Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[338]

Berchtold Haller an
Bullinger
[Bern],
14. März 1534

Autograph: Zürich StA, E II 360, 9 (Siegelspur) Teildruck: Corr. des réformateurs III 149-152

Empfiehlt Simon Sulzer, der Bullinger und dessen Amtskollegen zum ersten Mal besuchen wird. Bullinger soll ihm alles für Haller Wissenswerte mitteilen, auch eigene Pauluskommentare und die von Theodor Bibliander zu den Propheten mitgeben. Sulzer wird über die Lage in Bern berichten. Hallers Äußerungen über das Karnevalstreiben in Zürich wurden von einem der Zürcher Delegierten in Bern, [Rudolf?]Stoll, unfreundlich aufgenommen. [Guillaume]Farel predigt in Genf mit Erfolg. Reformationsunruhen in Genf: Bei der Verhaftung eines Mörders, nämlich des bischöflichen Beamten [Claude Pennet], wurden in der bischöflichen Verwaltung Briefe gefunden, in welchen die Ernennung eines Statthalters durch den Bischof und die Vernichtung der Evangelischen in Genf vorbereitet worden sind. Ein Komplize [Jean Portier]ist wohl auch schon hingerichtet. Ein Mönch aus Paris [Guy Furbity], der heftig gegen die Anhänger der Reformation gepredigt hat, wurde von den in Genf anwesenden Berner Abgeordneten verklagt und soll jetzt, nachdem er von Farel und Pierre Viret in einer Disputation besiegt wurde, vom Genfer Rat zur öffentlichen Rücknahme seiner Irrtümer gezwungen werden. Da er sich jedoch weigert, wird er in strenger Haft gehalten. Da viele Mächtige, auch Kleriker, Genf verlassen haben, ist die Stadt in Gefahr. Ihre Kriegsschulden an Bern sind noch immer nicht bezahlt. Haller bittet um Bullingers Kommentare zu den Petrusbriefen und zum 2. Korintherbrief.

S. Habes hic Simonem Sultzerum mihi charissimum, ornatissime Heinrice, quem eo libentius vos volui inviseret, quo certior eram propter me tibi non ingratum fore hospitem. Is, quicquid rerum nostrarum scire desideraveris, in promptu votis tuis satisfacere poterit. luvenis est, sed pius et ingenio praeditus ac eruditione non paenitenda. Cupit vos, qui Tiguri docetis et praelegitis quorumque studia ubique commendantur, audire, amicitia et familiaritate coniungi et eruditior reddi. Quicquid igitur huic communicaveritis, et mihi quoque erunt communia, qui semper domi cogor in angulis meis mussitare. Rationem legendi prophetas, quam ex Theodoro 1 hausistis, illi indicabitis. Et nunc videbo, quando tandem a te impetravero, quod denuo pollicitus es 2 , vel tua in Paulum 3 vel Theodori in prophetas annotationes 4 . Tibi certe post deum debeo, quod uno nunc anno in multis plus profecerim quam antea tribus

1956, S. 122f, und Anne-Marie Dubler, Masse und Gewichte im Staat Luzern und in der alten Eidgenossenschaft, Luzern 1975, S. 39.
1 Gemeint sind wohl die Nachschriften von Theodor Biblianders im Sommer 1533 abgehaltenen Vorlesungen über die Propheten, die sich Haller bereits 1533
öfters erbeten hatte, s. HBBW III 222, 6 und 276, 67f.
2 Diesbezügliche Versprechungen Bullingers sind nicht erhalten, s. jedoch die Angaben von Anm. I.
3 Gemeint ist sicherlich vor allem Bullingers «Commentarius in priorem Pauli ad Corinthios epistolam», der im Juni 1534 erschien (HBBibl I 53).
4 Siehe oben Anm. I.

aut 4. Lectionis enim et studiorum rationem nullam habebam 5 . Ne itaque mihi desis, charissime frater, qui prodesse maxime poteris. Deinde age, ut in Pellicani, Theodori, Leonis 6 , Carolstadii, Binderi familiarium ac amicorum numero inscribatur. Qua ratione autem factum sit, ut hoc tempore ad vos venerit, coram referet. Multa hactenus ad te scripsi, sed necdum verbo respondisti. Silentio tamen tuo non defatigabor nec facile movebor, quod sciam animum tuum in me semper integrum et syncaerum tantaque tibi et publica et privata negocia, quibus merito neniae meae cedant. Si quid unquam a me voles, impera et iniunge, ut vel semel experiaris tuum minimum nummisma 7 . In summa: Et me et symmistas, et privata et publica tam civilia quam christiana negocia is 8 facile tibi exponet, quoniam omnibus nobis familiaris est.

Stollius 9 vester mirum in modum mihi displicuit. Indignabatur a ferme, nisi male iudicem, quod Habio 10 publico tabernae hypocausto loquebar de episcopatu Klotz Ascher 11 aliisque larvalibus ludis, quibus apud vos indomita plebs carnispriviales celebraret dies 12 . Nec amplius conveni ullum illorum legatorum 13 .

Gebennis Farellus 14 duobus fere mensibus in aula quadam libere praedicavit, nunc vero publice docet in templo Minoritarum 15 . Magna siquidem [!] proditio apud eos retecta est, quod mirum in modum pontificios deiecit.

a vor indignabatur gestrichen de.
5 Zur mangelhaften theologischen Bildung Hallers s. HBBW III 84, 19-41 und Anm. 10, Bullinger suchte ihn u. a. auch mit der Zusendung seines «De ratione studii» zu unterstützen, s. HBBW II Nr. 83.
6 Leo Jud.
7 Wortspiel auf: Haller.
8 Simon Sulzer.
9 Da Ulrich Stoll als Anhänger der Reformation bekannt war, kann ihn Haller mit seiner nachfolgenden kritischen Bemerkung (s. Vorlage) kaum gemeint haben; es handelt sich eher um dessen Bruder Rudolf Stoll, der seit 1529 in außenpolitischen Angelegenheiten vom Rat öfters abgeordnet wurde, s. HBBW III 79, Anm. 12.
10 Johannes Haab.
11 Hans Escher vom Glas.
12 Karneval. - Von dem Vorfall während des Zürcher Fastnachtstreibens unter Beteiligung des lautstarken Reformationsgegners «Klotz Escher», der vielleicht die Verspottung der Reformierten zum Ziel hatte, ist nichts Näheres bekannt.
13 Die zürcherische Delegation nahm an der
von Haller bereits am 31. Januar 1534 (oben S. 56, 51,-55) angekündigten Besprechung der reformierten Orte in Bern, 24.-26.Februar 1534, teil, s. EA IV/IC 277-279.
14 Guillaume Farel hielt sich auf Wunsch Berns seit dem 20. Dezember 1533 in Genf auf und predigte bei Privathäusern, s. Corr. des réformateurs III 123, Anm. I. und 132; Haller an Vadian, 26. Februar 1534 (Vadian BW V 151f). Zum Anfang der Genfer Reformation s. EA IV/IC 231f. 239-255. 283 i. 288-292 und Naef, Genève II 469-509.
15 Nämlich: «au Couvent des Courdelliers, à Rive, au grand auditoire», wie auch von anderer Seite berichtet wurde (Corr. des réformateurs III 149, Anm. 1). Gegen Farels Wirksamkeit in Genf protestierte Freiburg i. Üe., das mit Genf - ähnlich wie Bern - durch einen Freundschaftsvertrag (Burgrecht) verbunden war, bereits am 24. und 27. Dezember 1533 (Corr. des réformateurs III 123f und EA IV/IC 232) und später öfters, u. a. durch eine Sonderbotschaft, 27.-30. März 1534, s. EA IV/IC 297-299.

Capto enim homicida, episcopi Gebennensis 16 oeconomo 17 , per tumultum 18 invente sunt literae in oeconomiae episcopalis edibus, quibus literis - et iis quidem mire prolixis - senatorem Friburgensem 19 in vicarium spiritualem subordinaverat, qui potestatem haberet propellendi et occidendi pios quosque edictis, item plebem gravare, ne Christi nomen inter eos audiatur. Immo nominavit nebulo ille cives quosdam pios mox plectendos capite, ubi primum inauguratus esset is officio suo 20 . Hoc itaque interempto superest alius eiusdem farinae proditor 21 , quem suas iam luisse penas crediderim. Fuit interea monachus 22 quidam Parisinus, insignis Thraso 23 , doctor, totus theologaster

16 Pierre de La Baume, 1477-1544, seit 1523 Fürstbischof von Genf, verließ Genf infolge politischer Gegensätze mit Savoyen 1527 und kehrte nur noch einmal im Juli 1533 für kurze Zeit zurück; er wurde 1529 Koadjutor in Besançon, 1539 Kardinal, und 1542 Erzbischof von Besançon. - Lit.: Corr. des réformateurs III 69, Anm. I; Naef, Genève I 64-74, mit Lit.; HBLS IV 575.
17 Claude Pennet, Wächter der bischöflichen Gefängnisse in Genf, wurde wegen Mordes am 5. Februar 1534 hingerichtet, s. Corr. des réformateurs III 47, Anm. 9. 137f, Anm. 2. 150, Anm. 2; ausführlicher s. die nächste Anm.
18 Am 3. Februar 1534 fand auf Wunsch Berns eine Disputation zwischen dem Dominikaner Guy Furbity (s. unten Anm. 22), Farel und Viret (s. unten Anm. 26) vor dem Rat statt. Am Nachmittag desselben Tages kam es zu einem bewaffneten Anschlag auf zwei reformierte Genfer, wobei der eine, Nicolas Bergier, von Pennet erstochen wurde. Die daraus entstandenen Unruhen bewogen 500 Bürger, bewaffnet zum Rathaus zu eilen und sich dem Magistrat zur Verfügung zu stellen. Die unter der Leitung der «Syndics» bis spät in der Nacht dauernde Suchaktion führte schließlich zur Verhaftung von Pennet und seinem Komplizen Jean Portier (s. unten Anm. 21), die sich im Turm der Kathedrale St. Pierre versteckt hielten, s. Corr. des réformateurs III 137f, Anm. 2 und Naef, Genève II 514f.
19 Näher nicht genannt, möglicherweise Antoine Pavillard, gest. 1534, Ritter, seit 1520 des Kleinen Rates von Freiburg i. Üe., 1523-1528 Bürgermeister; er galt als eifriger Katholik, s. Corr. des réformateurs III 150, Anm. 3; HBLS V 382.
20 Die entsprechende Anordnung des Bischofs
vom 12. Januar 1534: EA IV/IC 254.
21 Jean Portier, bischöflicher Notar bzw. Sekretär, wurde am 3. Februar 1534 zusammen mit Pennet verhaftet und wegen der bei ihm gefundenen, für die Freiheiten der Stadt Genf gefährlichen Briefe am 10. März hingerichtet, s. Corr. des réformateurs III 137f, Anm. 2; Naef, Genève II 543-545.
22 Guy Furbity (Furby), gest. 1541, aus Savoyen, gehörte dem Dominikanerkonvent von Montmélian bei Chambéry an; Doktor der Sorbonne 1531, bald auch Vorsteher des Pariser Konventes auf Noël Bédas Empfehlung. Er predigte in Genf seit Adventsonntag, dem 30. November 1533 und disputierte mit Farel und Viret am 3. Februar 1534 (s. Anm. 18). Wegen Schmähungen gegen den reformierten Glauben von den Berner Abgeordneten verklagt, wurde er vom Genfer Rat gefangengesetzt (vgl. die Vorlage) und blieb in Haft, bis er 1536 nach mehrmaliger Intervention Frankreichs und Savoyens auf Grund einer von ihm vorgelesenen schriftlichen Entschuldigung entlassen wurde. -Lit.: EA IV/IC 248; Corr. des réformateurs III 121f, Anm. 9-11 und Reg.; Naef, Genève, Reg.; Farge, Paris Doctors 175-177; Guy Bedouelle, Guillaume Farel et le Dominicain Guy Furbity ou une dispute de prêcheurs, in: Actes du colloque Guillaume Farel, Neuchâtel, 29 septembre- er 1 octobre 1980, publiés par Pierre Barthel, Rémy Scheurer, Richard Stauffer. Tome I: Communications, Genève/Lausanne/Heuchâtel 1983. - Cahiers de la Revue de Théologie et de Philosophie 9/I, S. 89-98, mit weiterer Lit.
23 Name des prahlerischen Soldaten im Eunuchus des Terenz, s. Adagia, prolegomena (LB II 13 B).

24 Is . religionem nostram et quotquot eam docerent et servarent, mire pro contionibus suis proscindens ab urbis nostrae legatis 25 in ius vocatus. Quod cum multis detractaret, quia iudice ordinario, episcopo scilicet, careret, tandem Farelli et collegae sui Petri Vireti 26 , doctissimi iuvenis, Neocomensis ecclesiastae 27 , industria eo adactus, ut rationem cogeretur suae doctrinae et fidei reddere, si non coram tota Gebennensium ecclesia, tamen coram senatu et diacosiis 28 . Aegerunt primo de auctoritate pontificis, num liceat illi extra citra vel sine scriptura quippiam statuere et ecclesiae dei observandum intrudere necne. Monachus omnino asserere et multis probare cum attentasset, maxime

24 Vgl. das spätlateinische «philosophaster» (Scheinphilosoph).
25 Berns Gesandte in Genf vom 5. Januar bis ca. 7. März 1534 waren Sebastian von Diesbach (später Wolfgang von Wingarten), Georg Schöni, Jakob Tribolet und Hans Rudolf von Graffenried (s. EA IV/IC 239). Hauptzweck der Berner Botschaft war die Forderung der Bezahlung von 9900 Kronen Kriegsschulden von Genf, s. unten Anm. 33.
26 Pierre Viret, 1511-1571, hervorragender Reformator der französischen Schweiz, wurde in Orbe (Kt. Waadt) geboren und studierte in Paris, wo er auch die evangelische Lehre kennenlernte, sodaß er die Stadt, der Häresie verdächtigt, verlassen mußte. Nach seiner Rückkehr 1530 gewann ihn Farel für das Predigtamt. Er wirkte in Orbe, Grandson, Avenches, Payerne und Neuenburg, bis er am 4. Januar 1534 auf Geheiß des Berner Rates zur Unterstützung Farels nach Genf kam. Auf einer Reise durch Basel Ende 1535 lernte er wahrscheinlich auch Calvin kennen. Nach der Eroberung der Waadt durch Bern 1536 erfolgte die Einführung der Reformation an der Lausanner Disputation, an der er beteiligt war. Er wirkte als Pfarrer und bald auch als Professor der theologischen Akademie in Lausanne; er übernahm somit die geistige Leitung der waadtländischen Kirche. Theologisch schloß er sich Calvin an, dessen Rückkehr er 1541 in Genf vorbereitete. Wegen seines calvinistischen Standpunktes in der Kirchenzucht wurde Viret 1559 von der Berner Obrigkeit verbannt. Er reiste nach Genf und bald weiter nach Südfrankreich, hielt sich in Nîmes und Montpellier auf
und präsidierte 1563 die französische Nationalsynode von Lyon. Als ausländischer Reformierter öfters von Ausweisung bedroht, wurde Viret schließlich in das Herzogtum Navarra berufen und lebte von 1567 bis zu seinem Tode in Pau am Fuße der Pyrenäen. Seine (36 Titel zählenden) Werke dienten vor allem der Verbreitung calvinistischen Gedankengutes in volkstümlicher Form. Mit Bullinger stand er zwischen 1535 und 1565 in brieflicher Verbindung. - Lit.: Jean Barnaud, Pierre Viret, sa vie et son oeuvre (1511-1571), Saint-Amans 1911 (Reprint: Nieuwkoop 1973); Pierre Viret d'après lui-même. Pages extraites des oeuvres du Réformateur, publiées par Charles Schnetzler, Henri Vuilleumier et Alfred Schroeder, Lausanne 1911; Rudolf Pfister, Pierre Viret, 1511-1571, in: Zwa XI 321-334, mit Lit.; Robert Dean Linder, The political ideas of Pierre Viret, Genève 1964. - Travaux d'Humanisme et Renaissance 64; Rudolf Pfister, in: RGG VI 1406f.
27 Zu Virets Tätigkeit in Neuenburg s. Corr. des réformateurs III 151, Anm. 9; vgl. auch oben Anm. 26.
28 Nämlich: vor dem Kleinen und dem Großen Rat «der Zweihundert» von Genf. - Nachdem Furbity wegen Schmähungen gegen die Anhänger der Reformation von den Berner Abgeordneten beim Genfer Rat verklagt worden war, berief er sich zunächst auf die für ihn zuständige kirchliche Gerichtsbarkeit, willigte aber am 27. Januar 1534 ein, vor dem Genfer Rat auf die Anklage zu antworten und mit Farel und Viret zu disputieren, s. Corr. des réformateurs III 135f, Anm. 6; Naef, Genève II 480-509.

vero Eccianis 29 argumentis 30 , tandem ab his duobus 31 tercia die convictus est, ut iam suo fateretur ore coram senatu et diacosiis se scripturis probare non posse ciborum, dierum, vestium, temporum et personarum delectum et alia, quaecunque pontificum et conciliorum decretis in ecclesiam invecta essent. Hinc legati iusticiam dici petentes - a senatu et diacosiis decretum est, cum suo ore palam errorem fateatur, quatenus ad pulsum campanae in summo templo 32 pro suggestu palinodiam cantet. Monachus, cum egre assentiret et iam in templo recantandum esset scheda sibi praescripta, cepit multis conqueri de iniuria sibi collata. Quo indignati legati Bernenses palam coram plebe iuxta sententiam senatus palinodiam exegerunt. Quod cum plebs intellexisset, ruit in monachum magno impetu et clamore, ita quod [!] nisi legati Bernenses miserum hominem defendissent, ab iis in frusta cesus fuisset. Coniectus itaque est in carcerem teterrimum, donec id libens faciat, quod senatus decrevit. Aliud novi nihil habeo. Hoc supra omiseram: Multi ex potentioribus, item canonici retecta proditione urbem deseruerunt. Ita sunt Gebennenses magno expositi periculo. Nondum solverunt urbi nostrae 9000 coronatos 33 de bello praeterito. Pro quibus solvendis laborarunt hactenus legati, sed frustra. Reliqua Sultzerus.

29 Johannes Eck (Maier oder Mayr aus Egg an der Günz, 1486-1543, studierte in Heidelberg, Tübingen, Köln und Freiburg i. Br., wo er 1510 Doktor der Theologie wurde. Von 1510 bis zu seinem Tod beherrschte er als Professor und Prediger die Universität Ingolstadt. Er war der polarisierend wirkende, schlagfertige, biebel- und kirchenväterkundige theologische Hauptgegner Luthers. An der Badener Disputation 1526 verteidigte er erfolgreich die Realgegenwart Christi im Abendmahl gegen Zwinglis Lehre (Zwinglis «Antworten»: Z V 171-195. 207- 236; vgl. Leonhard von Muralt, Die Badener Disputation 1526, Leipzig 1926. - QASRG III, bes. S. 109-119; Köhler, ZL I 326-354) und führte über die Disputation eine literarische Fehde gegen den Konstanzer Rat und Ambrosius Blarer (ediert in: CC 14). Er schrieb gegen die Berner Disputation 1528 (vgl. HBBW III 84, Anm. 1) und gegen Zwinglis «Fidei ratio» 1530 eine «Repulsio articulorum Zuinglii», worauf Zwingli mit «De convitus Eccii» antwortete (s. die Einleitungen, Z VI/II 762. 783f. VI/III 231-234). Bullinger setzte sich nicht direkt mit Eck auseinander, hielt ihn aber neben Cochläus und Murner für den größten Feind der Reformation (s. HBRG II 69; Pestalozzi 124) und wehrte sich gegen dessen Vorwurf, die Zürcher reichten im Abendmahl nur «Beckenbrot» (s. HBBW III 32, Anm. 4). - Lit.: Z VIII 216-218. IX 325f und VII-XI Reg.; Blarer BW I. II Reg.; Werkverzeichnis in: Tres orationes funebres
in exequiis Ioannis Eckii habitae, hg. von Johannes Metzler, S. J., Münster in Westfalen 1930. - CC 16, S. LXXI- CXXXII: Edition von Ecks Werken in: CC 1. 2. 6. 13. 14. 33-36; Erwin Iserloh, Johannes Eck (1486-1543), Scholastiker, Humanist, Kontroverstheologe, Münster 1981. - Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Heft 41 (mit Lit.); ders., in: Die Gestalten der Kirchengeschichte, hg. von Martin Greschat, Bd. V, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1981, S. 247-269; ders., in: LThK III 642-644; ders., in: NDB IV 273-275; ders., in: TRE IX 249-258; Franz Lau, in: RGG II 302f.
30 Haller denkt wahrscheinlich an das äußerst selbstbewußte Auftreten Ecks, das er auf der Badener Disputation 1526 selbst erlebt hat, an dessen scholastische Argumentation (vom Standpunkt des Nominalismus aus), die übergroße Fülle der zitierten kirchlichen Autoritäten, die einleitende Aufzählung von aus dem Zusammenhang herausgerissenen «häretischen» Sätzen des Gegners und an Ecks gewohnte Methode, den Disputationspartner schrittweise in Richtung Ketzerei zu drängen, vgl. von Muralt, aaO; Farner IV 183-208 und die oben genannte Literatur.
31 Farel und Viret.
32 In der Genfer Kathedrale St. Pierre.
33 In Wirklichkeit handelte es sich um 9900 Kronen Entschädigung für die Kriegskosten Berns bei der Befreiung Genfs im Oktober 1530 vom Druck des Herzogs

Vale b , charissime Heinrice, et me tibi commendatum unice ama.

Audio in Petri epistolas tuas commentationes esse impressas 34 , ego vero in Corinthios expectabam 35 . Quicquid id sit, modo habeam. Rursum vale cum symmistis et coniugibus.

14. martii anno 34.

Tuus B. H.

[Adresse auf der Rückseite:] Heinrico Bullingero, ecclesiastae Tigurino doctissimo, fratri suo omnium longe charissimo.