Vo chlyne Lüte
ZWERGENSAGEN
FEEN- UND FÄNGGENGESCHICHTEN AUS DER SCHWEIZ
NEU MITGETEILT VON C.ENGLERT-FAYE
MIT BILDERN VON BERTA TAPPOLET
TROXLER-VERLAG BERN
Die Fänggin Madrisa
Ein Jungknab von Saas fütterte eines Winters auf dem Bergsäß oberhalb des Dorfes seines Vaters Vieh. Da lange Zeit keine Kunde von dem Sohn kam, machte sich der Vater auf und ging nach der Alp,
Vo Chline Luete-039 | Flip | arpa |
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um nachzuschauen, ob ihm vielleicht etwas zugestoßen sei. Er traf den Sohn gerade beim Käsen. Aber wie mußte er staunen über die reiche Fülle von Milch, Butter und Käse, und das Vieh war glatt und glänzend wie selten im Herbst nach einem guten Sommer. Und überdies war der Futtervorrat kaum angebraucht. Das nahm den Alten wunder. «Das hat die Madrisa getan», sagte der Sohn, «die hat mir geholfen, die Habe füttern. Gute Wurzeln und Kräutlein tut sie ins Futter; drum ist das Vieh so prächtig und sind der Molken so viel.» Und er deutete auf das Heulager in der Ecke. Darauf lag ein schönes wildes Mädchen und schlief, und seine langen goldenen Haarflechten hingen über die Lade heraus. Ab den Worten erwachte das Mädchen, erhob sich vom Lager und sprach zu dein Vater: «Ach, warum bist du gekommen? Wäre ich unerkannt geblieben, dein Sohn und ich hätten das Vieh hier gefüttert bis zum Frühling. So aber kann ich nicht länger bleiben. Nun muß ich zurück in Wald und Fels. Leb wohl, Job!» Und schon schwebte sie mit leichten Schritten über den Schnee den Felsnossen zu, die noch heute nach ihrem Namen heißen.
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