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Isländische Märchen


Illustrationen von Angelika Winkler

Märchen europäischer Völker


Ein toter Mann braucht selten ein Messer

Einst wohnte im Norden ein fleißiges Ehepaar. Der Mann war mehr hinter dem Erwerbe her als die Frau; daher reiste er im Herbst nach dem Süden und wollte als Teilhaber an einem Boote die ganze Fischzeit über mit ausrudern. Davon versprach er sich mehr Gewinn, als wenn er zu Hause säße. Es wird nun nichts weiter berichtet über die Leute von der Abfahrt des Bauern bis zur Thorlaksmesse vor Weihnachten; es hatte aber die Frau soeben einen geräucherten Hammeirumpf zum Weihnachtsfeste gekocht. Sie stellte ihn in einem Trog in der Vorratskammer auf ein Brett. Dann verließ sie für einen Augenblick die Kammer und ging entweder in die Wohnstube oder anderswohin. Als sie aber wieder in die Vorratskammer kam, sah sie, daß ihr Mann unterdessen nach Hause gekommen war. Er stand vor dem Brett mit dem Fleischtrog, hielt eine Hammelkeule in der Hand und riß mit den Zähnen das Fleisch vom Knochen herunter. Sie begrüßten einander, allein der Frau kam das sonderbar vor, sie fand es häßlich und wenig fein, wie der Bauer so aus der Hand aß und nagte, und fragte ihn: »Willst du nicht ein Messer haben, Mann?« Da antwortete er: »Ein toter Mann braucht selten ein Messer, sondern er steht und reißt mit den Zähnen.« Und in dem Augenblick verschwand der Mann, so daß die Frau nichts mehr von ihm sah. Als sie aber nach diesem Ereignis die erste Nachricht aus dem Süden bekam, erfuhr sie den Tod ihres Mannes und daß er kurz vor Weihnachten ertrunken sei.


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