Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Einleitung

Wenn in den im vorigen Band veröffentlichten, zwischen Juni und September 1546 verfassten Briefen die Hoffnung der Protestanten auf eine Revanche gegen den katholischen Kaiser Karl V. fast in jedem ihrer Briefe spürbar ist, kommt in den 130 Briefen dieses Bandes eine stets zunehmende Enttäuschung zum Ausdruck, die sich bis Ende Jahr bei allen Briefverfassern zu einer Resignation entwickelt. Man ist sprachlos angesichts der Erfolge des gottlosen Kaisers. 1 Die einzige Erklärung für diesen Umstand ist, dass Gott die Protestanten eines Sieges nicht oder noch nicht für wert hielt, weil diese zuvor noch einer Züchtigung durch ihn bedürfen. Schon hatte die am 20. und 21. September 1546 erfolgte Einnahme von Neuburg a. d. Donau durch die Kaiserlichen (mit schändlichen Vergewaltigungen der Neuburgerinnen durch die Kaiserlichen) und, noch schlimmer, die fehlende Reaktion darauf vonseiten des schmalkaldischen Heeres für Unmut gesorgt. Ferner wurden diejenigen, die in der Abendmahlsangelegenheit ähnlich wie Zürich dachten, zusätzlich beunruhigt, als sie mit der Affäre um Thomas Naogeorg feststellen mussten, wie feindselig Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen denen gegenüberstand, die eine leibliche Anwesenheit Christi im Abendmahl abstritten.

Dann aber kam alles noch schlimmer als erwartet. Denn im November gab auch Landgraf Philipp von Hessen Anlass zur Enttäuschung, indem er einen Ausweg aus dem aussichtslosen Donaufeldzug zu suchen begann und sich dabei bemühte, im Hinblick auf einen etwaigen Frieden Kontakt mit dem Kaiser aufzunehmen. 3 Als er jedoch merkte, wie hoffnungslos sein Versuch war, zog er vom 22. November an seine Truppen aus Süddeutschland ab, zur gleichen Zeit wie der Kurfürst von Sachsen, der allerdings einen guten Grund dazu hatte, da der römische König Ferdinand I., der Bruder des Kaisers, und Herzog Moritz von Sachsen, sein Verwandter, bereits in sein Territorium eingefallen waren. Mit dem Abzug des Landgrafen und des Kurfürsten waren die protestantischen süddeutschen Städte ihrem Schicksal überlassen. Der Abzug sowie die Unterhandlungsversuche des Landgrafen wurden als Verrat empfunden, 4 so dass die im Stich gelassenen Städte sich berechtigt sahen, ihren Kampf aufzugeben und Kontakt mit dem Kaiser aufzunehmen, zumal der mächtigste benachbarte Verbündete, Herzog Ulrich von Württemberg, ebenfalls seit Anfang Dezember einen Vergleich mit dem Kaiser anstrebte. Und so kam es, dass Ende Dezember 1546 der größte Teil der süddeutschen protestantischen Städte sich ergeben hatte.

Wie schon im vorigen Band ist auch hier, ganz anders als in den früheren Bänden, ein großer Teil der Briefe auf Frühneuhochdeutsch abgefasst. Die

1 Nr. 2692. 2729.
2 Siehe dazu HBBW XVII 30f.
3 Nr. 2690. 2698.
4 Nr. 2723. 2726.

hauptsächlich den Krieg thematisierenden Briefe sollte man nämlich auch den des Lateins nicht kundigen Familienangehörigen, den Freunden und den jeweiligen politischen Behörden weiterleiten bzw. vorlesen können. So kommt es, dass 47 der 130 hier dargebotenen Briefe (36%) auf Deutsch (neun davon mit einigen Wörtern auf Latein), 17 auf Deutsch und Latein, und 66 auf Latein (davon neun mit einigen Wörtern auf Deutsch) geschrieben sind, wohingegen sonst etwa 80% der Korrespondenz auf Latein verfasst ist. Auch nur vier der 19 erhaltenen Briefe Bullingers wurden auf Latein geschrieben (drei davon enthalten einige Wörter auf Deutsch); drei weitere Briefe Bullingers sind zweisprachig, und die zwölf übrigen sind auf Deutsch (drei davon mit einigen Wörtern auf Latein).

Der während dieser Kriegszeit beobachtete größere Umfang der Briefe hat uns zu einer neuen leserfreundlichen Maßnahme veranlasst, nämlich zu einer Nummerierung der Abschnitte. Diese Nummerierung soll von nun an bei unseren ausführlichen Zusammenfassungen angewendet werden und dem Leser ein einfacheres Hin und Her zwischen den Abschnitten eines Briefes und den entsprechenden Abschnitten der Zusammenfassung erlauben.

In den folgenden Ausführungen werde ich die Stellen, auf die ich Bezug nehme, nur dann in einer Fußnote angeben, wenn es nicht leicht möglich wäre, sie anhand des Inhaltsverzeichnisses oder des Registers zu ermitteln.

***

Der Umfang von Bullingers Vernetzung für die in diesem Band umfasste Zeitspanne

Die hier behandelte dreimonatige Zeitspanne involviert 42 Korrespondenten inklusive den damals 42jährigen Bullinger. Davon sind außer Bullinger fünf Personen einbezogen, die sonst in Zürich wohnhaft waren und entweder sich während einer Reise an Bullinger wandten (so der Zürcher Bürgermeister Johannes Haab, der während der Tagsatzung aus Baden schrieb, oder der englische Exilant John Burcher, der während einer Geschäftsreise Nachrichten aus Straßburg schickte) oder gemeinsam mit Bullinger einen Brief empfingen (so der damals 30jährige Konrad Gessner, der 37jährige Theodor Bibliander und der greise 68jährige Konrad Pellikan, die zusammen mit Bullinger Schreiben aus Venedig bzw. aus Straßburg erhielten). Neben diesen fünf in Zürich wohnhaften Personen ist aus dem Zürcher Umfeld auch der seit Oktober 1545 in Straßburg studierende junge Ludwig Lavater zu erwähnen, sowie auch der seit Juni 1544 in Aarau als Hilfsprediger tätige Christian Hochholzer.

Geographische Hauptpole dieses Informationsnetzes sind Basel (39 Briefe, davon 31 aus Basel von vier Korrespondenten), Augsburg (24 Briefe, alle an Bullinger, ebenfalls von vier Korrespondenten), Konstanz (24 Briefe, davon 19 an Bullinger, alle von Ambrosius Blarer) und das umherziehende

Lager des schmalkaldischen Heeres während des Donaufeldzuges (14 Briefe, davon elf an Bullinger, nämlich vom Landgrafen Philipp von Hessen, von dessen Kammersekretär Simon Bing, vom hessischen Feldprediger Theobald Thamer, von Peter Medmann, dem Gesandten des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied, von Hartmann von Hallwyl, dem Berner Gesandten, der abgesehen von einigen Unterbrüchen zwischen August und Mitte November 1546 in der Nähe des Lagers Logis bezog, und von Heinrich Thomann, dem Zürcher Beobachter, der von Anfang September bis Ende November aus der Feldkanzlei des hessischen Lagers, wo er untergebracht war, seiner Stadt 69 Briefe zukommen ließ 5 , die im vorliegenden Band, genauso wie schon im vorherigen, bei der Kommentierung von Bullingers Briefwechsel herangezogen wurden).

Außer diesen vier Hauptpolen wurden, mit Ausnahme eines Briefes aus Venedig, alle erhaltenen Briefe dieses Bandes im süddeutschen Raum, in der Eidgenossenschaft oder in deren Zugewandten Orten verfasst, wobei Straßburg und das Städtchen Höchstädt a. d. Donau (in dessen Nähe das Schmalkaldische Heer eine Zeit lang lagerte) die nördlichste, Bern und Chur wiederum die südlichste Grenze bildeten. Der damalige Krieg wird wohl für diese sonst untypische Situation verantwortlich sein. Aus Straßburg sind vier Briefe erhalten; aus Chur und Memmingen je drei; mit Kappel, Kyburg (Kt. Zürich), Ravensburg, Reichenweier (Riquewihr) und St. Gallen wurden je zwei Briefe ausgetauscht; und aus Bern, Bremgarten, Stammheim (Kt. Zürich) und Ulm wurde je ein Brief gesandt.

Überlegungen zur Briefüberlieferung

Durch das von Rainer Henrich wieder aufgefundene private Testament von Bullinger, das vom 2. August 1575 datiert 6 (Bullinger verstarb kurz darauf, am 17. September), weiß man, dass schon Bullinger "allerley gelehrter leüthen handgeschrifften, fürsten, stätten und herren schreiben", die ihm im Laufe der Zeit zugesandt wurden, in drei "kleineren" Holztruhen (welche aber angesichts der etwa 10'000 erhaltenen, an ihn gerichteten Briefe nicht allzu klein gewesen sein dürften) "zsamen gelegt" und seinen "söhnen allein [d.h. Heinrich d.J. und Hans Rudolf]übergeben und geschenckt"hat, in der Hoffnung, dass man seine Söhne "derenhalben unersucht [=unbehelligt]" lassen würde. 7 Ob es bei diesem "zsamenlegen" nicht nur zu einer Klassifizierung und einem Ablegen, sondern auch zu einer Auswahl und Vernichtung einiger Briefe kam, lassen wir vorläufig noch offen. Wie es später

5 Diese Briefe werden in Zürich StA. A 177, aufbewahrt und wurden zum Teil in LA IV/1d 736-745 sehr knapp zusammengefasst. Diese Briefe würden eine eigene Abhandlung verdienen.
6 Veröffentlicht in: Rainer Henrich, Heinrich
Bullingers privates Testament. Ein wiederentdecktes Selbstzeugnis des Reformators, in: ZTB 2010, NF CXXX, S. 1-40.
7 Henrich, aaO, S. 24.

dazu kam, dass der heute noch erhaltene, hauptsächlich amtliche Briefwechsel in die Hände der politischen und kirchlichen Behörden der Stadt Zürich gelangte, bleibt auch ungeklärt. Man kann nur vermuten, dass diese reichhaltige historische Quellensammlung infolge der von Hans Rudolf Bullinger, dem zweitältesten Sohn des Antistes, angehäuften Schulden in andere Hände gelangte, dass sie aber zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als die Zürcher Behörden einen Teil von Bullingers Bibliothek für die Stiftsbibliothek (heute in der ZB) erwarben, ebenfalls durch Schenkungen oder Ankäufe mindestens teilweise dem 1613 gegründeten Antistitialarchiv einverleibt wurde, 8 ehe sie von dort 1837 ins heutige StA kam. Doch gelangten nicht alle Briefe von Bullingers Korrespondenz in das Antistitialarchiv, zumal einige Abschriften oder Originale mit der Zeit auf anderen Wegen der ZB zukamen. In beiden Beständen aber, d.h. in dem bei weitem umfangreichsten Bestand des StA sowie auch im kleineren Bestand der ZB, sind (mit Ausnahme der an seine Söhne gerichteten Schreiben) nur ganz selten Briefe aus Bullingers privatem Umkreis, wie etwa aus dem Kreis seiner katholisch gebliebenen Freunde und Familienangehörigen, erhalten geblieben. Hat Bullinger diese bis auf einige übersehene Ausnahmen vielleicht noch selbst vernichtet? Schon in den vorhergehenden Bänden sind immer wieder derartige vereinzelte Raritäten veröffentlicht worden, 9 und auch im vorliegenden Band gibt es den spannenden Briefaustausch Nr. 2604/2620 mit Bullingers Freund Peter Simler (bei dem Bullingers Sohn, Heinrich d.J., während seines Kappeler Studiums in Pension war) sowie auch einen ungewöhnlichen Brief von katholischen Verwandten aus Bremgarten (Nr. 2727), aus dem ersichtlich wird, dass Bullinger sich zugunsten eines jüngeren Mitglieds seiner Verwandtschaft um eine Lehrstelle in Zürich bemüht hat.

Ein Grenzfall zwischen privater und amtlicher Sphäre ist die von Bullinger selbst verfasste Antwort (Nr. 2687) auf einen an seine Frau Anna, geb. Adlischwyler, gerichteten Brief, den eine belesene, schwenckfeldianisch angehauchte und damals in Basel wohnende Frau besseren Standes, höchstwahrscheinlich Elisabeth Höcklin, geb. Scher (Schär) von Schwarzenburg, verfasst hatte. In diesem Fall ist auch die Überlieferung des von Bullinger verfassten Autographs seltsam. Sie erklärt sich vermutlich durch eine spätere Anschaffung, die einem Zürcher Studenten während seines Auslandsstudiums gelungen sein wird. Bei dem Studenten wird es sich um Hans Rudolf Wirth (1547-1626) gehandelt haben, der noch zu Bullingers Lebzeiten, im Frühling 1569, eine Lehrstelle an der Großmünsterschule (Carolinum)

8 Rainer Henrich, Heinrich Bullingers letztwillige Verfügung über seinen schriftlichen Nachlass, in: Bewegung und Beharrung. Aspekte des reformierten Protestantismus, 1520-1650, FS Emidio Campi, hg. v. Christian Moser, Peter
Opitz u.a., Leiden 2009 —Studies in the History of Christian Traditions 144, S. 183-186.
9 Siehe zuletzt HBBW XIV, Nr. 1979. 1983. 1992; XV, Nr. 2152. 2162; XVI, Nr. 2398; XVII, Nr. 2528.

erhielt und im November 1571 zum "provisor" (Hilfslehrer) an der Fraumünsterschule (schola abbatissima) ernannt wurde, ehe er sich nach Bullingers Tod durch umfangreiche historisch-theologische Publikationen auszeichnete.

Doch zurück zur Frage, ob etwa Bullinger selbst im Laufe der Jahre oder spätestens vor seinem Ableben seinen privaten Briefwechsel verbrannte, oder ob dieser erst nach dessen Tod von seinen Söhnen vernichtet wurde. Zwei bei der Bearbeitung von Bullingers Briefwechsel gemachten Beobachtungen deuten eher auf das Erste hin.

Der eine Hinweis kommt aus dem Briefaustausch mit dem Basler Antistes Oswald Myconius. Wir wissen, dass Bullinger nach Myconius' Ableben seine an diesen gerichteten Briefe (manchmal sogar - und dies wohl aus Versehen -auch andere Briefe aus Myconius' Korrespondenz) nach Zürich zurückerhalten konnte. 10 Doch fehlen trotzdem immer wieder Briefe Bullingers an Myconius, deren Existenz allerdings durch die noch aufbewahrten Briefe belegt ist. Wurden vielleicht die fehlenden Briefe von Myconius selbst vernichtet oder 11 gar von dessen Stiefsohn Johann Jakob zurückbehalten? Aus den von Myconius während des Schmalkaldischen Krieges an Bullinger gerichteten Briefen geht deutlich hervor, dass der Basler Antistes für eine Beteiligung der Vier protestantischen Orte bzw. Städte der Eidgenossenschaft (Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich) an dem Krieg auf Seiten der Schmalkaldener war. Merkwürdigerweise wird Bullingers Stellung zu dieser Frage in keinem der erhaltenen und im vorigen oder vorliegenden Band veröffentlichten Briefe Bullingers an Myconius ersichtlich, geschweige denn erörtert. Dies wird doch kaum dem Zufall zuzuschreiben sein, besonders wenn man beachtet, dass im letzten Band nur drei Briefe von Bullinger an Myconius gegenüber 19 von Myconius an Bullinger, und im vorliegenden Band nur acht Briefe Bullingers gegenüber 19 Briefen von Myconius erhalten sind.

Der andere Hinweis verstärkt die hier geäußerte Vermutung, dass Bullinger wohl selbst einige Briefe vernichtet hat. In der Einleitung des vorhergehenden Bandes wurde schon ausgeführt, wie Bern während des Donaufeldzuges in der Abendmahlsfrage einen neuen Kurs einschlug. Dort wurde dies zu erklären versucht. Auch wurde dabei darauf aufmerksam gemacht, dass bei der damaligen Ernennung eines neuen Berner Kirchendekans Bullinger sehr wohl seine Finger im Spiel hatte. 12 Für den Posten wurde nämlich der ursprünglich aus Luzern stammende Zwingliverteidiger Jodocus Kilchmeyer ernannt, der zuvor, zwischen 1531 und Oktober 1546, die Pfarrstelle in Küsnacht versehen hatte. Merkwürdigerweise ist aus Bern für die Zeit zwischen Oktober und Dezember 1546 nur ein Brief an Bullinger erhalten

10 Siehe dazu Kap. 3 (Die Überlieferung des Briefwechsels) der Einleitung von Henrich, Myconius.
11 Siehe zu diesem AK IX/2 475-478.
12 HBBW XVII 37f.

(Nr. 2703 vom 4. Dezember). Es kann aber nicht sein, dass es nur diesen einen Brief gegeben hat, denn der damals noch in Probezeit stehende neue Dekan Kilchmeyer 13 wird sich doch wohl bei Bullinger (der sich für dessen Berufung eingesetzt hatte) gemeldet haben! Ein vermutlich aus Versehen erhalten gebliebener Brief aus Bern von Nikolaus Pfister liefert tatsächlich den eindeutigen Beweis für den verschwunden Briefaustausch zwischen Bullinger und Kilchmeyer: "Es gibt -schreibt Pfister - nichts Weiteres zu berichten, zumal Kilchmeyer mir stets im Schreiben zuvorkommt." Hatten etwa Bullingers Söhne die Zeit gefunden, die tausenden von ihrem Vater hinterlassenen Briefe zu lesen und dabei beschlossen (und warum eigentlich?), die Briefe Kilchmeyers zu vernichten? Wohl kaum! Nur Bullinger wird einen Grund dafür gehabt haben, diese Briefe verschwinden zu lassen.

Zum Schluss noch einige Zahlen zur Überlieferung der Briefe dieses Bandes. Alle fünf erhaltenen Briefe Bullingers an den Konstanzer Ambrosius Blarer werden in der Vadiana (St. Gallen) aufbewahrt; der eine Brief an den in Reichenweier wirkenden Matthias Erb in der UB Basel; die acht Schreiben an Myconius, der Brief an Elisabeth Höcklin, Bullingers Abschrift seiner Antwort an Theobald Thamer und der Entwurf seines Schreibens an Philipp von Hessen im StA Zürich; der Brief an Peter Simler und der wohl nie ausgehändigte 14 Brief an Simon Bing in der ZB. Die an Bullinger gerichteten Briefe sind bis auf zwei Ausnahmen Autographe oder entsprechen in drei Fällen dem an Bullinger gesandten Original. Eine der zwei Ausnahmen ist Bernhard von Chams Brief Nr. 2611, die andere ein Schreiben von Joachim Vadian. Der Brief des von Bullinger geförderten von Cham liegt heute nur noch in Form einer von Johann Jakob Simler im 18. Jh. erstellten Abschrift in der ZB. Vadians Brief befindet sich im StA, in einer von Johannes Stumpf im 16. Jh. verfertigten Abschrift. Von den 130 hier veröffentlichten Briefen sind 118 im StA erhalten, sechs in der ZB, fünf in der Vadiana (St. Gallen) und einer in der UB Basel.

Die "neuen" Korrespondenten

Während der kurzen Zeitspanne von drei Monaten tauchen sieben "neue" Korrespondenten auf, von denen etwa zwei oder drei Bullinger nicht persönlich bekannt gewesen sein dürften.

Vom 38jährigen Bernhard von Cham (der mit Hans Wilpert Zollers Schwester Agnes verheiratet war, 15 eine politische Traumkarriere machte, 16 damals Landvogt von Kyburg war, und dem Bullinger später, im Januar 1561, kurz vor seiner Wahl zum Bürgermeister von Zürich, eine Schrift

13 HBBW XVII 457, Anm. 5.
14 Siehe Nr. 2693, Anm. 54.
15 Siehe HBBW XVII 377.
16 René Hauswirth, Zum Verhältnis von
Vermögen und politischer Macht in Zürich um die Mitte des 16. Jahrhunderts, in: ARG LXX, 1979, 219-222; HBBW VI 423, Anm. 3.

widmete 17 ) sind zwei der drei erhaltenen Briefe an Bullinger veröffentlicht. Aus diesen Briefen geht hervor, dass Bullinger als erster Anfang Oktober 1546 mit dem ihm schon längst bekannten ehemaligen Kleinrat (der vier Jahre jünger war als er) brieflich Kontakt aufgenommen hatte, um diesen über den Verlauf des Krieges in Deutschland zu informieren. Beachtet man, dass nur einige Wochen später, am 22. Januar 1547, von Cham für den Fall eines Angriffs des Kaisers auf die Eidgenossenschaft mit der Verteidigung Zürichs beauftragt wurde, muss man sich schon fragen, ob hier vielleicht nicht doch ein Zusammenhang zwischen diesem Briefwechsel und der bald darauf erfolgten Ernennung besteht.

Gabriel Kröttlin, der Stadtschreiber von Ravensburg, war hingegen Bullinger völlig unbekannt. Hier sind zwei der drei von ihm erhaltenen Briefe an Bullinger veröffentlicht. In beiden Schreiben werden junge Leute aus dem Ravensburger Gebiet für ein Studium in Zürich empfohlen. Unter diesen befindet sich kein Geringerer als Johannes Willing (1525-1572). Die berufliche Laufbahn eines anderen Empfohlenen, die des Sebastian Nabholz (gest. 1586), sollte sich geographisch in der Landschaft Zürich abspielen.

Ein dritter Korrespondent ist der bereits erwähnte 26jährige Zürcher Heinrich Thomann. Damals informierte er seine Obrigkeit aus dem Lager der Schmalkaldener über den Verlauf des Krieges. Genauso wie im Falle von Bernhard von Cham sollte ihm eine auffällige politische und diplomatische Karriere in Zürich beschieden sein. Beim aufmerksamen Lesen seiner Briefe an Bullinger (besonders des ersten) geht deutlich hervor, dass Bullinger als Mentor dieses jungen Mannes (dessen Vater, der Zürcher Bauherr Heinrich Thomann, elf Jahre zuvor gestorben war) fungiert haben muss.

Unerwartet, auch für Bullinger, wird der Brief des zwinglifeindlich gesinnten, zwei Jahre älteren gebürtigen Elsässers von Oberehnheim (Obernai) Theobald Thamer gewesen sein. Der sonst in Marburg lehrende Professor, der in der Vergangenheit immer wieder für negative Schlagzeilen bei den Zürcher Studenten gesorgt hatte, 18 war damals Feldprediger des Landgrafen. Als solcher begegnete er einem ehemaligen hessischen Studenten, Engelbert Milander (Apfelmann, Eppelmann), der schon seit etwa vier Jahren in Zürich studierte und vermutlich auf Anregung Bullingers von den Zürcher Behörden Anfang Oktober 1546 mit einem Brief ins Lager entsandt wurde. Diesem gelang es, Thamers Vorbehalte den Zürchern gegenüber zu hinterfragen und Thamer zu einem freundlichen Brief an Bullinger zu bewegen. Letzterer ließ sich solch eine Gelegenheit nicht entgehen, antwortete sogleich dieser noch unsicheren neuen Bekanntschaft mit einem herzlichen Brief und versäumte dabei nicht, seine Abendmahlsauffassung ausführlich und aufschlussreich darzustellen. Seinem Brief legte er zudem Rudolf Gwalthers "Endtchrist"bei. 19 Wie immer in solchen Fällen erstellte sich Bullinger

17 HBBibl I 402.
18 Siehe dazu HBBW XIV bis XVII, Reg.
19 Nr. 2676, Anm. 6.

eine Abschrift seines von ihm als wichtig angesehenen Schreibens. Den an ihn gerichteten Brief Thamers ließ er Blarer in Konstanz (in diesem Fall zusammen mit der Abschrift seiner Antwort) und Myconius in Basel zukommen. Wer hätte aber damals vermuten können, dass der aus protestantischer Sicht mit Gwalthers Schrift gegen den päpstlichen Endchrist gut gewappnete Theologe Thamer nur etwa drei Jahre später im katholischen Lager predigen würde?

Mit Meinrad und Ulrich Schodolers Brief aus Bremgarten haben wir das einzige heute erhaltene Schreiben dieser mit Bullinger eng verwandten, aber katholisch gebliebenen Familie. Er ist der Beweis dafür, dass über die konfessionellen Grenzen hinaus freundliche Kontakte zwischen Bullinger und einigen seiner katholischen Verwandten und Freunde bestanden. Schon frühere Briefe deuteten darauf hin. 21

Der sechste "neue"Korrespondent Bullingers war ebenfalls kein Fremder. Bullinger hatte schon im Juli 1542 Bekanntschaft mit dem englischen Glaubensflüchtling John Burcher geschlossen,22 der vielleicht schon damals, zumindest zeitweise, im Dienste des in Straßburg ansässig gewordenen englischen Kaufmanns Richard Hilles stand. Bullinger setzte sich sogar vor dem Zürcher Rat für Burcher ein. Es galt damals, eine Erlaubnis zu erhalten, aus den Zürcher Wäldern ein für die Herstellung von Bogen geeignetes Holz (vermutlich das in England sehr geschätzte Eibenholz) nach England zu exportieren. 23 Im November 1544 heiratete Burcher sogar eine Zürcherin (Adelheit Knüpli). 24 Der hier veröffentlichte Brief Burchers, der erste von vierzig an Bullinger gerichteten Briefen, 25 wurde in Straßburg während einer Geschäftsreise verfasst. Burcher sollte damals einen Holztransport bis nach Dordrecht, zunächst auf dem Rhein und danach auf der Waal, begleiten.

Äußerst interessant ist der bislang noch unbekannte Brief von Bullinger an Elisabeth Höcklin, geb. Scher (Schär) von Schwarzenburg, der u.a. neue Erkenntnisse über einige der in Zürich erstellten Drucke und deren Absatz erlaubt und ein weiteres Beispiel für belesene Frauen darbietet. Um Elisabeth Höcklin als Empfängerin des Briefes bestimmen zu können, musste zunächst ihr damaliger Wohnort eruiert werden. Dabei gelang es uns auch, ganz neue Informationen zu ihrem Ehemann Hans Christoph Höcklin (gest. März 1551 in Basel) zu ermitteln. Von dieser schon damals schwenckfeldianisch angehauchten Frau, die sich in Straßburg, ihrem späteren Wohnort, als Schwenckfeldianerin profilieren sollte, gibt es nur diesen einen Brief mit Bullinger. Unbeantwortet bleibt die Frage, warum denn Elisabeth sich zunächst

20 Nr. 2697. 2708
21 Siehe z.B. HBBW III, Nr. 267-269; IV, Nr. 474; und die in HBBW XIV veröffentlichten Briefe von Giovanni Domenico Panizzone.
22 HBBW XII, Nr. 1644. 1690.
23 HBBW XII, Nr. 1689.
24 HBBW XV 109, Anm. 3; unten Nr. 2733, Anm. 5.
25 Heute ist nur noch ein Brief von Bullinger an Burcher dank einer im 18. Jh. von Johann Jakob Simler abgefertigten Abschrift erhalten geblieben.

mit einem nicht mehr erhaltenen Brief nicht an Bullinger, sondern an dessen Gattin Anna wandte. Kannte sie diese von früherer Zeit her? Und wenn ja, woher?

Die damaligen Hauptkorrespondenten Bullingers

Wie im vorigen Band sind auch im vorliegenden Myconius aus Basel (19 Briefe an und acht Briefe von Bullinger), Blarer aus Konstanz (19 Briefe an und fünf von Bullinger) und Johannes Haller aus Augsburg (15 Briefe an Bullinger) Bullingers Hauptkorrespondenten. Weit danach folgen der damals in Basel lebende Spanier Francisco de Enzinas (mit neun Briefen an Bullinger, die im vorliegenden Band nur zusammengefasst, jedoch mit Anmerkungen versehen sind, welche z.T. neue Erkenntnisse ermöglichen) und der Augsburger Stadtschreiber Georg Frölich (mit sieben Briefen an Bullinger).

Die Briefe aus Augsburg behandeln hauptsächlich das Kriegsgeschehen. Doch aus Hallers Briefen werden auch ganz wissenswerte und meist noch unbekannte Erkenntnisse über das damalige soziale und kirchliche Leben in Augsburg zur Zeit des Krieges möglich. Das Verhalten der von den Augsburger Behörden in Zürich neu angeworbenen Pfarrer Lorenz Meyer (Agricola), Thoman Ruman (Römer) und Rudolf Schwyzer d.A., die seit November 1546 in Augsburg als Prediger fest angestellt waren, wird ebenfalls in Hallers Briefen an Bullinger thematisiert und geschildert. Dabei kommen auch die Charakterzüge der vier in Augsburg wirkenden Zürcher, besonders diejenigen Hallers, auf einzigartige Weise zum Ausdruck.

Der Briefwechsel mit dem vom Krieg sehr mitgenommenen Myconius 26 (dessen Gesamtbriefwechsel fast gleichzeitig wie vorliegender Band in einer von Rainer Henrich erstellten regestartigen Bearbeitung erscheinen soll) fokussiert sich ebenfalls hauptsächlich auf das Kriegsgeschehen, nur dass im Falle von Myconius' Briefen an Bullinger die Meinung des Basler Antistes über die politische Haltung der protestantischen und katholischen Eidgenossen während dieses Konfliktes gut ersichtlich wird, im Gegensatz zu derjenigen Bullingers, da dessen Briefe an Myconius, wie schon erörtert, meist nicht mehr erhalten sind. Durch die Briefe von Myconius wird zudem deutlich, dass dieser den politischen Behörden seiner Stadt längst nicht so nahe stand wie Bullinger seinen Behörden gegenüber.

Zum Briefschreiber Bullinger

Aus den von Bullinger während dieser dreimonatigen Zeitspanne verfassten Briefen gehen ganz spannende Erkenntnisse hervor. Am 8. Dezember teilt der schon seit längerem von Kopfschmerzen geplagte Bullinger seinem Basler Kollegen Myconius mit, dass er in Zürich immer mehr in die politischen

26 Nr.2715.

Angelegenheiten verwickelt wird. 27 Er schreibt Briefe nach Deutschland, um seine Glaubensverwandten von einem Frieden mit dem Kaiser abzuhalten. 28 Sowohl Myconius wie noch viele andere (u.a. auch der einflussreiche Politiker des Bündnerlandes Johannes Travers 29 ) erwarten von Bullinger, über den Krieg unterrichtet zu werden. Bullinger seinerseits sehnt sich danach, diesbezüglich aus Deutschland (hauptsächlich aus Konstanz und aus Augsburg) auf dem Laufenden gehalten zu werden. Aus einem Schreiben an Blarer vom 18. Dezember wird ersichtlich, wie sehr ihm in dieser Zeit des Bangens und der Ungewissheit Blarers Briefe und die der anderen wichtig sind, denn mit jedem Brief hofft er, erfreulichere Nachrichten zu erhalten! Er informiert anstelle seiner Obrigkeit (vermutlich weil er von dieser darum gebeten wurde) einflussreiche Freunde oder Persönlichkeiten, wie etwa Ambrosius Blarer in Konstanz, Georg Frölich in Augsburg oder Simon Bing aus der landgräflichen Kanzlei, über die Beschlüsse, die die Vier protestantischen Orte der Eidgenossenschaft während ihres Treffens in Zürich vom 19. bis 26. Oktober hinsichtlich der für sie ebenfalls höchst beunruhigenden Lage in Süddeutschland getroffen hatten. 30 Er verteidigt mit einem an den Landgrafen gerichteten Schreiben die nicht den damaligen Erwartungen der Schmalkaldener und vermutlich auch nicht ganz den eigenen Vorstellungen entsprechenden Beschlüsse dieses Treffens. 31 Er übermittelt den Schmalkaldenern (besonders Philipp von Hessen) Nachrichten, die er als wichtig einstuft. Auch den in Baden tagenden Gesandten der Vier Orte teilt er brieflich durch den dort anwesenden Zürcher Bürgermeister Johannes Haab eine beunruhigende (in diesem Fall unzutreffende) Information mit, die er gerade in Erfahrung gebracht hatte. 33 Man wendet sich auch an ihn, um einige wegen des Krieges eingeschüchterte oder gar verzagte Personen, wie etwa Bernardino Ochino, den ehemaligen Generalvikar des Kapuzinerordens, mit seinen Briefen aufzumuntern. 34 Auch die Memminger ruft er durch ihren Pfarrer Gervasius Schuler zur Buße und Standhaftigkeit auf, 35 während Blarer Ähnliches bei den Augsburgern tut. 36 Bullinger ist es auch, der zu schlichten vermag in einem Streit, der zwischen einem zechenden Boten der Stadt Zürich und einigen Konstanzer Boten ausgebrochen war. 37 Als moralische Autorität des eidgenössischen Vorortes Zürich verfasst er erneut eine mahnende Epistel an die damals in Füssen stationierten eidgenössischen Söldner, deren Hauptleute sich habgierig erwiesen und auf schändliche Weise aufgeführt hatten. 38 Auch den aus einer angesehenen Zürcher Familie stammenden Hans Wilpert Zoller, der während seines Solddienstes

27 Nr. 2708.
28 Nr. 2613. 2732.
29 Nr. 2638.
30 Nr. 2684. 2688. 2693.
31 Nr.2651.
32 Nr. 2689.
33 Nr.2711.
34 Nr. 2723.
35 Nr. 2707.
36 Nr. 2717.
37 Nr. 2635. 2645.
38 Nr. 2641. — Siehe schon HBBW XVII 20 und 370, Anm. 6.

unter dem Landsknechtführer Sebastian Schertlin von Burtenbach in einen Sittenskandal verwickelt wurde, ermahnt er mit einem nicht mehr erhaltenen Schreiben, nachdem Johannes Haller, der etwas ältere Freund Zollers, dies bereits vergeblich versucht hatte. 39 Doch damit nicht genug! Angeblich aus eigener Initiative versucht er zu bewirken, dass der in den Krieg gezogene Wolfgang Lavater, ein Sohn des Zürcher Bürgermeisters, wegen seiner besseren gesellschaftlichen Herkunft zu einem höheren Sold gelangt. Er ist nämlich der Überzeugung, dass eine angemessene Behandlung der Kinder solch ehrbarer Leute nur Gutes zu hervorzubringen vermag. 40 Er versucht zudem, seinen Wirkungskreis zu erweitern, und bietet über Heinrich Thomann (seinen sich im schmalkaldischen Lager befindenden Zürcher Schützling) Simon Bing seine Freundschaft an, 41 und lässt sich, wie schon geschildert, die seltene Gelegenheit nicht entgehen, Theobald Thamer, einem bis dahin den Zürchern gegenüber feindlich gesinnten Theologen, einen herzlichen und inhaltsreichen Brief zu schreiben.

Es ist also kein Wunder, dass Bullinger seinem Basler Kollegen Myconius gestehen muss, dass er wegen dieses elenden Krieges bald nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, 42 ja dass er gelegentlich in Verzweiflung gerät und sich über den Sinn dieses vielen Hin- und Herschreibens Gedanken macht. 43 Sogar in Augsburg erfuhr man von Bullingers Überanstrengung: Angeblich soll er (so Frölich)44 außer seiner Studien- und Predigertätigkeit auch noch Tag und Nacht schreiben und kaum zur Ruhe kommen! Doch nicht nur das zusätzliche Arbeitspensum, sondern auch die durch diesen Krieg verursachten Sorgen um die Zukunft der Reformation der Kirche und um die durch Papst Paul III. und Kaiser Karl V. höchst gefährdete Kohäsion der Eidgenossenschaft wird ihn nicht wenig mitgenommen haben.

Umso beeindruckender ist also festzustellen, dass Bullinger trotz dieses vollen Engagements feinfühlig und intelligent genug war, um sich nicht (im Gegensatz zu seinem Vorgänger Zwingli) öffentlich auf der politischen Ebene zu profilieren. Bei der schon oben erwähnten Mitteilung an seinen in Baden tagenden Bürgermeister bittet er diesen, den anderen Gesandten gegenüber seine Informationsquelle zu verschweigen. Und als seine Konstanzer Freunde, Ambrosius Blarer und dessen Cousin Konrad Zwick, im Alleingang (angeblich ohne Wissen des ihnen eng verwandten Bürgermeisters Thomas Blarer) Bullinger dazu bewegen versuchen, sich so schnell wie möglich nach Stein am Rhein bzw. in die unmittelbare Umgebung dieses Städtchens zu begeben, um sich dort zu beraten, wie man mit Hilfe Zürichs, Basels und Berns am besten Druck auf die Konstanzer Behörden ausüben könnte, damit diese nicht im Gefolge der anderen süddeutschen Städte und

39 Nr. 2663. 2689. 2723.
40 Nr. 2652. 2679. 2689.
41 Nr. 2693.
42 Nr. 2708.
43 Nr. 2683.
44 Nr. 2684. 2689.
45 Nr. 2606.

besonders Ulms einen Frieden mit dem Kaiser eingingen, versteht es Bullinger, unter dem Vorwand, dass er leider keine Zeit habe, sich auf diplomatische Weise von diesen Verhandlungen fernzuhalten und stattdessen die politischen Behörden seiner Stadt auf den Plan zu bringen. Letztere erweisen sich ihm dankbar und machen sich auch die Mühe, ihm das Ergebnis ihrer zu diesem Zweck einberufenen Sondersitzung mitzuteilen. 46 Wahrscheinlich wurde dabei auch nach Bullingers Meinung gefragt. Eine ähnliche Vorgehensweise Bullingers konnte bereits bei einer früheren Verhandlung zwischen Zürich und Konstanz beobachtet werden, nämlich als Zwick vergebens versuchte, durch eine von ihm entwickelte verheerende Kriegsmaschine Konstanz enger an die Eidgenossenschaft zu binden. 47 Auch damals verstand Bullinger es, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen und seine Behörden einzuschalten, auch wenn er vermutlich Letzteren seine Bedenken diesbezüglich geäußert haben wird; nicht etwa, weil er gegen eine Annäherung Konstanz' an die Eidgenossenschaft und noch weniger ein Pazifist gewesen wäre, wohl aber, weil er vor den grausamen Folgen eines Gebrauchs dieser Waffe zurückschreckte und diese nicht seiner Kriegsethik entsprochen haben wird. Dass der sogar in seinem engeren Familienkreis von Söldnern umgebene Bullinger 48 kein Pazifist war, geht von neuem aus einigen seiner in diesem Band veröffentlichten Aussagen hervor, z.B. wenn er sich wünscht, dass die auf Seiten des Kaisers kämpfenden 3'000 Spanier alle gehängt würden, oder wenn er den Wunsch äußert, dass die Schmalkaldener den Kaiser nicht schonen, sondern umbringen sollten. 49

Vierzehn Jahre also nach dem Debakel von Kappel (Oktober 1531) und der daraus erwachsenen zurückhaltenden oder gar feindseligen Haltung der Bevölkerung und vieler Ratsherren von Zürich gegenüber ihren Pfarrern (eine Haltung, die laut Bullinger auch noch 1546 vereinzelt anzutreffen war)50 brachte es Bullinger mit seiner anpassungsfähigen und geschickten Vorgehensweise so weit, dass er über die politischen Angelegenheiten seiner Stadt weitgehend informiert wurde, zeitweise sogar -ganz im Gegensatz zu Myconius etwa 51 — Zugang zu der politischen Korrespondenz erhielt (wie dies z.B. eindeutig aus der Kommentierung von Bullingers Brief Nr. 2659 an Myconius hervorgeht) und offenbar auch von den einflussreichsten Magistraten seiner Stadt zu Rate gezogen wurde. Doch scheint die Haltung Bullingers, wie ich bald belegen werde, nicht immer den Ansichten der Mehrheit seines Rates entsprochen zu haben. In solchen Fällen, solange derartige Ratsbeschlüsse seiner Auffassung nach nicht mit Gottes Wort im Widerspruch standen, war es ihm offensichtlich möglich, den Standpunkt seiner Behörden nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu verteidigen, wie dies schon für das Jahr 1533 in Zusammenhang mit der unbeständigen Politik

46 Nr. 2731f.
47 HBBW XV 27f.
48 HBBW XVII 22.
49 Nr. 2606.
50 Nr. 2653.
51 Nr. 2649.

der Stadt Zürich gegenüber Konstanz durch den kürzlich erschienenen aufschlussreichen Band von Martin Bucers Briefwechsel deutlich belegt ist. 52

Nun zurück zu der oben 53 angedeuteten und schon im Band 17 54 aufgeworfenen Frage, ob Bullinger, der sich während des Schmalkaldischen Krieges dafür einsetzte, dass die Schmalkaldener genügend Söldner aus der Eidgenossenschaft erhielten, 55 zu Beginn des Krieges nicht etwa wie Myconius, 56 Haller, 57 Frölich 58 und möglicherweise auch Ambrosius Blarer 59 , im Gegensatz aber zum Zürcher Rat, für einen Kriegseintritt der Vier Orte Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich auf Seiten der Schmalkaldener (und nicht nur für eine Unterstützung der Schmalkaldener durch die Vier Orte) gewesen war und erst allmählich Ende September oder Anfang Oktober, angesichts der ungünstigen und bedenklichen Entwicklung dieses Krieges 60 (die für die meisten Menschen jener Zeit nur als Ausdruck von Gottes Missbilligung wahrgenommen werden konnte), seine Meinung derjenigen seines Rates 61 anpasste. Nicht nur die Beobachtung, dass heute merkwürdigerweise für diese Zeit so mancher Brief Bullingers an Myconius fehlt, sondern auch einige in den anderen Briefen übriggebliebenen Aussagen veranlassen mich, diese Frage zu bejahen. Wenn nämlich Hartmann von Hallwyl, der bei den Schmalkaldenern als Vertreter eines eidgenössischen Ortes (Bern) fungierte, welcher sich spätestens seit Ende September 1546 für einen Kriegseintritt in Form eines Einfalls in das Burgund stark machte, 62 am 29. Oktober in einem Schreiben an Bullinger (mit dem er sich noch Mitte August in Zürich unterhalten hatte 63 ) daran erinnert, dass er aufgrund seiner in diesem Krieg gesammelten Erfahrung überzeugt sei, dass die Vier Orte nur dann der kaiserlichen Tyrannei entkommen würden, wenn sie an ihrem schon oben erwähnten Treffen in Zürich 64 kluge Maßnahmen fassten, und er daraufhin Bullinger bittet, seine Behörden ebenfalls von dieser Meinung zu überzeugen, 65 muss er wohl davon ausgegangen sein, dass Bullinger kein Gegner eines Kriegseintritts der Vier Orte war, besonders wenn man beachtet, dass

52 Bucer BW X, S. XIV. 189,5f.
53 Im Abschnitt über die Briefüberlieferung.
54 HBBW XVII 29 bei Anm. 152.
55 HBBW XVII 21f. 27.
56 Siehe z. B. (unter vielen anderen Stellen) Nr. 2605. 2614. 2649f. 2729.
57 HBBW XVII 29 und Anm. 146-151; unten Nr. 2663.
58 Nr. 2613. 2615. 2684.
59 Siehe Nr. 2722, wobei Blarer sich diesbezüglich Bullinger gegenüber nie klar äußerte. In Nr. 2618 ist Blarer wie Bullinger (vielleicht diesem zuliebe) der Meinung, dass die Berner ja nicht in das Burgund einfallen sollten.
60 Siehe schon HBBW XVII 30f.
61 Nr.2616.
62 Nr.2605, Anm. 11; 2606; 2610; 2618. 2670. 2686. —Berns Bereitschaft, in den Krieg zu ziehen, kommt auch in den Briefen des Zürcher Gesandten Thomann an seine Behörden zum Ausdruck (Zürich StA, A 177, passim).
63 HBBW XVII 506f.
64 Siehe oben bei Anm. 30. — Zum Treffen s. Nr. 2606, Anm. 60.
65 Nr. 2648.

in einem späteren Brief, 66 wo es darum ging, Bullinger für eine Scheinallianz mit Frankreich zu gewinnen, Hallwyl, der genau gewusst haben wird, wie sehr Bullinger einem solchen Bündnis gegenüber abgeneigt war, 67 diesmal nicht erwartete, dass dieser seine Behörden davon überzeugen würde, sondern ihn lediglich bat, gemeinsam mit den Freunden (wohl aus dem Zürcher Rat) über die in seinem Brief ausgeführten Argumente nachzudenken. Und wenn der mit der Kriegsverweigerung der Vier Orte unzufriedene Frölich in seinem Brief vom 8. November hinzufügt, dass er wohl wisse, dass Bullinger nicht schuld daran sei, stellt diese Aussage vielleicht mehr als eine entlastende diplomatische Floskel dar. Sie könnte darauf hindeuten, dass Frölich aufgrund der für diese Zeit leider nicht mehr erhaltenen Briefe Bullingers glaubte, es weiterhin mit einem Befürworter eines militärischen Einsatzes der Vier Orte zu tun zu haben. Auch Myconius wollte nach dem Treffen in Zürich Einzelheiten darüber von Bullinger erfahren. Und wenn er sich, als entschiedener Verfechter eines Kriegseintrittes der Vier Orte, in einem Brief an Bullinger wünscht, dass die Vier Orte einen guten Entscheid träfen, 68 wird er wohl davon ausgegangen sein, dass Bullinger in dieser Angelegenheit seine Erwartung teilte. Der gleiche Eindruck entsteht aus einem unmittelbar nach diesem Treffen verfassten Schreiben an den Landgrafen, 69 in dem Bullinger behauptet, dass er sich so gut wie möglich bemüht habe, im Sinne des Landgrafen zu wirken. Kurz vor Weihnachten, nachdem die schmalkaldischen Fürsten schon längst aus dem Donaugebiet abgezogen waren und die süddeutschen Städte sich nach und nach dem Kaiser ergaben, ja auch Herzog Ulrich von Württemberg am 21. Dezember auf die 30 km nordwestich von Konstanz liegende Feste Hohentwiel entfloh, bat Blarer 70 ganz ausdrücklich seinen Briefpartner, er möge doch sein Bestes tun, um den Eidgenossen klarzumachen, was diese nun zu tun hätten, zumal die Lage sehr kritisch sei. Wäre solch eine Bitte denkbar, wenn Blarer ganz sicher gewusst hätte, dass Bullinger stets gegen eine Kriegsbeteiligung der Vier Orte gewesen war? Die Anpassung an den von seinem Rat eingeschlagenen politischen Kurs könnte Bullinger umso leichter gefallen sein, als die militärische Vorgehensweise der Schmalkaldener 71 sowie auch die ihm durch den Fall Naogeorg deutlich gewordene starke Abneigung des Kurfürsten von Sachsen gegen die Abendmahlstheologie der Zürcher ihn mit der Zeit immer mehr beunruhigt haben wird, und er wohl auch keine Spaltung der Eidgenossenschaft in Kauf nehmen wollte. 72

Bullinger hatte sich jedoch nicht nur mit der besorgniserregenden politischen Lage zu befassen. Er musste auch seinen sonstigen Aufgaben nachgehen. Er predigt. Er kümmert sich um das Studium und das Wohlergehen

66 Nr. 2664.
67 Nr. 2689, Anm. 33; 2695. —Zu Bullingers Haltung politischen Bündnissen gegenüber s. HBBW XV 28f.
68 Nr. 2649.
69 Nr.2651.
70 Nr. 2722.
71 Nr. 2618. 2635.
72 Vgl. unten bei Anm. 156.

junger Leute, die ihm sogar von Konstanz 73 und von Augsburg 74 aus persönlich anvertraut werden. Er geht auf besondere, oft zeitraubende Wünsche ein, wie auf Elisabeth Höcklins merkwürdige Bestellung von längst erschienenen Büchern. 75 Er engagiert sich beim Landgrafen für die Verfolgten in Frankreich. 76 Er wird gebeten mitzuteilen, welche Strafe im Falle eines in Aarau begangenen Sittendeliktes zu verhängen sei. 77 Er sorgt für die von Haller in Augsburg neugeknüpften aussichtsvollen Kontakte: So lässt er den aus Wien geflüchteten gelehrten Italiener Francesco Stancaro herzlich grüßen und versäumt es nicht, diesem das Zürcher Bekenntnis, die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae ministrorum confessio", welches er und seine Kollegen gegen Luthers verletzendes "Kurtz Bekentnis" vom Spätsommer 1544 verfasst hatten, 78 über Haller zukommen zu lassen. 79 Gegenüber dem vom sächsischen Kurfürsten verbannten Thomas Naogeorg erweist er Großzügigkeit (was immer das bedeutet). 80

Und trotz all dem scheint Bullinger zusätzlich an einer neuen Schrift gearbeitet zu haben! Ende August 1546 war sein Lukaskommentar erschienen. 81 Um die gleiche Zeit besuchte der Spanier Francisco de Enzinas Zürich zum ersten Mal. 82 Dort lernte er nicht nur Bullinger kennen, sondern entdeckte auch in dessen Arbeitszimmer ein neues, in Bearbeitung stehendes Buch, nämlich eine Abhandlung über die Lehrpunkte der Kirche. 83 Von dieser 1546 verfassten und erst einige Jahre später in einer überarbeiteten Form veröffentlichten Schrift ist uns heute noch eine Abschrift aus dem Jahr 1549 unter dem Titel "Underscheid des Altten und Nüwen gloubens, der Altten und Nüwen leer, darus man ring [= leicht] verstan mag, wenn [= wann] man die leer recht oder unrecht fürt. Zur warnung geschriben" erhalten geblieben. 84

Einige häusliche Aufgaben werden dem von acht (zwischen einigen Monaten bis sechzehn Jahre alten) Kindern umgebenen Vater wohl nicht erspart worden sein. Zumindest war er für die Bestellung der für seine Frau Anna und seine gleichnamige sechzehnjährige Tochter bestimmten Wolle zuständig.

Wie groß Bullingers Einfluss in allen gesellschaftlichen Schichten des damaligen Zürichs war, geht gut aus folgendem Beispiel hervor. Am 20. November baten aargauische Familienangehörige eines verstorbenen Pfarrers den in Aarau wirkenden und mit Bullinger in Kontakt stehenden Christian Hochholzer, Bullinger das älteste Waisenkind, das im Bäckerhandwerk Begabung gezeigt hatte, zu empfehlen und ihn zu bitten, dem Knaben

73 Nr. 2644. 2655. 2697. 2716.
74 HBBW XVII, Nr. 2578; unten Nr. 2641. 2676.
75 Nr. 2687.
76 Nr. 2662.
77 Nr.2681.
78 Sie dazu HBBW XV 16. 31f.
79 Nr. 2685. 2723.
80 Nr. 2612. 2631.
81 HBBW XVII passim.
82 HBBW XVII, Nr. 2554.
83 Nr. 2608.
84 Siehe dazu Nr. 2608, Anm. 3.
85 Nr. 2721, Anm. 23; 2724; 2728.

in dem angeblich mit guten Bäckermeistern versehenen Zürich eine Lehrstelle bei dem tüchtigen und geschickten Jakob Sprüngli zu vermitteln. Die Familienangehörigen der Waise seien überzeugt (so Hochholzer), dass Bullinger in Zürich so einflussreich sei, dass er solches bewirken könne. 86 Zu einem ähnlichen Schluss führt die Beobachtung, dass er sich tatsächlich gewillt erwies, sich für eine Berufslehre in Zürich eines ihm von seinen Bekannten in Bremgarten empfohlenen Knaben einzusetzen. 87

Schließlich sei hier noch darauf hingewiesen, dass aufgrund von Hallers Briefen, besonders dreien davon, 88 eine außergewöhnliche Erkenntnis von Hallers pastoralen Grundsätzen möglich wird, dass man aber dabei vermutlich auch die Grundsätze seines Lehrers Bullinger voraussetzen darf. Denn es ist kaum denkbar, dass der junge Haller sich derart vertraulich seinem Lehrer gegenüber eröffnet hätte, wenn er nicht das Gefühl gehabt hätte, dass dieser sein seelsorgerisches Vorgehen verstehen und genehmigen würde. Einer dieser Grundsätze lautet, dass man einen Gegner kaum mit polemischen Auseinandersetzungen umstimmen kann; vielmehr sollte man sich mit Geduld bemühen, eine Beziehung mit diesem zu knüpfen, in der es Platz für einen häufigen Dialog gibt. Laut einem weiteren Prinzip sollte ein Pfarrer in einer sich bereits zur Reformation bekennenden Kirchgemeinde möglichst wenig Anstoß erregen, dagegen nach der Erbauung so vieler Menschen wie möglich trachten. Ebenfalls wichtig sei es, für den guten Ruf der Stadt Zürich zu sorgen. 89 Bei eigensinnigen Menschen könne man, so Haller, mehr erreichen, indem man schweigt, als wenn man zu streiten beginnt. Ferner sei in einer großen Stadt wie Augsburg nicht zu erwarten, dass irgendwann alle zur gleichen Glaubensauffassung kommen würden. Wenn man dann als Pfarrer mit unterschiedlichen religiösen Anschauungen oder Ritualen konfrontiert ist, sollte man (solange man nicht gezwungen wird, für diese einzustehen) Geduld beweisen und nicht sogleich seine Stelle kündigen. 90 Noch ein letztes Wort zu Bullinger. Sein Brief an Thamer ist von Bedeutung für all diejenigen, die sich mit Bullingers damaliger Abendmahlsauffassung beschäftigen. Ganz aufschlussreich ist zu beobachten, wie er gegenüber einem Lutheraner zu argumentieren versucht und wie er diesem glaubhaft machen will, dass für die Zürcher das Zeichen oder das Symbol der Abendmahlsfeier "nicht leer sei". Doch gelingt es ihm nicht wirklich, dabei zu überzeugen. Denn weder will er den von Gott verliehenen Glauben von der Abendmahlsfeier abhängig machen, zumal er den Glauben diesem Ritual voranstellt, noch bedient er sich einer zwingenden Argumentation, wenn er gegenüber seinem Ansprechpartner meint, dass das Symbol nicht leer sei, weil es rein göttlich, ja eine Mysterienfeier (mysterium) der Erlösung

86 Nr. 2686.
87 Nr. 2727.
88 Nr. 2677. 2685. 2701.
89 Nr. 2685. —Vergleiche diese Prinzipien
mit Bullingers taktischem Verhalten, das in HBBW XVI 20-25 dargelegt wurde.
90 Nr. 2685.

des bereits Glaubenden sei. Und in der Tat gewährt die Betonung des göttlichen Ursprungs dieses Rituals diesem längst nicht eine vermittelnde Funktion, sei es bei der Übertragung des Glaubens, der Gnade Gottes oder irgendeiner anderen göttlichen Gabe! In seinem Brief an die schwenckfeldianisch beeinflusste Elisabeth Höcklin ist Bullinger diesbezüglich ganz deutlich, indem er dort völlig im Sinne Zwinglis (den er in seinem Brief an Thamer nie erwähnt) betont, dass Gottes Wirkung im Menschen nicht an Gegenstände, Zeremonien oder an den Prädikanten bzw. den Offizianten gebunden sei.

Überlegungen zur Brief beförderung

Aus dem vorliegenden Band werden drei Erkenntnisse zur damaligen Briefbeförderung möglich. Zunächst wird klar, dass, wenn es sein musste, ein laufender Bote die etwa 70 zwischen Zürich und Konstanz liegenden Kilometer zum Teil auch nachts zurücklegen konnte. 91

Aus den Briefen Nr. 2635, 2698 und 2709 geht ferner hervor, dass, zumindest zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges, als eine regelmäßige und rasche Verbindung zwischen Zürich und Konstanz entscheidend war, die von einer der beiden Städte versandten Briefe in dem auf fast halben Weg liegenden Attikon (Kt. Zürich) einem Boten des Zielortes zur Weitergabe anvertraut wurden. Diese Abmachung wurde aber eine Zeitlang durch einen schon erwähnten, in einer Wirtschaft der südlich von Winterthur gelegenen Ortschaft Töss zechenden Zürcher Boten gefährdet.

Letztlich wird aus Nr. 2676 ersichtlich, dass die während des Schmalkaldischen Krieges von Konstanz nach Augsburg zu befördernden Briefe nicht etwa geradlinig über den See und Ravensburg (also durch bischöfliches und österreichisches Territorium) übermittelt wurden, sondern via Lindau, und dass die Übermittlung von Konstanz nach Lindau über das am südlichen Ufer des Bodensees liegende thurgauische Städtlein Arbon verlief. Dies verwundert zunächst. Da aber im nördlichen Teil des Bodensees die von Osten nach Westen fließende und also für ein aus Konstanz kommendes Boot entgegengesetzte Wasserströmung stärker als im südlichen Teil des Sees ist, war es in jenem vormotorisierten Zeitalter wahrscheinlich einfacher, von Konstanz aus am südlichen Ufer entlang bis nach Arbon zu rudern bzw. zu segeln, um von dort mit Hilfe des Steuerruders und der durch die Mündung des Rheins verursachten nordwestlichen Strömung nach dem nordöstlich gelegenen Lindau zu gelangen.

***

Nun möchte ich in Kürze den Stoff dieses Bandes aus einem thematischen Blickwinkel darstellen, auch wenn ich mich dabei wegen der Fülle der sonst

91 Nr. 2731. 2732.

übermittelten Informationen nur auf die wichtigsten wie auch auf die meiner Ansicht nach interessantesten Angelegenheiten beschränken muss.

Politisches und Gesellschaftliches

Es sei hervorgehoben, dass der vorliegende Band sowie der vorhergehende wegen der vielen in ihnen überlieferten Angaben zum sogenannten Donaufeldzug von August bis Dezember 1546, ja sogar zu dem am 30. Oktober 1546 ausgebrochenen Krieg im weit entfernten Sachsen, 92 fortan wichtige Quellensammlungen zum Schmalkaldischen Krieg darstellen werden - zu einem Feldzug, den die Kriegskundigen der damaligen Zeit als eigenartig empfanden, da sie der Meinung waren, dass man nie zuvor mit solcher Verschlagenheit, auf solch erbitterte Weise und unter derartig seltsamen Umständen einen Krieg geführt hatte. 93

Bei der Kommentierung der in diesen Bänden veröffentlichten Briefe wurde ferner zum Vergleich und zu deren Erläuterung die noch unveröffentlichte, im Staatsarchiv Zürich liegende politische Korrespondenz der Stadt Zürich herangezogen. Dies verleiht den beiden Bänden einen noch größeren Stellenwert.

Die in den Briefen übermittelten Angaben zum Krieg sind natürlich längst nicht alle richtig. Doch auch falsche Gerüchte verdienen die Aufmerksamkeit des Historikers, da sie Auskunft über die damalige Kriegspropaganda geben und auch Ausdruck der Hoffnungen und der Ängste der Zeitgenossen sind. Enzinas hatte dies schon gut begriffen, wenn er an Bullinger schreibt, dass er keine verbürgten Nachrichten melden könne, da jeder erzähle, was ihm gerade einfalle und was seinen Vermutungen bzw. Erwartungen entspreche, zumal man wohl wisse, dass lügen sich lohne. 94 Ja, sogar der allzu leichtgläubige Myconius hegte gelegentlich den Verdacht, es manchmal mit Maulhelden zu tun zu haben. 95

So kam zum Beispiel die seit Anfang November sich schnell verbreitende Nachricht über das angebliche Ableben des Kaisers 96 den von der Entwicklung des Krieges zunehmend enttäuschten Protestanten sehr gelegen. Zugleich aber diente das falsche Gerücht dem kaiserlichen Lager: Es sollte für Ratlosigkeit und Nachlässigkeit unter den Feinden sorgen. In diesem Fall also nützte das Gerücht beiden Protagonisten (was eher selten ist) und wurde Teil ihrer Kriegsstrategie bzw. Kriegspropaganda. Doch lässt dieses Beispiel eine zusätzlich Beobachtung zu. Denn, obwohl das Gerücht eine strategische Funktion hatte, entsprang es nicht etwa strategischen Überlegungen. Es wurzelte in einem damals gängigen und auch unter den Protestanten weitverbreiteten Volksglauben an die Astrologie. Dies geht aus einem

92 Siehe u.a. Nr. 2696.
93 Nr. 2653.
94 Nr. 2657.
95 Nr. 2658.
96 Siehe dazu die in Nr. 2700, Anm. 20, verzeichneten Verweise.

Schreiben des Ulmer Pfarrers Martin Frecht an Joachim Vadian vom 7. Dezember deutlich hervor: Aus der Position der Gestirne soll nämlich für einige Sternkundige ersichtlich geworden sein, dass die Nacht vom 27. auf den 28. Oktober dem Kaiser zum Verhängnis werden würde. 97 Wohl in diesem Zusammenhang wird auch Blarers Bemerkung vom 6. Oktober in Nr. 2610 über die Mathematiker (mit ihren Voraussagen), darunter Jakob Ruf, zu verstehen zu sein. Interessant ist ferner Bullingers Reaktion auf dieses Gerücht, dessen Nichtigkeit am 19. Dezember offenkundig wurde, als der auf den 5. Dezember datierte Brief des Kaisers an die Vier Orte in Zürich eintraf. Bullinger hätte, laut einem an Myconius am Tag nach dem Eintreffen dieses Briefes gerichteten Brief, das Gemunkel vom Tod des Kaisers nie geglaubt! Daraufhin empfahl er sich sogar dem Empfänger als Experte in der Nachrichtenübermittlung, dem man Glauben schenken dürfe. 98

Es ist hier nicht der Ort, anhand der in diesem Band veröffentlichten Briefe die Geschichte des Donaufeldzuges neu zu schreiben. Hier möchte ich diesen Feldzug lediglich von einigen ausgewählten Blickwinkeln her kurz beleuchten.

Zunächst einiges über die an diesem Krieg beteiligten eidgenössischen Söldner. Mitte September 1546 war von 13 in Füssen liegenden eidgenössischen Fähnlein die Rede. 99 Anfang Oktober wird nur noch von neun solchen Fähnlein berichtet, die jeweils aus höchstens 200 Söldnern bestanden. 100 Und wenn zu Beginn des Krieges diese Kriegsleute sich noch eines sehr guten Rufes erfreuten, 101 war dies Anfang Oktober bereits nicht mehr der Fall! Man sagte über sie, dass sie streitlustig wären, und dass ihre Hauptleute ein schlechtes Beispiel gäben 102 Einige von diesen mussten sogar entlassen werden. 103 Zudem beanspruchten die eidgenössischen Söldner einen doppelt so hohen Sold wie die Landsknechte. 104 Frölich gab zu, dass zu Beginn des Krieges (vermutlich wegen des guten Rufs, den die Eidgenossen als Söldner hatten) die aus der Eidgenossenschaft zugeströmten Menschen voreilig und ohne genauere Musterung angeworben wurden. 105 Als dann die Schmalkaldener auf überraschende und leichtsinnige Weise ihre Truppen aus Füssen abzogen, dachte man zunächst daran, die eidgenössischen Söldner nach Augsburg zu versetzen. 106 Doch es kam ganz anders. Am 14. Oktober wurden sie, aufgeteilt in nur noch acht Fähnlein, nach Ulm bestellt, um diese Stadt vor einem dazumal befürchteten Angriff des Kaisers zu schützen. 107 Dort dienten sie aber nicht mehr lange. Am 5. November

97 Vadian BW VI, Nr. 1510, S. 585.
98 Nr.2721.
99 HBBW XVII 26f.
100 Nr.2610.
101 HBBW XVII 28.
102 Nr. 2610.
103 Nr. 2610. 2612. 2618. 2626.
104 Nr. 2663.
105 Nr. 2613.
106 Nr. 2619.
107 Nr. 2631. 2641.

118 waren sie bereits entlassen. Der Kaiser hatte sich unterdessen wieder von Ulm entfernt, und den Schmalkaldenern fehlte es an Geld. Allerdings standen weiterhin eidgenössische Söldner auf Seite der Schmalkaldener im Einsatz: In Memmingen (wo sie am 10. November noch bezeugt sind)109 , in Straßburg (von wo sie allerdings Mitte November in die Heimat zurückkehrten)110, im Hauptlager 111 (wo sie spätestens am 22. November, beim Abzug der Fürsten aus Süddeutschland, 112 entlassen wurden), unter Schertlin (der ihnen vermutlich schon Anfang Dezember aus finanziellen Gründen kündigen musste)113 und zu Jahresende wohl immer noch in Augsburg unter den dort im Einsatz stehenden Besatzungen. 114

Und wie kamen die wegen der Religion gespaltenen dreizehn Orte der Eidgenossenschaft während dieses sich in ihrer Nachbarschaft abspielenden bewaffneten Konfliktes miteinander zurecht? Wie verhielten sie sich im Einzelnen? Schon in den ersten Wochen dieses Krieges entstanden Spannungen zwischen den Vier protestantischen Orten (Basel, Bern, Zürich und Schaffhausen) einerseits und den übrigen Neun Orten (Appenzell, Freiburg, Glarus, Luzern, Schwyz, Solothurn, Unterwalden, Un und Zug) andererseits. Auch wenn die Fünf Orte der Innerschweiz (Luzern, Un, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug) noch an ihrem 1521 mit Franz I. abgeschlossenen Soldbündnis festhielten 115 und die Stände des Schmalkaldischen Bundes ausgerechnet Karl V., den Erzfeind Franz' I., bekriegten, verlangten dennoch die Fünf Orte beim Ausbruch des Konfliktes, dass alle aus der Eidgenossenschaft in den Krieg gezogenen Söldner sofort in die Heimat zurückberufen würden. Die Weigerung der Vier Orte, diesem Befehl Folge zu leisten, führte innerhalb der Eidgenossenschaft zu einer Spannung, der zu verdanken ist, dass die Vier Orte, zumindest Bern und, ganz zu Beginn des Krieges wohl auch noch Zürich, nicht offiziell in den Krieg eintraten. 116

Als dann die Schmalkaldener mit Franz I. zu verhandeln begannen und die Fünf katholischen Orte fürchteten, dass Frankreich den Protestanten Deutschlands zu Hilfe eilen würde, und sie demzufolge zusammen mit ihren protestantischen Verbündeten in einem von diesen und den Schmalkaldenern als Religionskrieg dargestellten Konflikt kämpfen müssten, stieg ihre Verlegenheit und ihr Unmut dermaßen, 117 dass man in Zürich einen Bürgerkrieg unter den Eidgenossen befürchtete 118 —wobei nicht völlig auszuschließen ist, dass der Ernst der Lage von Zürich, dem Vorort der Eidgenossenschaft (der nicht in den Krieg ziehen wollte, um eine Spaltung unter den Eidgenossen

108 Nr. 2660. 2663.
109 Nr. 2667.
110 Nr. 2682.
111 Nr. 2612: Dort ist sogar von einem Urner die Rede.
112 Nr. 2662, Anm. 20; 2695.
113 Nr. 2701.
114 Vgl. nämlich HBBW XVII 27 und Anm. 123.
115 Nr. 2613, Anm. 18.
116 HBBW XVII 27-29.
117 Nr. 2650. 2658.
118 HBBW XVII 30; unten Nr. 2638. 2643. 2653. 2658.

zu vermeiden), gegenüber den Befürwortern eines Eintritts der Vier Orte in den Krieg etwas überspitzt dargestellt worden sein könnte.

Die Verhandlungen der Schmalkaldener mit dem von Bullinger als "Pharao" bezeichneten Franz I. 119 missfielen nicht nur Bullinger, sondern auch Blarer, der über diese seltsamen Unterhandlungen zutiefst bestürzt war. 12 ° Auch Haller konnte solch ein Vorgehen weder begreifen noch billigen. 121 Frölich bemühte sich, Bullinger zu beruhigen, indem er diesem erklärte, dass jene Verhandlungen nur dazu dienten, dem Kaiser Angst einzuflößen und den Schmalkaldenern zu neuem Geld zu verhelfen; 122 ja dass die Schmalkaldener wohl wüssten, dass nicht allzu viel von Frankreich zu erwarten sei. 123 Der Berner Hartman von Hallwyl versuchte, Bullinger und den Zürchern diese Verhandlungen schmackhaft zu machen: Es handle sich nur um eine defensive, nicht um eine offensive Allianz 124 mit einem Monarchen, der gewiss nur seinen Vorteil suche und nicht etwa vorhabe, sich dem Evangelium dienlich zu erweisen; man solle sich jedoch bewusst sein, dass die angespannte Beziehung zwischen Frankreich und den Deutschen auf die List des Kaisers zurückzuführen sei und dass also die Kontaktaufnahme der Schmalkaldener mit Frankreich auch dazu diene, diese List zu vereiteln. Wenn Frankreich in diesen Krieg ziehen würde, müsste der Kaiser seine Streitkräfte aufspalten und könnte nicht mehr wie bis dahin den Krieg in die Länge ziehen, um die Schmalkaldener finanziell zu erschöpfen. 125

Am 26. September forderten die Schmalkaldener mit einem Schreiben, welches in Zürich am 30. September eintraf, 126 die Vier Orte auf, in die nahegelegenen Gebiete des Kaisers sowie auch in die dessen Bruders Ferdinand I. und der ihnen benachbarten Bischöfe einzufallen. Bullinger zeigte sich darüber höchst besorgt. Er fürchtete um die Einheit der Eidgenossenschaft 127 —eine Angst, die Myconius nicht begreifen konnte, zumal man sich um die Gunst der Gottlosen nicht kümmern müsse. 128 Bullinger vermutete, dass die Berner die Schmalkaldener zu diesem Brief veranlasst hatten. Daraus wird ersichtlich, dass er spätestens am 3. Oktober die Haltung seiner Behörden (die einen Kriegseintritt zu vermeiden versuchten) verteidigte, 129 auch wenn er in den ersten Wochen des Krieges und wohl noch Anfang September sehr wahrscheinlich für einen Kriegseintritt war. 130 Zudem geht daraus hervor, dass es nicht nur zwischen den Vier protestantischen Orten einerseits und den von Papst Paul III. und Kaiser Karl V. beeinflussten katholischen Orten 131 andererseits zu Spannungen kam. Auch unter den Vier Orten war man sich uneinig.

119 Nr. 2695.
120 Nr. 2618. 2698.
121 Nr. 2726.
122 Nr. 2689.
123 Nr. 2639. 2662.
124 Nr. 2664.
125 Nr. 2648.
126 Nr. 2605, Anm. Il.
127 Nr. 2606. — Zu dieser Spannung siehe auch Nr. 2608. 2612.
128 Nr. 2605. 2614.
129 Nr. 2606.
130 Siehe oben bei Anm. 53ff.
131 Nr. 2606. 2612. 2650.

Als nun die Vier Orte bei ihrem Treffen in Zürich vom 19. bis 26. Oktober 132 entgegen der Hoffnung so mancher Deutschen 133 einen Kriegseintritt ablehnten, waren natürlich die Schmalkaldener höchst unzufrieden mit diesem Entscheid, 134 obgleich die Vier Orte ihnen mit ihrem Schreiben vom 26. Oktober gleichzeitig das Angebot machten, ihnen weitere 16'000 Söldner zur Verfügung zu stellen 135 —übrigens genau die Zahl, die Bullinger bereits Anfang September in Aussicht gestellt hatte. 136 Nur war diese Offerte nicht von großem Nutzen, da die Schmalkaldener finanziell nicht in der Lage waren, diese Söldner anzuwerben, 137 zumal diese einen zweimal höheren Sold als die Landsknechte beanspruchten. 138

Ebenfalls vom 26. Oktober datiert die Antwort der Vier Orte auf das an sie gerichtete Schreiben des Kaisers vom 1. August. 139 Der Text dieser Antwort gelangte in die Hände der Schmalkaldener und enttäuschte diese zusätzlich. Die Vier Orte wurden als zaghaft, ja sogar als feige wahrgenommen und sorgten für Unmut sowohl beim Landgrafen als auch bei den anderen Verbündeten, u.a. Straßburg. Daraufhin wurde Bucer von seinem Magistrat beauftragt, diese Beschwerden den Pfarrern von Zürich vorzubringen, damit diese ihrerseits ihre Behörden diesbezüglich ermahnen würden. Bucer tat dies ohne Zurückhaltung und auf scharfsinnige Weise mit einem Brief vom 8. Dezember, 140 welcher bestimmt nicht dazu beigetragen haben wird, die ohnehin schon angespannte Beziehung zwischen ihm und Bullinger zu entschärfen. Den Vier Orten wird inkonsequentes und unsolidarisches Verhalten ihren deutschen Glaubensgenossen gegenüber vorgeworfen. Myconius in Basel ist noch aufgebrachter: Er wirft seinen Landsleuten vor, nicht mehr bei Verstand zu sein und meint, dass sie mit ihrer Haltung Unglück auf sich zögen! 141

Als dann kurz vor Weihnachten Herzog Ulrich von Württemberg vor dem in sein Territorium eindringenden Kaiser flüchtete und sich auf die in der Nähe von Konstanz gelegene Festung Hohentwiel zurückzog, versuchte Blarer, 142 die Zürcher als Vorort der Eidgenossenschaft davon zu überzeugen, so schnell wie möglich eine Tagsatzung einzuberufen, um ihre Verbündeten zu einem freundlichen und ermunternden Brief an den Herzog zu veranlassen. Da man aber kaum sofort zu einer Tagsatzung kommen könne, bat er die Zürcher, bereits im Alleingang einen Brief an den Herzog abzufertigen, was jene dann auch taten. 143 Blarer war ferner der Meinung, dass die Eidgenossen, zumindest die Vier Orte, dem Kaiser ein Mahnschreiben zusenden sollten, um diesem deutlich zu verstehen zu geben, dass sie nicht

132 Siehe dazu oben Anm. 64.
133 Nr. 2639. 2646. 2665. — Siehe schon HBBW XVII 24.
134 Nr. 2662f.
135 Nr. 2663.
136 HBBW XVII, Nr. 2562.
137 Nr. 2662f.
138 Siehe schon oben bei Anm. 104.
139 HBBW XVII 337, Anm. 13; unten Nr. 2606, Anm. 60.
140 Nr. 2710.
141 Nr. 2729.
142 Nr. 2722.
143 Nr. 2724.

untätig zusehen würden, falls 144 er ihre Kornkammer, den Hegau, besetzte. Auch Frölich befürwortete solch ein Schreiben. 145 An der am 10. Januar 1547 beginnenden Tagsatzung in Baden beantragten dann die Zürcher bei ihren Verbündeten, "dass man überall, nicht nur in den Orten, sondern auch in den gemeinen Herrschaften [im Aargau und im Thurgau], usnehme [=anwerbe]". 146 Zu einer Mahnung an den Kaiser scheint es allerdings nicht gekommen zu sein, zumal dieser sich klug genug erwies und zuvor noch den Eidgenossen ein beruhigendes und freundliches Schreiben hatte zukommen lassen.

Zurück zu der während der Tagsatzung vom 10. Januar 1547 vorgebrachten Aufforderung der Zürcher, dass alle Verbündeten sich auf einen etwaigen Angriff des Kaisers durch Truppenmusterungen vorbereiten sollten. Am Sonntag dem 30. Oktober 1546, also vier Tage nach dem Treffen der Vier Orte in Zürich, kam es zu einer Sitzung des Zürcher Großen Rates. Der Magistrat unterrichtete diesen über die gefährliche Kriegslage in Deutschland, über seine bisherigen Verhandlungen mit den Fünf Orten, über die vom Papst und Kaiser verfolgten Ziele, über seine Entschlossenheit im Falle eines Angriffs, die im Glauben mit ihm verbundenen anderen drei Orte (Basel, Bern, Schaffhausen) und Nachbarn (gedacht war wohl an Konstanz, St. Gallen, vielleicht auch an Mulhouse und an das damals dem Gerücht nach 147 auch in Gefahr schwebende Graubünden) zu Hilfe zu kommen, sowie auch sein Vorhaben, dennoch zu versuchen, den Frieden mit den Neun Orten einzuhalten. 148 Am Tag darauf stellten sich die Zünfte der Stadt völlig hinter ihren Rat. 49 Anschließend wurden vom Sonntag dem 7. November an Versammlungen in der Landschaft Zürich abgehalten, um einerseits die Bevölkerung zu benachrichtigen, um andererseits wohl aber auch diese zu beeinflussen und über deren Gemütslage im Bilde zu sein. 150 In der Stadt hatte man bereits bei den Sitzungen des Großen Rates und der Zünfte beschlossen, dass man rüsten und in 14 Tagen Truppen ausheben wolle. 15 Die Neun Orte wurden über dieses Vorhaben benachrichtigt, damit sie nicht glaubten, man wolle etwas gegen sie aushecken. 152 Aus einem Schreiben vom 8. November wird ersichtlich, dass man in Aarau schon damals behauptete, dass es bei den Zürchern zu einer großen Musterung gekommen sei und dass man gemeinsam mit Schaffhausen ins Hegau einfallen wolle. 153 Doch war dieses Gerücht falsch, da der Kleine und der Große Rat sich erst am 27. November darüber berieten, ob man schon jetzt oder erst nach Weihnachten mustern solle. 154 Man entschloss sich offensichtlich für Letzteres.

144 Nr. 2721f. 2729.
145 Nr. 2700.
146 EA IV/1d 755 h.
147 Nr. 2661.
148 Nr. 2652. Vgl. ferner Nr. 2651. 2653.
149 Nr. 2652f. 2659.
150 Nr. 265 1-2653. 2659.
151 Nr. 2652f.
152 Nr. 2652, Anm. 21.
153 Nr.2681.
154 Nr. 2695.

Denn erst am 15. Dezember, nachdem die Lage in dem benachbarten Deutschland für die Eidgenossen merklich gefährlicher geworden war, weil die aufständischen süddeutschen Städte sich dem Kaiser sukzessive ergaben, beschlossen der Kleine und der Große Rat, das schwere Geschütz und die Artilleriewagen sofort bereitzustellen, und forderten jeden auf, seine Rüstung herzurichten bzw. sich eine solche anzuschaffen, da man mustern werde, sobald die Lage es erfordere. 155 In diesem Zusammenhang sei auf eine aufschlussreiche Bemerkung Bullingers vom 25. Dezember hingewiesen. Myconius gegenüber meinte er, dass die Eidgenossenschaft selbst schuld daran sei, wenn sie nun in solch einer gefährlichen Lage steckt, denn sie habe mehrheitlich zum Kaiser gehalten und sich den Habsburgern gegenüber zu unterwürfig erwiesen; deshalb verdiene sie, ausgeraubt zu werden und ihre Kornkammer zu verlieren. 156 Diese Bemerkung offenbart wohl, dass Bullinger sich eine militärische Unterstützung der Schmalkaldener durch die ganze Eidgenossenschaft gewünscht hätte.

Bei der Truppenmusterung waren die Berner, die wie schon erwähnt 157 einen Kriegseintritt der Vier Orte auf Seiten der Schmalkaldener befürworteten, begreiflicherweise schneller als die Zürcher. Schon am 11. November berichtete der über die Berner Angelegenheiten gut informierte Myconius, dass die Berner 10'000 Soldaten zum großen Banner einberufen hätten, und führte dabei die Namen des Hauptmanns, Leutnants und Fähnrichs an. 158 Neun Tage später wurde die Nachricht auch aus Aarau bestätigt, nur dass dort von 12'000 Mann die Rede ist und ferner präzisiert wird, dass darunter 122 Mann allein 159 aus der Stadt Aarau stammten. Demnach ist zu vermuten, dass die Berner nicht nur in Aarau, sondern auch im ganzen "Berner Aargau" gemustert hatten.

Noch einige Bemerkungen zur damaligen Beziehung zwischen den Vier protestantischen und den Neun anderen, hauptsächlich katholischen Orten der Eidgenossenschaft. Es wurde bereits erörtert, wie schon bald nach Ausbruch des Krieges die Zürcher Behörden sich bemühten, einen Bürgerkrieg unter den Eidgenossen zu vermeiden. Doch nicht nur die Zürcher, sondern auch die Neun Orte trugen diesbezüglich das Ihre dazu bei, auch wenn Myconius diese scharf kritisierte, 160 sie selbst über die Vier Orte genauso aufgebracht waren wie diese über sie, und sie es auf die Dauer nicht geduldet hätten (so die Aussage eines durch Basel reisenden Einsiedlers namens Nüßli), dass die Vier Orte sich dermaßen an den deutschen Protestanten orientierten. 161 Und genauso wie die Vier Orte sich gegenüber den Schmalkaldenern rechtfertigen mussten, nicht in den Krieg gezogen zu sein, mussten die Neun Orte Ähnliches gegenüber dem Kaiser und dem Papst tun.

155 Nr. 2719.
156 Nr. 2724.
157 Oben bei Anm. 62.
158 Nr. 2670.
159 Nr. 2686.
160 Siehe z.B. Nr. 2614. 2649f.
161 Nr. 2658.

Die Vier Orte machten allein ihre gottlosen Verbündeten, hauptsächlich die Innerschweizer, dafür verantwortlich; Letztere wiederum allein ihre häretischen Nachbarn, von deren Territorien sie umzingelt sind, was ihnen nicht ermögliche, ihre Heimat auf sicherem Wege zu verlassen. 62

Im September hatten sich die Basler, Berner und Zürcher bei ihren katholischen Verbündeten erkundigt, ob diese weiterhin bereit wären, die Bünde und den Landfrieden einzuhalten. Und trotz ihres Unmutes bejahten überraschenderweise Ende September die katholischen Verbündeten diese Frage. 163 Zuvor hatten sie sich auch bereit erklärt, den Durchzug von kaiserlichen Truppen durch ihr Territorium zu verhindern» 64 Als nach dem Treffen in Zürich vom 19. bis 26. Oktober die Berner begriffen, dass es nicht klug wäre, allein in den Krieg zu ziehen, bestanden sie bei ihren drei Glaubensverbündeten darauf, dass man von den Neun Orten erneut die Einhaltung der Bünde und des Landfriedens verlangte. 165 Einmal mehr kamen die Neun Orte dieser Bitte nach. Daraufhin wollten die Berner und in deren Gefolge die Basler, dass die Neun Orte ihnen militärischen Beistand zusicherten, falls sie bzw. die Vier Orte wegen ihres Glaubens angegriffen würden. Zürich und Schaffhausen schlossen sich dieser Nachfrage allerdings nicht an, weil sie nicht bereit waren, den katholischen Orten das Gleiche zu garantieren. 167

Es sei zu diesem Thema noch erwähnt, dass die Innerschweizer sich sogar für einen Frieden unter den Kriegsbeteiligten starkmachten und zu diesem Zweck eine Gesandtschaft aus Luzern und Freiburg nach Frankreich abfertigten. Diese sollte Franz I. dazu veranlassen, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln, um ein Blutbad in Deutschland zu verhindern. 168

Im politischen Bereich gäbe es noch so manches zu berichten. Besonders viel erfährt man über das damalige Geschehnis in Augsburg. Darüber haben Alexandra Kess und Judith Steiniger zwei Abhandlungen verfasst, die voraussichtlich in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen werden.

Hier nur noch zwei Bemerkungen. Beim Lesen der Briefe dieses Bandes ist man immer wieder überrascht, wie viele der damaligen Protestanten blind waren und sogar die für sie unvorteilhaftesten Nachrichten zu ihren Gunsten zu deuten vermochten. Laut Frölich (23. Oktober) hätte sich Gott den Schmalkaldenern gegenüber recht behilflich erwiesen: Der Kaiser habe dreimal mehr Verluste als sie hinnehmen müssen und bereue deshalb, in den Krieg gezogen zu sein. 169 Etwa um die gleiche Zeit bekundet Blarer eine ähnliche Ansicht, auch wenn er genau wusste, dass die Schmalkaldener kurz zuvor alle Donauübergänge verloren hatten. 170 Trotz allem tröstete er sich

162 Nr. 2630.
163 HBBW XVII 503.
164 Nr. 2662, Anm. 12.
165 Nr. 2664, Anm. 10.
166 Nr. 2708 und Anm. 2721.
167 Nr. 2708 und Anm. 34; 2721.
168 Nr 2721. 2722.
169 Nr. 2639.
170 Nr. 2626.

mit dem Gedanken, dass der Feind viel Schaden erlitten hatte. 17 Am 24. Oktober zieht auch Peutinger eine insgesamt positive Zwischenbilanz dieses Zuges. 172 Und für Myconius (anders als für Haller 173 und wohl auch für Bullinger 174 hatten sich die Schmalkaldener im Großen und Ganzen nicht nachlässig erwiesen; sie hatten einfach nicht den erwarteten Erfolg. 175 Der Leser dieser Briefe beobachtet ferner, wie alle schlechten Nachrichten über den Kaiser selbstverständlich als gutes Omen aufgenommen und ohnehin allzu schnell geglaubt wurden. 176 Als dann der entmutigte Landgraf vergebens einen Versuch wagte, einen Frieden mit dem Kaiser zu schließen, 177 und als er sich schließlich am 22. November auch noch aus dem Feld zurückzog und deshalb so manchen enttäuschte, 178 vertrauten ihm andere weiterhin und erfanden sogar positive Erklärungen zu seinem Verhalten: Gott habe den Protestanten dadurch zeigen wollen, dass der Landgraf auch nur ein Mensch ist und die Erlösung nur von ihm kommen kann. 179 Dass der Landgraf sich aus dem Lager zurückgezogen hat, sei deshalb geschehen, weil er sich zu König Franz I. oder König Christian III. von Dänemark begeben hat, um diese zum Krieg gegen den Kaiser zu überreden, oder auch weil er versuchte, seinen Schwager Moritz von Sachsen wieder zur Vernunft zu bringen. 180 Wenn man dann doch noch, wie Myconius, irgendwann aus seinem Traum gerissen wurde, konnte man nicht mehr begreifen, wieso der Stand der Dinge, den man plötzlich wahrnahm, in solch einem krassen Widerspruch zu den bis dahin erhaltenen Nachrichten stand, die man unkritisch aufgenommen oder positiv bewertet hatte. 181

Sucht man nach dem Grund dieser Blindheit, offenbart sich dieser ganz deutlich beim Lesen der Briefe. Die Überzeugung der damaligen Protestanten, Gott auf ihrer Seite zu haben, ihre Wahrnehmung dieses Gottes, ihre Auffassung seiner aus der Bibel abgeleiteten Vorgehensweise, sowie auch die von ihnen gehegte Vorstellung über die Endzeit erklären diese Verblendung ausreichend. Ich verzichte auf Verweise, denn durch fast jeden Brief wird die hier geäußerte Analyse bestätigt.

Theologisches und Kirchenhistorisches

Genauso wie die theologischen Vorstellungen der damaligen Zeit Auswirkungen auf die politischen Beschlüsse hatten, beeinflusste das politische Geschehen das damalige Kirchenleben. So wurden bei Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges nicht nur in Aarau, Biel, Basel, Winterthur und

171 Nr. 2644 vom 26. Oktober
172 Nr. 2641.
173 Nr. 2612. 2619.
174 HBBW XVII, Nr. 2591.
175 Nr. 2650 vom 30. Oktober
176 Siehe z.B. Nr. 2670-2672. 2682. 2702. 2705.
177 Nr. 2690. 2698.
178 Nr. 2723.
179 Nr. 2698.
180 Nr. 2713. 2723. 2725.
181 Nr. 2729.

Zürich, 182 sondern auch in Straßburg 183 Gebetsgottesdienste eingerichtet, wie dies aus einem von Bucer verfassten Brief hervorgeht. Aus diesem erfährt man ferner, dass wegen der besorgniserregenden Lage öfters als sonst Abendmahlsfeiern in Straßburg abgehalten wurden, was in Zürich nie der Fall hätte sein können.

In einem seiner Schreiben vertritt Haller die Auffassung, dass ein Pfarrer sich in den äußeren Angelegenheiten den Bräuchen einer sich bereits zur Reformation bekennenden Kirche anpassen sollte, solange es ihm nicht verboten wird, die reine Lehre zu predigen. 184 Dies scheint aber nicht ein Lebensgrundsatz des in Straßburg studierenden jungen Ludwig Lavater, eines Sohns des Zürcher Bürgermeisters Hans Rudolf, gewesen zu sein, wie dies dessen Brief an Bullinger und die zwei von den Straßburger Geistlichen verfassten Schreiben belegen. 185 Ludwig Lavater und sein Zürcher Kommilitone Jakob Gessner weigerten sich nämlich, in Straßburg am Abendmahl teilzunehmen, und hielten sogar den aus Schaffhausen stammenden Studenten Zingg davon ab. Ist aber tatsächlich Bullinger hinter dieser Haltung zu vermuten, wie Bucer annahm? Die Frage ist umso berechtigter, als Bullinger es war, der Haller geraten hatte, sich den äußeren Bräuchen der Augsburger Kirche anzupassen, 186 und auch deshalb, als Konrad Gessner bei seinem Besuch in Straßburg vom Sommer 1546 der Auffassung war, dass man wohl unschwer eine Lösung für diese Unstimmigkeit finden werde, 187 was dann aber doch nicht geschah. Allerdings ist zu beachten, dass die Zürcher Studenten in Straßburg nicht wie Haller auf Anfrage des dortigen Rates als Pfarrer angestellt waren, und dass zudem in der Straßburger Kirche hauptsächlich Bucer das Sagen hatte und es sich bei diesem ausgerechnet um einen Menschen handelte, den Bullinger nicht wirklich leiden konnte.

Im Zusammenhang mit dem Abendmahlsstreit steht auch die Frage nach dem Stellenwert des Ersten Helvetischen Bekenntnisses bei Bullinger, welches Anfang 1536 hauptsächlich von dem mit ihm in der Abendmahlsfrage nicht übereinstimmenden Myconius anhand einer auf Johannes Oekolampad zurückgehenden Unterlage erstellt wurde. Immer wieder erinnerte Bucer, ja auch der Landgraf von Hessen (der dazu vermutlich von Bucer angehalten wurde), die Zürcher mahnend an dieses Bekenntnis: Man höre, dass sie sich nicht daran halten; dass sie sogar den Pfarrern, die sich darauf berufen (gemeint waren selbstverständlich die in Bern wirkenden Pfarrer Simon Sulzer und Beat Gering), Schwierigkeiten bereiten. Kurz, die Haltung Bullingers diesem Bekenntnis gegenüber scheint, wenn nicht zweideutig, so doch zumindest zurückhaltend gewesen zu sein, 188 und würde eine ausführlichere

182 HBBW XVII 27; unten Nr. 2649 (Basel); 2647, 2675 und 2724 (Zürich).
183 Nr. 2704.
154 Nr. 2612.
185 Nr. 2704. 2710.
186 HBBW XVI 241.
187 Nr. 2704.
188 Siehe dazu die unter dem Registereintrag "Bekenntnisschriften" verzeichneten entsprechenden Verweise.

Abhandlung verdienen, die u.a. auch die in den vorhergehenden Bänden überlieferten Aussagen zu diesem Bekenntnis berücksichtigen sollte. Denn es ist wohl kaum dem Zufall zu verdanken, dass ausgerechnet Bullinger, wenn auch erst 15 Jahre später nach dem Ableben von Bucer und Myconius, das Zweite Helvetische Bekenntnis verfasste und dessen Verbreitung noch zu Lebzeiten nicht nur bei den anderen protestantischen Kirchen der Eidgenossenschaft, sondern auch im Ausland anstieß.

Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Abendmahlsstreit steht der bislang unbekannte, in Augsburg entfachte Streit, den ein durch den Schmalkaldischen Krieg von seiner Pfarrstelle vertriebener und in Augsburg als Flüchtling aufgenommener lutherischer Pfarrer namens Georg Caesar gegen die seiner Wahrnehmung nach aus dem Lande "Belial"189 stammenden und in Augsburg tätigen Zürcher Pfarrer auslöste. Auch der von Haller angesprochene und in Augsburg gelegentlich praktizierte Brauch, bei den Kranken und den Sterbenden eine private Abendmahlsfeier abzuhalten (ein Brauch, den die Zürcher natürlich nicht genehmigen konnten und zu dem sie übrigens nicht gezwungen waren), verdient hier Erwähnung, zumal Haller dabei nähere und wohl kaum schon bekannte Angaben zur Abhaltung dieses Rituals liefert. 190

Hochinteressant sind für die Zürcher Reformationsgeschichtsschreibung die von Haller überlieferten Informationen zu den genauso wie er aus Zürich nach Augsburg entsandten Pfarrern Lorenz Meyer (alias Agricola), (Hans) Thoman Ruman (Römer) und Rudolf Schwyzer d.A. Selten verfügt man (besonders dank Hallers Brief Nr. 2701) etwa 500 Jahre nach dem Ableben eines Menschen über eine solch detaillierte Schilderung seines Charakters. Der Briefwechsel mit Haller erlaubt ferner zu beobachten, wie vier Pfarrer, die alle zuvor in der Zürcher Landschaft gewirkt hatten, sich in der Fremde bzw. in Augsburg auf so unterschiedliche Weise verhielten.

Wie schon im vorherigen Band ist auch im vorliegenden die Berner Kirche nicht Gegenstand vieler Auskünfte. Doch ist dies, wie schon oben belegt, 191 sehr wahrscheinlich auf eine absichtliche Vernichtung des Briefwechsels zwischen Bullinger und dem aus Zürich entsandten und in Bern neuangestellten Kirchendekan Kilchmeyer zurückzuführen. Man erfährt lediglich, dass Zürich die Entsendung von Kilchmeyer nach Bern gestattet hatte, 192 was ohnehin selbstverständlich ist. Dass es sich aber bei der Besetzung dieses Postens um keine zweitrangige Angelegenheit gehandelt haben wird, geht aus Blarers Vorschlag an Bullinger hervor, dieser solle doch selbst für einige Zeit nach Bern gehen, um dort für die Beilegung des Streites zu sorgen! 193 Nebenbei und nur andeutungsweise wird durch ein Schreiben Myconius' und durch die darauf erfolgte Antwort Bullingers 194 auf die

189 Nr. 2685.
190 Nr. 2701.
191 Siehe oben bei Anm. 13.
192 Nr. 2606.
193 Nr. 2610.
194 Nr. 2702. 2708.

damals gegen den Berner Studenten Peter Zeller und dessen Lehrer Thomas Grynäus getroffenen Maßnahmen hingewiesen. Zeller hatte zu Beginn des Jahres ein Lied gegen die Befürworter der Zürcher Abendmahlsauffassung gedichtet und vielleicht auch komponiert.

Trotz des Krieges sorgte das in Trient andauernde Konzil weiterhin für Diskussionsstoff. Der Spanier Enzinas bemühte sich, anscheinend Johannes Oporin zuliebe, 195 die Beschlüsse der drei ersten Sitzungen des Konzils mit polemischen Anmerkungen in Basel zu veröffentlichen. Dabei bediente er sich einer Quelle, die Bullinger ihm zukommen ließ. 196 Laut Myconius soll der Kaiser den Verräter Moritz von Sachsen dazu bewogen haben, nicht nur gegen seine Glaubensgenossen in den Krieg zu ziehen, sondern auch auf die Abhaltung eines Konzils zu drängen. Für Myconius aber war angesichts der damaligen Lage ein Konzil nicht nur sinnlos, sondern auch abscheulich. Es diene nur zur Anlegung eines Hinterhalts, der es dem Papst und dem Kaiser erlauben würde, die Häretiker leichter einzufangen und umzubringen. Nur ein Sieg der Protestanten über den Kaiser könne zu einer für Myconius annehmbaren Lösung der Religionsfrage führen. 197 Haller war noch ausführlicher. Seine Außerungen erlauben es, eine unter den Protestanten grassierende eschatologische Wahrnehmung jener Zeit freizulegen: Sobald der Kaiser sich alles unterworfen hat, wird er das Konzil von Trient beenden und alle Häretiker zum Scheiterhaufen verurteilen. Dann wird die große Verfolgung beginnen! Dann werden die Auserwählten erprobt! 198 Bucer fürchtete seinerseits, dass der Kaiser mit seinem Sieg den Protestanten die Beschlüsse des Konzils aufzwingen würde, 199 während Bullinger der Meinung war, dass, falls man auf ein vom Kaiser einberufenes Konzil einginge, man erst recht den Glauben verleugnen müsse. 200

Seltsam ist außerdem der Brief des aus Venedig berichtenden Baldassare Altieri. Das Dokument lässt nämlich auf eine megalomanische Tendenz beim Briefschreiber schließen: Ihm seien angeblich die damals beobachteten Erfolge des Evangeliums in Italien zuzuschreiben!

Prosopographisches

Man kann sich leicht vorstellen, dass derartig inhaltsreiche Briefe, die aus so unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus und geographischen Orten verfasst wurden, so manche neue biographische Erkenntnisse ermöglichen. Außer den oben schon öfters erwähnten Personen sei hier nur eine Auswahl von einigen Namen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten angeführt. Die anderen hier nicht erwähnten Personen können dank des Registers erschlossen werden.

195 Nr. 2656.
196 Nr. 2654 (bes. Anm. 5). 2656f. 2669. 2694.
197 Nr.2671.
198 Nr. 2723. 2726. — Siehe ferner Nr. 2667 bei Anm. 38.
199 Nr. 2710.
200 Nr. 2732.

Man findet in diesem Band neue Angaben zum Prinzen Albrecht von Braunschweig-Grubenhagen und dessen Todesumständen; zum englischen Glaubensflüchtling John Burcher, der damals in Zürich (wo er geheiratet hatte) wohnte; zu Bullingers Sohn Heinrich d.J.; zum Lindauer Pantaleon Ebner; zum Ulmer Pfarrer Martin Frecht; möglicherweise zum Italiener Giovanni de Godoi und dessen Kriegsbericht; zum ehemaligen Famulus Zwinglis, dem Biberacher Hieronymus Gunz, damals Pfarrer in der Landschaft Basel; zum künftigen Zürcher Pfarrer Johannes Huser (Hauser), der ohne Genehmigung seiner Behörden plötzlich in den Krieg gezogen war; zu Leo Juds Sohn Johannes; zum Bregenzer Amtmann Wolfgang Kantz; zum Pfarrer des Basler Spitals Sebastian Lepusculus; zum Stadtschreiber von Aarau, Gabriel Meyer, und dessen Charaktereigenschaften; zum Hessen Engelbert Milander, der schon im Herbst 1542 ein Studium in Zürich aufgenommen hatte; zu Pankraz Mötteli vom Rappenstein, einem gewalttätigen Abenteurer aus der Eidgenossenschaft; zum Sohn des Ravensburger Uhrmachers Paulus Nabholz mit Vornamen Sebastian, welcher später als Lehrer und Pfarrer in der Landschaft Zürich wirkte; zum reichen und gelehrten Augsburger Patrizier Claudius Pius Peutinger und zu seinen Söhnen, welche sich während des Krieges mit ihrem Präzeptor Johannes Kielmann nach Zürich in Sicherheit brachten; zu dem an der Nikolaischule in Chur als Lehrer tätigen Johannes Pontisella, der damals im Streit mit dem Klostervogt Wolfgang Salet stand; zu Jakob Reinhart, dem Großkeller (Verwalter) des Großmünsters und Neffen 201 der Gattin Zwinglis, der sich während des Krieges schändlich aufgeführt hatte; zu dem aus St. Gallen stammenden und in Handelsbeziehungen mit Süddeutschland, Antwerpen und Spanien stehenden Geschäftsmann Hieronymus Sailer; zum süddeutschen Landknechtsführer Sebastian Schertlin von Burtenbach; zum Brüsseler Michael Martin Stella und seiner Familie, die mit dem berühmten Andreas Vesalius verwandt war; zu den Brüdern Hans Jakob (Schloss Teufen, Kt. Zürich), Heinrich (Schloss Griesenberg, Kt. Thurgau) und Gregor (Schloss Wellenberg, Kt. Thurgau) von Ulm und zu einigen ihrer Nachkommen oder Verwandten; zum ungebändigten Hans Vogler d.J., dem Sohn des gleichnamigen Zürcher Schlossherren von Uster; zu dem aus Ravensburg stammenden Johannes Willing, dem eine bewegte Karriere als Pfarrer bevorstand; zu dem aus Stammheim (Kt. Zürich) gebürtigen Wundarzt Fridli Wirth (dem jüngeren Bruder des Basler Buchdruckers Leonhard Wirth), der ebenfalls während des Donaufeldzuges im Krieg gedient zu haben scheint; zum Straßburger Studium der künftigen Berner Pfarrer Jonas Danmatter und Adam Mühlhofer sowie des späteren Berner Dekans, Johannes Fädminger, wie auch zum Kappeler Studium des 1592 zum Antistes von Zürich ernannten Burkhard Leemann.

201 Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. 6 (Zürich ZB, Ms Z II 6), 436. 439. 441.

Es sei mir hier noch ein Bezug zur heutigen Zeit erlaubt. Es ist einem merkwürdigen Zufall zu verdanken, dass gerade in diesem Jahr 2016, in dem das 450jährige Jubiläum der zwischen Zürich und Straßburg im Jahre 1576 stattgefundenen Hirsebreifahrt gefeiert wurde, ein Brief bearbeitet wurde, in dem das Schulniveau von Hans Victor von Schönau, einem künftigen Teilnehmer an dieser Schifffahrt, angesprochen wird. 202

Bemerkungen zum Buch wesen

Bullingers Briefwechsel enthält viele Informationen zu damals erschienenen Veröffentlichungen. Die in diesem Band entweder in den Briefen oder in den Anmerkungen erwähnten gedruckten oder handschriftlich gebliebenen und vor 1800 verfassten Schriften sind alle im Register unter dem Namen des jeweiligen Autors oder im Falle einer anonymen Schrift unter dem ersten aussagekräftigen Wort ihres Titels eingeordnet.

Bullingers Brief an Elisabeth Höcklin ist insofern für die Geschichte des Zürcher Buchwesens interessant, als er indirekt Auskunft über den Bücherbestand des um 1538 verstorbenen Druckers Hans Hager (der schon 1528 in Konkurs ging) gibt. Aufschlussreich sind auch die Briefe Nr. 2697. 2716. 2719, an denen man erkennt, dass ein Teil (wahrscheinlich der größte) der Bibliothek des im Oktober 1542 in Zürich verstorbenen Zuger Reformators Werner Steiner zunächst vom Zürcher Schulmeister am Fraumünster, Johannes Fries, erworben wurde, ehe dieser im Zusammenhang mit seiner Neuernennung am Großmünster und dem damit verbundenen, 1547 erfolgten Hauswechsel einen Teil dieser einige Jahre zuvor erworbenen Bibliothek dem damals in Zürich studierenden Johannes von Ulm (geb. spätestens 1529, gest. 10. November 1580)203 anbot und den anderen Teil davon (in dem sich auch Handschriften befanden) vermutlich ebenfalls zu jener Zeit der Bibliothek der Großmünsterschule verkaufte (nicht vermachte). Der erste der drei oben aufgezählten Briefe liefert außerdem wertvolle Angaben zu den damaligen Preisen von gebrauchten Büchern. 204

Die Briefe dieses Bandes erlauben ferner, einiges über die Rezeption des von Gwalther im August 1546 veröffentlichten "Endtchrist" in Erfahrung zu bringen wie auch festzustellen, dass Bullinger das Werk seines Kollegen gern weiterschenkte.

In den Bänden 14, 15 und 16 findet man manches über die Entstehung der "Eidgenössischen Chronik" von Johannes Stumpf. Aus vorliegendem Band geht hervor, dass im November 1546 Bullinger von Stumpf gebeten wurde, die Quellen, die ihnen Vadian zur Abfassung der Chronik zur Verfügung

202 Nr. 2720 und Anm. 10.
203 Siehe zu ihm HBBW XV 302f. — Zum korrigierten Geburtsdatum s. unten Nr. 2716, Anm. 11. Zum genauen Todesdatum s. Zürich StA, G 1179, f. 179v.
204 Siehe auch dazu Urs Leu, Heinrich Bullingers Privatbibliothek, in: Zwa XXX, 2003, 16f.

gestellt hatte, ihrem Besitzer wieder zurückzuerstatten 205 . Man erfährt ferner, dass Vadian sich am 11. Dezember für das ihm vom Drucker Christoph Froschauer d.Ä. zugestellte und gerade fertig gedruckte dritte Buch dieser 1650seitigen Chronik bedankte, welche vollständig erst 1548 in gedruckter Form vorliegen sollte.

Hier sei zuletzt noch erwähnt, wie dank eines von Enzinas verfassten Briefes (Nr. 2608) es nun möglich ist, ein angeblich auf das Jahr 1372 datiertes Orakel ("vaticinium"), das am Ende der in Straßburg veröffentlichten anonym erschienen Flugschrift "Des Bapsts und der Pfaffenn Badstub" abgedruckt wurde, mit Bucer als dessen Vermittler in Verbindung zu bringen. Spannend ist auch die Beobachtung, dass dieses von Bucer übermittelte Orakel ebenfalls in Täuferkreisen verbreitet war und möglicherweise identisch mit dem "vaticinum" ist, welches Melanchthon schon im August 1546 in seinem Umfeld weitersandte.

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Elektronische Ausgabe von Bullingers Briefwechsel. Neue Publikationen

Die seit Dezember 2013 im Internet aufgeschaltete elektronische Ausgabe des Bullinger-Briefwechsels (http://www.irg.uzh.ch/delhbbw/), die komplexe kombinierte Recherchen zulässt, erfreut sich eines stets zunehmenden Benutzerkreises. Im August 2016 wurde Band 16 mit seinen 134 zwischen Januar und Mai 1546 verfassten Briefen der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht, so dass derzeit 2477 zwischen Juni 1524 und Mai 1546 datierte Briefe dank einer elaborierten Suchmaske ausgewertet werden können.

Die Ausgabe von Bullingers Briefen führt zu vielen neuen Erkenntnissen. Auf einige davon macht unser Team durch Aufsätze aufmerksam. Alexandra Kess' Studien zu Gerhard Westerburg und zu der von diesem erfundenen Windmühle gaben Anlass zu drei Publikationen. 206 Judith Steiniger veröffentlichte eine Studie zur Bedeutung von Bullingers Briefwechsel für die Geschichtsschreibung des Aargaus, 207 weitere Studien über den Augsburger Stadtschreiber Georg Frölich als Berichterstatter, 208 über eine dank des Briefwechsels neu ermittelte und bis anhin unbekannte Schrift von Bernardino Ochino, 209 sowie über ein noch zu identifizierendes Pasquill Sixt

205 Nr. 2668.
206 In Emder Jahrbuch XCV. 2015, 47-68; Ostfriesenzeitung LXVII/24, 2015, 93f: Reformation XXI2, November 2015, 130-150.
207 Die Bedeutung von Bullingers Briefwechsel für die Geschichtsschreibung des Aargaus. Einige Beispiele, in: Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesell
schaft des Kantons Aargau CXXVII, 2015, 46-51.
208 Der Augsburger Stadtschreiber Georg Frölich als Berichterstatter am Vorabend des Schmalkaldischen Krieges, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben CVIII, 2016, 123-143.
209 Eine unbekannte Schrift von Bernardino Ochino, in: Zwa XLIII, 2016, 125-159.

Bircks. 210 Gleichfalls aufschlussreich für die Benutzer des Bullinger-Briefwechsels ist der Aufsatz von Kurt Jakob Rüetschi über die Studienzeit (1549/50) des späteren Zürcher Arztes Georg Keller in Lausanne, 21 einen Kollegen des großen Konrad Gessner, dem Urs Leu eine hervorragende neue Biographie gewidmet hat. 212

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Unsere Tätigkeit sowie auch deren Ergebnis verdanken wir zum Teil mehreren Institutionen und Personen. Zunächst richtet sich unsere Anerkennung an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und an die Reformierte Kirche des Kantons Zürich, die die Edition des Briefwechsels von Heinrich Bullinger seit Jahren finanzieren und damit die Veröffentlichung dieser bedeutenden Quelle ermöglichen. Es sei hier daran erinnert, dass durch die Menge und Vielfalt der in ihr übermittelten Informationen, durch ihre Dichte (im Jahr 1546 sind im Durchschnitt acht Briefe pro Woche erhalten!), ihre sich über etwa fünfzig Jahre (1524-1575) erstreckende Zeitspanne, ihre geographische Weite und angesichts der Bedeutung der Epistolographie und der Netzwerke für die Geschichtsschreibung, Bullingers Korrespondenz eine unentbehrliche Quelle für die Erfassung der Geschichte und Kultur Europas im 16. Jahrhundert darstellt.

Wir möchten auch Peter Opitz, dem Leiter des Instituts für Schweizerische Reformationsgeschichte, für seine stetige Unterstützung herzlich danken. Auch unseren lieben Kolleginnen und Kollegen desselben Instituts sei an dieser Stelle gedankt, darunter ganz besonders Christian Moser, dem wir den schönen Satz dieser Bände verdanken. Dankbar sind wir auch all denen, die unsere Arbeit in den Archiv- und Buchbeständen durch ihre freundlichen Hinweise und Angaben erleichterten oder bereicherten. Es seien zudem in alphabetischer Ordnung die Namen (ohne Titel) all derer aufgezählt, die sich bei der Bearbeitung des einen oder anderen im vorliegenden Band veröffentlichten Briefes behilflich erwiesen haben:

Rainer Henrich (Stadtbibliothek Schaffhausen, Ulmeriana-Projekt), 213 Günther Handel (Stadtarchiv Regensburg), 214 Hellmuth Möhring (Reichsstadtmuseum

210 Suche nach einem Pasquill von Sixt Birck bei der Bearbeitung von Heinrich Bullingers Briefwechsel, in: Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit XLIV, 2016, 485-500.
211 Veröffentlicht in Zwa XLIII, 2016, 161-176.
212 Conrad Gessner (1516-1565). Universal- gelehrter und Naturforscher der Renaissance, Zürich 2016. — Siehe ferner: Facetten eines Universums. Conrad Gessner
1516-2016, hg. y. Urs B. Leu und My- lene Ruoss, Zürich 2016. Der Tagungsband des im Juni 2016 abgehaltenen Gessner-Kongresses steht derzeit in Bearbeitung.
213 Nr. 2607, Anm. 88; 2630, Anm. 10; 2652, Anm. 21; 2658, Anm. 5 und 29; 2670, Anm. 5; 2682, Anm. 8; 2687, Anm. 2; 2702, Anm. 3; 2721, Anm. 3 und 17; 2725, Anm. 26; 2729, Anm. 6.
214 Nr. 2672, Anm. 8.

Rothenburg ob der Tauber), dem wir die Zusendung des detailreichen Aufsatzes von Ludwig Schnurrer verdanken, 215 Kurt Jakob Rüetschi (Universität Zürich, Rudolf-Gwalther-Projekt)216 und Christian Scheidegger (Zentralbibliothek Zürich). 217

Last hut not least gebührt unser ganz besondere Dank Ruth Jörg, die all unsere Briefe mit Interesse und Sorgfalt liest und uns nicht nur mit ihren wertvollen Kenntnissen im Frühneuhochdeutschen bereichert, sondern uns auch ermutigt und stimuliert.

Reinhard Bodenmann

215 Nr. 2701, Anm. 40; 2706, Anm. 21.
216 Nr. 2653, Anm. 25; 2696, Anm. 9.
217 Nr. 2697, Anm. 26.

Abkürzungsverzeichnis

Briefe von Oktober bis Dezember 1546