Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[2611]

Bernhard von Cham
an Bullinger
Kyburg,
6. Oktober 1546

Abschrift von Johann Jakob Simler: Zürich ZB, Ms S 61, 186 2 Ungedruckt

[1] Von Cham bedankt sich für Bullingers Schreiben [nicht erhalten] und für die beigelegte Nachrichtensammlung. Er hat guten Grund zu hoffen, dass Gott die [Schmalkaldener] in seiner Gnade erhalten wird, denn täte er dies nicht, würde Kaiser [Karl V.] hart und ohne Mitleid gegen sie vorgehen, was auch schlimme Folgen für die [Eidgenossen] hätte. Man bete also unablässig! [2] Von Cham ist willig, den erwiesenen Dienst zu erwidern, bittet, weiterhin auf dem Laufenden gehalten zu werden, und empfiehlt Bullinger dem Herrn.

Ersamer und wolgelerter, günstiger, lieber herr, min fründtlichen gruß und gantz gutwillig dienst zuvor! Lieber herr, üwer fründtlich schryben 3 zusampt der nüwen zytung 4 , so ir mir zugeschikt, hab ich empfangen und die zum teil mit fröiden gelesen, gutter hoffnung, der herr gott werde die sinen 5 fürrer 6 umb siner eren willen gnedeklich bewaren und erhalten, dann sich wol zu versächen 7 , so 8 dem keiser 9 gegen disem frommen volk gelingen, wie er und sine anhänger so tyrannisch und unerbarmklich gegen innen handlen wurdent; zu dem, das sich wol zu versächen, wie es ein gestalt gegen uns 10 wurd überkommen. 11 Dannenhar 12 wir billich 13 den herren gott ane 14 underlaß anruffen soltent, 15 das er dise fromme lüth gnedeklich von disem tyrannen behüten welle, damit sy imm nit zu erbarmen werdent 16 .

Demnach, lieber meister Heinrich, dank ich üch üwers füssigen zuschribens, ouch des ||v fründtlichen erbietens 17 , so ir gegen mir gethan, mit flyßigem erbieten 18 , so ich üch und den üwern fründtschaft und guts könte erwysen, welte ich fürwar gutwillig erfunden werden, mit früntlicher bitt, so etwas wyters käme 19 , wellent mich desselben berichten; begären ich umb

1 Er war damals Landvogt auf der Kyburg. — Am 22. Januar 1547 wurde er mit der Verteidigung Zürichs für den Fall eines Angriffs des Kaisers auf die Eidgenossenschaft beauftragt; s. HBD 34.
2 Nach dem heute nicht mehr in Zürich StA, E II 340, 160, erhaltenen Autograph. — Im Briefband E II 340 fehlen viele weitere Stücke.
3 Nicht erhalten.
4 Nachrichtensammlung.
5 Gemeint sind die Schmalkaldener.
6 weiterhin.
7 dann sich wol zu versechen: denn es ist wohl zu erwarten.
8 wenn.
9 Karl V.
10 Gemeint sind die Eidgenossen.
11 wie es ein gestalt gegen uns wurd überkommen: was mit uns geschehen würde.
12 Aus diesem Grunde.
13 zu Recht.
14 ohne.
15 Vgl. 1 Thess 5, 17.
16 ihm nit zu erbarmen werdent: ihm nicht zum Opfer fallen.
17 Diensts.
18 Angebot.
19 so etwas wyters käme: wenn es zu weiteren Nachrichten käme.

üch früntlich zu gedienen, üch hiemit in den schirm des herren Gottes befellende 20 .

Datum zu Kiburg, uff den 6. tag octobris 1546.

Uwer gutwilliger diener Bernhart von Cham. [Adresse als Überschrift:] Dem ersamen und wolgelerten meister Heinrich Bullinger, pfarrherr zum großen münster zu Zürich, minem lieben herren und guten fründt.