Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[420]

Lienhard Tremp an
Bullinger
Bern,
28. Juli 1534

Autograph: Zürich StA, E II 360, 271 (Siegel) Ungedruckt

Fragt Bullinger in einer Heiratssache, ob ihm einer des Badener Geschlechts der Hünenberg bekannt sei; dieser soll in Zürich gewesen sein. Eine Frau, die er bevogtet, schickt einen ihrer Söhne nach Zürich. Bitte, sich um ihn zu kümmern. Grüße an [Anna]Zwingli, deren Sohn Wilhelm wohlauf ist. Tremp und seiner Frau ist dieser sehr lieb.

Gnad und fryd von got, unserm himelschen vater, durch unsern heren Jhesum Christum etc.

Wussend, min lieber her und bruder, ich bin gebäten von etlichen kristenlichen luten 1 , so ein fromy dochter hand zu verelichen, uch zu schriben umm einen fruntlichen rat zu byten in diser sach. Und namlichen so stelt einer nach diser dochter, heist sinem geschlecht nach der Hunenberg 2 und ist von Baden. Da hand wir vernomen, er sygy nü a etwas zites zu Zurich gesin us ursach, das er öuch genämpt sygy ein lüterscher, wie dann die gotzfyend 3 redend. Nü so hand wir doch diser person kein sündry bekantnüss 4 anders , dann 5 das er ein watlichy 6 person ist. Da wil ich uch byten als einen vertruwten 7 frund, ob uch disy person bekant wäry, so wellind mich söllichs lassen wussen. Ir söllend by guten truwen nit gemeldet werden, dann ich jez zumal keim vertrüwteren in Zurich nit wusty zu schriben. Darumm so tund nach minem begären. Kan ichs verdienen 8 , so söllend ir mich gutwillig finden.

74 Die Epitome-Ausgabe in 2°, 1534, enthält eine große Weltkarte; die 2. und 3. (je 8°-)Auflage (s. Anm. a) eine Welt- und dazu eine Planeten-, eine Wind- und zwölf Länderkarten von Europa, Asien (bis Indien) und Nordafrika.
75 Das Prinzip der Anschauung war damals modern. Vadian vertrat es schon 1523 in der Apostelgeschichtsvorlesung, vgl. die bei Bonorand, Vadians Weg, aaO, S. 92f in deutscher Übersetzung gegebenen und kommentierten Stellen.
a Tremp bezeichnet einfache Vokale oft mit dem Umlautzeichen.
1 Unbekannt.
2 Wohl Junker Hans Hünenberg aus dem Badener Geschlecht, Mitglied des Berner Großen Rats, Untervogt, oder sein Bruder, Junker Heinrich Hünenberg, gest. 1568, Bürger von Bern, 1549 Mitglied des Großen Rates, 1563-1567 Landvogt von Biberstein. - Lit.: HBLS IV 307.
3 die Feinde des Evangeliums, die Katholiken.
4 keine nähere Kenntnis.
5 außer.
6 stattlich, von gutem Benehmen (Grimm XIII 2584).
7 vertrauenswürdigen.
8 vergelten (SI XIII 169-171).

Denne 9 so schickt min vogt fröw 10 by zöuger 11 dis briefs einen iren sün 12 gen Zurich. Da wil ich uch in sünderheit byten, ir wellind öuch etwas ufsächens uf in haben, damit er zu zücht und ler des furderlicher zogen wärdy. Das sol verdienet werden. Und umm die obemelty 13 sach, so es müglich wäry, wellend mich by disem boten ein antwürt lassen wussen 14 etc. Denne so wil ich uch biten, wellend uns die Zwinglinn 15 fast gruessen und ira sagen, ir sün Wilhelm sygy frisch und gsund. Er gat fur und fur zu schul, und wiewol er fast kindisch 16 ist, so tut doch er nach sinem alter gnug der ler halben. Er ist mir und miner husfröwen 17 fast lieb von sines fromen vaters 18 wegen, der mir nach got nit uss minem herzen künt etc.

Nit me, dann got syg mit üch.

Geben zu Bern, uff zinstag nach Jacoby im 34 jar.

Uwer allzeyt gutwilliger

Lienhart Tremp.

[Adresse auf der Rückseite:] An den wolgelerten Meister Heinrich Büllinger, bredickant zu Zurich. minem insünders lieben heren und bruder. zu handen.