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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VOM EBENHOLZPFERD

In alten Zeiten lebte einst ein König, ein mächtiger Herr, ein Fürst von hoher Ehr: der hatte drei Töchter, wie leuchtende Vollmonde anzuschauen und wie blühende Auen, und ein Sohn beglückte ihn, der dem Monde gleich erschien. Während dieser König eines Tages auf dem Throne seiner Herrschaft saß, traten drei weise Männer zu ihm ein, von denen der eine einen goldenen Pfau, der andere ein Horn aus Messing und der dritte ein Pferd aus Elfenbein und Ebenholz bei sich hatte. Da fragte der König sie: ,Was bedeuten diese Dinge? Welchen Nutzen haben sie?' Zuerst hub der Mann mit dem Pfau an: ,Wisse, der Nutzen dieses Pfaus besteht darin, daß er jedesmal, wenn eine Stunde der Nacht oder des Tages vergangen ist, mit seinen Flügeln schlägt und ruft.' Dann fuhr der Mann mit dem



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Home fort: ,Wisse, wenn dies Horn auf das Stadttor gelegt wird, so ist es wie ein Wächter. Sooft ein Feind in die Stadt eindringt, ertönt dies Horn wider ihn; dann wird er erkannt und ergriffen.' Und zuletzt sprach der Mann mit dem Pferde: ,Mein Gebieter, wisse, der Nutzen dieses Pferdes besteht darin. daß es einen jeden Menschen, der auf ihm reitet, in jedes Land bringt, wohin er nur will.' Der König aber erwiderte: ,Ich werde euch meine Gunst erst bezeigen, wenn ich die Kräfte dieser Gestalten erprobt habe.' Darauf erprobte er den Pfau und fand, daß es so war, wie sein Werkmeister gesagt hatte; zu zweit erprobte er das Horn und erkannte in ihm die Kraft, die sein Verfertiger beschrieben hatte. Nun sprach der König zu den beiden Weisen: ,Erbittet euch eine Gnade von mir!' Sie gaben zur Antwort: ,Wir erbitten von dir die Gnade, daß du einen jeden von uns beiden mit einer deiner Töchter vermählst.' Und der König geruhte, den beiden je eine seiner Töchter zu geben. Zuletzt trat der Mann mit dem Pferde vor, küßte den Boden vor seinen Füßen und sprach zu ihm: ,O größter König unserer Zeit, gewähre auch mir die Gunst, die du meinen Gefährten erwiesen hast!' Doch der König erwiderte: ,Zuerst muß ich das, was du mir gebracht hast, erproben.' In dem Augenblicke trat der Sohn des Königs vor und sprach: ,Vater, ich möchte dies Pferd besteigen und erproben und seine Kraft prüfen.' ,Mein lieber Sohn,' antwortete der König, ,erprobe es, wie du willst!' Da bestieg der Prinz das Pferd und drückte ihm seine Fersen in die Flanken, aber das Tier rührte sich nicht vom Fleck. Drum rief er: ,O du Weiser. wo ist denn die Schnelligkeit des Pferdes, die du von ihm behauptest?' Der Weise trat zu dem Prinzen heran, zeigte ihm die Schraube für den Aufstieg und sprach zu ihm: ,Dreh diesen Wirbel!' Als der Prinz das getan hatte, siehe, da bewegte



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das Pferd sich und flog mit dem Prinzen zu den Wolken des Himmels empor, und es flog immer weiter, bis es den Augen entschwand. Nun ward der Prinz durch seine Fahrt beunruhigt, er bereute, daß er das Pferd bestiegen hatte, und rief: ,Der Weise hat eine List ersonnen, um mich zu verderben. Doch es gibt keine Macht und es gibt keine Majestät außer bei Allah dem Erhabenen und Allmächtigen!' Darauf begann er alle Glieder des Pferdes genau zu betrachten, und während er so Umschau hielt, erblickte er etwas, das einem Hahnenkopfe gleichsah, auf dem rechten Bug des Pferdes, und ebenso auch auf dem linken Bug. Da sagte er: ,Ich sehe kein besonderes Merkmal an ihm als diese beiden Knöpfe.' Und er drehte den Knopf, der auf dem rechten Bug war; aber nun stieg das Pferd nur noch schneller mit ihm in den Luftraum empor. Sofort wandte er sich von ihm ab und blickte nach dem linken Bug; er schaute jenen anderen Knopf an und drehte ihn, und alsbald wandelten sich die Bewegungen des Pferdes vom Aufstieg zum Abstieg. Ganz langsam ließ er sich mit ihm immer weiter zur Erde hinab, während der Prinz schon um sein Leben besorgt war. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 358. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Bewegungen des Pferdes, als der Prinz den linken Knopf gedreht hatte, sich vom Aufstieg zum Abstieg wandelten, und daß es sich ganz langsam mit ihm immer weiter zur Erde hinabließ, während jener schon um sein Leben besorgt war. Sowie der Prinz dessen gewahr wurde und nun die richtigen Kräfte des Pferdes erkannte, ward sein Herz von hoher Freude erfüllt, und er dankte Allah dem Erhabenen für die Gnade, die Er ihm erwiesen



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hatte, als Er ihn vor dem Verderben behütete. Den ganzen Tag über stieg das Pferd hinab; denn als es aufgestiegen war, hatte es sich weit von der Erde entfernt. Dabei wandte der Prinz den Kopf des Pferdes beim Abstieg, wie es ihm beliebte; bald flog er abwärts, bald stieg er wieder auf, ganz wie er wollte. Und als er mit dem Pferde alles erreicht hatte, was er wünschte, da näherte er sich mit ihm der Oberfläche der Erde, und er schaute nach, was für Länder und Städte dort waren, die er nicht kannte, da er sie in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Und unter dem, was er sah, befand sich auch eine Stadt, die wunderschön gebaut war, inmitten saftig grüner Flächen, reich an Bäumen und Bächen. Er dachte nach und sprach: ,Wüßte ich doch, wie diese Stadt heißt und in welchem Lande sie liegt!' Dann begann er jene Stadt zu umkreisen, und er betrachtete sie von rechts und von links. Da aber der Tag bereits zur Rüste ging und die Sonne sich dem Untergange nahte, so sagte er sich: ,Ich finde doch keinen schöneren Ort zum Übernachten als diese Stadt. Drum will ich hier die Nacht zubringen; und morgen früh will ich zu den Meinen und in mein Königsschloß zurückkehren, und dann will ich den Meinen und meinem Vater berichten, was sich zugetragen hat, und ihnen alles kundtun, was meine Augen gesehen haben.' Alsbald suchte er nach einem Platze, an dem er für sich und sein Pferd eine sichere Unterkunft finden könnte, ohne daß ihn jemand sähe. Und wie er so umherschaute, erblickte er plötzlich mitten in der Stadt ein hochragendes Schloß; das war von einer großen Mauer mit hohen Zinnen umgeben. Da sagte sich der Prinz: ,Sieh da, das ist eine schöne Stätte', und er begann den Abstiegswirbel des Pferdes zu drehen; nun ließ es sich mit ihm ganz hinab, bis es sanft auf der Dachterrasse des Schlosses landete. Sogleich stieg



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er vom Pferde, dankte Allah dem Erhabenen und begann rings um das Pferd zu gehen und es genau zu betrachten; dabei sprach er: ,Bei Allah, wer dich in dieser Art erschuf, ist fürwahr ein weiser Meister! Wenn Allah der Erhabene meinem Leben noch eine Spanne Zeit gewährt und mich wohlbehalten in mein Land und zu den Meinen zurückkehren läßt und mich mit meinem Vater wieder vereint, so will ich diesem Weisen jede Wohltat gewähren und ihn durch die höchsten Gnaden ehren.' Dann blieb er auf der Dachterrasse des Schlosses sitzen, bis er sicher war, daß die Leute schliefen. Da aber Hunger und Durst ihn quälten, zumal er seit der Trennung von seinem Vater keine Speise gekostet hatte, so sagte er sich: ,In einem Schlosse wie diesem kann es nicht an dem fehlen, was zum Leben nötig ist'; und er ließ das Pferd an seiner Stelle und schritt hinunter, um etwas zu suchen, das er essen könnte. Da fand er zuerst eine Treppe; die stieg er hinunter und gelangte dann in einen Hof, der ganz mit Marmor ausgelegt war. Er bewunderte diesen Raum und seine schöne Bauart; aber er hörte in jenem Schlosse keinen einzigen Laut, noch sah er ein Menschenwesen traut. Ratlos blieb er stehen und schaute nach rechts und nach links, ohne zu wissen, wohin er sich wenden sollte. Schließlich sagte er sich: ,Ich kann nichts Besseres tun als zu der Stätte zurückkehren, an der mein Pferd steht, und bei ihm die Nacht zubringen. Morgen früh will ich wieder aufsitzen und davonreiten.'— —<

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 359. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz sich sagte: ,Ich kann nichts Besseres tun als die Nacht bei meinem Pferde zubringen. Morgen früh will ich wieder aufsitzen und



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davonreiten.' Während er nun so dastand und solche Worte zu seiner Seele sagte, sah er plötzlich, wie ein Licht auf die Stätte zukam, an der er stand; und als er genauer auf jenes Licht schaute, erblickte er bei ihm eine Mädchenschar, und unter ihnen eine Maid an Schönheit reich, mit einem Wuchse dem Auf' gleich; die war wie der volle Mond, wenn er strahlend am Himmel thront, wie der Dichter von ihr gesagt hat:

Sie nahte ungeahnt, als kaum die Nacht gesunken,
Ein Vollmond, der am dunklen Himmelsrand erscheint,
Die Schlanke, keine gleichet ihr von den Menschenkindern,
In der sich hohe Schönheit mit reinem Wesen eint.
Ich rief, als meine Augen auf ihre Schönheit blickten:
Ihn, der den Menschen schuf aus Tropfen', preise ich.
Vor aller Menschen Augen' schütz ich sie durch die Worte:
Zum Herrn der Morgenröte und Menschen flucht ich mich.'

Jene Maid aber war die Tochter des Königs dieser Stadt; und ihr Vater liebte sie zärtlich und hatte ihr in seiner Liebe zu ihr dies Schloß bauen lassen. Immer, wenn ihr die Brust beklommen war, ging sie dorthin mit ihren Sklavinnen und blieb dort ein oder zwei Tage oder noch länger; danach kehrte sie dann in ihr Serail zurück. Nun hatte es sich getroffen, daß sie an jenem Abend kam, um sich zu ergehen und aufzuheitern; und so schritt sie denn dahin, inmitten ihrer Sklavinnen und begleitet von einem Eunuchen, der mit einem Schwerte umgürtet war. Als sie in das Schloß eingetreten waren, breiteten sie die Teppiche aus und zündeten das Räucherwerk an; und dann spielten sie und waren guter Dinge. Während sie sich so dem Scherz und der Freude hingaben, stürzte plötzlich der Prinz auf den Eunuchen, schlug ihm ins Angesicht und warf



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ihn zu Boden; dann riß er ihm das Schwert aus der Hand. eilte auf die Mädchen zu, die bei der Prinzessin waren, und trieb sie nach rechts und nach links auseinander. Als die Prinzessin ihn in seiner vollen Schönheit erblickte, rief sie: ,Bist du es etwa, der gestern bei meinem Vater um mich warb und den mein Vater abwies, indem er vorschützte, du habest ein häßliches Aussehend Bei Allah, dann hat mein Vater gelogen, als er solche Worte sprach! Du bist in Wahrheit schön.' Es hatte nämlich der Sohn des Königs von Indien um sie bei ihrem Vater geworben, und der hatte ihn abgewiesen, weil er häßlich anzusehen war. Und da die Prinzessin nun glaubte, der Prinz sei jener Brautwerber, so ging sie auf ihn zu, umarmte ilm und küßte ihn und setzte sich mit ihm nieder. Aber die Sklavinnen riefen: ,Herrin, dies ist doch nicht jener, der bei deinem Vater um dich geworben hat! Jener ist häßlich, aber dieser ist lieblich; jener, der dich von deinem Vater zur Gemahlin erbat und von ihm abgewiesen wurde, ist nicht einmal wert, ein Diener dieses Jünglings zu sein. Ja, Herrin, dieser junge Mann ist von hohem Ansehen.' Dann gingen die Mädchen zu dem Eunuchen, der noch immer auf dem Boden dahingestreckt lag, und weckten ihn; erschrocken sprang er auf und suchte nach seinem Schwerte, fand es aber nicht. Da sagten die Sklavinnen zu ihm: ,Der Mann, der dir das Schwert genommen und dich zu Boden geworfen hat, sitzt neben der Prinzessin.' Nun hatte der König jenen Eunuchen zum Hüter für seine Tochter eingesetzt, aus Furcht vor den Wechselfällen der Zeit und vor der Schicksale Unbeständigkeit. Darum eilte jener Eunuch sofort zu dem Vorhang und hob ihn empor; als er nun die Prinzessin mit dem Prinzen im Gespräche sitzen sah, sprach er zu dem Prinzen: ,Mein Gebieter, bist du ein Mensch oder ein Geisterwesen?' Der aber rief: ,Weh dir,



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du unseligster aller Sklaven, wie kannst du dich so weit vergehen, die Söhne der Perserkönige als ungläubige Teufel anzusehen?' Und mit dem Schwerte in der Hand, fuhr er fort: ,Ich bin der Eidam des Königs; er hat mich mit seiner Tochter vermählt, und er hat mir befohlen, zu ihr zu gehen!' Wie der Eunuch diese Worte aus seinem Munde vernahm, sagte er: ,Mein Gebieter, wenn du wirklich ein Mensch bist, wie du behauptest, so kommt sie nur dir allein zu, und du bist ihrer würdiger als irgendein anderer.' Dann lief er zum König, indem er laut schrie, sich die Kleider zerriß und Staub auf sein Haupt streute. Als der König ihn schreien hörte, rief er ihm zu: ,Was ist dir widerfahren? Du machst mir das Herz erbeben; drum antworte mir rasch und fasse dich kurz!' .O König,' erwiderte der Eunuch, ,komm deiner Tochter zu Hilfe! Ein Teufel aus der Geisterwelt hat sich ihrer bemächtigt in Gestalt eines Menschen, der das Aussehen eines Prinzen hat. Halt ihn fest!' Wie der König solche Worte von ihm hörte, beschloß er ihn zu töten, und er fuhr ilm an: ,Wie konntest du meine Tochter so außer acht lassen, daß dieser Dämon zu ihr kam?' Darauf begab der König sich zu dem Schlosse, in dem seine Tochter war, und wie er dort ankam, sah er die Sklavinnen umherstehen und fragte sie: ,Was ist denn mit meiner Tochter geschehen?' ,O König,' antworteten sie, ,während wir bei ihr saßen und nichts ahnten, stürzte plötzlich der Jüngling da auf uns zu, der dem Vollmonde gleicht und dessen Antlitz so schön ist, wie wir noch keines je gesehen haben, und er hielt ein gezücktes Schwert in der Hand. Wir fragten ihn, wer er sei, und da behauptete er, du habest ihn mit deiner Tochter vermählt. Weiter wissen wir nichts; wir wissen auch nicht einmal, ob er ein Mensch oder ein Geisterwesen ist. Doch er ist keusch und von feiner Sitte, und er tut nichts Unziemliches.'



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Nachdem der König ihre Rede vernommen hatte, kühlte sich sein Zorn; ganz langsam hob er den Vorhang auf und schaute hin, und da sah er den Prinzen neben seiner Tochter sitzen im trauten Gespräch, den Jüngling von einer Gestalt an Schönheit reich und mit einem Antlitze dem leuchtenden Vollmonde gleich. Nun konnte der König sich nicht mehr halten, aus Eifersucht um die Ehre seiner Tochter; er hob den Vorhang hoch empor, trat mit dem gezückten Schwerte in der Hand ein und stürzte sich auf die beiden wie ein Wüstendämon. Als der Prinz ihn erblickte, fragte er die Prinzessin: ,Ist dies dein Vater?' ,Ja!' erwiderte sie. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 360. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz, als er den König mit dem gezückten Schwerte in der Hand einem Wüstendämon gleich hereinstürzen sah, die Prinzessin fragte: ,Ist dies dein Vater?' und daß sie erwiderte ,Ja!' Dann sprang er auf, nahm sein Schwert in die Hand und schrie den König mit einem so furchtbaren Schrei an, daß er ihn starr machte. Und er wollte schon mit dem Schwerte über ihn herfallen; aber der König erkannte, daß der Jüngling stärker war als er selbst, und so stieß er sein Schwert wieder in die Scheide und blieb ruhig stehen, bis der Prinz dicht vor ihm stand, und redete ihn höflich an mit den Worten: ,Jüngling, sag, bist du ein Mensch oder ein Geisterwesen?' Doch der Prinz rief: ,Achtete ich nicht das Gastrecht deines Hauses und die Ehre deiner Tochter. so vergösse ich dein Blut! Wie kannst du mich mit den Teufeln versippen, mich, einen Prinzen von den Söhnen der Perserkönige, die dich, wenn sie dir dein Reich nehmen wollten, herabstürzen könnten vom Throne deiner Macht und Herrlichkeit



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und dir alles rauben, was in deinen Landen ist weit und breit.' Als der König seine Worte vernahm, erschrak er vor ihm und war um sein Leben besorgt, und er sprach: ,Wenn du einer von den Söhnen der Könige bist, wie du sagst, wie konntest du dann ohne meine Erlaubnis in mein Schloß eindringen und meine Ehre bloßstellen, indem du zu meiner Tochter gingst und vorgabst, du seiest ihr Gemahl, und auch behauptetest, ich hätte dich mit ihr vermählt, ich, der ich schon Könige und Prinzen erschlagen habe, als sie bei mir um sie freiten? Wer kann dich nun aus meiner Macht befreien, da meine Sklaven und Diener, wenn ich sie rufe und ihnen befehle, dich zu töten, auf der Stelle dich hinrichten würden? Wer soll dich aus meiner Hand erretten?' Doch als der Prinz solche Reden aus dem Munde des Königs hörte, rief er: ,Wahrlich, ich wundere mich über dich und über die Kürze deines Verstandes! Sag, kannst du dir für deine Tochter einen besseren Gemahl wünschen als mich? Hast du je einen gesehen, der mich überträfe an Herzensfestigkeit, an Würde und Herrscherherrlichkeit, an Garden und Mannen im Kriegerkleid?' ,Nein, bei Allah,' erwiderte der König, ,doch ich wünsche, du junger Held, daß du sie vor Zeugen von mir zur Gemahlin erbittest, auf daß ich dich öffentlich mit ihr vermählen kann; denn wenn ich dich heimlich mit ihr vermähle, so würdest du mich durch sie entehren.' Da hub der Prinz wieder an: ,Jetzt hast du trefflich gesprochen. Aber wenn nun, o König, deine Sklaven und Diener und Krieger wider mich zusammenkämen und mich töten würden, wie du sagst, so würdest du dich doch nur selbst um dein Ansehen bringen; denn unter dem Volke würden die einen dir glauben, die anderen aber dich Lügen strafen. Darum rate ich dir, o König, daß du dich an den Plan hältst, den ich dir vorschlage!' Darauf sagte der König: ,Laß hören, was



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du zu sagen hast!' ,Was ich dir zu sagen habe,' entgegnete der Prinz, ,ist dies: entweder tritt mir im Einzelkampfe von Mann zu Mann entgegen, und dann soll, wer seinen Gegner erschlägt, mehr Recht und Anspruch auf die Herrschaft haben; oder aber laß heut nacht von mir ab und führe morgen früh dein Heer, deine Krieger und deine Diener wider mich heraus; doch nenne mir zuvor ihre Zahl!' Da antwortete ihm der König: ,Es sind ihrer vierzigtausend Ritter, ohne die Diener, die ich habe, und deren Gefolge, die jenen an Zahl gleich sind.' Der Prinz aber fuhr fort: ,Wenn der Tag anbricht, so führe sie wider mich heraus und sprich zu ihnen:' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 361. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz fortfuhr: ,Wenn der Tag anbricht, so führe sie wider mich heraus und sprich zu ihnen: ,Dieser Mann bewirbt sich bei mir um meine Tochter unter der Bedingung, daß er allein wider euch alle auf den Plan tritt, und er behauptet, er könne euch alle besiegen und überwältigen, und ihr könntet ihn nicht überwinden.' Dann laß mich mit ihnen kämpfen! Erschlagen sie mich, so wird dadurch dein Geheimnis besser gehütet und deine Ehre besser gewahrt; doch wenn ich sie besiege und überwältige, so ist es ein Mann wie ich, den der König sich zum Eidam wünschen kann.' Als der König seine Worte vernommen hatte, hieß er seinen Plan gut und nahm seinen Vorschlag an, wiewohl er seine Worte für vermessen hielt und über ihn erschrocken war, da er gegen alle die Truppen, die er ihm beschrieben hatte, allein auf den Plan treten wollte. Alsdann setzten die beiden sich nieder und plauderten miteinander. Danach aber rief der König den Eunuchen und befahl



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ihm, sich auf der Stelle zum Wesir zu begeben und ihm den Befehl zu übermitteln, er solle alle Truppen versammeln und ihnen gebieten, daß sie ihre Waffen anlegten und ihre Rosse bestiegen. Der Eunuch eilte zum Wesir und meldete ihm den Befehl des Königs. Und alsbald ließ der Wesir die Heerführer und die Großen des Reiches kommen und gebot ihnen, ihre Rosse zu besteigen und in voller Kriegsrüstung auf den Plan zu ziehen.

Soviel von den Truppen! Was aber den König anlangt, so blieb er noch im Gespräche mit dem Prinzen, da dessen verständige Rede und feine Bildung ihm gefielen. Während sie sich so unterhielten, brach der Morgen an. Da erhob sich der König, ging fort und setzte sich auf seinen Thron; er befahl seinem Heere aufzusitzen und ließ dem Prinzen ein treffliches Roß bringen, eins der besten aus seinem Marstall, nachdem er Befehl gegeben hatte, es mit prächtigem Geschirr zu satteln. Doch der Prinz hub an: ,O König, ich werde nicht eher aufsitzen. als bis ich das Heer vor mir habe und übersehen kann!' ,Es sei, wie du wünschest', erwiderte ihm der König. Darauf zogen beide aus, der König und der Jüngling vor ihm, bis sie zum Blachgefilde kamen; dort sah der Prinz das Heer und seine große Zahl. Nun rief der König: ,Ihr Mannen allzumal, zu mir ist ein Jüngling gekommen, der um meine Tochter freit; nie habe ich einen schöneren, hochgemuteren und kühneren gesehen als ihn. Er behauptet, er könne als einzelner Mann euch besiegen und überwältigen; ja, er sagt, wenn ihr auch hunderttausend wäret, so wäret ihr für ihn doch nur ein Kleines. Wenn er jetzt gegen euch anstürmt, so empfanget ihn mit Lanzenspitzen und Schwerterblitzen; er hat sich eines gewaltigen Werkes erkühnt!' Und zum Prinzen sagte der König: ,Mein Sohn, auf, tu mit ihnen, was du willst!' Doch der Prinz



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erwiderte ihm: ,O König, du bist nicht gerecht gegen mich! Wie kann ich gegen sie auf den Plan treten, da ich doch zu Fuße bin, während deine Mannen beritten sind?' Der König sagte darauf: ,Ich habe dir doch angeboten aufzusitzen, aber du wolltest es nicht tun. Da hast du die Rosse; wähle von ihnen, welches du willst!' Nun entgegnete der Prinz: ,Von deinen Pferden gefällt mir keins; ich will nur das Roß besteigen, das ich ritt, als ich hierher kam.' ,Wo ist denn dein Roß?' fragte der König; und der Prinz gab ihm zur Antwort: ,Es steht oben auf deinem Schlosse.' Als der König weiter fragte: ,An welcher Stelle in meinem Schlosse?' antwortete er: ,Auf der Dachterrasse.' Wie der König diese Worte von ihm vernahm, rief er: ,Dies ist das erste Zeichen von Wahnsinn an dir. Weh dir! Wie kann das Roß auf der Dachterrasse stehen? Doch es wird sich nun zeigen, ob du die Wahrheit sagst oder lügst!' Dann wandte er sich zu einem seiner Vertrauten und befahl ihm: ,Geh zu meinem Schlosse und bring her, was du auf dem Dache findest!' Das Volk aber wunderte sich über die Worte des Jünglings, und einer sagte zum anderen: ,Wie kann denn dies Pferd die Stufen vom Dache heruntersteigen? Wahrlich, so etwas haben wir noch nie gehört!' Inzwischen stieg der Mann, den der König ins Schloß gesandt hatte, zum Dache empor, und er sah dort das Pferd stehen, so schön, wie er noch nie eins geschaut hatte; als er dann näher trat und es genau betrachtete, entdeckte er, daß es aus Ebenholz und Elfenbein war. Es waren aber auch einige andere von den Vertrauten des Königs mit dem Boten hinaufgestiegen, und als die das Pferd erblickten, lachten sie einander an und sprachen: ,Also von einem Pferde wie diesem redet wohl der Jüngling! Er muß wirklich von Sinnen sein; doch wir werden ja bald sehen, was es mit ihm auf sich hat.' — —«



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Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 362. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Vertrauten des Königs, als sie das Pferd erblickten, einander anlachten und sprachen: ,Also von einem Pferde wie diesem redet wohl der Jüngling! Er muß wirklich von Sinnen sein; doch wir werden ja bald sehen, was es mit ihm auf sich hat. Vielleicht steckt doch etwas Großes dahinter.' Dann hoben sie das Pferd mit ihren Händen hoch und trugen es fort, bis sie zum König kamen und es vor ihn hinstellten. Da strömten die Leute herbei, um es zu betrachten, und sie verwunderten sich über seinen schönen Bau und über die Pracht seines Sattels und seiner Zügel. Auch der König hatte großes Gefallen an ihm und war aufs höchste erstaunt; und er fragte den Prinzen: ,Jüngling, ist dies dein Pferde' Der gab ihm zur Antwort: ,Jawohl, o König, dies ist mein Pferd, und du wirst Wunderdinge an ihm erleben!' Darauf befahl der König: ,So nimm dein Pferd und sitz auf!' Doch der Prinz erwiderte: ,Ich will nicht eher aufsitzen, als bis die Krieger sich zurückgezogen haben!' Nun gebot der König den Kriegern, die um ilm herumstanden, sie sollten sich auf Bogenschuß weite von dem Pferde zurückziehen. Dann hub der Prinz an: ,O König, sieh, jetzt will ich mein Roß besteigen und wider dein Heer anstürmen; ich will sie nach rechts und nach links auseinandertreiben und ihre Herzen spalten.' Der König sagte: ,Tu, was dir beliebt, und schone sie nicht; denn sie werden auch dich nicht schonen.' Darauf trat der Prinz an sein Pferd heran und bestieg es; das Heer aber stellte sich in Schlachtreihe auf, und einer sprach zum andern: ,Wenn der Bursche zwischen die Reihen kommt, dann wollen wir auf ihn eindringen mit den Spitzen der Lanzen und den Schneiden



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der Klingen.' Doch ein anderer sagte: ,Bei Allah, dies ist ein Jammer! Wie können wir diesen Jüngling töten, der von Antlitz so lieblich und von Wuchs so zierlich?' Und ein dritter sagte: ,Bei Allah, ihr werdet nur nach großer Mühe an ihn herankommen. Der junge Held hätte nicht so gehandelt, wenn er nicht seine eigene Tapferkeit und Überlegenheit kennte.' Als nun der Prinz auf seinem Pferde saß, drehte er den Aufstiegswirbel, während aller Augen nach ihm spähten, was er wohl tun würde. Da begann das Pferd hin und her zu schwanken und sich zu schütteln, und es machte die seltsamsten Bewegungen, die je ein Pferd gemacht hat; als sich aber sein Leib mit Luft gefüllt hatte, da erhob es sich und stieg in die Lüfte. Sowie der König bemerkte, daß es sich hob und aufstieg, rief er den Kriegern zu: ,Heda, haltet ilm fest, ehe er euch entgeht!' Doch seine Wesire und Statthalter sagten: ,O König, kann ein Mensch einen fliegenden Vogel einholen? Dieser da ist ein mächtiger Zauberer, von dem Gott dich befreit hat. Drum preise Allah den Erhabenen für deine Rettung aus seiner Gewalt!' Nachdem der König nun gesehen hatte, was der Prinz zu tun vermochte, kehrte er in sein Schloß zurück: und als er dort ankam, begab er sich zu seiner Tochter und tat ihr kund, was er mit dem Prinzen auf dem Blachgefilde erlebt hatte; doch er sah, daß sie sehr um den Jüngling und über die Trennung von ihm betrübt war, ja, eine schwere Krankheit kam über sie, und sie ward an ihr Lager gefesselt. Wie ihr Vater sie in diesem Elend sah, drückte er sie an seine Brust und küßte sie auf die Stirn und sprach zu ihr: ,Liebe Tochter, preise Allah den Erhabenen und danke ihm dafür, daß er uns vor diesem listigen Zauberer bewahrt hat!' Und dann erzählte er ihr von neuem, was er mit dem Prinzen erlebt hatte, und schilderte ihr, wie jener gen Himmel aufgestiegen war; doch sie horchte



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nicht auf die Worte ihres Vaters, sondern begann nur noch heftiger zu weinen und zu klagen, und sie sprach bei sich selber: ,Bei Allah, ich will keine Speise anrühren, keinen Trank trinken, bis Gott mich wieder mit ihm vereinigt hat!' Ihr Vater, der König, aber grämte sich sehr darüber, und der Zustand seiner Tochter machte ihm große Sorge, und sein Herz trauerte um sie; doch immer, wenn er sie zu trösten versuchte, wuchs ihre Liebessehnsucht nach dem Prinzen nur noch mehr. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 360. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß des Königs Herz um seine Tochter trauerte, und daß immer, wenn er sie zu trösten versuchte, ihre Liebessehnsucht nach dem Prinzen nur noch wuchs.

Wenden wir uns nun von dem König und seiner Tochter wieder zu dem Prinzen! Als der in den Luftraum emporgeschwebt und mit sich allein war, gedachte er der schönen und lieblichen Prinzessin. Er hatte aber vorher die Leute des Königs nach dem Namen der Stadt, dem Namen des Königs und dem Namen seiner Tochter gefragt; und da hatte er gehört, daß jene Stadt die Stadt San'â war. Nun flog er mit aller Eile dahin, bis er die Stadt seines Vaters erblickte, und nachdem er um sie herumgeschwebt war, flog er auf das Schloß seines Vaters zu. Dort stieg er auf der Dachterrasse ab, ließ sein Pferd stehen und ging zu seinem Vater hinunter; den fand er trauernd und betrübt über die Trennung von ihm. Doch sobald der Vater den Sohn erblickte, eilte er auf Ihn zu, umarmte ihn und preßte ihn an seine Brust, und er freute sich über ihn gar sehr. Und wie sie nun wieder beieinander waren, fragte der Prinz



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seinen Vater nach dem Weisen, der das Pferd gemacht hatte, indem er sprach: ,Lieber Vater, was hat das Schicksal mit ihm getan?' Sein Vater erwiderte ihm: ,Allah segne den Weisen nicht, noch die Stunde, in der ich ihn sah, da er ja die Ursache deiner Trennung von uns war! Jetzt ist er im Gefängnis, seit dem Tage, an dem du, mein Sohn, uns verließest.' Da bat der Prinz, ihn freizulassen und aus dem Kerker zu holen und herzuführen; und als der Mann vor dem König stand, gab dieser ihm ein Ehrengewand der Genugtuung und erwies ihm höchste Huld; doch er gab ihm seine Tochter nicht zur Gemahlin. Darüber ergrimmte der Weise gewaltig, und er bereute, was er getan hatte; denn nun wußte er, daß der Prinz das Geheimnis des Pferdes und die Art seines Fluges ergründet hatte. Der König aber sprach zu seinem Sohn: ,Ich möchte dir raten, daß du nach diesem Erlebnis dich diesem Pferde nicht mehr nahst und es von heute ab nie wieder besteigest; denn du kennst seine Eigenschaften doch vielleicht nicht ganz und könntest dich über sie irren.' Der Prinz hatte seinem Vater auch erzählt, was er mit der Tochter des Königs, des Herrschers von San'â, und mit ihrem Vater erlebt hatte. Und darum sagte sein Vater zu ihm: ,Hätte der König dich töten wollen, so hätte er es tun können; aber deine Stunde war noch nicht gekommen.' Doch bald darauf erwachte in des Prinzen Innerem wieder heftige Liebe zu der Jungfrau, der Tochter des Königs von San'â; und so begab er sich zu dem Pferde, bestieg es und drehte den Aufstiegswirbel, und da schwebte das Pferd mit ihm in die Lüfte empor, bis es sich hoch oben in den Wolken des Himmels verlor. Am Morgen vermißte sein Vater ihn, und da er ihn nicht fand, so stieg er auf das Dach des Schlosses, betrübten Herzens, und sah, wie sein Sohn gen Himmel aufstieg. Da trauerte er, weil der Prinz sich wieder von



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ihm getrennt hatte, und er bereute es bitterlich, daß er ihm das Pferd nicht weggenommen und vor ihm versteckt hatte, und er sprach bei sich selber: ,Bei Allah, wenn nur mein Sohn zu mir zurückkehrt, so will ich dies Pferd vernichten, auf daß sich mein Herz nicht mehr um ihn zu ängstigen braucht!' Und dann begann er wieder zu weinen und zu klagen. -

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 364. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der König in seiner Trauer um seinen Sohn wieder zu weinen und zu klagen begann.

Sehen wir nun, wie es dem Prinzen erging! Der flog immer weiter in der Luft dahin, bis er die Stadt San'â erreichte, und dort ließ er sich an derselben Stätte nieder wie zuvor. Dann schlich er sich heimlich zu dem Gemach der Prinzessin, aber er fand sie nicht, auch nicht ihre Sklavinnen, noch den Eunuchen, der über sie wachte; und darüber ward er bekümmert. Doch dann ging er rings umher und suchte sie überall im Schlosse; schließlich fand er sie in einem anderen Gemach, das nicht das gleiche war wie das, in dem er mit ihr vereint gewesen war. Dort ruhte sie auf ihrem Lager, umgeben von ihren Sklavinnen und Wärterinnen. Er trat zu ihnen ein und begrüßte sie. Sobald die Prinzessin seine Stimme hörte, erhob sie sich und umarmte ilm; sie küßte seine Stirn und zog ihn an ihre Brust. Da sagte er zu ihr: ,Meine Herrin, dein Fernsein hat mich all diese Zeit hindurch betrübt!' Doch sie erwiderte: ,Du bist es, der mich durch sein Fernsein betrübt hat. Wärest du noch lange von mir fern geblieben, so wäre ich sicherlich gestorben.' Dann fuhr er fort: ,Meine Herrin, was denkst du davon, wie ich zu deinem Vater stehe und wie er gegen mich



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gehandelt hat? Liebte ich dich nicht so sehr, dich, die du alle Geschöpfe bezauberst, so hätte ich ihn zu Tode gebracht und zum warnenden Beispiel für alle Zuschauer gemacht. Aber wie ich dich liebe, so liebe ich ihn um deinetwillen.' Sie erwiderte darauf: ,Wie konntest du mich vetlassen? Kann mir das Leben fern von dir noch süß sein?' Da fragte er sie: ,Willst du mir gehorchen und auf das hören, was ich dir sage?' Und sie gab ihm zur Antwort: ,Sag, was du willst! Siehe, ich will dir in allem willfahren, was du von mir verlangst, und ich will dir in nichts widersprechen.' Und als er nun sagte: ,Komm mit mir in mein Land und mein Reich', da rief sie: ,Herzlich gern!' Wie der Prinz diese Worte aus ihrem Munde vernahm, war er aufs höchste erfreut, und er ergriff ihre Hand und ließ sie dies Versprechen vor Allah dem Erhabenen beschwören. Dann stieg er mit ihr oben auf das Dach des Schlosses hinauf, sprang auf sein Pferd und ließ sie hinter sich aufsitzen. Nachdem er sie fest an sich gezogen und mit starken Stricken an sich gebunden hatte, drehte er den Aufstiegswirbel, der sich am Bug des Pferdes befand, und da schwebte es mit ihnen beiden in den Luftraum empor. Doch als dies geschah, erhoben die Sklavinnen ein Geschrei und meldeten es ihrem Vater. dem König, und ihrer Mutter. Da eilten die beiden auf die Dachterrasse des Schlosses hinauf, der König blickte in den Luftraum und sah nun das Ebenholzpferd mit den beiden gen Himmel schweben. Bei diesem Anblick erschrak der König über alle Maßen, und er schrie und rief: ,O Königssohn, ich bitte dich um Allahs willen, erbarme dich meiner und hab Mitleid mit meiner Gemahlin, trenne uns nicht von unserer Tochter!' Aber der Prinz gab ihm keine Antwort; da er jedoch in seinem Inneren vermeinte, die Jungfrau möchte die Trennung von ihrer Mutter und ihrem Vater bereuen, so fragte er sie: ,O du



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Wonne unseres Zeitalters, willst du, daß ich dich zu deiner Mutter und deinem Vater zurückbringee' Sie erwiderte ihm: ,Bei Allah, mein Gebieter, das ist mein Wunsch nicht: ich habe nur den einen Wunsch, bei dir zu sein, wo du nur immer bist. Denn die Liebe zu dir läßt mich alles andere vergessen, selbst Vater und Mutter.' Als er diese Worte aus ihrem Munde hörte, war er hocherfreut, und er ließ das Pferd sanft mit ihr dahingleiten, auf daß sie sich nicht ängstige. Und so schwebte er immer weiter mit ihr dahin, bis er eine grüne Wiese erblickte, auf der ein Wasserquell sprudelte; dort landeten sie und aßen und tranken. Darauf bestieg der Prinz wieder sein Roß, ließ die Prinzessin hinter sich aufsitzen und band sie mit Stricken fest, da er um ihr Leben besorgt war. Und von neuem flog er mit ihr in der Luft dahin, immer weiter, bis er zur Stadt seines Vaters gelangte. Hohe Freude erfüllte ihn, und da er der Prinzessin die Stätte seiner Herrschaft und seiner Macht zeigen und ihr beweisen wollte, daß die Macht seines Vaters größer war als die ihres Vaters, so ließ er sie in einem der Gärten absteigen, in denen sein Vater zu lustwandeln pflegte, und führte sie in einen Kiosk, der für seinen Vater hergerichtet war. Dort ließ er das Ebenholzpferd an der Tür stehen, empfahl es ihrer Obhut und sprach zu ihr: ,Bleib hier, bis ich dir meinen Boten sende; ich will jetzt zu meinem Vater gehen, um dir ein Schloß herrichten zu lassen und dir meine Königsmacht zu zeigen.' Wie die Prinzessin diese Worte hörte, sprach sie erfreut: ,Tu, wie du willst!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 365. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Prinzessin, wie sie diese Worte aus dem Munde des Prinzen hörte, erfreut



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sprach: ,Tu, wie du willst!' Denn sie glaubte nun, sie solle mit allen feierlichen Ehren einziehen, wie es ihrem Stande gebührte. Der Prinz aber verließ sie und ging weiter, bis er in die Stadt kam und zu seinem Vater eintrat. Sowie der ihn erblickte. freute er sich über seine Ankunft und ging ihm entgegen und hieß ihn willkommen. Dann sprach der Prinz zu seinem Vater: ,Wisse, ich habe die Prinzessin gebracht, von der ich dir erzählt habe. Ich habe sie draußen vor der Stadt in einem der Gärten zurückgelassen, und ich bin allein gekommen, um es dir zu melden, damit du den Festzug rüsten und ihr entgegenziehen kannst, um ihr deine Herrschermacht, deine Krieger und deine Garden zu zeigen.' ,Herzlich gern!' erwiderte der König. Dann gab er sogleich Befehl, das Volk der Stadt solle die Stadt aufs schönste schmücken, und er selbst ritt mit allem Prunk und im schönsten Staat hinaus mit all seinen Kriegern, den Großen seines Reiches und den andern Würdenträgern und seinen Dienern; der Prinz aber holte aus seinem Schlosse Schmucksachen, Prunkgewänder und andere königliche Schatzstücke, und er ließ ihr eine Sänfte herrichten aus grünem, rotem und gelbem Brokat und setzte indische, griechische und abessinische Sklavinnen hinein und entfaltete Wunderdinge von Schätzen. Dann verließ der Prinz die Sänfte und die Sklavinnen. die darinnen waren, und ritt nach dem Garten vorauf; dort trat er alsbald in den Kiosk, in dem er sie vorher zurückgelassen hatte. Er suchte nach ihr, aber er fand sie nicht; und auch das Pferd fand er nicht. Bei diesem Anblick schlug er sich ins Gesicht, zerriß seine Kleider und begann im Garten umherzuirren mit verstörtem Sinne. Als er sich dann aber gefaßt hatte, sagte er sich: ,Wie hat sie das Geheimnis dieses Pferdes erfahren können, da ich ihr doch nichts davon verraten habe? Vielleicht hat der persische Weise, der das Pferd gemacht



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hat, sie entdeckt und geraubt aus Rache für das, was mein Vater ihm angetan hat.' Darauf suchte der Prinz die Gartenwächter und fragte sie, ob ihnen irgend jemand begegnet sei, indem er sprach: ,Habt ihr jemanden an euch vorbeikommen und in diesen Garten hineingehen sehend' Sie antworteten: ,Wir haben niemanden diesen Garten betreten sehen außer dem persischen Weisen, der hineinging, um Heilkräuter zu sammeln.' Als er diese Worte von ihnen vernahm, wußte er sicher, daß jener Weise es war, der die Prinzessin geraubt hatte. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 366. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz, als er diese Worte von ihnen vernahm, sicher wußte, daß jener Weise es war, der die Prinzessin geraubt hatte. Das war nach dem Ratschlusse des Schicksals also geschehen: wie der Prinz die Jungfrau im Gartenhaus verlassen hatte und zum Schlosse seines Vaters gegangen war, um alles vorzubereiten, da war der persische Weise in den Garten gekommen, um einige Heilkräuter zu sammeln. Dort hatte er den Duft von Moschus und Wohlgerüchen gerochen, der den ganzen Garten erfüllte; dieser Duft kam nämlich von der Prinzessin. Und da war der Weise dem Wohlgeruche nachgegangen, bis er bei dem Kiosk ankam. Dort sah er auf einmal das Pferd, das er mit eigener Hand verfertigt hatte, an der Tür stehen; bei diesem Anblick ward sein Herz von seliger Freude erfüllt, zumal er ja so tief betrübt gewesen war, als das Pferd ihm verloren ging. Er trat nun an das Pferd heran, untersuchte alle seine Teile und erkannte, daß es unversehrt war. Schon wollte er aufsitzen und davonfliegen, aber da sagte er sich: ,Ich muß doch einmal nachsehen,



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ob der Prinz etwas mitgebracht und hier bei dem Pferde zurückgelassen hat.' Darauf trat er in den Kiosk ein und fand die Jungfrau dasitzen, gleich der Sonne, die am wolkenklaren Himmelszelt alles mit ihrem Glanze erhellt. Wie er sie erblickte. erkannte er sofort, daß sie eine Jungfrau von hohem Range war und daß der Prinz sie entführt und auf dem Pferd mitgebracht und dort gelassen hatte, und daß er dann in die Stadt gegangen war, um sie im festlichen Zuge mit feierlichen Ehren einzuholen. So trat er denn an sie heran und küßte den Boden vor ihr; da erhob sie ihren Blick zu ihm und schaute ihn an. aber sie sah, daß er häßlich anzusehen war und eine widerwärtige Gestalt hatte. Sie fragte ihn: ,Wer bist du?' Und er gab ihr zur Antwort: ,Hohe Herrin, ich bin ein Herold des Prinzen; er hat mich zu dir entsandt mit dem Befehl, dich in einen andern Garten nahe bei der Stadt zu bringen.' Nachdem sie diese Antwort vernommen hatte, fragte sie weiter: ,Wo ist denn der Prinz?' Der 'Weise erwiderte: ,Er ist jetzt in der Stadt bei seinem Vater; doch alsbald wird er im feierlichen Prunkzuge zu dir kommen.' Darauf sagte sie: ,Du da, konnte denn der Prinz keinen andern als dich finden, um ihn zu mir zu senden?' Über diese Worte lachte der Weise, und er sagte: ,Hohe Herrin, laß dich durch mein häßliches Gesicht und mein unschönes Äußeres nicht täuschen! Hättest du von mir erhalten, was der Prinz durch mich erlangt hat, so würdest du mich preisen. Gerade um meines häßlichen Aussehens und meiner abschreckenden Gestalt willen hat der Prinz mich für die Botschaft ausersehen, da ihn die Liebe zu dir mit Eifersucht erfüllt hat; sonst hat er ja Mamluken, Sklaven, Diener, Eunuchen und Gefolgsleute ohne Zahl!' Als die Prinzessin diese Worte hörte, leuchteten sie ihr ein, und sie schenkte ihm Glauben, dann erhob sie sich. — —«



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Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 367. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Prinzessin, als der persische Weise ihr berichtete, wie es um den Prinzen stand, ihm Glauben schenkte und daß seine Worte ihr einleuchteten: dann erhob sie sich, legte ihre Hand in die seine und fragte ihn: ,Mein Vater, was hast du mir zum Reiten mitgebrachte' ,Hohe Herrin,' antwortete er, ,du sollst auf dem Rosse reiten, auf dem du gekommen bist.' Doch sie sprach: ,Ich kann nicht allein auf ihm reiten.' Bei diesen Worten aus ihrem Munde lächelte der Weise; denn nun wußte er, daß er sie in seiner Gewalt hatte. Und er sagte zu ihr: ,Ich werde selbst mit dir reiten.' Dann stieg er auf, ließ die Jungfrau hinter sich aufsitzen, zog sie an sich und band sie mit Stricken fest, ohne daß sie ahnte, was er mit ihr vorhatte. Darauf drehte er den Aufstiegswirbel, der Leib des Pferdes füllte sich mit Luft, es bewegte sich, schwankte hin und her und schwebte in den Luftraum empor. Und nun flog es immer weiter mit den beiden, bis die Stadt ihren Blicken entschwand. Da fuhr die Prinzessin ihn an: ,Du da, wie steht es mit dem, was du mir vom Prinzen gesagt hast, als du behauptetest, er habe dich zu mir gesandte' Der Weise rief: ,Allah verfluche den Prinzen! Er ist ein gemeiner und elender Kerl!' ,Wehe dir,' rief sie darauf, ,wie kannst du dem Befehle deines Herrn, den er dir gegeben hat, zuwiderhandeln?' Doch er entgegnete: ,Der ist nicht mein Herr. Weißt du aber, wer ich bin?' Darauf gab sie zur Antwort: ,Ich weiß von dir nur, was du mir selbst über dich gesagt hast.' Nun fahr er fort: ,Daß ich dir diese Dinge von mir erzählte, war nur eine List wider dich und den Prinzen. Lange habe ich um dies Pferd, das unter dir ist, getrauert; es ist mein 'Werk, doch er hatte sich seiner bemächtigt.



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Jetzt aber habe ich es wieder in meiner Gewalt, und dich dazu; jetzt habe ich ihm das Herz gebrochen, wie er das meine gebrochen hatte; nun wird er das Pferd niemals wieder erhalten! Doch hab Zuversicht und quäl dich nicht! Ich kann dir mehr nützen als er.' Als die Jungfrau solche Rede aus seinem Munde vernommen hatte, schlug sie sich ins Angesicht und rief: ,Weh mir, jetzt habe ich meinen Geliebten nicht gewonnen und habe Vater und Mutter verloren!' Und sie weinte bitterlich über ihr Unglück, während der Weise immer weiter mit ihr dahinflog, bis zum Lande der Griechen; dort ließ er sich auf eine grüne Wiese nieder, wo Bäche flossen und Bäume sprossen. Jene Wiese aber war in der Nähe einer Stadt, und in dieser Stadt herrschte ein mächtiger König. Nun traf es sich an jenem Tage, daß der König der Stadt zu Jagd und Vergnügen auszog und bei jener Wiese vorüberkam. Da sah er den Weisen dort stehen und neben ihm das Pferd und die Jungfrau. Ehe der Weise sich dessen versah, stürzten sich die Sklaven des Königs plötzlich auf ihn, ergriffen ilm und die Jungfrau und das Pferd und brachten alle drei vor den König. Wie der die häßliche und widerwärtige Gestalt des Alten und die Schönheit und Anmut der Jungfrau sah, fragte er sie: ,Hohe Herrin, wie ist dieser Alte mit dir verwandte' Eilends erwiderte der Weise: ,Sie ist mein Weib, die Tochter meines Oheims.' Doch als die Jungfrau das hörte, strafte sie ihn Lügen, indem sie sprach: ,O König, bei Allah, ich kenne ihn nicht; er ist auch nicht mein Gatte, nein, er hat mich mit Gewalt listig entführt!' Wie der König ihre Worte vernommen hatte, befahl er, den Alten zu geißeln; und die Sklaven schlugen ihn, bis er fast tot war. Dann gab der König Befehl, ihn in die Stadt zu schleppen und ins Gefängnis zuwerfen. Und es geschah also. Die Jungfrau aber und das Pferd nahm der König ihm fort, obwohl er



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nicht wußte, was es mit dem Pferde auf sich hatte und wie es sich bewegte.

Wenden wir uns nun von dem Weisen und der Jungfrau wieder zudem Prinzen zurück! Der hatte alsbald Reisegewänder angelegt, so viel Geld, wie er brauchte, mitgenommen und sich auf den Weg gemacht, in größter Betrübnis. Er folgte eilends ihrer Spur und suchte nach ihr, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt, indem er nach dem Ebenholzpferde fragte; doch jeder, der ihn von einem solchen Tiere reden hörte, wunderte sich über ihn und erstaunte über seine Worte. In dieser Weise zog er eine lange Weile dahin, aber trotz seinem vielen Fragen und Nachforschen fand er doch keine Spur von den beiden. Schließlich kam er auch in die Stadt des Vaters der Prinzessin und fragte dort nach ihr; allein er erhielt keine Kunde, sondern er sah nur, wie ihr Vater um ihren Verlust trauerte. Da kehrte er wieder um und zog ins Land der Griechen, und dort begann er nach ihrer Spur zu suchen und nach ihnen zu fragen. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 368. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz ins Land der Griechen zog und dort nach ihrer Spur zu suchen und nach ihnen zu fragen begann. Nun traf es sich, daß er in einem Chân einkehrte und dort eine Schar von Kaufleuten sitzen sah, die sich miteinander unterhielten. Er setzte sich in ihre Nähe und hörte, wie einer von ihnen sagte: ,Meine Freunde, ich habe eins der größten Wunder erlebt!' Als sie ihn fragten, was das wäre, fuhr er fort: ,Ich befand mich in einem Teile von der und der Stadt - und dabei nannte er den Namen der Stadt, in der sich die Prinzessin befand -, und hörte, wie die Leute dort



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von einem sonderbaren Begebnis redeten. Der König der Stadt war nämlich eines Tages zu Jagd und Hatz ausgeritten mit einer Schar von seinen Freunden und den Großen seines Reiches. Wie sie ins offene Land hinausritten, kamen sie an einer grünen Wiese vorbei und sahen dort einen Mann stehen; der hatte ein Pferd aus Ebenholz bei sich, und neben ihm saß eine Frau. Der Mann war häßlich anzusehen und hatte eine gar abschreckende Gestalt; aber die Frau war eine junge Maid von Schönheit und Lieblichkeit, von strahlender Vollkommenheit und des Wuchses Ebenmäßigkeit; und das Ebenholzpferd war ein Kleinod, so schön und so herrlich gebaut, wie man noch nie eines gesehen hat.' Nun fragten die Anwesenden: ,Was hat denn der König mit ihnen getane' Der Erzähler hub wieder an: ,Der König ließ den Mann ergreifen und fragte ihn nach der Jungfrau, und da behauptete der, sie sei sein Weib, die Tochter seines Oheims. Doch die Jungfrau erklärte seine Worte für Lügen; und da nahm der König sie ihm fort und gab Befehl, den Mann zu geißeln und ins Gefängnis zu werfen. Was aber das Ebenholzpferd angeht, so weiß ich nichts von ihm.' Als der Prinz diesen Bericht von dem Kaufmann hörte, trat er an ihn heran und bat ihn freundlich und höflich, er möchte ihm den Namen der Stadt und den Namen des Königs nennen; und nachdem er die beiden Namen erfahren hatte, verbrachte er die Nacht mit frohem Sinne. Als es Morgen ward, machte er sich wieder auf und zog immer weiter, bis er jene Stadt erreichte. Doch als er hineingehen wollte, ergriffen ihn die Torwächter und wollten ihn vor den König führen, damit er ilm befrage, was es mit ihm auf sich habe, warum er zu jener Stadt gekommen und in welcher Kunst er bewandert sei; denn es war der Brauch des Königs, alle Fremden nach ihrem Stand und ihrem Handwerk zu fragen. Nun



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kam aber der Prinz zur Abendzeit bei jener Stadt an, und das war die Zeit, in der es unmöglich war, zum König zu gehen und über den Fremden zu beraten. Deshalb nahmen die Torwächter ihn und führten ihn zum Gefängnis, um ilm dort unterzubringen. Aber wie die Kerkermeister seine Schönheit und Anmut sahen, fiel es ihnen schwer, ihn ins Gefängnis zu werfen; und so ließen sie ihn draußen vor dem Gefängnis bei sich sitzen. Als dann das Essen zu ihnen gebracht wurde, aß er mit ihnen, bis er gesättigt war; und nach dem Essen begannen sie zu plaudern. Dabei wandten sie sich dem Prinzen zu und fragten ihn: ,Aus welchem Lande bist du?' Er antwortete: ,Ich bin aus dem Lande Persien, dem Lande der Sasanidenkönige.' Als sie das hörten, lachten sie, und einer von ihnen sagte zu ihm: ,Du Sasanier, ich habe viel Reden und Erzählungen der Menschen gehört und habe ihre Art kennen gelernt; aber ich habe nie einen größeren Lügner gesehen und gehört als diesen Sasanier, der bei uns im Gefängnis ist.' Und ein anderer sprach: ,Ich habe auch nichts Häßlicheres als sein Gesicht und nichts Widerwärtigeres als seine Gestalt gesehen.' Da fragte der Prinz: ,Was ist euch denn von seinen Lügen aufgefallene' Sie erwiderten: ,Er behauptet, er sei ein Weiser. Der König traf ihn unterwegs, als er auf die Jagd ritt; und bei ihm war eine junge Frau von hoher Schönheit und Lieblichkeit, von strahlender Vollkommenheit und des Wuchses Ebenmäßigkeit; und ferner war bei ihm ein Pferd aus schwarzem Ebenholz, das schönste Kleinod, das wir je gesehen haben. Die Jungfrau ist jetzt beim König, und er liebt sie; aber jene Frau ist von Sinnen. Wäre jener Mann ein Weiser', wie er vorgibt, so hätte er sie längst geheilt, zumal der König sich die größte Mühe gibt, um sie gesund zu machen, und den sehnlichen Wunsch hat, sie von



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ihrer Krankheit genesen zu lassen. Das Ebenholzpferd ist in der Schatzkammer des Königs; und der häßliche Mann ist bei uns hier im Gefängnis. Wenn die Nacht anbricht, so weint und klagt er aus Trauer über seine Not, und dann läßt er uns nicht schlafen.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 369. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz, als die Gefängniswächter ihm von dem persischen Weisen, der bei ihnen im Gefängnis war, erzählten und auch hinzufügten, daß er weine und klage, daran dachte, eine List zu ersinnen, durch die er sein Ziel erreichen wollte. Als nun die Wächter zu schlafen wünschten, brachten sie ihn ins Gefängnis und schlossen das Tor hinter ihm; da hörte er, wie der Weise weinte und über sich jammerte und dabei auf persisch klagte: ,Weh mir, daß ich mich wider mich selbst und wider den Prinzen versündigt und daß ich so an der Jungfrau gehandelt habe! Ich habe sie nicht in Ruhe gelassen, aber ich habe auch meinen Wunsch bei ihr nicht erreicht. All das kommt davon, daß ich so unüberlegt war; ich habe für mich erstrebt, was ich nicht verdiente und was sich für meinesgleichen nicht ziemte. Wer das erstrebt, was ihm nicht gebührt, der stürzt in ein solches Unglück wie ich!' Als der Prinz diese Worte aus dem Munde des Weisen vernahm, redete er ilm auf persisch an, indem er sprach: ,Wie lange noch dies Weinen und Heulen? Meinst du denn, daß dir ein Unglück widerfahren ist wie noch nie einem andern?' Wie der Weise diese Worte hörte, faßte er Vertrauen zu dem Prinzen und klagte ihm sein Leid und all das Elend, das über ihn gekommen war. Am nächsten Morgen nahmen die Wächter den Prinzen und führten ihn vor ihren König, indem



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sie meldeten, der Fremdling sei bereits am Abend zuvor bei der Stadt angekommen, zu einer Zeit, als man nicht mehr vor dem König erscheinen durfte. Nun fragte der Herrscher den Prinzen mit den Worten: ,Aus welchem Lande kommst du? Wie heißt du? Was für ein Gewerbe hast du? Und weshalb bist du in diese Stadt gekommen?' Darauf gab dieser zur Antwort: ,Mein Name ist persisch und lautet Hardscha; mein Heimatsland ist Persien; ich gehöre zu den Leuten der Wissenschaft, im besonderen der Heilkunde. denn ich heile die Kranken und die Besessenen; und zu diesem Zwecke ziehe ich umher in den Ländern und Städten, um meine Kenntnis durch Erfahrung zu bereichern. Wenn ich einen Kranken sehe, so heile ich ihn; das ist mein Gewerbe.' Als der König das hörte, war er hocherfreut und sprach: ,Du trefflicher weiser Arzt, du bist fürwahr in einer Zeit zu uns gekommen, da wir deiner bedürfen.' Und dann erzählte er ihm von der Prinzessin und fügte hinzu: ,Wenn du sie heilst und von ihrem Wahne befreist, so sollst du alles von mir erhalten, was du begehrst.' Auf diese Worte des Königs antwortete der Prinz: ,Allah stärke die Macht des Königs! Schildere mir alle Zeichen des Wahns, die du an ihr bemerkt hast, und sage mir an, seit wieviel Tagen diese Umnachtung über sie gekommen ist; ferner auch, wie du ihrer, des Pferdes und des Weisen habhaft geworden bist!' Darauf erzählte der König ihm alles von Anfang bis zu Ende und fügte dann noch hinzu: ,Der Weise ist jetzt im Kerker.' Der Prinz aber fragte weiter: ,O glücklicher König, was hast du mit dem Pferd getan, das bei ihr war?' ,Mein junger Freund,' erwiderte der König, ,es steht wohlverwahrt bis jetzt bei mir in einer meiner Schatzkammern.' Nun sagte sich der Prinz: ,Ich meine, ich muß zuallererst das Pferd untersuchen und genau ansehen; ist es noch heil und unversehrt, so habe ich mein



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Ziel erreicht; sehe ich aber, daß es sich nicht mehr bewegen kann, so muß ich eine andere List ersinnen, um mein Herzlieb zu befreien.' Darauf wandte er sich an den König und sprach zu ihm: ,O König, ich muß das besagte Pferd anschauen, ob ich vielleicht an ihm etwas entdecke, das mir bei der Heilung der Jungfrau von Nutzen ist.' ,Herzlich gern', sagte der König, erhob sich, nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu dem Pferde. Der Prinz begann um das Pferd herumzugehen, untersuchte und prüfte seinen Zustand und fand, daß es noch heil und unversehrt war. Hocherfreut darüber sprach er: ,Allah stärke die Macht des Königs! Jetzt will ich zu der Jungfrau gehen, um zu schauen, wie es mit ihr steht. Denn ich hoffe zu Allah, daß ihre Heilung durch meine Hand geschehen wird, vermittelst dieses Pferdes, so Gott der Erhabene will.' Der König befahl, auf das Pferd achtzugeben, und führte ihn zu dem Hause, in dem sich die Prinzessin befand. Als nun der Prinz zu ihr eintrat, sah er sie wie gewöhnlich um sich schlagen und sich am Boden wälzen; aber ihr Geist war nicht umnachtet, sondern sie tat dies nur, damit keiner ihr nahe kam. Als der Prinz sie in diesem Zustande sah, sprach er zu ihr: ,Dir soll kein Leid geschehen, du Wonne der Menschenkinder!' Darauf begann er freundlich und gütig mit ihr zu sprechen, und zuletzt flüsterte er ihr zu, wer er war. Kaum erkannte sie ihn, so stieß sie einen lauten Schrei aus und sank dann im Übermaß der Freude, die sie erfüllte, in Ohnmacht. Der König aber glaubte, daß aus Furcht vor ihm dieser Anfall über sie gekommen sei. Nun legte der Prinz seinen Mund an ihr Ohr und sprach zu ihr leise: ,O Wonne der Menschenkinder, verhüte, daß mein Blut und dein Blut vergossen wird! Fasse dich in Geduld und sei standhaft! Dies ist ein Ort, an dem Geduld vonnöten ist und feste Entschlossenheit in der Ausführung der



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Plane, damit wir uns von diesem tyrannischen König befreien. Mein Plan ist nun der, daß ich jetzt zu ihm hinausgehe und ihm sage, die Krankheit, die dich befallen habe, komme von der Geistesumnachtung, aber ich wolle mich ihm verbürgen, dich zuheilen; dabei werde ich die Bedingung stellen, dir diese Fesseln abzunehmen, dann werde dieser böse Geist dich verlassen. Wenn er darauf zu dir kommt, so sprich mit freundlichen Worten zu ihm, damit er sieht, daß du durch meine Hand geheilt bist; so werden wir alle unsere Wünsche erreichen.' ,Ich höre und gehorche!' gab sie ihm zur Antwort. Darauf verließ er sie und ging zum König, von Freude beseligt. Zu dem sprach er: ,O glücklicher König, durch dein Glück hab ich ihre Krankheit und ihr Heilmittel entdeckt, und ich habe sie dir schon gesund gemacht. Drum geh jetzt nur zu ihr hinein, sprich mild zu ihr, behandle sie sanft und versprich ihr, was sie erfreut; so wird dir alles, was du von ihr begehrst, zuteil werden.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 370. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz sich als Arzt ausgab und zu der Prinzessin ging, sich ihr zu erkennen gab und ihr den Plan mitteilte, den er ausführen wollte; daß sie dann sagte: ,Ich höre und gehorche!' und daß er darauf sie verließ und zum König ging und zu ihm sprach: ,Geh jetzt nur zu ihr hinein, sprich mild zu ihr und versprich ihr, was sie erfreut; so wird dir alles, was du von ihr begehrst, zuteil werden.' Da trat der König zu ihr ein, und als sie ihn erblickte, erhob sie sich vor ihm, küßte den Boden vor ihm und hieß ihn willkommen. Darüber freute der König sich gar sehr; und sofort gab er den Sklavinnen und Eunuchen Befehl, ihr aufzuwarten,



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sie ins Bad zu führen und Schmuck und Gewänder für sie bereit zu halten. Die gingen darauf zu ihr hinein und sprachen den Gruß vor ihr; sie erwiderte den Gruß mit freundlicher Rede und gewählten Worten. Nun kleideten die Dienerinnen sie in königliche Gewänder und legten ihr eine Kette aus Juwelen um den Hals; darauf geleiteten sie sie ins Bad, warteten ihr auf und führten sie von dort wieder heraus, als wäre sie der volle Mond. Als sie dann zum König kam, sprach sie den Gruß und küßte den Boden vor ihm. Da ward der König von großer Freude erfüllt, und er sprach zu dem Prinzen: ,All dies kommt von deinem Segen her; Allah schenke uns deiner Gaben noch mehr!' Doch der Prinz erwiderte: ,O König, sie wird erst vollkommen genesen, und ganz geheilt wird ihr Wesen, wenn du mit all deinen Garden und Mannen an die Stätte ziehst, an der du sie gefunden hast, und das Ebenholzpferd, das bei ihr war, mit dorthin führst, damit ich aus ihm dort den Teufel austreibe und binde und vernichte, so daß er nie wieder in sie zurückkehrt.' ,Herzlich gern!' erwiderte der König und ließ alsbald das Ebenholzpferd zu der Wiese führen, auf der er sie mit dem Pferde und dem persischen Weisen gefunden hatte. Dann ritt er mit seinem Heere und mit der Prinzessin dorthin; doch sie ahnten nicht, was der Prinz tun wollte. Als sie auf jener Wiese angekommen waren, gebot der Prinz, der noch immer als Arzt gekleidet war, man solle die Jungfrau und das Pferd auf Blickesweite von dem König und den Truppen entfernt aufstellen. Dann bat er den König: ,Gib mir jetzt die Erlaubnis, daß ich den Weihrauch anzünde und die Beschwörungen spreche und den bösen Geist binde, damit er nie wieder in sie zurückkehrt. Danach werde ich das Ebenholzpferd besteigen und die Jungfrau hinter mir reiten lassen. Wenn ich das getan habe, so wird das Pferd um sich



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schlagen und ausschreiten, bis es zu dir kommt. Indem Augenblicke wird alles beendet sein, und dann kannst du mit ihr tun. was du willst.' Als der König seine Worte vernommen hatte, freute er sich gar sehr. Der Prinz aber bestieg nun das Pferd und setzte die Prinzessin hinter sich, während der König und all seine Krieger ihm zuschauten. Darauf zog er sie an sich und band sie mit Stricken fest. Dann drehte der Prinz plötzlich den Aufstiegswirbel; da schwebte das Pferd mit ihnen beiden in die Lüfte empor, und die Krieger starrten ihm nach, bis er ihren Blicken entschwand. Der König wartete einen halben Tag lang und harrte auf seine Rückkehr; aber er kam nicht zurück. Schließlich gab er die Hoffnung auf, und da kam bittere Reue über ihn, und er war tiefbetrübt über den Verlust der Jungfrau. So nahm er denn sein Heer und kehrte in seine Stadt zurück.

Wenden wir uns nun von ihm wieder zu dem Prinzen! Der flog, fröhlich und selig, der Stadt seines Vaters zu und machte nicht eher Halt, als bis er auf seinem Schloß landete. Dann führte er die Prinzessin ins Schloß hinab und brachte sie in Sicherheit. Darauf begab er sich zu seinem Vater und seiner Mutter, begrüßte sie und tat ihnen kund, daß die Prinzessin angekommen sei, und beide wurden von hoher Freude erfüllt.

So stand es um den Prinzen, das Pferd und die Prinzessin. Sehen wir aber noch, was mit dem Könige im griechischen Lande geschah! Als der in seine Stadt zurückgekehrt war, schloß er sich betrübt und bekümmert in seinen Palast ein. Doch seine Wesire kamen zu ihm und begannen ihn zu trösten, indem sie sprachen: ,Er, der die Jungfrau entführt hat, ist ein Zauberer. Preis sei Allah, der dich vor seiner Zauberei und List behütet hat!' In dieser Weise sprachen sie so lange zu ihm, bis er sich über ihren Verlust getröstet hatte.



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Wenden wir uns jetzt wieder zu dem Prinzen zurück! Der bereitete große Festmahle für das Volk der Stadt. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 371. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Prinz große Festmahle für das Volk der Stadt bereitete. Einen ganzen Monat lang wurden die Freudenfeste gefeiert. Danach ging er zu der Prinzessin ein, und beide hatten die höchste Freude aneinander.

Solches Glück ward dem Prinzen beschieden. Sein Vater aber zerbrach das Ebenholzpferd und machte seinen Bewegungen ein Ende. Darauf schrieb der Prinz einen Brief an den Vater der Prinzessin und teilte ihm darin mit, wie es ihr ergangen war, ferner auch, daß er sich mit ihr vermählt habe und daß sie nun im schönsten Wohlergehen bei ihm weile. Den Brief schickte er durch einen Boten zugleich mit kostbaren Geschenken und Kleinodien. Als der Bote in der Stadt des Vaters der Prinzessin, in San'â im Lande Jemen, ankam, übergab er den Brief und die Geschenke jenem König. Und wie der den Brief gelesen hatte, war er hocherfreut, nahm die Geschenke an und erwies dem Boten hohe Ehren. Dann rüstete er wertvolle Geschenke für seinen Eidam, den Prinzen. und sandte sie ihm durch denselben Boten. Der kehrte mit ihnen zu dem Prinzen zurück und berichtete ihm, wie sehr der König, der Vater der Prinzessin, sich über die Nachricht von ihr gefreut hatte; darüber war auch der Prinz hocherfreut. Und nun sandte er immerfort in jedem Jahr einen Brief und Geschenke an seinen Schwiegervater. Schließlich aber segnete der König des Prinzen Vater, das Zeitliche, und dieser folgte ihm auf dem Thron. Er herrschte über die Untertanen in Gerechtigkeit, und sein Wandel unter ihnen war dem Gefallen Gottes geweiht,



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so daß die Länder sich seinem Dienste neigten und die Menschen ihm Gehorsam bezeigten. Und so lebten sie in des Lebens schönster Herrlichkeit, in aller Freude und Zufriedenheit, bis Der zu ihnen kam, der die Freuden schweigen heißt, und der die Freundesbande zerreißt, der die Schlösser vernichtet und die Gräber errichtet. Preis sei Ihm, dem Lebendigen, der nimmer vergeht, und bei dem die Herrschaft auf Erden und im Himmel steht! Ferner wird erzählt


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