Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[699]

Jakob Hewer an
Leo Jud und
Bullinger
Wartau,
13. Dezember 1535

Autograph: Zürich StA, E II 355, 61 (Siegelspur) Gedruckt: Jakob Kuratli, Geschichte der Kirche von Wartau-Gretschins, Buchs 1950, S. 125f

Der Landvogt von Sargans [Rudolf Haas] hat ihm ein Predigtverbot auferlegt; bittet die Zürcher, sich dafür einzusetzen, daß seine Pfrundherren [Glarus] und die Gemeinde Wartau über seinen angeblichen Landfriedensbruch angehört werden und daß das Verbot wieder aufgehoben wird.

Gnad und fryd von got, unserem vatter, durch Jesum Christum, unserem herren. Amen.

11 Zu dieser Gesandtschaft, der Edward Fox, Nicholas Heath und Robert Barnes angehörten, vgl. Friedrich Prüser, England und die Schmalkaldener 1535-1540, Leipzig 1929. —QFRG XI, S. 19-38.
12 Von einer Gesandtschaft König Jakobs V. zum Bundestag von Schmalkalden ist nichts bekannt. Vielleicht handelt es sich um eine Verwechslung; zu erwarten wäre an dieser Stelle eine Erwähnung des französischen
Gesandten Guillaume du Bellay.
13 Als Unterhändler Christians III. hielten sich Melchior Rantzau und Peter Schwabe (Suave) in Schmalkalden auf, vgl. Waitz, Lübeck III 221. 269f.
14 Neben Maßnahmen gegen die Kammergerichtsprozesse beschloß der Bundestag die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Frankfurt, vgl. Jahns 317-382.

Lyeben herren und brüder, nachdem yr von mir gschrifftlich und muntlich bericht synd 1 , wye myn her lantvogt von Sanganss wyder mych handlet 2 , soll uwer lyeb wüssen, das er mir yetzund am anderen suntag nächst vor wyenacht 3 ain pott 4 thon hatt uss bevelch syner herren, der V orten, namlich, das ich yetzund zemall des predigens halben styll ston sölle untz 5 byss uff den nächsten tag, do der syben orten tagherren zusammen kommend und myr ain entlieh 6 urkund gebind 7 . Darumb ist myn ernstlich byt an üch wye formals, yr wellend druff und dran syn, das myner lehen und schyrm herren myner pfrund 8 kuntschafft och verhört werde und ain gantze gmaind zu Wartow. So wirdt es sich wol erfinden, ob ich den lantzfryden gehalten hab oder nit. Och wellend versuchen, ob mir das pott wider abgelossen 9 werden möcht.

Domit synd bevolhen domino Sadai 10 , cui soli honor et gloria in secula. Amen.

Datae in Wartow, secunda feria dominicae, secundae ante natalem domini anno 1535.

Jacobus Hewer, minister

ecclesie in Wartow.

[Adresse auf der Rückseite:] Den frommen dyeneren und evangelisten der kilchen zu Zürich, Leoni Iudae und Heinricho Bullingero, mynen lyeben herren und brüder.

1 Vgl. Hewers Brief vom 17. November, oben Nr. 682.
2 Vgl. oben Nr. 682, Anm. 3 und 4.
3 12. Dezember 1535.
4 Verbot (SI IV 1897).
5 bis (zur pleonastischen Verbindung mit byss vgl. SI I 360).
6 endgültige, rechtskräftige.
7 Die VII Orte, welche die Herrschaft über die Landvogtei Sargans ausübten, besprachen die Angelegenheit in Baden im
März 1536 (vgl. EA IV/1c 668 i), worauf Hewer bald wieder in sein Amt eingesetzt wurde (vgl. Kuratli, aaO, S. 126f).
8 Patronatsinhaber war Glarus.
9 aufgehoben (vgl. SI III 1441).
10 Alter Gottesname (vgl. M. Weippert, in: Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, hg. v. Ernst Jenni und Claus Westermann, Bd. II, München/Zürich 1979, S. 873-881).