Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Vorwort

Die Fertigstellung des Bandes IV von Heinrich Bullingers Briefwechsel mit der Korrespondenz des Jahres 1534 hat länger gedauert, als geplant war. Nun, da das Buch in der gewohnten, sorgfältig gearbeiteten und gedruckten Form vorliegt, ist es mir ein Anliegen, kurz der Wechselfälle zu gedenken, welche die Publikation verzögert haben.

Nachdem Band III 1983 herausgekommen war, verließ Dr. Matthias Senn nach acht Jahren verdienstvoller Mitarbeit die Bullinger-Briefwechsel-Edition. Auch wenn es gelang, in Dr. Hans Ulrich Bächtold eine auf dem Feld der Bullingerforschung schon ausgewiesene Fachkraft als Nachfolger zu gewinnen, hatte der Wechsel doch zur Folge, daß der auf 1985 festgelegte Termin für die Herausgabe von Band IV nicht eingehalten werden konnte. Und als Ende des genannten Jahres Prof. Dr. Endre Zsindely schwer erkrankte, erlitt die Edition einen alle Pläne durchkreuzenden Rückschlag; am 25. April 1986 starb Endre Zsindely an den Folgen seiner Krankheit. Damit hatte die Bullinger-Briefwechsel-Edition den Mitarbeiter verloren, dem sie bis dahin am meisten verdankte.

Endre Zsindely war ein Hauptpfeiler, auf den man sich abstützte, als es 1964 darum ging, das Riesenwerk der Herausgabe des Bullinger-Briefwechsels in Angriff zu nehmen. Damals legte Prof. Dr. Fritz Blanke der Bullinger-Kommission des Zwinglivereins, der die Herren Prof. Dr. Anton Largiadèr und Prof. Dr. Rudolf Pfister angehörten, einen von seinem damaligen Assistenten Dr. Joachim Staedtke ausgearbeiteten «Vorbericht über einen Plan zur Edition des Bullinger-Briefwechsels» vor, der Zustimmung fand. Noch im gleichen Jahr wurde nicht zuletzt mit der Absicht, dem Projekt eine feste Basis zu geben, in Zürich das Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte gegründet. Als Bearbeiter hatte man von Anfang an Dr. Endre Zsindely im Auge; hier stand ein Mann mit einer für ein solches Unternehmen geradezu idealen Vorbildung zur Verfügung: ein Theologe mit sehr guten Lateinkenntnissen, mit regsten historischen Interessen und mit großer Archiv- und Bibliothekserfahrung. Endre Zsindely hat die ihm zugedachte Aufgabe übernommen und sich ganz in ihren Dienst gestellt; in Anbetracht der weit übernationalen Bedeutung des Forschungsvorhabens wurden die Kosten für seine Stelle vom Schweizerischen Nationalfonds übernommen. Grundlegende Vorarbeiten waren im Hinblick auf eine Edition des Briefwechsels schon früher geleistet worden. Mit der systematischen Bestandesaufnahme des Materials und der Erstellung von Abschriften hatte schon Prof. Dr. Emil Egli vor bald 100 Jahren begonnen; die Arbeit ist dann intensiv von Dr. Traugott Schieß weitergeführt worden. Als man sich zur Herausgabe entschloß, lag schon eine Sammlung von 11380 Briefen vor, von denen etwa zwei Drittel entziffert entweder in gedruckter Form oder in Abschriften greifbar waren. Trotz dieser Ausgangslage zeigte es sich dann aber bald, daß die wissenschaftliche Erarbeitung und die Drucklegung der Edition selbst doch noch viel aufwendiger war, als man gedacht hatte.

So blieb das Werk von Anfang an hinter den Planungsvorgaben zurück. 1973 war es so weit, daß Band I gedruckt vorlag. Die Hoffnung auf eine Fortsetzung in beschleunigter Folge erfüllte sich vorerst leider noch nicht; vielmehr ergaben sich weitere Schwierigkeiten; - um sie zu lösen, ist die Bullinger-Briefwechsel-Edition 1979 aus dem Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte ausgegliedert und ihre Betreuung vom Zwingliverein dem Unterzeichneten übertragen worden.

Die Umstellung hatte zur Folge, daß die Bände II und III 1982 und 1983 erscheinen konnten. Ferner wurde auch die Drucklegung von Band I der theologischen Werke Bullingers deblockiert und 1983 fertiggestellt. In der Reihe der Edition von Bullingers Werken folgte 1987 als Sonderband die Ausgabe der Schrift «Studiorum ratio», kritisch bearbeitet, übersetzt und kommentiert von Prof. Dr. Peter Stotz. Weitere Bände der Briefwechsel-Edition konnten aus den genannten Gründen nicht mehr in dem mit der Serie dieser Veröffentlichungen angeschlagenen Rhythmus herauskommen.

Nun aber ist Band IV da. Er folgt in der Anlage den Grundsätzen, die von den Begründern der Edition festgelegt worden sind. Endre Zsindely hat sich vor dem gewaltigen Umfang des Werks, das hier entstehen soll, nie verzagt gezeigt. Er blickte vielmehr überzeugt und zuversichtlich in die Zukunft, wissend, daß ein Menschenleben nicht genügen wird, die Briefwechsel-Edition zu vollenden, und daß es deshalb darauf ankam, Arbeit zu leisten, die sich auf lange hinaus bewähren muß. Auf dieser festen Basis und dank dem Umstand, daß sich in lic. theol. Rainer Henrich ein Nachfolger für Endre Zsindely fand, der sich rasch in die große Aufgabe einlebte, konnten die Abschlußarbeiten für Band IV bewältigt werden. Die Fortsetzung der Edition liegt nun in den Händen eines verjüngten Teams, das Gewähr dafür bietet, daß die Ausgabe der Briefwechsel-Bände in Zukunft weiter zügig vorangetrieben wird.

Für alle Hilfe, die in den vergangenen Jahren der Edition zugekommen ist, möchte ich im Namen des Zwinglivereins herzlich danken. Das Projekt wird finanziell vom Schweizerischen Nationalfonds und seit 1981 auch von der Zürcher Landeskirche großzügig getragen. Mein erster Dank gilt den zuständigen Vertretern dieser Institutionen; insbesondere denke ich hier an die verständnisvolle Begleitung des Projektes durch den Verbindungsmann beim Schweizerischen Nationalfonds, Herrn Dr. Rudolf Bolzern. Viel hat die Edition des Bullinger-Briefwechsels dem 1982 verstorbenen alt Dekan Pfr. Hans-Rudolf von Grebel als einstigem Präsidenten des Zwinglivereins zu verdanken, ferner den Herren Alain Dufour, Prof. Dr. Olivier Fatio, Prof. Dr. Hans Rudolf Guggisberg und Prof. Dr. Rémy Scheurer, die freundlich als Gutachter walteten. Dem Präsidenten des Zwinglivereins, Herrn Pfr. Dr. Hans Stickelberger, danke ich für uneingeschränkte Hilfsbereitschaft, dem Theologischen Verlag Zürich und seinem Leiter Werner Blum für die sorgfältige Betreuung der Drucklegung unserer Bände.

Allen, die das Zustandekommen dieses Buches in irgendeiner Weise gefördert haben, sei hier mein Dank ausgesprochen. Rudolf Schnyder