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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

119. Die drei starken Männer

Es waren einmal drei Männer. Der erste sagte: "Solange ich lebe, habe ich mich noch nicht einmal ordentlich satt gegessen." Der zweite: "Solange ich lebe, habe ich noch nicht einmal genügend bei einer Frau geschlafen." "Und ich,"sagte der dritte, "habe schon so viele Händel gehabt, aber noch nie habe ich richtige Hiebe erhalten." Sie beschlossen daher, zum Emir zu gehen und ihm ihre Sache vorzutragen. Jeder kaufte ein Geschenk für den Emir, das sie ihm gaben, als sie ihre Sache vortrugen. "Ich kann euch leicht helfen," antwortete der Emir. Dann befahl er seinem Leibsklaven 500 kräftige, junge Männer zu bringen. Ferner 1000 schöne, junge Mädchen und Frauen; endlich aus jedem Gehöft eine Kalebasse Essen. Die Kalebassen mit Essen wurden gebracht und bedeckten den halben Markt. "Wo ist der Mann, der nie genug zu essen bekommen konnte ?"rief der Emir. Der Mann saß am andern Ende des Marktes unter einem Kukabaum. Er stand auf und sagte: "Hier,"ging einige Schritte, kniete nieder, um den König von weitem zu begrüßen, und



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hatte bereits 500 Kalebassen Essen verschlungen. Er ging wieder einige Schritte, bis zur Mitte des Marktes, kniete wieder nieder und hatte nochmal 500 Kalebassen mit Essen verschlungen. Dann ging er wieder einige Schritte, währenddessen er wieder 500 Kalebassen mit Essen verschwinden ließ, und kniete dann vor dem König. Der ließ ihn gefangen nehmen, denn er meinte, das Essen würde doch nicht reichen und der Nimmersatt würde sich totessen. Inzwischen kamen die 500 jungen Männer und begannen auf den Mann, der noch nie genug Hiebe bekommen hatte, einzuschlagen. Doch der rief immer: "Hier habt ihr mich noch nicht geschlagen, dort habt ihr mich noch nicht geschlagen. Das ist gar nichts! Ich will euch zeigen, was ein guter Schlag ist." Holte mit der Faust aus und schlug einen uralten Kukabaum zur Erde. Da ließ der König ihn festnehmen, damit der Mann sich nicht zu Tode schlagen lasse. Als der Mann, der nie genug Frauen bekommen konnte, den Kukabaum fallen sah, rief er: "Oh, das ist schade." Hob seinen Penis in die Höhe und richtete den Kukabaum wieder auf. Da schrien die 1000 Weiber auf und rannten vor Angst davon. Der Mann zog aber betrübt nach Hause.


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