Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[510]

Ulrich Bullinger an
Bullinger
Brugg,
13. Januar 1535

Autograph: Zürich StA, E II 441, 64 (Siegelspur) Ungedruckt

Sollte für seinen Bruder Heinrich bis zum [18. Januar] eine Schuld von 6 Gulden begleichen und bittet Bullinger, ihm diesen Betrag zu leihen. Grüße.

Frid und gnad sig mitt üch.

Min früntlich gruz und fetterliche drüw, lieber vetter Meister Heinrich. Ich lan üch wüssen, das wir alle fräch 2 und gesund sind von der gnaden goz, alzitt wetten wir ger 3 von üch und den üweren fernen 4 .

Witter las ich üch wüsen, das uns vil ummutz und kumber und darzu kosten und schaden wachs und zu hand stost 5 von wegen mins bruders 6 und besunder mir fil widermutt 7 und fil mus engeltten 8 , dass ich nütt genus und nie

c Darunter von unbekannter Hand: No. 5
8 Karlstadt ließ seine Thesen mehreren Freunden in Zürich zukommen; ein Christoph Klauser gewidmetes Exemplar ist erhalten geblieben (Zürich ZB, Ms S 37, nach Nr. 134).
9 Leo Jud.
1 Ulrich Bullinger, von Brugg (Kt. Aargau), gest. 1550 oder 1551, übte wie sein Vater Jakob, ein Onkel Bullingers, das Sattlerhandwerk aus. Er ließ sich im Wallis nieder, zog jedoch, als ihn sein Handwerk nicht mehr ernährte, als Söldner nach Spanien, Italien und Frankreich. Er fiel schließlich bei der Verteidigung von Magdeburg. — Lit.: Verzeichniß des Geschlechts der Bullinger und was sie
der Kirche zu Bremgarten vergabet haben, verfaßt durch Heinrich Bullinger, den ältern, Pfarrer bei dem großen Münster in Zürich, im Jahr 1568, in: Helvetia. Denkwürdigkeiten für die XXII Freistaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. v. Joseph Anton Balthasar, Bd. I, Zürich 1823, S. 108.
2 frisch, gesund (SI I 1271).
3 gerne.
4 vernehmen.
5 begegnet, zustößt (SI II 1387f).
6 Heinrich war der jüngste der drei Brüder. Peter, der älteste, war 1525 in der Schlacht von Pavia umgekommen (vgl. Verzeichniß, aaO, S. 108).
7 Unmut (SI IV 585).
8 Schaden erleiden, bezahlen (SI II 279). — Wo die finanziellen Schwierigkeiten herrührten, ist nicht auszumachen.

genosen han 9 , und solich um unschuld. Darum rüf ich üch an als ein fründ, dan die fründ gespürtt man in nötten 10 , als ir mir for och hilfflich sind gesin 11 und min drost uff üch gesetztt, ir werdentt mich nitt lan 12 ; dan ich mus jez 6 guldin han kosten 13 deren 14 , die mitt dem Heini ze handlen 15 hatt, mus ich jr solich geltt legen 16 uff jez sunttag 17 . Wo aber das nitt geschett, mus ich hertte straff erliden. Darum ist min frünttlich bitt an üch, eb ir mir um solich geltt mechtten helfen. Wett ich üch solich redlich wider gen solich gelichen geltt oder ob er 18 den den 19 belz ettwen 20 möchtten fersezen und solich geltt mochtten druff enttlenen, bis ir in ferkofften; dan ich wies kein zufluchtt den 21 zu üch. Darum bitt ich üch, ir wolen mir hilfflich sin, das ich nitt witter ze schaden und straf korn. Wo ich kan, wil ich wider solich um üch beschulden 22 .

Ich hett üch nach fil ze schriben, so han ich nitt zitt. Nütt me, dan 23 gott sig mitt üch, und gruz mir üwer folch 24 .

Geben am 20. dag im 35. jar.

Von mir Uli Bulin

zu Brugg, üwer fetter.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen und wolgelertten Mester Heinrich Bullin, bredickantten zu Zürich, minen lieben fetteren, zu handen.