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Autograph: Zürich StA, E II 351, 49 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 626f, Nr. 1540
[1] Glücklicherweise wurde Vadian über Bullingers Aufenthalt im Bad [Urdorf]1 informiert,
sonst hätte er sich über dessen langes Schweigen Sorgen gemacht. Hoffentlich war das Baden
erquickend! Inzwischen gab es überall nur Falschmeldungen und nichts Besonderes mitzuteilen.
-[2]Hieronymus Sailer hat aus Augsburg geschrieben. 2 Vadian legt hier den Brief bei,
denn er enthält die Antwort auf die Frage, die Bullinger in seinem letzten Schreiben [nicht
erhalten] stellte. 3 Bullinger soll ihn wieder zurücksenden. Darin wird auch über einen Friedensschluss
4 berichtet, der aber angezweifelt wird. Kaiser Karl V. scheint zwar Friedensvorschläge
gemacht zu haben. Doch hätte sie Herzog Johann Ernst von Sachsen-Coburg abgelehnt
und man warte noch auf die Antwort des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen.
-[3] Gestern kam der St. Galler Bote 5 Hans Büllentretter aus Nürnberg zurück. Er berichtete,
dass um den 22. Mai zehn Landsknechte aus dem Lager des Kaisers in Nürnberg eintrafen. Sie
waren völlig mittellos, kaum bekleidet und trugen weiße Stäbe 6• Vier von ihnen waren schwerverletzt.
Sie wurden unentgeltlich im Spital aufgenommen. Die anderen wurden im Siechenhaus
untergebracht. Als man sie ausfragte, gaben sie nur an, aus dem Lager des Kaisers zu
kommen und über die Umstände ihrer Verletzungen eine Zeitlang nichts sagen zu dürfen, weil
sie dies bei Gott und den Heiligen schwören mussten. Vor Wittenberg 7 seien einige tausend
Kaiserliche gefallen. Der Bote erzählte, dass man des Kaisers überdrüssig sei. Allerdings
stehen sich die Reichsstände misstrauisch gegenüber. Zudem wollen sie nicht klar sehen! 8 Die
Aussicht auf besondere Rechte 9 spaltet sie und schadet ihnen. Der Herr erlöse uns vom Bösen! 10
-[4]Gruß.