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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


12. Armer Mann vom Teufel verführt.


Vulliemin, Kanton Waat, S. 51.

Ein armer Mann, der den ganzen Tag über im Walde Reisig gelesen hatte, kehrte Abends spät mit dem schweren Bündel auf dem Rücken und sese große Armuth beklagend nach Haus zurück. Da plötzlich trat ihm ein schwarzgekleideter Mann in den Weg und bot ihm eine große Summe Geldes für seine Seele an. Entsetzt frug der Arme: wer bist du? — Der Teufel! so erschallte die Antwort. Da floh der Unglückliche, doch immer von Stund an, wo er ging und stand, trat ihm derselbe schwarze Mann in den Weg und wiederholte sein Anerbieten, So gedrängt und da seine Armuth von Tag zu Tag drückender ward, gab der arme Mann endlich nach. Da erhielt er von dem Teufel, denn Niemand Anderes war der Schwarzgekleidete, einen feinen Staub und eine schwarze Nadel, mit der er Menschen und Vieh tödten konnte. Das trieb er jedoch nicht lange, denn man faßte bald Verdacht, worauf er als Hexenmeister auf den Scheiterhaufen kam und verbrannt wurde.

Ist der Glaube an die Teufelsbündnisse des siebzehnten Jahrhunderts *) auch verschwunden, so ist jedoch die Erinnerung an die Person des



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Teufels selbst in einzelnen Distrikten des Kanton Waat noch ziemlich lebhaft. Eine Masse verschiedenartiger aus dem Mittelalter stammenderSonntage: ehe das Weihwasser consecrirt worden, in die Kirche geführt und dort habe ich vor ihnen dem Herrn, seinem Glauben, der Taufe und der gesammten Kirche absagen müssen, dann aber dem Meisterlein, denn so und nicht anders nennen sie den Teufel, huldigen müssen. Sie gaben mir darauf aus einem Schlauche von einer Flüssigkeit zu kosten, und so wie ich davon zu mir genommen, fühlte ich in meinem Innern, wie die magischen Bilder in mich kamen und sich an die Gebräuche der Verbindung, die ich eingegangen, knüpften. In dieser Weise bin ich verführt worden, und so auch meine Frau, die ich aber so halsstarrig kenne, daß sie eher den Scheiterhaufen besteigen, als nur das Geringste von der Wahrheit entdecken wird. Es geschah, wie er gesagt, er selber starb mit großer Reumütbigkeit ; das Weib aber, durch Zeugen überwiesen, bekannte nicht das Geringste. Ferner erzählt I. v. Görres von einem Schweizer, Namens Abraham Pollier, der zuletzt als Dragoner in die Dienste des Grafen von Hohenlohe-Pfedelbach trat und das von ihm mit dem Teufel geschlossene Bündniß auf die schrecklichste Art durch Heimholung büßte. Schon lange im Verdacht eines solchen Bündnisses kündete derselbe am 4. April 1684 seinem Wirthe mit betrübtem Muthe an, er habe böse Zeitung erhalten, man werde ihn abdanken. Auf die Erwiderung: wie das sein könne, da ja der Krieg erst recht angehe? antwortete er: nicht mein Herr, sondern der Teufel wird mich abdanken, ich habe Geld darauf genommen! Auf weiteres Nachforschen erwiderte er: wie er mit ihm gegen Vorstreckung solchen Geldes einen Vergleich gestiftet; wollte er aber in Gemäßheit der Bedingungen desselben das Geld wieder erlegen, habe ihm allemal ein Thaler daran gefehlt. Am Abend desselben Tages, wo er also geredet, kam er nach Ausweis amtlicher Untersuchung aus dem Hause und dem Bette, wo er gelegen, hinweg, ohne je wieder heimzukehren. Nach denselben Amtsberichten hat man ihn am andern Tage in der Frühe in etlichen Flecken schreien gehört, also daß er um Hülfe gerufen, und auch zu Gott geschrieen, ihm aber Niemand zugelaufen. Als man daher sein Seitengewehr, Rock und Hut nahe bei Feßbach an demselben Morgen gefunden, seinen Leib hingegen nicht finden können; er aber gleichwohl auch noch an anderen Orten schreiend vernommen worden, so urtheilte man: daß er mit dem bösen Feind gerungen und endlich durch die Luft entführt sei. Später habe man ihn mit umgedrehtem Halse und blauen Flecken auf der Brust im Flusse gefundene und er sei dann unter dem Hochgerichte begraben worden. Aehnlich erzählt auch Tschudi in seiner glarner Chronik S. 632: Im Mai 1677 kam ein fremder Mann, der sich für einen Polaken und seiner Religion wegen für einen Manichäer ausgab, nach Glarus und brachte vor, er habe sich vor vielen Jahren dem Teufel ergeben und es wären ihm nur noch dreißig Tage über bis er von ihm hingerissen werden sollte, daher er sehr ängstlich um Hülfe und um Rath gebeten. Ob diesem Vorbringen war man zu Glarus nicht wenig erschreckt, daher man eilends den Mann gen Zürich recommandirte und ihn fortsendete; konnte aber nachmals nichts mehr von ihm erfahren, außer daß einige zerrissene Stücklein des Recommandationsschreibens, so man ihm mitgegeben, auf gewissen Abwegen in der Nähe von Zürich gefunden worden sein sollen. Vgl. Faust . S. 352.



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Namen, mit denen das Volk noch heute den Fürsten der Finsterniß belegt , sind das sprechendste Zeugniß hierfür. Da sich an diese Namen immer eine gewisse eigenthümliche Vorstellung bindet, kann ich mir die Anführung der hauptsächlichsten nicht versagen. Eine der 'gewöhnlichsten ist l'Anchon, der Alte, dann Grabbi, der Geizhals, Vita erotik, das Klauenthier, Tannai, der Höhlenbewohner, Niton, der Schlaue, und Maffi, der Böse; ferner: 1o Cassaron, der Allesbrecher, Loupgarou, der Währwolf , la Mano, das Gespenst, la Malabithia, das böse Vieh, l'Oze, der Vogel, 10 Tofron, der Herumstreicher, lo Grabethiou, der Allespacker, lo Kian-ne-l 'ou, den Niemand hört, 10 Schautairu, der Luftspringer, 10 Bocan, der Bock, und l'Otro, der Andere, wie er von furchtsamen Fluchern genannt wird. (Vgl. S. 130.)
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