Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2722]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz],
23. Dezember 1546

Autograph: Zürich StA, E II 357, 215-217 (Siegelspur); [Beilage:] E II 357a, 677 (Siegel) a

Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 549-550,

Nr. 1383;

Druck der Beilage: Blarer BW II 551, Nr. 1383; Anecdota Brentiana.

Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz, hg. y. Theodor Pressel, Tübingen 1868, S. 258f

[1] Herzog Ulrich von Württemberg ist am vergangenen Dienstag (21. Dezember] mit 200 [Reitern]auf den Hohentwiel gewichen. Die Kaiserlichen liegen in seinem Land und haben unter anderem Weinsberg eingenommen. Das ganze Land ist über die Flucht des Herzogs erschrocken, obwohl es wahrscheinlich schon besser ist, dass er sich zurückgezogen hat. Er hat nämlich vor acht Tagen den größten Teil seiner Truppen beurlaubt und die Festungen Schorndorf und [Hohen]asperg mit nur wenigen, aus auswärtigen Landsknechten bestehenden Fähnlein versehen. [2] Etliche Konstanzer Ratsherren sind der Meinung, die Eidgenossen sollten an den Herzog einen freundlichen Brief richten oder an Kaiser [Karl V.]schreiben und Letzterem zu verstehen geben, dass sie nicht vorhätten, dem Untergang Württembergs, ihrer Kornkammer, passiv zuzusehen. Wenigstens sollten die Zürcher den Anfang machen, indem sie sich beim Herzog über die Lage erkundigen. [3] Es gäbe vieles zu berichten, aber Blarer kann nur schreiben, bis der nach Zürich aufbrechende Konstanzer Ratsbote [...] eintrifft. [4] Etliche sind der Meinung, dass man es [mit dem Einfall der Kaiserlichen in Württemberg] auf die [süddeutschen Reichs]städte und auf die Eidgenossen abgesehen hat. Der Herr verleihe seinen Schutz! [5]Nach dem Bericht eines Augsburgers [...](der Frau und Kinder nach Konstanz in Sicherheit gebracht hat) soll [Nicolas Perrenot, Herr von] Granvelle, mit seinem Heiratsplan [zwischen Karl V. und Margarete von Frankreich] bei [Franz 1.] auf Interesse gestoßen sein. Dagegen berichtet ein Reisender [...] aus Bourges, dass der König Granvelle nicht empfangen wollte und diesem stattdessen ausrichten ließ, dass er seinem Herrn, dem Kaiser, nicht traue, da dieser sich nie an Abmachungen gehalten hat. Übrigens soll der König ein Mandat verabschiedet haben, demzufolge niemand mehr wegen seines Glaubens verfolgt werden soll. Hat Bullinger etwas dazu erfahren? [6] Ulm verhandelt mit dem Kaiser über einen Frieden. Dies missfällt den anderen Städten sehr. Das Verzagen nimmt zu. Die in Gefahr schwebenden Städte Esslingen und Reutlingen werden wohl angesichts ihrer hoffnungslosen Lage einen ehrlichen Frieden aushandeln wollen, den man ihnen aber nicht halten wird. [7]Graf Georg von Württemberg, der junge Markgraf [Bernhard] von Baden[Durlach] und Balthasar von Gültlingen waren auf Befehl Herzog Ulrichs im kaiserlichen Lager. Bei ihrer Rückkehr wurden sie von einem kaiserlichen Herold [Hans Reichwein] begleitet (der Kaiser selbst soll nicht im Lager, sondern in den Niederlanden sein). Was die Gesandtschaft erreicht hat, weiß Blarer nicht. Der Herzog ließ den kaiserlichen Herold etliche Tage warten und empfing diesen erst am 19. Dezember in Balingen auf dem Weg nach Hohentwiel. Danach soll er sehr verstimmt gewesen sein und den Herold fortgeschickt haben.

a Jedes Dokument hat eigene Faltungen, eine eigene Adresse und ein eigenes Siegel. Die Beilage (zu der Blarer durch Bucer kam; s. unten Anm. 76) ist wohl dem vorliegenden Schreiben zuzuordnen, wenn man in Betracht zieht, dass der von Brenz am 13. Dezember in Schwäbisch Hall verfasste Brief via Straßburg und Konstanz nach Zürich befördert werden musste und Bullinger bereits am 25. Dezember bekannt war; vgl. nämlich Nr. 2724, 8-10.

Man wird sich wohl nicht über die Friedensbedingungen einig geworden sein. Es wäre gut, wenn man nun mit den Eidgenossen (wenn sie es wollten) das Hegau militärisch besetzen würde, zumal es für die Eidgenossen schlimme Folgen hätte, wenn der Kaiser das Gebiet einnehmen oder dort sein Winterlager aufschlagen würde. Wie käme man dann an das Getreide, von dem noch so viel im Land ist? Gott erbarme sich! Blarer hofft immer noch, dass Gott sich zeigen wird, wenn es zum Äußersten kommt. [8]Bullinger soll den beigelegten Brief die kleine Truhe und das Geld aus Augsburg an Hans Schöner übermitteln oder dem Ratsboten den Weg zu Letzterem weisen. Der Bote konnte eine der Truhen nicht mitnehmen. [9] Dänemark und die Hansestädte sollen gegen Herzog Moritz [von Sachsen] ziehen. [10] Bullinger möge sein Bestes tun, um den Eidgenossen klarzumachen, was sie zu tun hätten. Die Lage ist kritisch! Betreffend die Gesandtschaft [von Luzern und Freiburg zu Franz 1.] ist Blarer zuversichtlich. Man sollte nun eine Tagsatzung einberufen und dem Herzog mit einem Schreiben Mut zusprechen. [11] Blarer muss abbrechen. Er will den Boten nicht länger aufhalten. Er hatte vor, einen eigenen Boten zu schicken, ehe er von der Abfertigung dieses Ratsboten erfuhr. [12]Bullinger soll für die Konstanzer beten, die das Gleiche für ihn tun werden. [13](Beilage:](Johannes] Brenz an Bucer, Schwäbisch Hall, 13. Dezember 1546: [14] Brenz hat vor kurzem einem Franzosen [...], einem Bürger Straßburgs, einen Brief für Bucer mitgegeben. Genauso wie (im August] die Ankunft (des Landgrafen Philipp von Hessen und des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen]für die Papisten furchterregend war, so ist nun der Abzug der Fürsten für die Zurückgelassenen beschämend. Es bleibt diesen nichts anderes übrig, als zu trauern und den Spott ihrer Nachbarn über sich ergehen zu lassen. Doch auch wenn die Christen immer wieder von der Welt bedrängt werden, wird Christus schließlich siegen! Der Kaiser hat Schwäbisch Hall in Gnade aufgenommen. Über die Bewahrung der Privilegien der Stadt und ihrer Religion wurde jedoch nicht gesprochen. Dies soll später behandelt werden! Immerhin wurde der Stadt bis dahin weder ein Statthalter aufgedrängt noch ein kaiserlicher Stellvertreter gesandt. [Maximilian von Egmont], Graf von Büren, ist mit seinem Heer in Richtung Frankfurt aufgebrochen, der Kaiser in Richtung Heilbronn und Württemberg. Von wo soll nun die Hilfe kommen? Unterdessen aber muss Brenz weiterhin sein Amt verrichten, nämlich zur Frömmigkeit und zum Gebet aufrufen. Gott wird sein Volk nicht verlassen! Bucer und seine Kollegen sollen für Schwäbisch Hall beten. [15] (P.S. Blarers:] Nachdem der (Rats]bote noch nicht da ist und ein Brief Bucers mit einem beigefügten Schreiben Brenz' eingetroffen ist, legt Blarer eine Abschrift davon bei.

Fruntlicher, fürgeliepter herr und bruder, ich schreib in grosser yl, das hertzog Ulrich von Wirtemperg uff zinstag nechst 1 zu nacht mitt 200 pferdten uff die Hochenwiel 2 gewychen ist, und ligind ime die kaiserischen im land. 3 Habend Wynsperg 4 und etwas mehr ingenommen. Ist man im gantzen land erschrocken, sonderlich diewyl der herr 5 davon ist, wiewol es vyllicht gut sein möcht. das er uff Wiel 6 ist. Er hat sein landtvolck. so er by ainander

1 21. Dezember.
2 Die Festung Hohentwiel bei Singen (Lkr. Konstanz), etwa 30 km nordwestlich von Konstanz; s. dazu Heyd, Ulrich von Württ. III 447. Auch der Konstanzer Rat meldete am 23. Dezember dem Zürcher Rat, dass Herzog Ulrich sich am 21. Dezember nach Hohentwiel zurückgezogen hatte; s. Zürich StA, A 177, Nr. 154.
3 Vgl. Nr. 2724,10-14; Heyd, aaO, S. 445— 448.
4 Weinsberg (Lkr. Heilbronn, Baden-Württemberg), etwa 50 km nördlich von Stuttgart, wurde am 21. Dezember 1546 eingenommen; s. Karl Jäger, Die Burg Weinsberg, genannt Weibertreue. Beschreibung und Geschichte für Reisende und Freunde der Gegend, Heilbronn a.N. und Rothenburg a.d.T. 1825, S. 77; Heyd, aaO, S. 448.
5 Herzog Ulrich.
6 Hohentwiel.

gehapt, vor acht tagen widerum haimziechen lassen. 7 Hat noch ettlich, aber wenig fendle frombder knecht und ettlich vestinen 8 , namlich Schorndorff 9 Asperg 10 und ander, damitt besetzt.

Hab ich euch in yl nitt verhalten konnen, dann ettlich vertrauwt leut meiner herren 11 mainen, man köndt yetz nitt bessers thain 12 , dann, so ir und ander, die b gmainen Aidgnossen, vermöchten, das sy hertzog Ulrichen uff die Wiel schribind und sich gutz gegen im emputten, oder das sy dem kaiser 13 ernstlich schribind, sy könnind diß land nitt allso verderben lassen, diewyl 15 es ir kornkast seye, 14 etc., wie dann die warhait und gmainen Aidgnossen vyl daran gelegen, oder das doch die von Zürich dem hertzogen züschribind, 16 damitt 17 man anlaitung in die sach hette und man darin kome.

Ich hett euch vyl ze schriben. Wart all ougenplick, wann der bott uff seye, den mine herren den ewern schicken wellend 18 . Will schreiben, diewyl 19 er nitt kompt.

Es wellend etlich mainen, die sach seye alle uber die stett und Aidgnossen angesechen 20 , davon aber nitt gut ze schriben. Ach, herr gott, hilff, rath und byß 21 unser bester schutz und schirm hie und dört!

Hutt sagt mir ainer von Augspurg 22 (hat sein weyb und kind hieher geflöchnet 23 ) c , im werde gloubwirdig geschriben, das der Gravella 24 sein sach by dem Franzosen 25 wol aussgericht und der heurat 26 seinen fürgang habe: Das sölle gewiss und war sein. Dargegen ist ainer von Burgis 27 die tag hie gewesen. Sagt für gewiß, das der könig den Gravella nie hab persönlich für

b Über der Zeile nachgetragen.
c Klammern ergänzt.
7 Siehe dazu Nr. 2716,68-70.
8 Festungen.
9 Die Festung (Burgschloss) Schorndorf (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg), etwa 30 km östlich von Stuttgart.
10 Die Festung Hohenasperg bei Asperg (Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg), etwa 18 km nördlich von Stuttgart; s. Heyd, aaO, S. 446. — Siehe dazu Nr. 2724, Anm. 18.
11 der Konstanzer Ratsherren.
12 tun.
13 Karl V.
14 Auch Konstanz warnt im oben in Anm. 2 erwähnten Brief, dass im Falle einer Eroberung Württembergs durch die Kaiserlichen kein Getreide mehr von dort an die Eidgenossen geliefert werden würde und es zu einer Hungersnot kommen könnte. —Zur Bedeutung des Hegaus für die Eidgenossenschaft s. auch Nr. 2721,19-21; unten Z. 53f; Nr. 2724,14.
15 wie dann die warhait: wie es auch (oder: zumal es) stimmt.
16 Die Zürcher schrieben dem Herzog am 25. Dezember; s. Nr. 2724,20f.
17 anlaitung in: Kenntnis von; s. SI III 1492.
18 Wohl der Bote, der den oben in Anm. 2 erwähnten Brief des Konstanzer Rats vom gleichen Tag überbringen sollte. — Siehe ferner unten Z. 68-70.
19 solange.
20 uber etwas angesechen: auf etwas abgesehen; s. Fischer I 259.
21 sei.
22 Unbekannt, wie auch dessen hernach erwähnte Familie.
23 in Sicherheit gebracht; s. SI 11160.
24 Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle.
25 König Franz I.
26 Granvelle sollte angeblich eine Heirat zwischen Franz' Tochter Margarete von Frankreich und Karl V. arrangieren; s. Nr. 2708,24-29; Nr. 2711,6-16. — Es handelt sich um ein falsches Gerücht.
27 Ein Unbekannter aus Bourges.

sich wellen lassen 28 , sonder zu im gesagt, 29 sein herr 30 hab im nie nichts gehalten 31 , mitt vyl andern dergleichen reden. ||216 Item der könig, sagt er 32 für die warhait, hab mandat allenthalb 33 usgehn lassen, das man fürohin nieman mehr um des gloubens willen tödten sölle 34 Wisst if etwas davon, fugts unß ouch zu vernemmen.

Ulm steht in ainer handlung fridens halber mitt dem kaiser, 35 darab ander stett groß missfallen, 36 wiewol es noch in der feder. Bricht aber ye mehr und mehr uß, und werden ander ouch verzagt. Esslingen steht auch in grosser fahr 37 und Reutlingen. Und diewyl sy sechen, das sy ja dem kaiser zu schwach sind und nienen kain reddung 38 , werden sy vyllicht ouch nach ainem ehrlichen friden trachten, ja den man aber inen nitt halten wirt. 39

Graff Jörg von Wirtemperg 40 und der jung marggrauff von Baden 41 mitt dem Balthiß von Gultling[en]d42 sind von hertzog Ulrichs wegen in des kaisers leger gewesen. 43 Und wie 44 sy widerum komen, ist des kaisers herolt mitt inn kommen e (der kaiser ist nitt by disem volck, das in Wirtemperg

d Im engen Einband verdeckt.
e-e Am Rande nachgetragen; Klammern ergänzt.
28 für sich wellen lassen: zu ihm vorlassen wollen.
29 durch einen Boten.
30 der Kaiser.
31 im nie nichts gehalten: ihm gegenüber niemals ein Versprechen gehalten (habe).
32 Der Unbekannte aus Bourges.
33 überall; s. Fischer I 137.
34 Ein falsches Gerücht. Ganz im Gegenteil beschloss das Parlament von Paris am 13. Dezember, dass man Maßnahmen treffen müsse, um effizienter gegen die wachsende Zahl von Häretikern vorgehen zu können; s. Religion, Reformation and Repression in the Reign of Francis I. Documents from the Parlement of Paris, 1515-1547, hg. y. James K. Farge, Bd. 2: Documents 1544-1547, Toronto 2015, Nr. 1042, S. 1146f.
35 Siehe schon Nr. 2712, Anm. 9; Nr. 2714, Anm. 1; Nr. 2716,49-54; Nr. 2719,15f.
36 Vgl. Nr. 2716,49f.
37 Gefahr.
38 nienen kain reddung: nirgends eine Rettung (ist).
39 Esslingen und Reutlingen standen schon in Friedensverhandlungen mit dem Kaiser; s. PC IV/1 542. 545. — Siehe ferner Nr. 2724,10-14.
40 Georg von Württemberg-Mömpelgard.
41 Markgraf Bernhard von Baden-Durlach; vgl. HBBW XVII 327,43.
42 Balthasar von Gültlingen, württembergischer Hofrat und Kriegsrat des schmalkaldischen Bundesheeres.
43 Laut Heyd, aaO, S. 457f, wurden Graf Georg, Gültlingen und (statt des beim Kaiser unbeliebten Kanzlers Johann Fessler) Ludwig von Frauenberg mit einer Instruktion vom 15. Dezember zum Kaiser beauftragt, um über einen Frieden zu verhandeln. Doch im oben Anm. 2 erwähnten Brief des Konstanzer Rats sind Graf Georg, Markgraf Bernhard, Gültlingen, der Kanzler Johann Fessler sowie ein Herr von Haideck (wohl Johann Freiherr von Heideck, württembergischer Oberst) als Gesandte aufgelistet. Laut Heyd, aaO, S. 459f, schloss sich Graf Georg der Gesandtschaft schließlich nicht an. Diese gelangte auch nie zum Kaiser, weil sie unterwegs dem kaiserlichen Herold (Hans Reichwein) in Weinsberg begegnete, der beauftragt worden war, dem Herzog ein Schreiben des Kaisers vom 14. Dezember zu übermitteln (s. dazu unten Anm. 51). Nach Kenntnisnahme dieses Schreibens (s. dazu unten Z. 42-50) stellte der Herzog eine neue Gesandtschaft zusammen, die aus Fessler, Frauenberg und Gültlingen bestand. Am 25. Dezember verhandelte diese in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis), am 26. in Schwäbisch Hall und einige Tage später

lygt; man sagt, er seye im Niderland) e45 . Aber was sy pracht 46 haben, hat man mir aigentlich nitt können anzögen, allain seye der herolt etlich tag dem hof nachgehengt 47 . Hab in der hertzog nitt für wellen lassen, byß erst yetz am heruffryten uff die Wyel 48 , alls der hertzog sontag nechst 49 zu Balingen 50 uber nacht gelegen. Seye der herolt abgefertiget worden und der hertzog ubel zefriden 51 , das man acht, man seye im friden 52 zerschlagen der conditionen halber. Daruff 53 seye er hinweg geritten. Möchte man yetz wol ain zutz 54 im Hegöw machen, wann 55 die Aidgnossen auch wellten, wie inen dann warlich nitt wenig daran gelegen, soll 56 man um diß land kommen und kaiser sein wynterleger da haben. 57 Hilff gott! Wie werden wir ain kornmarckt haben? Es ist noch überuß vyl korn im land! 58 Der truw, lieb gott erbarm sich unser! Ich hoff noch ymerdaren, wann es uff den notknopf 59 komme, gott werde sich sechen lassen.

Gebt bygelegt brieff, trüchlin 60 und gelt dem Hans Schöner von Augspurg oder weysend den botten 61 zu imm. Es ist noch ain truck 62 . Hat er nitt konnen tragen. 217r.

|| Sonst schreibt 65 man, Dennmarck 63 und die Seestett seyen starck uff wider hertzog Mauritzen 65 . Sind 66 dran, so best ir mögen, damitt die Aidgnossen sechen, was sy ze thain habind. Dann warlich, es steht alles spytzig 67 . Uff die bottschafft, davon ir mir geschriben, 68 das sy 69 in namen der II ort 70 abgefertiget worden,

in Heilbronn mit kaiserlichen Vertretern; s. aaO, S. 466-468.
44 Hans Reichwein; s. oben Anm. 43.
45 Ein falsches Gerücht. — Karl V. hatte sich vom 16. bis 23. Dezember in Schwäbisch Hall aufgehalten (s. unten Anm. 81), war am 23. und 24. Dezember in Öhringen (Hohenlohekreis) und traf am 24. Dezember in Heilbronn ein, wo er bis am 18. Januar 1547 blieb; s. Stälin 579.
46 (als Nachricht) gebracht. — Die erste Gesandtschaft konnte keine Nachricht mitbringen, da sie nie zum Kaiser gelangte.
47 nachgefolgt; s. Fischer IV 1886.
48 Die Festung Hohentwiel.
49 19. Dezember.
50 Zollernalbkreis, Baden-Württemberg, 70 km nördlich von Hohentwiel. — Heyd, aaO, S. 460, der das Treffen ebenfalls auf den 19. Dezember datiert, führt aber als Begegnungsstätte das etwa 40 km nördlich von Balingen liegende Bebenhausen (heute ein Ortsteil von Tübingen) an.
51 ubel zufriden: unzufrieden. — Reichwein hatte dem Herzog das oben in Anm. 43 erwähnte Schreiben des Kaisers überreicht,
dessen unversöhnlicher Inhalt in Heyd, aaO, S. 460-462, zusammengefasst ist.
52 in den Friedensverhandlungen.
53 Herzog Ulrich (in Richtung Hohentwiel).
54 kriegerisches Manöver; s. Fischer VIII 1404.
55 wenn.
56 sollte.
57 Vgl. schon Nr. 2708,18-20.
58 Siehe schon oben Anm. 14.
69 uff den notknopf: zum Äußersten; s. Fischer IV 2072.
60 kleine Truhe.
61 Unbekannt.
62 Truhe.
63 König Christian III. von Dänemark.
64 Hansestädte.
65 Moritz von Sachsen. — Dieses falsche Gerücht findet sich auch in dem oben Anm. 2 erwähnten Brief des Konstanzer Rats. Vgl. ferner Nr. 2696, [12]; Nr. 2724,36f.
66 Seid.
67 kritisch, gefährlich; s. SI X 709.
68 Mit einem nicht erhaltenen Brief.

were ich guter hoffnung, sy sollten die sachen recht behertzigen und wol ermessen. Were wol ains tags 71 wert, und das hertzog Ulrichen fruntlich zügeschriben wurde 72 , damitt er ain hertz gewünne 73 .

Ich kan eben gar nitt mehr. Haind für gut. 74 Wolt euch ain aignen botten geschickt haben. So ich aber erfaren, das mine herren disen 75 schicken wellen, hab ich kosten gespart. Darff inn lenger nitt uffhalten.

Gott bevolchen. Bittend trulich, trulich für unß. Thaind wir ouch. Datum, den 23. decembris 1546 zu ainr ur.

A. Bl.

[Adresse auf f. 217v.:] An Maister Hainrich Bullinger. Zürich.

||E lI 357a, 677 [Beilage:] Brentius ita ad Bucerum: 76

S. in domino. Scripsi ad te ante paucos dies, quas litteras dedi Gallo cuidam 77 , civi vestro, et puto eas nunc te accepisse. Quam terribilis papistis fuit adventus nostrorum principum, 78 tam turpis ac faedus est nunc discessus ipsorum. Nobis desertis aliud nihil reliquum est praeter gemitus, lachrimas et miserias. Facti sumus opprobrium vicinis nostris. In nos psallunt, qui vinum bibunt. Sed bene habet! "In mundo pressuram habebitis; ego autem vici mundum"79 . 'O greck 80 recepit Halam 81 in gratiam. De conservandis privilegiis et de religione ne gry quidem 82 . Ea omnia reiecta sunt in aliud tempus. Nondum autem impositum est urbi praesidium, necdum huc missus est vicarius caesaris. Comes a Buren 83 proficiscitur 84 cum exercitu suo ad Francofordiam, Carolus autem ad Hailbrunam 85 et Wirtembergam.

69 die Eidgenossen.
70 Luzern und Freiburg; s. Nr. 2721,13-15, mit Anm. 22. 71 ains tags: einer Tagsatzung.
72 würde. —Vgl. schon oben Z. 10-17.
73 damitt er am hertz gewünne: damit er Mut fasse.
74 Haind fur gut: Haltet es mir zugute.
75 Vgl. oben Z. 18-20.
76 Es handelt sich um eine Abschrift Blarers von einer Beilage eines an ihn gerichteten Briefes von Bucer, 17. Dezember 1546 (Blarer BW II 546-548, Nr. 1381); s. aaO, S. 547,10-13.
77 Unbekannt.
78 Gemeint ist die Anfang August 1546 erfolgte Ankunft des Landgrafen Philipp von Hessen und des Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen im Donaugebiet (s. dazu HBBW XVII, Nr. 2531), die für die Papisten furchterregend war; s. z.B. HBBW XVII 261.
79 Joh 16, 33.
80 Autokrat. — Gemeint ist Karl V.
81 Schwäbisch Hall. — Schon seit Anfang Dezember stand Schwäbisch Hall in Verhandlungen mit dem Kaiser. Am Abend des 6. Dezember empfing die Stadt offiziell einen Trompeter des Kaisers. Letzterer begab sich aber erst am 16. Dezember dorthin und verließ die Stadt am 23. Dezember; s. Viglius van Zwichem 211. 214. 219; Ludwig Müller, Die Reichsstadt Nördlingen im schmalkaldischen Kriege, Nördlingen 1877, S. 131; Thomas A. Brady, Johannes Brenz und Kaiser Karl V. Eine neue Quelle zur kaiserlichen Besetzung von Schwäbisch Hall im Schmalkaldischen Krieg (Dezember 1546), in: Württembergisch Franken 66, 1982, 229-231.
82 Vgl. Adagia, 1, 8, 3 (ASD II/2 234, Nr. 703).
83 Maximilian von Egmont, Graf von Büren.

Quid ergo dicemus? Quo nos vertemus? "Sicut oculi servorum in manibus dominorum suorum"86 , etc. "Unde etiam veniet auxilium nobis?"87 . Faciamus igitur nostrum officium! Pergamus pietatem docere et deum precari! "Non enim repellet dominus plebem suam"88 , etiamsi videatur nunc se durum exhibere. Et dabit eventum, ut ferre queamus! Commendo nos et nostram ecclesiam valde afflictam tuis ac symmystarum ac ecclesiae tue precibus.

Bene ac feliciter vale. Ex Hala, 13. decembris.

Tuus Io. Brentius.

Quia nuncius nondum fuit abmandatus 89 et a Bucero mihi litere 90 allate sunt, quibus Brentii ad se epistolam adiunxit, visum est illam etiam descriptam ad te dare.

[Adresse auf der Rückseite:]Bullingero suo.