VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN
AUS DEM
ZENTRAL-SUDAN
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1924
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA
Atlantis Bd_09-0004 | Flip | arpa |
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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT 2 KARTENBEILAGEN
59. Die Schöpfung und der TodZuerst machte Soko (Gott) die Dagbatschi (Schildkröten). Dann machte Soko die Menschen. Dann machte Soko die Steine. Von jeder Sorte machte Soko je ein Männchen und ein Weibchen. Aber weder die Dagbatschi noch die Menschen noch die Steine bekamen damals Kinder. Dann gab Soko den Dagbatschi das Leben (rai also in Nupe ebenso wie in Haussa!). Dann gab Soko den Menschen das Leben. Den Steinen aber gab Gott nicht das Leben. Niemand hatte aber damals Kinder.
Dagbatschi wollte gerne einen Jungen zum Ausschicken haben. Dagbatschi kam zu Soko und sagte: "Gib mir ein Kind!" Soko sagte: "Ich habe den Dagbatschi und den Menschen Leben gegeben, aber die Erlaubnis, Kinder zu bekommen, habe ich nicht gegeben." Es war damals so: wenn die Menschen ganz alt geworden waren, wurden sie wieder jung. Aber Kinder gab es nicht.
Dagbatschi kam wieder zu Soko und sagte: "Gib mir Kinder!" Soko sagte: "Du kommst immer und verlangst Kinder! Weißt du auch, daß, wenn die Lebenden zwei, ja drei Kinder bekommen haben, sie dann sterben müssen? Willst du sterben, wenn dein Kind kommt?"Dagbatschi sagte: "Ja, wenn meine Frau schwanger ist, will ich sterben." Dann fragte Soko die Menschen: "Wollt ihr auch Kinder haben, um dann zu sterben?" Die Menschen sagten: "Wir wollen unsere Kinder sehen und dann sterben." Soko fragte die Steine: "Wollt ihr auch Kinder haben und dann sterben?" Die Steine sagten: "Nein, wir wollen keine Kinder haben und nicht sterben." Da sagte Soko: "Es ist gut. So soll es sein!"
Atlantis Bd_09-228 | Flip | arpa |
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Soko sagte zu Dagbatschi: "Dein Wille soll geschehen. Du kannst zu deinen Lebzeiten deine Frau schwangern. Dann aber mußt du sterben.' 'Darauf ward Dagbatschis Frau schwanger. Als ihre Schwangerschaft drei Monate gewährt hatte, starb er. Drei Monate nach Dagbatschis Tode wurden seine Kinder geboren.
Drei Monate nachher ward das Weib des Menschen schwanger. Der Mann aber blieb am Leben. Die Kinder wurden geboren und fünf Monate nachher starb er. — Die Steine bekamen aber keine Kinder und starben auch nicht.
So kamen die Kinder und das Sterben in die Welt.
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