Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[513]

Johannes Zwick an
[Bullinger]
[Konstanz,
kurz vor 17. Januar 1535]

Autograph: Zürich StA, E II 364, 25 (Siegelspur) Ungedruckt

Ulrich Chelius trägt Gutachten [von Melanchthon, Bucer und Hedio] bei sich; Zwick, der eine List des Papstes vermutet, hat sie nicht unterzeichnet, aber auch seinem Bruder [Konrad] und Thomas [Blarer]mißfallen sie.

Salus.

Venit ad vos quidam Hulderichus Chelius 3 , vir certe pius et doctus, ferens responsa quedam de religione ad Gallos 4 , quae forte legenda tibi dabit, ex quibus tamen, quid rei sit, satis intelliges. Obtulit mihi quoque legenda, sed nolui meo calculo firmare quicquam. Non enim mihi probantur haec consilia, et fieri potest, ut pontificis 5 astutia haec gerantur insciis piis. Proinde mihi dolet quicquam tribui pontificis autoritati, cuius animum non ignoramus. Ja, wann gott den bapst zum mittel bruchen wurt, ut a bene habeat ecclesia Christi, so ist got halb verwechslet 6 , ne quid dicam consilia Buceri et Philippi 7 hac in re mihi videri periculosissima. Utinam hora tecum potuissem colloqui! Sed non datur literis quicquam addere. Consilia haec neque fratri meo 8 neque Thomae 9

a vor ut gestrichenes das.
1 Zwar ist der Empfänger nicht genannt, doch kommt Zwick wenige Tage später in einem Schreiben an Bullinger auf diesen Brief zurück; vgl. unten Nr. 515, 17-19.
2 Kurz vor dem Besuch des Ulrich Chelius in Zürich am 17. Januar 1535 (vgl. Anm. 3).
3 Ulrich Chelius hatte an der Zusammenkunft von Bucer und Melanchthon in Kassel teilgenommen und warb nun in Oberdeutschland und in der Schweiz um Zustimmung zu den Gutachten Melanchthons, Bucers und Hedios (vgl. Anm. 4). Am 11./12. Januar 1535 war er in Ulm, von wo er über Memmingen, Isny, Lindau und Konstanz spätestens am (Vorabend des) 17. Januar (s. unten Nr. 514) nach Zürich kam. Von dort gelangte er über Bern am 29. Januar nach Basel. Zur Reiseroute von Chelius vgl. Seidel 77-79.
4 Gemeint sind die Gutachten über die Beilegung religiöser Streitfragen, die Ulrich Chelius im Auftrag von Guillaume du Bellay im Sommer 1534 bei führenden deutschen Protestanten eingeholt hatte, nämlich bei Melanchthon ("Consilium ad Gallos", Original: Paris, Bibliothèque Nationale, Coll. Dupuy 424, f. 9r.-22v., Druck nach teilweise stark abweichenden Fassungen: MO II 741-775, Nr. 1205; zu verfälschenden Kurzfassungen vgl. unten Nr. 623, Anm. 57); Bucer (Original ebd., f. 29r.-36v., Druck: Pollet, Bucer II 509-518) und Hedio ("Ad amicum", Original ebd., f. 37r.-45v., Regest: Pollet, Bucer II 497f). Zu Inhalt, Entstehung, früheren Drucken und Wirkung der Gutachten vgl. Seidel 16-46.
5 Paul III.
6 verändert (Grimm XII/I 2144).
7 Philipp Melanchthon.
8 Konrad Zwick.
9 Thomas Blarer.

probantur. Vide, ne quicquam cuiquam b dicas de hisce literis meis. Hoc tamen volui, ut scires, quid responderim optimo viro.

Vale, mi frater.

Tuus Io. Z.

[Ohne Adresse.]