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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Eppela Gaila

Zu Drameisel bei Muggendorf saß ein Ritter, dessen Name war Eppelin von Gailingen, der war zugleich ein großmächtiger Zauberer und hatte ein Flugroß, damit sprengte er steile Felswände hinan und hinab, setzte über Heuwagen und berührte kein Hälmlein, setzte über die Wisent und ward nicht naß am Fuß. Zu Gailenreuth war sein Stammhaus, doch hatte er noch viele Burgen im Land umher, und von einer zur andern flog er auf seinem Wunderroß wie der Wind. Auf die Nürnberger hatte der Eppelein einen scharfen Zahn; er umgab sich mit beutesüchtigen Genossen und ritt an ihrer Spitze gar oft in das Nürnberger Stadtgebiet. Da sangen die Kinder von ihm:

Da reit't der Nürnberger Feind aus,
Eppela Gaila von Dramaus.

Oder:

Eppela Gaila von Dramaus
Reit't allzeit zu vierzehnt aus.

Die Vierzehnzahl mochte wohl von alters her im Ostfrankenlande eine geheimnisvolle Bedeutung haben. Als der Eppelein, auf dessen Kopf ein Preis gesetzt war, den die Nürnberger gern selbst verdient hätten, einstmals in Nürnberg auf die Burg gestürmt war und sich dort eingeschlossen und hart bedrängt sah, denn sie hatten das Burgtor zugeschlagen und schrien ihm zu, daß sie ihn nun gleich henken würden, da tummelte er sein Roß mit Fechterhieben und rief:

Die Nürnberger henken keinen,
Sie hätten ihn denn zuvor! —"



283 Ludwig Bechstein Märchen Flip arpa

Er spornte sein Roß zur Mauer nahe beim Luginsland und sprengte die furchtbare Tiefe über Wall und Graben hinab und hinüber und entkam glücklich. Da haben sie hernach mit Staunen die Spuren der Hufeisen angeschaut, die der Rossessprung in der Mauerzinne zurückgelassen.

Als nach manchen gelungenen Handstreichen und kühnen Griffen der Eppelin einmal gen Farnbach kam und zechend in der Herberge lag, bauten die Feinde, denen das verraten war, eine Wagenburg um das Haus, er aber saß zu Roß und sprengte über acht Wagen, aber "überm neunten", so singt ein altes Lied von ihm, "gab er den Giebel auf" Da er nicht weiterkonnte, so opferte er sein Wunderroß, indem er es erstach, und gab sich gefangen.

Das geschah zu Postbauer und im Städtlein Neumarkt, und zwischen Nürnberg und Regensburg ward er mit dem Schwert gerichtet. Sein Andenken lebt unvergessen,


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