Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2986]

Nikolaus Pfister
an Bullinger
Bern,
11. August [1547]

Autograph: Zürich StA, E TI 441, 553 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Pfister braucht nichts mitzuteilen, da Jodocus Kilchmeyer als Brief fungieren und die Lage [der Kirche in Bern]zusammenfassend präsentieren wird. Als kluger Mensch wird Bullinger aufgrund seines Gespräches mit Kilchmeyer leicht erkennen, wie prekär die Situation ist. Er möge diesen deshalb nicht zu lange in Zürich aufhalten. Uni die Berner Kirche steht es nämlich schlimmer, als es sogar Kilchmeyer meinen könnte. Den Gegnern fehlt es nicht am Willen, sondern an der Fähigkeit, ihr Vorhaben voranzutreiben. Bullinger soll Kilchmeyer diesbezüglich ausfragen. Er wird sich wundern! -[2]Im Übrigen braucht Bullinger, was seine Schrift ["De sacramentis"]betrifft, an Pfisters Treue gar nicht zu zweifeln. Dieser wird sich an seine Anweisungen halten. Er ist stets derselbe geblieben und hat, Gott sei Dank, nie ein Versprechen gebrochen. - [3]Bullinger möge ihm weiterhin gewogen bleiben und Konrad Pellikan und Johann Jakob Ammann von ihm grüßen lassen.

18 Tatsächlich konnten zu dieser Zeit die Habsburger einen Frieden mit dem Sultan schließen; s. Nr. 2949, Anm. 16.
19 Gemeint ist Papst Paul III.
20 König Heinrich II. von Frankreich.
21 literis (Nr. 2971).
22 Theodor Bibliander.
1 Aus unten Z. 6-11 geht hervor, dass die Lage der Kirche in Bern wegen der Zwietracht zwischen den Lutheranern bzw. Buceranern und Zwinglianern (s. HBBW XV 30) sehr angespannt war. Da die lutherische Partei von der Berner Obrigkeit Mitte Mai 1548 entlassen wurde,
wird also vorliegender Brief vor Mai 1548 anzusetzen sein. Aus unten Z. 4-7 wird zudem deutlich, dass Jodocus Kilchmeyer, der Übermittler des vorliegenden Schreibens, schon in Bern wirkte. Da aber dieser erst Ende Oktober 1546 in Bern angestellt wurde (s. HBBW XVII 457, Anm. 5), kann vorliegender Brief erst nach diesem Datum entstanden sein. Demzufolge kann dieser Brief nur vom 11. August 1547 datieren, wie dies bereits Johann Jakob Simler bei der Abschrift dieses Briefes (Zürich ZB, Ms S 64, 155) erkannt hatte.

Nicolaus Artopoeus Balingius 2 Heinrycho Bullingero, viro doctissimo, S. D. Nihil erat in praesentia, quod ad te scriberem, vir eruditissime. Dominus Iodocus 3 foster offitio fungetur epistolae. Is, ut se tota res habeat nostra, cummulatissime commemorabit. Quem, quaeso, ne diutius retineatis! Id, crede mihi, postulat nostri ecclesiae status. Ceu facile, ut es vir solers, ex ipsius tum sermone tum colloquio deprehendes. Impacatior est nostra ecclesia quam ipsemet fortasse arbitretur, neque animus deest a nostris adversariis ad provehendum suum instituturn, sed vires. Fac, quaeso, [u]t b hac de re aliquid ex eo audias. Miraberis, scio, supra rno[d]um!

Caeterum quod librum tuum 4 attinet, de mea fide nihil prorsus [du]bites! Faciam, quod iussisti. Ita et tu et dominus rne amet. [E]ius fui semper ingenii atque hodie sum. Optimo maximo [s]it gratia, ut fidem praestitam frangere nunquam didice[r]im!

Vale, vir candidissime, et Balingium tuum amare, obsecro, nunquam cesses. Dominum Pellicanum et Ammianum 5 meis verbis, rogo, plurimum salutes.

Totus tuus Baling.

Bernae, undecima Augusti.

[Adresse auf Rückseite:] D. Heinrycho Bullingero, viro apprime docto reique theologicae peritissimo. 6