In dem Bühl war ein Tal 1, in das ritten



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sie und banden dort ihre Pferde an und verweilten dort, bis es tief in den Abend hinein ging. Flosi sagte: "Jetzt wollen wir zu den Gebäuden gehn und geschlossen vorrücken und langsam und wollen sehen, was sie anfangen."

Njal stand vor dem Haus und seine Söhne, Saari und die Mannsleute alle, und stellten sich auf dem Haussteig 1 auf, und es waren an die dreißig Mann. Flosi blieb stehn und sagte: "Jetzt wollen wir acht geben, was sie anfangen; mir will nämlich scheinen, wenn sie draußen stehn bleiben, werden wir nie über sie Meister." "Dann stehts schlimm mit uns,"sagte Grani Gunnarssohn, " wenn wir uns nicht getrauen sollten, sie anzugreifen!" "So solls auch nicht sein," sagte Flosi: " wir werden vorgehn, obschon sie draußen stehn; aber so teuer wird uns das kommen, daß viele nicht davon zu erzählen haben werden, wer Sieger bleibt!"

Njal sagte zu seinen Söhnen: "Was schätzt ihr, wieviel Mannschaft sie haben?" "Sie haben starke Mannschaft und halten straff zusammen," sagte Skarphedin; " aber doch bleiben sie jetzt stehn. weil sie sich sagen, sie hätten einen schweren Stand gegen uns." "Das wirds nicht sein," sagte Njal: "ich möchte lieber, daß man hineinginge; denn gegen Gunnar von Haldenende hatte man schon einen schweren Stand, und er war doch allein; aber hier sind die Gebäude so fest, wie sie dort waren, und sie werden nicht Meister drüber werden." "Das ist nicht auf die Art aufzufassen," sagte Skarphedin:" den Gunnar überfielen Häuptlinge, die so anständig waren, daß sie lieber umkehren wollten als ihn drinnen verbrennen; die hier aber werden uns sogleich mit Feuer angreifen, wenn sies auf andre Art nicht können; denn sie werden alles dran setzen, daß sie mit uns fertig werden: sie werden sich sagen, was ja auch nicht unwahrscheinlich ist, daß es ihr Tod sei, wenn wir entkommen. Ich hab auch keine Lust, mich drinnen rösten zu lassen wie einen Fuchs in der Höhle." Njal sagte: "Jetzt wirds gehn wie auch schon, daß ihr Söhne mich überstimmen werdet und nichts auf mich geben. Aber als ihr noch jünger waret, tatet ihr das nicht; und da fuhrt ihr besser." Helgi sagte: "Machen wirs, wie Vater



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will! Das wird uns am besten bekommen.""Das weiß ich nicht so gewiß,"sagte Skarphedin" ,denn er ist jetzt todgeweiht. Aber den Gefallen kann ich meinem Vater gern tun, mit ihm zu verbrennen, denn ich bin nicht bange vor meinem Tod."

Er sagte dann zu Kari: "Halten wir brav zusammen, Schwager , so daß keiner sich von dem andern trennt!' "So hab ich mirs gedacht," sagte Kari" ,aber wenn uns anderes verhängt ist, wird sich das erfüllen müssen, und man wird nichts dagegen tun können." "Räche du uns, und wir wollen dich,"sagte Skarphedin, " wenn wir überleben." Kari sagte, so solle es geschehen . Sie gingen dann alle hinein und stellten sich unter den Türen auf. Flosi sagte: "Jetzt sind sie todgeweiht, da sie hinein gegangen sind. Wir wollen jetzt schleunigst vors Haus gehn und uns so dicht wie möglich vor den Türen aufstellen und acht geben, daß sich keiner davonmacht."

Flosi und seine Schar kamen nun vors Haus und stellten sich rings um die Gebäude auf, den Fall, daß etwa Geheimtüren da wären. Flosi mit seinen Leuten trat vorn ans Haus. Hroald Özurssohn sprang vor, da wo Skarphedin stand, und stach nach ihm. Skarphedin hieb ihm die Spitze vom Schaft und hieb dann nach ihm, und die Art fuhr in den Schild und stieß sogleich den ganzen Schild an Hroald heran, aber ihre vordere sacke traf das Gesicht, und er fiel hintenüber, auf der Stelle tot. Kari sagte: " Auch diesmal trafst du nicht daneben, Skarphedin! Du bist doch der kühnste von uns." "Ich weiß nicht, ob ichs bin," sagte Skarphedin, zog die Lippen ein und grinste dazu.

Kari, Grim und Helgi stachen oft mit Speeren hinaus und verwundeten viele, aber Flosis Leute richteten nichts aus. Flosi sagte: "Wir haben schweren Schaden erlitten an unsern Leuten: viele sind verwundet und der erschlagen, dem wirs zuletzt gewünscht hätten. Nun ist es klar, daß wir mit den Waffen nicht Meister über sie werden. Es gibt jetzt manche, die nicht so schneidig vorgehn, wie sie sich stellten. Aber wir werden uns nun doch zu etwas anderem entschließen müssen. Zweierlei siebt nun zur Wahl, und gut ist keins von beidem: entweder wir ziehen ab - und das ist unser Tod; oder wir legen Feuer an



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und verbrennen sie drinnen — und das ist eine schwere verantwortung vor Gott, da wir doch auch Christen sind, Wir wollen denn schleunigst Feuer schlagen lassen."


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