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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


5. Was einem Stadtbürger Freiburgs auf der Johannisbrücke passirte.


Wanderer in der Schweiz, IV. Jahrgang.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ging eines Nachts ein Stadtbürger, Namens Cugniet, über die kleine Johannisbrücke der Stadt Freiburg. Da hörte er auf dem nicht unweit liegenden Oelberg ein außerordentliches Geräusch, wie das Schreien, Wehen und Schlagen der Fische großer Raubvögel, von einem singenden Gesumse begleitet, das hin und wieder durch ein gellendes Gelächter oder liebesüßes Stöhnen unterbrochen wurde. Er lehnte sich an das Geländer der Brücke, und hörte diesem sonderbaren auftritte zu, den er sich nicht erklären konnte, und der nur auf Augenblicke durch das Geplätscher und dem Wellenspiel der Sane unterbrochen wurde; auch schien es ihm, daß hin und wieder rothgelbe oder graugrüne Flämmchen flimmerten, die sich im Kreise schnell bewegten. Unversehens empfing der Neugierige eine äußerst derbe Maulschelle, wie von einer eisernen Hand, daß er vor Schmerz und Schreck "heiliger Joseph!" rief. Da stand plötzlich neben ihm eine ihm wohlbekannte vornehme Frau, welche einen Besenstiel zwischen den Beinen hielt, auf dem sie reitend in die Nacht davon flog und verschwand, nachdem sie ihm einen silbernen Becher, zum Pfand für seine Verschwiegenheit, geschenkt hatte.

Brücken sind oftmals nicht geheuer. So heißt es von einer Brücke zu Brügge (Wolf, deutsche Mährchen u. Sagen, S. 325): ein ehrbarer Bürger, der nur ein Bischen angetrunken war, sei einmal gegen 12 Uhr über dieselbe gegangen; da habe er auf der Mitte ein Weibsbild gefunden, von der er nicht recht gesehen, was sie eigentlich da gethan habe.



Schw.Sagebuch-136 Flip arpa

Der brave Mann wäre auf sie zugegangen, das sei ihm aber schlimm bekommen, denn sie habe ihm einen Backenstreich gegeben und sei dann ins Wasser gesprungen, wo sie verschwunden. Vermuthlich sei sie das Weib eines Wasserteufels gewesen.
Copyright: arpa, 2015.

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