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Felix Niedner Islands Kultur zur Wikingerzeit


Mit 24 Ansichten und 2 Karten

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


3. Islands Skadinavische Heimat

Das norwegische Volk hatte schon drei Stufen seiner Entwicklung hinter sich, als die Scharen körperlich und geistig tüchtiger Männer sich von ihm loslösten, die Island seine erste und einzige Bevölkerung gaben. Von allen dreien nahmen die Isländer bedeutsame Kulturelemente mit in die neue Heimat, um sie dort weiter auszubilden.

Nur karg sind und leicht ins Mythische verlieren sich die Berichte über die nordische Urzeit. Die ältesten Runeninschriften zeigen, daß die skandinavischen Völker damals noch eine Sprache hatten. Sie stand an Bildung und Wohlklang der der Goten nahe, die nach alten Stammsagen den Ursprung ihres Geschlechtes aus dem skandinavischen Norden herleiteten. In ihr lautete der Name für den ältesten Gott Thor noch ähnlich wie unser"Donnerer".

An der großen germanischen Völkerwanderung nahm außer einigen Dänen scharen kein Stamm des nordischen Urvolks teil. Länger als die Südgermanen verhärten die Skandinavier in jenem Urzustande, den wir aus Tacitus' Germania kennen. Doch sind Götter- und Heldenlieder damals wie bei den Goten wohl bei allen Skandinaviern gesungen worden. Schon auf den Denksprüchen der alten Grabmäler erscheint in Runenschrift die stabreimende Strophe, in der wir die ältesten Eddalieder kennen. Nur aus Norwegen, nicht aus Schweden oder Dänemark aber sind solche erhalten.

Dem alten Heldentum der Völkerwanderung standen am nächsten die Dänen. Noch für spätere Zeiten galt König Rolf Krake als der herrlichste Heerfürst des nordischen Altertums. Seine sagenumwobene Königsburg lag auf der Insel Seeland südwestlich von Röskilde. Hier auf Lejre thront der Fürst, umgeben von seinen Recken, die in blutigem Verzweiflungskampf ihren Herrn gegen furchtbare Übermacht verteidigen und seinen Tod rächen. Auch in den Gedichten der deutschen Völkerwanderung ist Mannentreue nicht schöner geschildert. Die Kämpen hadern mit Odin, der den Tod ihres Herrn bestimmt hat. Hier in Dänemark hat dieser südgermanische Gott vor Thor zuerst seinen Platz erhalten.



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Auch bei den Schweden trat früh ein starkes Königtum in den Mittelpunkt des Volkes. Es leitete seinen Ursprung vom Gotte Frey her; der hier noch vor Thor und Odin verehrt wurde. Es war natürlich, daß in der fuchtbaren Ebene von Upland diesem Gott des Erntesegens und der Wohlhabenheit besonders geopfert ward. In Upsala stand das uralte Heiligtum. Das Göttergeschlecht der Vanen, dem Frey angehörte, wurde erst später im Norden in das ältere der Asen aufgenommen, Als Handelsgottheiten waren jene zuerst in Schweden heimisch, Denn von dort aus wurde neben kriegerischen Fahrten zuerst ein Handelsverkehr über die Ostsee eröffnet: das Vorspiel der nordischen Wikingerzüge.

Länger als Dänen und Schweden wahrten die Norweger den Urzustand des nordischen Volkes. Hier fehlte der nachbarliche Einfluß kriegerisch unruhiger Völker wie in Dänemark. Hier gab es kein großes fruchtbares Flachland, das es den Königen erleichterte, das Volk einheitlich zusammen zu halten. Hohe Gebirge schieden die einzelnen Stämme voneinander. Es gab kein Königtum für das ganze Land. Nur Gaufürsten herrschten über die einzelnen Bezirke. Der kriegerische Bauer war selbständig und führte dasselbe Leben von Urväterzeit her. Der alte Donnergott blieb hier Landesgottheit und galt als Beschützer des Bauerntums. Hier sang man von der Fahrt des Gottes zu den Riesen, um den geraubten Blitzhammer wiederzuholen

Das Leben und die Lebensanschauungen dieses norwegischen Bauerntums spiegelt ein altes Spruchgedicht wieder. Nach diesem Eddalied kann man sich noch eine gute Vorstellung von dem nordischen Volkstume machen, wie es in der Vorzeit war. Überraschend ähnlich ist das dichterische Gemälde dem, das die Broschüre des alten Römers von den Südgermanen zeichnete.

Das alte Spruchgedicht schildert den Mann in Tat und Rat, in der Fremde und daheim. Nie soll der Mann ohne Waffen sein, nie stall er es an Klugheit auf dem Thing fehlen lassen. Als Gast wird ihm Takt und Vorsicht, als Wirt Freigebigkeit empfohlen. Daheim gilt Fleiß und Wohlstand als das höchste Gut des Mannes, und der Besitzlose wird bedauert.



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Streng und herb ist die Ethik, die aus den Sprüchen hervorleuchtet . In immer neuen Wendungen wird die Freundschaft empfohlen, wird Treue gegen die Sippe eingeschärft. Aber ebenso stark und unerbittlich soll der Haß gegen den Feind sein. Auch den Freund des Feindes soll man nicht schonen. Hier lebt der Grundgedanke der germanischen Blutrache.

Hochgeschätzt ist das Leben. Jeder, der lebt, selbst wenn er arm und gebrechlich ist, ist besser daran als der Tote. Auf das Diesseits ist das Leben gestellt. Zur bleichen Hcl will niemand hinunter . Der lebt weiter, der im Mund der Leute einen guten Nachruhm hinterläßt. Das Urteil über tüchtige Taten überdauert den Tod. Darin gipfelt des Dichters Weisheit.

Aus dem Schlußwort des Spruchgedichtes spricht vielleicht schon die Reflektion einer späteren Zeit. Die vorgetragene Lebensanschauung aber ist in dem Wesen dieses kraftvollen Bauerntums fest begründet.

In ihm lebt der gleiche demokratische Zug, der auch bei den Südgermanen waltete. Nur eine Aristokratie der Tüchtigkeit und des Geistes wurde anerkannt. Bei den Norwegern ist der Unterschied zwischen Bauern und Edlen geringer gewesen als in den andern skandinavischen Ländern. Nur dies Edelbauerntum konnte später den Stamm hergeben für die isländischen Auswanderer. Es war die beste Kraft germanischen Altertums, die, ermuntert durch den neuen jungfräulichen Boden, auf Island noch einmal die Lebensformen der ältesten Zeit auffrischte.

Ungefähr zur Zeit Karls des Großen traten die drei skndinavischen Länder aus ihrer völkischen Abgeschlossenheit heraus. Übervölkerung und Abenteuerlust trieben die vordem seßhafte Bevölkerung auf die Schiffe. Aus den kriegerischen Bauern unter einheimischen Gaufürsten oder Königen wird das bäurische Kriegervolk, das sich unter der stolzen Losung:"Wir sind alle gleich" zum Wikingertum zusammenfindet. Könige, Edle und Seie Männer bilden auf dem Meere einen neuen Staat. Das plündernde Wikingerschiff und das verkehrfördernde Handelsschiff dieser nordischen Seefahrer erscheint überall. Kriegerische Vorstöße werden durch friedliche Kulturarbeit in den eroberten



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Ländern abgelöst. In der Ferne schweißen sich jene Seehelden bald zerstörend, bald aufbauend ein neues Volkstum.

Zunächst wurde der Osten von den unruhigen nordischen Scharen heimgesucht. Die Schweden hatten schon in den ältesten Zeiten handeltreibend auf den Meeren geschweift. Jetzt führte ihr massenweises Vordringen zu großen Wikingerzügen. Die Küsten Rußlands wurden von ihnen beunruhigt; und die großen Ströme fuhren sie flußaufwärts, teils heerend, teils zu friedlichem Handelsverkehr. Nowgorod war damals Stapelplatz für den Handel nach dem Süden. Der Schwedenhäuptling Rurik war, von den Slawen herbeigerufen, Herrscher im Lande geworden. Um die Zeit, da die ersten Ansiedler zahlreich nach Island strömten, ward Kjew die Hauptstadt des russischen Normannenreiches.

Als die Besiedelung Islands ihrem Ende nahte, blühte längst auch eine dänische Wikingburg im heutigen Pommern, die von dort aus gleichfalls die Länder an der Ostsee kolonisierte.

Der Hauptstrom der dänischen Wikinger aber ergoß sich nach Westen. Am Beginn des neunten Jahrhunderts waren sie die gefürchtetsten Seeräuber unter den Nordländern. Zuerst suchten sie die Scheldemündungen heim. Dann plünderten sie die Küsten Frankreichs. Bekannt sind die langen und erbitterten Fehden, die die westfränkischen Karolinger mit diesen Normannen zu bestehen hatten. Aus dem deutschen Liede auf einen König Ludwig, dem es gelang, einen glänzenden Sieg über die sonst unüberwindlichen Feinde zu erfechten, klingt der furchtbare Schrecken heraus, den sie einflößten. Aus den Taten dieser Wikinger leuchtet die doppelte Belagerung von Paris besonders hervor. um die Mitte der Besiedelungszeit Islands, gegen 900, begannen die Dänen in der Normandie festen Fuß zu fassen. So entsteht wie in Rußland eine schwedische, in Frankreich eine dänische Wikingerkolonie.

Kein anderer Seekönig ist damals so berühmt geworden wie Ragnar Lodenhose. Auf diesen Dänenfürsten und seine Söhne ist in der Folgezeit der ganze Ruhm jener kraftvollen Wikingerzeit gehäuft. Sein Geschlecht brachte man später mit den alten



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Das Tal Hjaltadalur in Nordisland



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Wälsungen, Sigurd und seiner Sippe in Zusammenhang. In der isländischen Saga leben seine Taten, an der Loire in Frankreich und an der Themse in England.

Auch in England spricht sich der gewaltige Schrecken, den man vor den Normannenscharen empfand, im Liede aus. Als ungeheures Ereignis wurde der Sieg des angelsächsischen Königs Athelstan über die gefürchteten Feinde gepriesen.

England, Schottland, Irland und die kleineren britischen Inseln waren der Schauplatz, wo die Dänen auf ihren Zügen mit den Norwegern zusammentrafen. Diese waren, nach Süden vordringend, am spätesten in die neue Bewegung eingetreten .

Meist einte Dänen und Norweger gemeinsamer Kampf gegen die eingesessene angelsächsische oder keltische Bevölkerung. Häufig aber traten auch die von Frankreich aus die britische Inselwelt heimsuchenden Dänen den von Norden andrängenden Norwegerscharen entgegen. Aber selbst aus erbitterten Fehden untereinander gingen doch wieder neue Kolonien hervor. Nordengland blieb trotz der Nähe der Norweger, die Orkkneys und Shetlandsinseln, die Hebriden und Nordschottland besiedelten, doch vorwiegend Domäne der dänischen Eroberung. Noch hundert Jahre später, als Knut der Große von Dänemark sich zum Herrscher Englands aufwarf, war Northumberland der strategische Mittelpunkt der Dänen.

Der Lieblingsplatz der Norweger dagegen war und blieb Irland. Was York in Northumberland den Dänen war, wurde für die Norweger Dublin auf der Grünen Insel. Um die seit, da Island besiedelt wurde, ist hier wie dort eine Zeit der Ruhe und des Friedens angebrochen.

In Northumberland verteilt das dänische Heer sich das Land, und eine stille Ackerbautätigkeit beginnt. Ebenso richten sich im unterworfenen Irland die Norweger häuslich ein.

Auch hier hielten die Norweger an ihrem staatlichen Sondergepräge fest. Ähnlich den alten Gaufürsten daheim herrschten auf Irland eine Reihe kleiner Fürsten an der Rüste. Auch die Norweger traten nach Wikingerart mit der unterworfenen Bevölkerung in Handelsbeziehungen. Aber auch in geistiger Beziehung



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wirkten die phantasievollen Iren auf die Eroberer ein. Eine eigenartige bildnerische Ornamentik ging damals von ihnen auf die Norweger über. In den älteren Eddaliedern von Göttern und Helden findet sich bisweilen irischer Einfluß. Und die charakteristische Dichtung der Wikingerzeit; das Skaldentum , ist dort vielleicht sogar entstanden.

Nur bei den Norwegern haben Eddadichtung und Skaldenpoesie vor Islands Besiedelung schöne Blüten gezeitigt. Hier tritt ein anderer Ton auf als in den alten Sprüchen der Urheimat. Auch die Wikinger haben ihren Seestaat demokratisch geordnet. Auch hier sind kriegerische Tüchtigkeit und geistige Regsamkeit die Kennzeichen höheren Adels. Aber das Abenteuertum schafft doch zu dem seßhaften Bauerntum einen scharfen Gegensatz. Erst jetzt wird Odin der Schutzgott dieser privilegierten Heldenschar und tritt dem Bauerngotte Thor entgegen. Nicht zu Hcl, sondern nach Walhall hofft der wagemutige Wiking zu kommen. Ein schönes Leben winkt dort. "Lachend werde ich sterben", singt Ragnar Lodenhose.

Man muß sich für die sechzig Jahre, in denen Island besiedelt wurde, die Karte Europas gans anders vorstellen als heute. Der nordische Besitz umfaßte damals das gesamte Ostseegebiet und ging weit ins Innere Rußlands. Nordfrankreich und fast das ganze Großbritannien und Irland waren zu jener Zeit in Wikingerhänden. Auf der ganzen Linie dieser nordischen Staatengründungen erfolgten Kulturmischungen und Meinungsaustausch mancher Art.

So ist es natürlich, daß schließlich auch das ferne Island als Siedelungsgebiet in Betracht kam. Und auch den neuen Ansiedlern steckte die Abenteuerlust der alten Heimat im Blute. So seßhaft die isländischen Edelbauern auf ihrer Insel wurden, sie schweiften gern auf Wikingfahrt herum in die andern Länder.

Aber Island war damals, als das alte Bauerntum und das jüngere Wikingertum in Norwegen blühte, ein so gut wie unbekanntes Land.

Vor den norwegischen "Laudnahmemännern" waren nur wenige dort gewesen. Die ersten flüchtigen Besucher waren irische



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Mönche, die dort in Weltabgeschiedenheit lebten. Sie flohen erschreckt, als später die neuen Ansiedler kamen. Sie hatten ja eigentlich nicht kolonisieren, sondern nur ungestört ihren frommen Bußübungen obliegen wollen. Von ihnen hatten die ersten norwegischen Ansiedler keine Kunde gehabt.

Die wenigen Wikinger, die sich vorher nach der Insel verirrt hatten, brachten von dort abenteuerliche und widerspruchsvolle Nachrichten. Man fabelte wohl von der Fruchtbarkeit des neuen Landes und verstieg sich sogar zu der Behauptung, daß dort jeder Halm von Butter triefe. Aber die Namen, die diese ersten Besucher der Insel gaben, warm nicht verlockend. "Schneeland" nannte sie der eine, der einen furchtbaren Schneesturm dort erlebte. Ein anderer gab ihr wegen des vielen Treibeises, das er dort vorfand, den jetzigen Namen"Eisland". Schwerlich hätten so viele edle Bauern ohne einen bestimmten Anlaß die altererbte Scholle der Väter aufgegeben, um in einem völlig unbebauten Lande ein neues Leben zu beginnen. So viele Kulturländer standen den norwegischen Wikingern offen. Kaum wären sie in so großen Scharen in das kulturlose neue Gebiet gezogen, hätte sie nicht die veränderte Lage des Vaterlandes dazu gezwungen.

Der Anlaß zu der massenhaften Besiedlung Islands durch die Norweger lag in der 'Aufrichtung der Alleinherrschaft Harald Haarschöns im Jahre 872.

Dieser aus dem Süden stammende norwegische Kleinfürst war durch eine Tochter des Landes, die er wegen ihrer Schönheit als Gemahlin haben wollte, zur Einigung Norwegens aufgestachelt . Er hatte geschworen, sein Haar nicht zu kämmen, noch zu scheren, bis er dies Königswerk vollbracht habe. Und er hielt den Eid. Nach zehn Jahren war aus dem politisch so zerspaltenen Lande ein fester Staat geworden. Der König kämmte und schor sich und erhielt jetzt seinen geschichtlichen Namen "Haarschön".

Überall bis nach Helgeland im hohen Norden wurden alle Stammeshäuptlinge aus dem Lande vertrieben oder unterworfen . Den Abschluß der blutigen Kämpfe bildete die gewaltige Seeschlacht im Bocksfjord bei Stavanger. Mut diesem Sieg



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Haralds war der letzte Widerstand gebrochen. Wer ohne Gefahr im Lande bleiben wollte, mußte freiwillig zum Königshof wallfahrten, um in des Herrschers Dienste zu treten. Aber viele edle Fürsten und Bauern blieben Haralds Lieblingsresidenz, Lade beim heutigen Drontheim, fern. Ein Königtum, wie es die Schweden und Dänen seit lange hatten, war gerade den Besten der alten Adels- und Bauerngeschlechter von jeher zuwider gewesen.

Noch straffer aber war die neue Königsgewalt, die Harald jetzt aufstellte. Sein Herrscherideal war wie das König Alfred des Großen von England der große deutsche Kaiser Karl.

Aller Besitz im Lande wurde Eigentum des Königs. Die Bauern empfingen es dann wiederum von diesem gegen Abgabe als Lehen. Holzfäller, Salzsieder, Fischer und Jäger sollten ebenso ihre Gerechtsame vom König empfängern Gar manches Eigentum wurde als königliches Kronlehen eingezogen und von Haralds Beamten verwaltet. Die Kleinfürsten und Gauhäuptlinge , die sich dem Könige gefügt hatten, bestätigte dieser gegen Abgaben in ihrer Würde und in ihrem Eigentum. Die erledigten Stellen erhielten des Königs Freunde. Unterkönige und Landesfürsten wurden auch des Herrschers Söhne aus seinen zahlreichen Verbindungen mit Frauen.

Die Härte und Strenge dieses neuen Lehnsstaates wurde einigermaßen gemildert durch den Glanz, den der junge Königshof ausstrahlte. Der rücksichtslose, ja grausame Herrscher war gegen seine Anhänger von bezaubernder Liebenswürdigkeit. Wer ihm Eindruck machte und gefiel, hatte Reichtum und hohe Ehren zu erwarten. Der König zog, wie Karl der Große in Deutschland, im Lande umher, hielt auf seinen zahlreichen Besitzungen Hof und umgab sich mit einem prächtigen Gefolge. Die Träger der in der Wikingerzeit aufgeblühten Skaldendichtung wurden die vornehmsten Hofleute und erhielten die Ehrenplätze an des Königs Tafel. Prächtige Preislieder erklangen sum Ruhme des Herrschers in der Halle. Die glanzvolle Persönlichkeit Haralds trug viel dazu bei, die Masse des Volkes über die verlorene Freiheit und Selbständigkeit deo einzelnen hinwegzutäuschen.



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Die Liebe zu dem Einiger Norwegens und der Haß gegen den Unterdrücker des Landes griffen oft in die besten Familien trennend ein. Gerade weil diesen gegenüber der Herrscher mit so kräftiger Initiative vorging, war keine laue und abwartende Stellungnahme den neuen Verhältnissen gegenüber möglich. Echte altgermanische Bilder sind es, wenn wir im Anfang der alten Sagas die waffenfähigen Mitglieder der vornehmen Familien sich beraten sehen, was zu tun sei.

Diese schicksalsschweren Vorgänge des Haraldischen Zeitalters haben tief in der Erinnerung der Isländer gehaftet. Gerne werden sie als Eingang der eigentlichen Islanderzählung verwendet. Die Form dieser Geschichten, eine schlichte, klare und fesselnde Prosa, haben die Isländer nicht ,wie Eddadichtung und Skaldenpoesie aus der alten Heimat mit hinübergenommen . Die Saga ist erst auf Island entstanden. In ihr spielt auch die Persönlichkeit Harald Haarschöns eine große Rolle.

Die Versuche des Königs, die Besiedelung Islands zu hindern, oder später, die Freiheit des neuentstehenden Volkes anzutasten, mißglückten. Und doch war sein Einfluß auch später noch zu spüren. Bedeutet Haralds Gewaltakt die Geburt des isländischen Volkes, so wurden Einrichtungen des norwegischen Staates doch später vorbildlich bei dem Ausbau des isländischen Freistaates.


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