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Kapitel 

[2586]

[Eberhard von Rümlang]
an Bullinger
[Bern],
15. September 1546

Autograph: Zürich ZB, Ms A 69, 23r., Nr. 9 (ohne Siegel)1 Ungedruckt

Die Störenfriede [Beat Gering und Simon Sulzer] haben versucht, sich der vom Berner Rat getroffenen [Pfarrer]wahl eines Zürchers [Jodocus Kilchmeyer] zu widersetzen. Sie sei illegitim und verletze die geistliche Autorität. Die Beispiele [der biblischen Machtinhaber] Josaphat, Hiskija, Josia, Judas Makkabäus und Kyros [Il.]zeigen jedoch, dass Behörden über eine Macht in kirchlichen Angelegenheiten verfügen. Bullinger soll also darauf achten, dass [Kilchmeyer] nicht die vom Heiligen Geist veranlasste Berufung ausschlägt. [Kilchmeyer] kann [in Bern]auf Unterstützung rechnen. Gruß.

Scias, Bullingere, quod turbatores 2 nostri egerrime ferant, quod magistratus Tigurinum 3 elegerit, quem ipsi non nominarunt. 4 Voluerunt itaque impedire eius vocationem quasi non legitimam, et quod violarant 5 ecclesiasticam autoritatem. 6 Sed novimus de Josaphat, Josia, Ezechia, Iudeo Machabeo et Cyro rege, 7 quid magistratus possit in ecclesiasticis rebus ministrisque ordinandis.

Proinde effice omni modo, ne recuset 8 vocationem a spiritu sancto prestitam. Habebit constantes adstipulatores 9 .

Vale. Datum 15. septembris anno, etc., 46., etc.

Tuus Eb.

[Ohne Adresse.]10

1 Siehe dazu unten Anm. 10.
2 Beat Gering und Simon Sulzer.
3 Zur Wahl des Jodocus Kilchmeyer s. Nr. 2583, Anm. 5.
4 Zu den von Gering und Sulzer vorgeschlagenen Kandidaten s. Nr. 2583, Anm. 2.
5 Subjekt sind die Ratsherren.
6 Vgl. Nr. 2587,1-5. — Zur Autoritätsfrage der Geistlichen s. Nr. 2584,50-52. 68f.
7 Gemeint sind die jüdischen Reformkönige Josaphat (1 Kön 22, 41-44; 2Chr. 17, 3-9); Hiskija bzw. Ezechia (2Kön 18,
1-6), Josia (2Kön 22, 1 — 23, 28), der jüdische Widerstandskämpfer Judas Makkabäus (1Makk 3ff), und der persische judenfreundlich gesinnte König Kyros II. (2Chr 36, 221: Jes 44, 28 —45, 4).
8 Subjekt ist Kilchmeyer.
9 Nämlich die zwinglisch Orientierten in Bern.
10 Dieses auf einem kleinen Zettelchen verfasste Schreiben wurde höchstwahrscheinlich den Briefen Nr. 2584 und Nr. 2587 beigelegt.