Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Einleitung

Spätestens im Juni 1546 wird allen klar, dass es zwischen dem katholischen Kaiser Karl V. und dem größten Teil der protestantischen Fürsten und Stände des Schmalkaldischen Bundes zu einer militärischen Auseinandersetzung kommen wird. Die hier veröffentlichten 152 Briefe, von denen 97 bis anhin ungedruckt und weitere 38 nur durch Auszüge oder zusammenfassende Teilübersetzungen bekannt waren, führen zu vielen neuen Erkenntnissen über die ersten Monate des Schmalkaldischen Krieges, über den sogenannten Donaufeldzug. Sie ermöglichen auch eine völlig neue Beleuchtung der damaligen Haltung der einzelnen eidgenössischen Orte und besonders der Vier protestantischen Orte Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich während dieses Krieges. Die Beteiligten an dem hier veröffentlichten Briefwechsel sind fast ausnahmslos am Krieg interessiert, hegen auch große Hoffnungen für die protestantischen Kriegsbeteiligten (ganz anders als Philipp Melanchthon, wie dies seine während der entsprechenden Zeitspanne verfassten Briefe zum Ausdruck bringen). Deshalb übermitteln fast alle Briefe dieses Bandes Informationen zum militärischen Geschehen und sind dementsprechend auch länger als üblich. Auch wurden diese Briefe häufiger als sonst auf Deutsch (Frühneuhochdeutsch) verfasst. Statt dass wie bis anhin etwa 80% der Briefe auf Latein wären, wurden 60 der hier edierten Briefe fast vollständig, wenn nicht gänzlich, auf Deutsch geschrieben, und weitere 17 zur Hälfte auf Deutsch. Sogar in den übrigen lateinischen Briefen kommen oft einige Sätze auf Deutsch vor. Von den 37 von Bullinger verfassten Schreiben (24% der hier veröffentlichten Briefe) ist fast die Hälfte auf Deutsch! Eine gänzlich neue Lage. Grund für dieses Phänomen ist der Inhalt der Briefe. Diese vermitteln Kriegsnachrichten, die man auch den befreundeten und des Lateins nicht immer kundigen Ratsherren oder Nachbarn weiterzugeben wünschte. Eine Ausnahme diesbezüglich bietet der aus Bayern stammende und aus Ulm schreibende Leonhard Serin, der sich schon bewusst war, dass die Übermittlung von Nachrichten auch dazu diente, die Freunde zu erfreuen, 1 und dennoch auf Latein die Kriegsneuigkeiten mitteilte, vielleicht weil er als relativ neuer Briefschreiber des Vorstehers der Zürcher Kirche sich noch nicht traute, mit diesem in der Umgangssprache zu verkehren.

In der Folge werde ich Stellen, auf die ich Bezug nehme, nur dann in einer Fußnote anführen, wenn es nicht leicht möglich ist, sie anhand des Inhaltsverzeichnisses oder des von uns angelegten Registers zu ermitteln. In diesem Zusammenhang sei hier daran erinnert, dass alle Drucke oder handschriftlich gebliebenen Texte, die im vorliegenden Briefband erwähnt sind,

1 Nr. 2527,92f.

ebenfalls in unser Register aufgenommen und unter dem Namen des Autors oder im Falle einer anonymen Schrift unter dem ersten aussagekräftigen Wort des Titels eingeordnet wurden.

***

Der Umfang von Bullingers Vernetzung für die in diesem Band umfasste Zeitspanne

Die hier abgedeckte viermonatige Zeitspanne involviert (Bullinger einbezogen) 33 Korrespondenten. Geographische Hauptpole dieses Informationsnetzes sind Konstanz (mit 28 Briefen aus und 14 Briefen nach Konstanz), Augsburg (mit 30 Briefen aus und 8 nach) und Basel (mit 27 Briefen aus und 3 nach). Mit Bewohnern Hessens und dessen Landgrafen sind neun Briefe in Verbindung zu bringen. Mit den Städten Biel, Baden, Chur, Straßburg und Ulm wurden je zwei oder drei Briefe ausgetauscht.

Mehr als sonst sind Briefe zwischen "Zürchern" zu verzeichnen: Ein Schreiben des in Basel studierenden Josias Simler; zwei des einen Zürcher Bürgermeisters Johannes Haab während einer eidgenössischen Tagsatzung in Baden; zwei weitere mit dem in Straßburg studierenden Ludwig Lavater, Sohn des anderen Bürgermeisters von Zürich, Hans Rudolf; weitere vier höchst interessante Schreiben des Ammanns Hans Vogler d.Ä., der damals für seinen Verwandten, den Kaufmann Hieronymus Sailer, in Augsburg einen Streit zu schlichten versuchte und deshalb in Süddeutschland unterwegs war; und 15 inhaltsreiche Schreiben mit dem dreiundzwanzigjährigen Johannes Haller, den die Zürcher den Augsburgern im November 1545 für eine begrenzte Zeit als Pfarrer zur Verfügung gestellt hatten. Diesen 24 Briefen könnte man noch den einen Brief des seit Juni 1544 in Aarau tätigen Zürchers Christian Hochholzer hinzufügen. Zu all diesen Zürchern ist noch ein weiterer hinzuzurechnen, der zwar als Briefschreiber in diesem Band nicht zu finden ist, dessen Briefe aber auch von Bullinger gelesen oder dank mündlicher Übermittlung zur Kenntnis genommen wurden. Es sind die Briefe des seit Anfang September vom Zürcher Rat als Kriegskorrespondent beauftragten sechsundzwanzigjährigen Heinrich Thomann 2 , der aus dem Lager der Schmalkaldener die Zürcher benachrichtigen sollte. Schon allein aus Brief Nr. 2464 geht hervor 3 , dass Bullinger von den Ratsherren, besonders von Hans Rudolf Lavater, über politische Angelegenheiten informiert wurde (auch wenn vielleicht nicht über alles 4 ), und aus Nr. 2490 und 2497 wird ersichtlich, dass umgekehrt auch er die Ratsherren mit Nachrichten versah.

2 Nr. 2565, Anm. 1; Nr. 2569.
3 Siehe ferner Nr. 2494 und Anm. 53; Nr. 2496f; 2500: 2502: 2514,39-41 (Blarer weiß, dass Bullinger über den Inhalt der
vom Zürcher Rat erhaltenen Briefe informiert wird): 2517f.
4 Siehe unten Anm. 195.

Die Hauptkorrespondenten Bullingers

Zurück zu den geographischen Hauptpolen der hier veröffentlichten Korrespondenz. Die 14 Briefe Johannes Hallers und die 12 Briefe des Augsburger Stadtschreibers Georg Frölich bieten eine Fülle von Informationen zur damaligen Lage der Stadt, ganz anderes als die Briefe des aus Konstanz berichtenden Ambrosius Blarer. Letzterer gibt zwar etliche, zum Teil noch unbekannte Nachrichten über Konstanz preis, doch tauscht er sich mit Bullinger hauptsächlich über den Schmalkaldischen Krieg aus und greift dabei manchmal zu einem Geheimalphabet. 5 Der Briefwechsel mit Basel liefert noch weniger Auskünfte über die am Rhein gelegene Stadt, vieles hingegen über die dort kursierenden Gerüchte über den Krieg. Dass also dieser Briefband für die Geschichtsschreibung Augsburgs von speziellem Interesse ist, sei hier besonders hervorgehoben.

Wie schon im vorhergehenden Band bleiben die Hauptkorrespondenten Bullingers der Konstanzer Kirchenvorsteher Ambrosius Blarer (42 mit Bullinger gewechselte Briefe), der Basler Hauptpfarrer Oswald Myconius (22 Briefe) und der junge, in Augsburg tätige Johannes Haller (20 Briefe). Die Anzahl der ausgetauschten Briefe mit dem St. Galler Bürgermeister Joachim Vadian geht von elf auf sechs zurück (alle diese Briefe sind schon bekannt, wurden jedoch hier zum ersten Mal ausführlich zusammengefasst). Georg Frölich hingegen wird durch die zwölf von ihm verfassten und einen an ihn gerichteten Brief der viertwichtigste Briefschreiber des vorliegenden Bandes. Bei allen vier Hauptkorrespondenten dieses Bandes stellt selbstverständlich der Krieg das vorherrschende Thema dar. Im Falle Hallers und Frölichs wird man, wie schon bemerkt, besonders über die Lage in Augsburg aufgeklärt; im Briefwechsel mit Blarer, mehr als anderswo, über die aus der Eidgenossenschaft nach Deutschland ziehenden Söldner (von denen die meisten ihre Dienste dem Gegner des Kaisers, also dem Schmalkaldischen Bund, anboten), wie auch über einige sich im Thurgau abspielende Ereignisse. Der Briefwechsel mit Myconius (dessen Gesamtbriefwechsel wohl schon im nächsten Jahr dank Rainer Henrichs Bearbeitung in Form von Regesten veröffentlicht wird) berichtet über Einzelheiten aus dem Sundgau, dem Elsass und natürlich auch aus Basel und gibt auch besonders vieles über die Beziehungen zwischen den Eidgenossen während des Krieges her.

Neue oder seltene Briefschreiber

Für diesen Band gibt es nur einen neuen Korrespondenten, nämlich den aus Brugg (Kt. Aargau) stammenden und schon seit längerer Zeit in Basel eingebürgerten und dort als Stadtschreiber wirkenden Heinrich Ryhiner (ca. 1490-1553). Dieser tritt hier jedoch lediglich mit einem kurzen Begleitschreiben

5 Siehe dazu unten bei Anm. 242.

als Briefübermittler in Erscheinung. Dass die schon seit längerer Zeit nicht mehr als Korrespondenten Bullingers bezeugten Hartmann III. von Hallwyl (1503-1573) und dessen Schaffner Hemmann Haberer (ca. 1505-1577) hier wieder vorkommen, ist auf den Schmalkaldischen Krieg zurückzuführen. Hallwyl wurde damals von den Berner Behörden als Kriegskorrespondent nach Deutschland entsandt und trat deshalb als solcher mit dem Zürcher Rat und mit Bullinger wieder in Kontakt. Dass Felix Schmid, Obervogt von Ramsen (Kt. Schaffhausen) und Seckelmeister des damals unter Zürcher Hoheit stehenden Stein am Rhein, zum ersten Mal seit 1534 wieder in Erscheinung tritt, verdanken wir hingegen einer Schulangelegenheit, die in einem vom 28. Januar 1546 datierten Brief des wie Bullinger aus Bremgarten gebürtigen Schulmeisters Bernhard Lindauer angesprochen wurde 6 .

Überlegungen zur Briefüberlieferung

142 der 152 hier veröffentlichten Briefe sind im Original erhalten: 114 davon im Staatsarchiv Zürich; fünf in der Zentralbibliothek Zürich; 16 in der Vadianischen Sammlung (Kantonsbibliothek St. Gallen); vier im Hessischen Staatsarchiv Marburg 7 ; einer (allerdings nur die Beilage eines an Blarer gerichteten Briefes) im Stadtarchiv Konstanz 8 ; einer im Staatsarchiv Augsburg 9 , und einer in der Universitätsbibliothek Basel 10 . Ein "Brief" ist die an den Augsburger Bürgermeister Hans Welser gerichtete Widmung, die Bullinger mit seinem Lukaskommentar Ende August in Zürich drucken ließ 11 . Dieses Dokument ist heute nur durch den Druck bekannt. Die übrigen neun Briefe sind lediglich durch Abschriften bekannt, von denen acht in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrt werden, nämlich die sechs erhaltenen Briefe Bullingers an den damals in Augsburg weilenden Johannes Haller und die zwei Briefe zwischen Bullinger und dem jungen Ludwig Lavater, der zu diesem Zeitpunkt in Straßburg studierte. Die neunte Abschrift ist im Stadtarchiv Augsburg aufbewahrt 12 und stellt einen bislang unbekannten Brief Bullingers an Ambrosius Blarer dar.

Bei einem im Original erhaltenen Brief 13 (heute im Staatsarchiv Zürich) ist die Beilage nur noch durch die von Johann Jakob Simler im 18. Jh. abgefertigte Abschrift (heute in der Zentralbibliothek Zürich) bekannt.

Interessant ist auch die Beobachtung, dass von den 37 erhaltenen Briefen Bullingers 12 in Zürich aufbewahrt werden: vier Originale im Staatsarchiv

6 HBBW XVI, Nr. 2339.
7 Nr. 2475f. 2569. 2597. Es handelt sich dabei ausnahmslos um Briefe von Bullinger an Philipp von Hessen.
8 Nr. 2570.
9 Nr. 2464: Der einzige heute erhaltene Brief Bullingers an Georg Frölich.
10 Nr. 2565: Bullinger an Leonhard Serin, in Ulm.
11 Nr. 2545.
12 Nr. 2595.
13 Nr. 2514 (ein von Blarer verfasster Brief).

(je zwei an Myconius 14 und an Vadian 15 und acht in der Zentralbibliothek (ein Original an Myconius und sieben im 17. Jh. angefertigte Abschriften von Briefen, die Bullinger an die Zürcher Johannes Haller und Ludwig Lavater gerichtet hatte). Die Originale dieser in Zürich aufbewahrten Briefe konnte Bullinger nach dem Tod seiner Korrespondenten Myconius und Vadian wieder nach Zürich zurückerhalten. 16 Briefe aus Bullingers Feder sind in der in der Vadianischen Sammlung (Kantonsbibliothek St. Gallen) erhalten, nämlich vier an Vadian und 12 an Ambrosius Blarer. Alle vier bekannten Schreiben an Landgraf Philipp von Hessen sind im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt, Bullingers Brief an Leonhard Serin in der Universitätsbibliothek Basel, der einzige erhaltene Brief an Georg Frölich im Staatsarchiv Augsburg, die Beilage eines sonst nicht erhaltenen Briefes von Bullinger an Blarer im Stadtarchiv Konstanz und die Abschrift eines Briefes an Blarer im Stadtarchiv Augsburg. Diesen von Bullinger verfassten Schreiben ist noch die Widmung für Welser hinzuzurechnen. Von den 37 Briefen sind also acht nur in Form einer Abschrift und einer nur als Druck erhalten geblieben.

Der Briefschreiber Bullinger

In der Einleitung des vorhergehenden Bandes habe ich bereits versucht, dem Wesen Bullingers anhand seiner Korrespondenz näherzukommen. Hier möchte ich lediglich neue Beobachtungen aufzeichnen, die durch die neu veröffentlichten Briefe möglich wurden.

Auch wenn ich kein Sprachwissenschaftler bin, ist mir aufgefallen, dass sich Bullinger in seinen auf Deutsch verfassten Briefen bemüht, in einer Sprache zu schreiben, die nicht zu sehr von lokalen Eigenheiten seines Umfeldes geprägt ist. So ist zum Beispiel für uns heute das Deutsch seiner Briefe an den Landgrafen viel einfacher zu verstehen als etwa jenes, das seine Landsleute Hans Vogler d.Ä. und Johannes Wäber oder der Augsburger Bürgermeister Hans Welser in ihren Briefen verwenden.

Ferner gibt der hier veröffentlichte Briefwechsel deutlich zu erkennen, wie sehr der Krieg Bullinger und seine Zürcher Freunde beschäftigte. Am 14. August schrieb er: "Wir machen uns große Sorgen um den deutschen Krieg"16 ; einige Tage später, am 29. August: "O mich und ander belanget seer übel, wie und was!"17 Dementsprechend erwartete er von Beginn an, dass sein Freund Blarer ihn aus dem näher am Geschehen liegenden Konstanz, das zudem durch seine Gesandten mit dem schmalkaldischen Lager und mit dem in Ulm tagenden Kriegsrat in Kontakt stand, ausführlich und

14 Nr. 2573. 2601.
15 Nr. 2477. 2517.
16 "Valde solicitos tenet nos helium Germanicum" (Nr. 2535).
17 Nr. 2556.

umgehend benachrichtigen würde: "Lassend mich allwäg wüssen, wie die sachen stand; das will ich üch ouch"8 (am 18. Juni). Immer wieder drängte er Blarer, noch öfters Nachrichten mitzuteilen 19 , so dass sich dieser am 16. Juli genötigt sah, etwas Peinliches zuzugestehen, nämlich dass er darauf achten müsse, dass der Konstanzer Stadtschreiber Jörg Vögeli d.Ä. nicht mitbekomme, wie oft er an Bullinger schreibt. Vögeli soll nämlich der Meinung gewesen sein, dass die Prädikanten sich nicht um politische Angelegenheiten kümmern sollten. 20 Einige Tage darauf erklärte Blarer, dass er Bullingers Ratschlag nicht folgen wolle, demzufolge sein Bruder oder sein Cousin (die Ratsherren Thomas Blarer und Konrad Zwick) seine Briefe mit einer an den Zürcher Bürgermeister Hans Rudolf Lavater gerichteten Adresse versehen solle, damit dieser sie dann Bullinger überreichen könne. Würde er dies tun, bestünde die Gefahr, dass Vögeli und einige Konstanzer Ratsherren die Obengenannten heimlicher Intrigen mit den Zürchern bezichtigten. 21 Was für ein Gegensatz also zur Lage Bullingers, der mit den Bürgermeistern seiner Stadt ganz offen Informationen austauschen, ja sogar öffentlich Einfluss auf die Politik nehmen konnte, 22 wogegen Blarer, der ebenfalls gut informiert war, 23 wohl im Geheimen durch seinen Bruder und seinen Cousin benachrichtigt wurde und wohl auch durch diese Einfluss zu nehmen wusste.

Eine Durchsicht des Briefwechsels von Melanchthon für das Jahr 1546 24 zeigt, dass der Wittenberger Professor ein sehr geringes Interesse am Kriegsgeschehen zeigte. Die ungleiche Distanz der jeweiligen Briefschreiber zu den Ortschaften (Donauwörth und Ingolstadt), wo sich die kriegerischen Manöver hauptsächlich abspielten, liefert bestimmt nicht den Grund dafür. Zum einen ist die Distanz zwischen Wittenberg und Ingolstadt (etwa 400 km) nicht so viel größer als diejenige zwischen Zürich und Ingolstadt (etwa 300 km). Ferner hatte der Kriegsausgang für den Deutschen Melanchthon genauso bedeutende, wenn nicht sogar schwerwiegendere Folgen als für den Eidgenossen Bullinger. Und als sich dann im November 1546 der Krieg bis vor die Tore Wittenbergs ausbreitete, zumal es zu einer vom Kaiser orchestrierten Auseinandersetzung zwischen den beiden sächsischen Herzogtümern kam, zeigte Melanchthon kein größeres Interesse am Kriegsgeschehen als zuvor. Von Anfang an war es für ihn klar, dass unabhängig vom Ausgang des Krieges dieser nur noch größere Verwirrung stiften 25 und das Ende des Reichs einläuten würde. 26 Ganz selten äußert Melanchthon die Hoffnung eines erträglichen Ausganges (nicht Sieges) für die Seinen. 27

18 Nr. 2463.
19 Nr. 2487. 2496. 2506. 2562.
20 Nr. 2503.
21 Nr. 2518.
22 Siehe oben bei Anm. 3.
23 Siehe z.B. Nr. 2500.
24 Veröffentlicht in MBW-T XV und zusammengefasst in MBW-Reg IV und IX. 25 MBW-T XV, Nr. 4318 und 4425.
26 MBW-T XV, Nr. 4357. 4366. 4430. 4432.
27 MBW-T XV, Nr. 4338. 4350. 4420.

Bullinger hingegen war überzeugt, dass die Pläne des Kaisers scheitern würden und dass allen Feinden ein sehr schlechtes Ende bevorstünde, wie er es in seinem an Blarer gerichteten Brief vom 3. September deutlich zum Ausdruck bringt. 28 Schließlich war ja, wie Bullinger es in seinem Brief vom 27. Juni an Landgraf Philipp von Hessen betonte, ihre Angelegenheit Gottes Sache. 29 Deshalb konnte er auch für den Sieg beten. 30 Dass Gott auf Seiten der Schmalkaldener stand, ging - so Bullingers ehemaliger Schüler 31 Johannes Haller - aus der Reinheit der Lehre der Protestanten, aus der Echtheit ihres Glaubens und besonders aus der von ihnen bekundeten Bußbereitschaft hervor. 32 Deshalb konnte Haller an einen Sieg glauben, 33 auch wenn er, 34 wie andere auch, 35 theoretisch eine Niederlage in Erwägung zog. Myconius in Basel 36 und Hans Welser 37 in Augsburg glaubten, dass Gott den Kaiser bestrafen beziehungsweise diesem nicht erlauben werde, die Seinen zu besiegen. Dieser Ansicht war auch Ambrosius Blarer, 38 nur dass bei ihm zusätzlich eine eschatologische Dimension zu spüren ist, die wahrscheinlich auf die synoptische Apokalypse zurückzuführen ist: Die Schmalkaldener werden von Gott erlöst, müssen aber zuvor noch eine Drangsal durchmachen. 29 Für den Berner Beamten Hemmann Haberer war dieser Krieg gerechtfertigt, und dies nicht nur, weil es dabei um die Sache des Evangeliums ging, sondern auch weil der Feind kein Geringerer als der Antichrist war. 40 Auch für Blarer 41 , Frölich 42 und Myconius 43 handelte es sich bei den Feinden um Gottlose.

Mit Melanchthon steht es ganz anders. Aus seinem Brief vom 24. Juni an den reichen Nürnberger Patrizier Hieronymus Baumgartner wird deutlich, dass er gegenüber seinem Glaubenslager nicht so euphorisch sein konnte wie andere. Während der letzten 20 Jahre hätten die Protestanten einiges unternommen, dem er nicht zustimmen könne. 44 Eine derartige Zurückhaltung ist keine Ausnahme bei ihm. 45 Er bedauerte die Streitigkeiten unter den Seinen 46 und das kampflustige Gemüt so mancher protestantischen Theologen und Hofbeamten. 47 Er gab sogar zu, dass die evangelischen Fürsten sich dem Kaiser gegenüber oft unnötig feindlich verhalten haben, 48 dass sie zu machtgierig wurden 49 und ihre Politik nicht gerade ein Beispiel der Mäßigung

28 Nr. 2562.
29 Nr. 2475.
30 Nr. 2569. 31 Nr. 2498.
32 Nr. 2511 vom 24. Juli. 33 Nr. 2524.
34 Nr. 2524.
35 Siehe z.B. Nr. 2508f (Myconius) und 2603 (Wigand Happel).
36 Nr. 2519.
37 Nr. 2588.
38 Nr. 2492. 2522. 2558. 2579.
39 Nr. 2522. 2572. 2577. 2579.
40° Nr. 2538. 41 Nr. 2546. 2579.
42 Nr. 2510. 43 Nr. 2491. 2508.
44 MBW-TXV,Nr.4296.
45 MBW-T XV, Nr. 4318f. 4320. 4323. 4343. 4420.
46 MBW-TXV, Nr. 4310.
47 MBW-T XV, Nr. 4507.
48 MBW-T XV, Nr. 4297.
49 MBW-T XV, Nr. 4388.

war. 50 Während Bullinger und andere seiner Korrespondenten der Überzeugung waren, dass Gott mit diesem Krieg endlich vorhatte, die Gottlosen (darunter auch den fremden, listigen katholischen Kaiser) zu bestrafen, war Melanchthon der Meinung, dass Gott mit diesem Krieg seine Kirche strafen und züchtigen wolle. 51 Als im Oktober Fürst Georg III. von Anhalt-Plötzkau (1507-1553) von Melanchthon wissen wollte, ob man für den Kaiser beten dürfe, erhielt er die Antwort, dass ein Christ für irrende (nicht aber für gottlose) Behörden zu beten habe. Da der Mensch aber nur selten beurteilen könne, wer tatsächlich gottlos sei, solle man für den Kaiser ebenfalls beten. 52

Eine entsprechende Geisteshaltung bei Bullinger wird man in den Briefen dieses Bandes nicht finden. Vielmehr fungierte Bullinger als selbsternannter Agent der Schmalkaldener. Er übermittelte diesen Nachrichten, 53 von denen einige ganz besonders für den Landgrafen bestimmt waren. 54 Er erteilte Ratschläge: Die Schmalkaldener sollten mit einem Angriff nicht zu lange abwarten; sie sollten nicht die Zeit mit der Einnahme von Schlössern und Klöstern vertun. 55 Mit Bezug auf die vergangenen Erfahrungen der Eidgenossen mit ihren Feinden erklärt er, dass die Schmalkaldener nicht so langsam sein dürfen und vielmehr die in Süddeutschland neu gemusterten kaiserlichen Truppen angreifen und durch derartige Überraschungsangriffe verhindern sollten, dass der Kaiser ein großes Heer sammelt. 56 Sie sollen die zugelaufenen eidgenössischen Söldner beieinander halten und sie einem einzigen Hauptmann unterstellen. 57 Und als an der zwischen dem 5. und etwa dem 17. Juli abgehaltenen Tagsatzung in Baden 58 die Inneren Orte von all ihren Verbündeten verlangten, dass mit einem gemeinsamen Schreiben die Rückberufung der bereits nach Deutschland zugelaufenen eidgenössischen Söldner gefordert werde, verfasste Bullinger für die Schmalkaldener einen Ratschlag, der klarstellen sollte, wie mit dem letztlich nur von neun Orten (und nicht von den Vier protestantischen Stadtkantonen) unterschriebenen Rückberufungsbefehl umzugehen sei. 59 Bullinger erweist sich auch als bereit, diesen Truppen im Ausland eine Botschaft und moralische Anweisungen zukommen zu lassen. 60 Er schmiedet Pläne, die er in Konstanz, St. Gallen und Augsburg verbreiten lässt. 61 Er gibt den Schmalkaldenern zu verstehen, wie wichtig es sei, dass sie durch die Klause Ehrenberg (etwa 25 km südlich von Füssen) keine zusätzlichen für den Kaiser bestimmten Söldner

50 MBW-TXV, Nr. 4417. 4458. 4488. 51 MBW-T XV, Nr. 4334. 4501. 4525.
52 MBW-T XV,Nr.4461.
53 Nr. 2485f. 2514. 2546. 2560. 2570. 2598. 2602.
54 Nr. 2602,95-97.
55 Nr. 2506.
56 Nr. 2484; 2506; 2507 und Anm. 5; Nr. 2514; 2516; 2556; 2562; 2591f.
57 Nr. 2496.
58 Nr. 2474; 2501, Anm. 31.
59 Nr. 2505.
60 Nr. 2496,100-104; 2514; 2522; 2535; 2558 und Anm. 6.
61 Nr. 24711.

in Süddeutschland eindringen ließen. 62 Im Juli zeigt er sich nicht begeistert von den Vermittlungsversuchen des Pfalzgrafen Friedrich II., 63 und Ende September warnt er seine einflussreichen Freunde vor einem faulen Frieden mit dem Kaiser. 64

Anfang Juli, als es deutlich war, dass es zu einem Krieg kommen würde, berichtete er in einem Schreiben an Blarer, dass er so heftig wie noch nie gegen die Innerschweizer predige. 65 Diesen hatte nämlich kurz zuvor ein Repräsentant des antichristlichen Papstes Paul III., der Konstanzer Bischof Johann von Weeze, einen längeren Besuch abgestattet. Die protestantischen Eidgenossen, darunter Bullinger, waren überzeugt, dass der Bischof während dieses Aufenthalts die Innerschweizer dazu verleitet hatte, den Schmalkaldenern keine Söldner zu bewilligen und sie im Gegenteil ermutigt hatte, solche dem Papst zur Verfügung zu stellen, um so ihren Glauben besser schützen zu können. 66

Am 29. Juni fragte Blarer, ob die Zürcher Pfarrer im Falle eines Kriegs einberufen würden. 67 Drei Tage später antwortete Bullinger ausführlich: 68 Alle Prediger und Kirchendiener Zürichs haben Zunft- und Burgrecht. Wenn es zu einem Einsatz kommt, versammeln sie sich genauso wie andere Bürger in Rüstung. Die Kirchendiener nehmen an den Zunftversammlungen teil und haben Stimmrecht. Allerdings hatte in der Vergangenheit der Zürcher Rat ihm und Leo Jud (gest. im Juni 1542) befohlen, bei einer Einberufung daheim zu bleiben. Er durfte aber sein Burg- und Zunftrecht behalten (er war Mitglied der Zunft zur Meisen 69 ). Durch seine Antwort an Blarer erfahren wir ferner, dass er sich trotz dieses Dispenses weiterhin stellte, jedoch jedes Mal zurückgeschickt wurde. Er macht auch klar, dass er im Falle eines Krieges einen Stellvertreter für sich aufbieten würde, dessen Identität er verschweigt. Es könnte sich um seinen Cousin Michael Hedinger gehandelt haben. Letzterer zog damals in den Krieg, und Bullinger wurde durch Haller über ihn auf dem Laufenden gehalten. 70 Aus der interessanten Familienchronik, die Bullinger im Jahre 1568 anzulegen begann, und die in einer neuen und von Bernhard Stettler sorgfältig erstellten Ausgabe in Band 42 (2015) der Zwingliana erschienen ist, geht hervor, dass Hedinger, auch wenn er "uffrächter religion" (also Protestant) war, auch ein "verümpter [= berühmter] kriegsman" war, und "in den zügen" meistens als "oberster fäldschärer" fungierte, ehe er als Leibwächter starb.

Hier kommt eine andere, noch meistens verkannte Eigenschaft Bullingers zum Vorschein. Als Nachfolger Zwinglis widersetzte er sich selbstverständlich grundsätzlich dem Solddienst von Eidgenossen in fremden Ländern. Im Falle dieses Krieges aber, in dem es seiner Ansicht nach um das Evangelium

62 Nr. 2562. 2598. 63 Nr. 2496.
64 Nr. 2577. 2598.
65 Nr. 2487.
66 Nr. 2463f. 2478. 2486. 2497.
67 Nr. 2480.
68 Mit Nr. 2483.
69 Nr. 2483, Anm. 21.
70 Nr. 2576. 2596.

ging, kümmerte er sich sogar um den Zuzug eidgenössischer Söldner zu den Schmalkaldenern nach Deutschland. Mitte Juni schrieb er bereits an Frölich, dass der Bund ohne Verzug via Konstanz bei den Eidgenossen um Söldner anfragen sollte. Er wusste sogar, welcher Hauptmann aus Schaffhausen (Wernli Schlosser) den Deutschen behilflich sein könnte. 71 Ob er, wie es Haller befürwortete, 72 in seinen Predigten die Zürcher zur Hilfsbereitschaft (also indirekt zum Solddienst) anspornte, ist nicht belegt, auch wenn dies angesichts seiner Briefe wohl der Fall gewesen sein wird, zumal das Gerücht, demzufolge die Zürcher Prediger ihre Bevölkerung zum Krieg aufgehetzt hätten, bis nach Konstanz gelangte. 73 Natürlich ist diese Predigtkampagne nicht auf den jungen Haller zurückzuführen. So wurde auch Myconius durch ein nicht erhaltenes Schreiben Bullingers angeregt, seine Zuhörer zu einem entschlossenen Verhalten gegen den verschlagenen und gottlosen Feind anzuhalten. 74 Es freute auch Bullinger, berichten zu dürfen, dass Stadt und Landschaft Zürich den Schmalkaldenern zugeneigt waren. 75 Doch ist Bullingers Engagement wohl nicht allein seinem Eifer für das Evangelium zuzuschreiben, sondern auch seinem pragmatischen taktischen Wesen und bestimmt auch seinen Familienverhältnissen. Aus der obenerwähnten Familienchronik erfährt man nämlich, dass nicht nur sein Cousin Michael Hedinger zeitlebens mit dem Kriegswesen zu tun hatte, sondern auch viele andere Verwandte, darunter ein Bruder (Hans Bernhard) und sogar ein Sohn (Christoph).

Marti, der Sohn von Bullingers Cousin Peter (gefallen 1525 in Pavia - Lombardei) zog im Jahre 1544 aus Brugg wieder nach Bremgarten zurück, um im Heimatort seiner Familie ein Gasthaus zu übernehmen. Durch den Briefwechsel erfährt man, dass Bullinger mit diesem katholisch gebliebenen Verwandten Kontakt hatte 76 und es auch auf ihn zurückzuführen ist, dass der ebenfalls katholische und im Dienste Mailands stehende Giovanni Domenico Panizzone (wie es zur Bekanntschaft zwischen Letzterem und Bullinger kam, ist nicht bekannt) während seiner Dienstreisen in der Eidgenossenschaft gerne in Bremgarten, im Gasthaus dieses Verwandten Marti, abstieg. Pikant dabei ist die Tatsache, dass im Juli 1546 Panizzone den päpstlichen Nuntius Girolamo Franco (den der - zumindest damals 78 — anscheinend leicht handgreiflich werdende Basler Antistes Oswald Myconius am liebsten umgebracht hätte 79 ) dazu bewogen hatte, sich ebenfalls im Gasthaus von Bullingers Verwandten niederzulassen. Und so kam es, dass Anfang Juli der päpstliche Nuntius (der einige Tage darauf das von Bullinger genauso

71 Nr. 2464.
72 Nr. 2467.
73 Nr. 2503. — Vgl. auch oben Anm. 65.
74 Nr. 2491.
75 Nr. 2479. 2483. 2491. 2493f. 2516.
76 HBBW XIV 30. 386f.
77 Nr. 2528.
78 Siehe die peinliche von Johannes Gast geschilderte Begebenheit vom April 1546 in Gast, Tagebuch 264-267.
79 Nr. 2521.

wie von Myconius verabscheute päpstliche Breve an die Eidgenossen vom 3. Juli übermitteln sollte 80 ) sich eine Zeitlang im Gasthaus eines mit Bullinger verwandten Wirts aufhielt, und dass von dort aus Panizzone sich brieflich anerbot, 81 Bullinger eine Abschrift des zwischen Paul III. und Karl V. abgeschlossenen Vertrags vom 26. Juni 82 zuzustellen (ausgerechnet desjenigen Vertrags, durch den die deutschen Protestanten zum Gehorsam gezwungen werden sollten), ja zugleich seinen Korrespondenten bat, ihm allfällige Neuigkeiten zum Krieg in Deutschland mitzuteilen. Man kann sich nicht dem Verdacht entziehen, dass man es hier mit einem Spion, vielleicht sogar mit einem Doppelagenten zu tun hat, und dass möglicherweise die damals in diesem Gasthaus geknüpften Kontakte den Wirt Marti Bullinger später dazu veranlasst haben könnten, sich in der päpstlichen Garde Roms anwerben zu lassen. 83 Auch gewinnt man dabei den Eindruck, dass unser protestantischer Antistes mit all seinen komplexen Beziehungen ziemlich gut zurechtkam und wohl etwas von dem Fingerspitzengefühl mitbekommen hatte, das bereits sein Großvater und sein Vater in ihrem Umgang mit Menschen und politischen Angelegenheiten bekundet hatten. 84

***

Im Folgenden möchte ich in Kürze den Stoff dieses Bandes aus einem thematischen Blickwinkel darstellen, auch wenn ich hier wegen der Fülle der in diesem Band übermittelten Informationen nur eine Auswahl berücksichtigen kann.

Politisches und Gesellschaftliches Fast jeder Brief dieses Bandes übermittelt Nachrichten zum beginnenden Donaufeldzug und zu den sich dabei gegenüberstehenden Truppen. Es ist hier nicht meine Aufgabe, die Geschichte dieses Feldzuges erneut zu schreiben. Man darf aber davon ausgehen, dass in den hier veröffentlichten Briefen noch einige unbekannte Einzelheiten schlummern, zum Beispiel über die Zusammenstellung der schmalkaldischen Truppen, 85 über die "Schmach von Neuburg an der Donau" (am 20. und 21. September)86 oder über das eine oder andere Scharmützel.

Von Interesse sind ebenfalls die übermittelten Gerüchte zum Feldzug. Sie erlauben die Beobachtung, wie in Kriegszeiten Gerüchte Ausdruck der Erwartungen sind (mit dem Ziel, die eigenen Gefolgsleute anzuspornen) oder

80 Nr. 2509, Anm. 4; 2516, Anm. 7. — Zum Abscheu, den Bullinger gegenüber diesem Breve empfand, s. Nr. 2516.
81 Nr. 2528.
82 Zu diesem Vertrag s. Nr. 2485, Anm. 52.
83 Siehe dazu Bullingers Familienchronik in Zwa 42, 2015, 46.
84 Daselbst in Zwa 42, 2015, 27. 32.
85 Siehe u.a. Nr. 2531.
86 Nr. 2594. 2596 (besonders). 2599.

der Kriegspropaganda dienen (mit dem Vorhaben, den Feind einzuschüchtern). Die zwei während der zweiten Hälfte Juli verbreiteten Fassungen 87 über eine durch den Landgrafen erduldete schwere Niederlage beziehungsweise einen von ihm hingenommenen schweren Verlust sind zum Beispiel Ausdruck der Hoffnung einiger süddeutscher Katholiken und verfolgen wohl zugleich das Ziel, den Feind einzuschüchtern. Die sich zur gleichen Zeit im Sundgau verbreitende Nachricht über eine Besetzung des Sundgaus und des Elsasses durch die Eidgenossen ist Ausdruck der Hoffnung eines Teils der damaligen, zum größten Teil katholischen Bevölkerung dieser Gebiete. Auch im protestantischen Ulm hegte man eine ähnliche Hoffnung. Seit längerer Zeit nämlich (wohl schon seit Jahrzehnten) soll dort ein Orakel im Umlauf gewesen sein, laut dem eines Tages ein Rind auf der Ulmer Donaubrücke brüllen würde, als ob man inmitten "Helvetiens" stünde. Und es soll Ulmer gegeben haben, die Ende August meinten, dass es an der Zeit wäre, wenn die Eidgenossen mit einer Besetzung Süddeutschlands dieses Orakel erfüllten. 89 Ein anderes interessantes Gerücht betrifft den der Überfall, den der Landsknechtführer Sebastian Schertlin von Burtenbach (der während dieses Krieges als Oberbefehlshaber im Dienste der wohlhabenden Reichstadt Augsburgs stand) auf einen vom Papst angeordneten und für den Kaiser bestimmten Goldtransport verübt haben soll. Den Schmalkaldenern mangelte es damals an Geld; zumindest standen ihnen weniger Geldmittel zur Verfügung als dem Kaiser. 91 Demzufolge ist dieses Gerücht sowohl Ausdruck der Hoffnung als auch ein Mittel im Dienste der von den Schmalkaldenern ausgehenden Kriegspropaganda. Auch Naturphänomene und kleinere Niederlagen von kaiserlichen Truppeneinheiten werden von den Schmalkaldenern als schlechtes Omen für den Kaiser gedeutet. Diese Begebenheiten gaben oft Anlass zu gedruckten Flugschriften, 92 die damals wie heute der Kriegspropaganda dienten. So zum Beispiel der im Juni über Innsbruck gesehene blutige Stern; 93 das heftige Gewitter vom 12. Juni über dem Städtchen Lecce (Apulien), damals Teil des unter spanischer Herrschaft stehenden Königreichs Neapel; der Blitzeinschlag am 26. Juli im Nideggturm des katholischen Solothurn, der eine Explosion des dort gelagerten Büchsenpulvers verursachte und Todesopfer forderte; 94 und ein ähnliches Ereignis in der Nacht vom 6. auf den 7. August im kaiserlichen Mechelen (Prov. Antwerpen).

Im Zusammenhang mit dem Donaufeldzug möchte ich anhand der in diesem Band veröffentlichten Quellen zwei Themen ausführlicher behandeln, zumal in den heutigen Geschichtsbüchern kaum etwas dazu zu finden ist, oder gegebenenfalls meist tendenziöse oder falsche Aussagen darüber zu

87 Nr. 2508.
88 Nr. 2508.
89 Nr. 2550.
90 Nr. 2509. 2512.
91 Nr. 2519. 2538. 2555. 2578. 2602.
92 Nr. 2558. 2564.
93 Nr. 2485.
94 Nr. 2519.

lesen sind. Zum einen möchte ich die Frage einer Beteiligung der Eidgenossen an diesem sich im Deutschen Reich abspielenden Krieg behandeln, zum anderen die Beziehung der eidgenössischen Orte untereinander während des Krieges.

Die Eidgenossenschaft verstand sich, wie es schon der "Helvetier" Johannes Haller 95 und der Elsässer Martin Bucer 96 zu unterstreichen wussten, als Teil von Deutschland, auch wenn sie auf politischer Ebene stets bedacht war, ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Kaiser des Deutschen Reiches zu behaupten. Trotz dieser zwiespältigen Beziehung der eidgenössischen Bevölkerung zu Deutschland, trotz der bösen Witze, die über sie von den Deutschen verbreitet wurden 97 und trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten bei der Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Eidgenossen 98 belegen folgende Briefe eine große Anteilnahme der eidgenössischen Bevölkerung an der Lage Deutschlands, und dies nämlich, sobald man erfuhr, dass der Halbspanier Karl V. vorhatte, mit fremden Truppen (Italienern, Spaniern und Niederländern) gegen einen Teil Deutschlands militärisch vorzugehen. Am 1. Juli berichtete Bullinger, dass viele rechtschaffene Eidgenossen bereit wären, in den Krieg auf Seiten der Schmalkaldener zu ziehen, dass er zudem gehört habe, dass viele seiner Landsleute schon nach Lindau zusammengelaufen seien, ja dass die Zürcher Behörden (es sei daran erinnert, dass Zürich damals als Vorort der ganzen Eidgenossenschaft fungierte) und die Bevölkerung des Ortes Zürich den deutschen Protestanten zugeneigt seien. 99 Drei Tage darauf hob er gegenüber Blarer hervor, dass man (wohl in Zürich) einen vorher nie bekundeten Eifer zur Verteidigung Deutschlands spüre. 100 Am 10. Juli schrieb er, dass in den vorhergehenden Tagen etwa 2'000 Mann bereit waren, aus Stadt und Landschaft Zürich nach Deutschland zu ziehen, und dass er die Bevölkerung Zürichs noch nie so wohlgesinnt den Deutschen gegenüber erlebt hat. Am Vorabend mussten die Behörden die Stadttore Zürichs schließen und die Gemeinden am Zürichsee beschicken lassen, um Letztere zum Stillsitzen anzuweisen, da sonst Zürich der Gefahr eines zu großen Auszuges ausgesetzt wäre. Sollte sich nämlich der Krieg bis in die Eidgenossenschaft ausbreiten, würde es dann an Verteidigungskräften mangeln. 101 Beim Lesen von Bullingers Brief erfährt man jedoch nicht, ob die darin erwähnten 2'000 Zürcher tatsächlich nach Deutschland zogen oder ob nur ein Teil davon die Heimat verließ. Fest steht aber, dass der Zürcher Rat schon vor dem 10. Juli beschlossen hatte, die in den Krieg ziehenden Söldner,

95 Nr. 2462 und 2498. — In Nr. 2548 gibt Haller deutlich zu verstehen, dass er die Gewährleistung der deutschen Freiheit (gegenüber dem fremden Kaiser) auch als seine Angelegenheit betrachtete.
96 Nr. 2508.
97 Nr. 2509. 2516.
98 Nr.2511 .2516.
99 Nr. 2483.
100 Nr. 2487. — Siehe ferner die in Anm. 75 angeführten Stellen.
101 Nr. 2493. — Siehe ferner Bullingers Aussagen in Nr. 2494 vom gleichen Tag, und die positive Reaktion der Konstanzer auf die Zürcher Maßnahme in Nr. 2503.

entgegen all den bis anhin gültigen Beschlüssen, 102 nicht zu bestrafen: 103 Seit Einführung der Reformation ein erstmaliges Vorkommnis, das wohl auch (dies darf nicht übersehen werden) die damalige Begeisterung der Zürcher Bevölkerung für diese deutsche Angelegenheit zum Teil erklären wird (auch die drei anderen protestantischen Orte bestraften das lukrative Reislaufen während des Schmalkaldischen Krieges nicht). Am 4. September berichtete Bullinger an Haller, dass mehr als 150 Stadtzürcher in den Krieg gezogen waren, darunter auch der Sohn Wolfgang des Zürcher Bürgermeisters Hans Rudolf Lavater, 104 welcher (so Bullinger) sich völlig für die Schmalkaldener einsetzte. 105 Am 14. desselben Monats erwähnt Haller ein ausschließlich aus Zürchern bestehendes Fähnlein 106 und am 22. ein weiteres eidgenössisches Fähnlein, dem ein Zürcher, nämlich Jakob Reinhart, als Hauptmann vorstand 107 und in dem auch Bullingers Cousin Michael Hedinger 108 als Söldner diente. Am 24. August konnte Haller schon die Namen einiger Zürcher, denen er in Augsburg begegnet war, aufzählen. 109 Auch stellt man fest, wie stolz Bullinger auf den Zürcher Hans Wilpert Zoller war, 110 der unter Oberst Sebastian Schertlin als Bannerherr 111 diente und auf dessen Feldzeichen das Motto "Kämpfe für das Vaterland!" zu lesen war. 112 Schon allein aus den vorhergehenden Angaben wird ersichtlich, wie die immer wieder aufgegriffenen Behauptungen, die René Hauswirth in seiner Darstellung "Zur politischen Ethik der Generation nach Zwingli"113 über die sich während des Schmalkaldischen Krieges in den Söldnerdienst begebenden Zürcher machte, entweder falsch oder irreführend sind: Sie müssen im Lichte der hier zum ersten Mal veröffentlichten Quellen richtiggestellt werden.

Doch nicht genug! In welchem Geschichtsbuch ist zu lesen, dass sich etwa 4'000 eidgenössische Söldner,"4 darunter viele aus den Vier protestantischen Städte Basel, Bern, Zürich und Schaffhausen, 115 aktiv am Schmalkaldischen Krieg beteiligten? Dass viele Eidgenossen (mehr als 1,000 Mann 116), die sich in den Solddienst begeben hatten, wegen Geldmangels bei den Schmalkaldenern, später auch wegen des bevorstehenden Winters (in dem keine wichtigen Kriegshandlungen geplant waren) nicht gemustert wurden und wieder zurückkehren mussten? 117 Dass deswegen viele kriegstüchtige Männer (einige Tausend, behauptete Bullinger, der dies

102 HBBW XVI 31.
103 Nr. 2493f.
104 Nr. 2564.
105 Nr. 2597. — Siehe ferner Nr. 2475 und 2585.
106 Nr. 2585.
107 Nr. 2596.
108 Oben bei Anm. 70.
109 Nr. 2548. — Siehe auch Bullingers Anfrage diesbezüglich in Nr. 2494.
110 Nr. 2494. — Bullingers Stolz geht auch aus Nr. 2491 hervor.
111 Nr. 2467. 2495. 2525.
112 Nr. 2498.
113 In Zwa 13/5, 1971, insbes. S. 322-325.
114 Nr. 2496: 2548 und Anm. 40.
115 Nr. 2512. 2515. 2517. 2547.
116 Nr. 2564f.
117 Nr. 2548, Anm. 40; 2555f; 2563; 2565; 2574; 2594.

bedauerte 118 ) in Zürich zu Hause bleiben mussten, statt sich mit ihren Kräften den Schmalkaldenern anschließen zu können? Dass in diesem Krieg mindestens 13 eidgenössische Fähnlein (die Mitte September bei Füssen nachgewiesen sind) mitmachten? 119 Dass zwei Appenzeller, 120 je ein Toggenburger, Thurgauer 121 und Zürcher 122 Fähnlein bezeugt sind, und dass etwa 100 "Helvetier" (darunter auch solche aus den Inneren Orten) unter den sechs Fähnlein dienten, die für die Verteidigung Augsburgs zuständig waren? 123 Und dass damals auch katholische Eidgenossen, wie Luzerner, Zuger 124 und besonders Urner 125 auf Seiten der Schmalkaldener kämpften? Wo liest man denn, dass der Antistes von Zürich wohl nicht unüberlegt und von ganz allein sich am 3. September via Ambrosius Blarer in Konstanz vernehmen ließ, dass die Eidgenossen (darunter auch die Vier protestantischen Orte) den Schmalkaldenern noch 12'000 bis 16'000 Söldner und kriegserfahrene Hauptleute zu einem günstigen Preis zukommen lassen könnten? 126 Wo liest man schließlich, dass Bullinger und seine Zürcher Kollegen sich in ihren öffentlichen Predigten für eine Anteilnahme am Schicksal der deutschen Protestanten einsetzten, so dass sogar bis Konstanz das Gerücht grassierte, laut dem die Bevölkerung Zürichs von der Kanzel aus zur Teilnahme am Krieg aufgehetzt worden sei 127 —ein Verhalten also, das sich von demjenigen Melanchthons klar unterscheidet? Auch wenn dieser den Protestanten das Recht, sich zu wehren, einräumte (unter anderem in seiner Einleitung vom 10. Juli zu einer Mitte Juli 1546 in Wittenberg veröffentlichten Schrift Luthers 128 ), ermahnt er in seinem Brief vom 13. August den Nürnberger Pfarrer Veit Dietrich, militärische Angelegenheiten, inklusive das Thema eines gerechtfertigten Widerstandes, nicht auf der Kanzel zu erörtern. 129 In Aarau, Biel, Basel, Winterthur und Zürich wurden ferner öffentliche Gebete zugunsten der deutschen Protestanten (unter anderem auch für den Landgrafen) organisiert. 130

Dass Zürich sich als Vorort der Eidgenossenschaft sowohl in seinem Gebiet als auch bei den anderen Verbündeten für die Schmalkaldener einsetzte und dass sein Einsatz von den Schmalkaldenern geschätzt wurde, geht aus

118 Nr. 2564.
119 Nr. 2596.
120 Nr. 2576.
121 Nr. 2524.
122 Nr. 2585.
123 Nr. 2524. — Zu weiteren Angaben über die damals im Einsatz stehenden eidgenössischen Fähnlein s. Nr. 2531. 2547. 2553. 2555. 2576. 2585.
124 Nr. 2517. 2548. 2555. 2560f. — Die Nachricht in Nr. 2558, laut der eidgenössische Söldner dem Kaiser zuziehen würden, erklärt sich vermutlich durch eine falsche Annahme Blarers; s. Nr. 2558, Anm. 60.
125 Nr. 2485. 2489. 2496. 2560.
126 Nr. 2562.
127 Nr. 2503.
128 Warnunge D. Martini Luther an seine lieben Deudschen vor etlichen Jaren geschrieben auff diesen fall so die feinde Christlicher Warheit diese Kirchen und Land darinne reine Lere des Evangelii geprediget wird, mit Krieg überziehen und zerstören wollten; s. dazu Nr. 2544, Anm. 2.
129 MBW-T XV, Nr. 4356.
130 Nr. 2478 und Anm. 2; 2479; 2498; 2506; 2507; 2509; 2538f; 2547 und Anm. 1; 2549 und Anm. 12; 2565; 2569.

vielen Stellen hervor. 131 An der am 5. Juli beginnenden Tagsatzung von Baden beschlossen die Neun Orte gegen den Willen der Vier protestantischen Orte, alle bereits gelaufenen eidgenössischen Söldner mit nach Deutschland entsandten Schreiben abzurufen. 132 Erneut war es der Vorort Zürich, der sich diesem Abruf (den einige Deutsche schon vor Kriegsbeginn befürchtet hatten 133 ) entschieden widersetzte. 134 Nicht zuletzt wegen der Uneinigkeit unter den Eidgenossen und des Einsatzes von Zürich sollte dieser Abruf eine geringe Auswirkung haben. Die bereits gemusterten Söldner (auch die der katholischen Orte) weigerten sich zurückzukehren. 135 Es scheint sogar, dass mit der Zeit, und zwar während der zwischen dem 9. und etwa dem 13. August gehaltenen neue Tagsatzung, die Neun Orte sich diesbezüglich kulanter zeigten. 136

Der Zustrom eidgenössischer Söldner löste schon von Kriegsbeginn an Begeisterung in Deutschland aus. Der eidgenössische Soldat hatte offensichtlich auch bei den Deutschen (trotz aller Witze über ihn) einen guten Ruf: Oberst Schertlin war der Meinung, dass 2'000 Eidgenossen mehr ausrichten würden als 10'000 Landsknechte! 137 Der Schweizer Haller meinte sogar, dass die Nachricht einer Beteiligung von eidgenössischen Söldnern an dem Krieg den Kaiser vor einem Angriff abschrecken könnte... 138 Die hier veröffentlichten Briefe enthalten viele positive Zeugnisse über diese in Deutschland dienenden Söldner beziehungsweise Fähnlein 139 (was natürlich Bullinger sehr erfreute 140 ), auch wenn man eine Zeitlang bereute, ganz zu Beginn der Musterung (also Ende Juni und Anfang Juli) die ersten sich stellenden und zum Teil noch zu jungen und unerfahrenen Eidgenossen angeworben zu haben, 141 und es im September, sowohl von deutscher als von eidgenössischer Seite, zur Kritik hauptsächlich an einigen bei Füssen im Einsatz stehenden eidgenössischen Hauptleuten kam. 142 Interessant ist auch in diesem Zusammenhang die von Myconius übermittelte Nachricht (vielleicht auch nur ein Gerücht), laut der die im schmalkaldischen Dienste stehenden Eidgenossen sich angeboten hätten, beim Eintreffen der aus Italien kommenden Fremdtruppen sogleich den ersten Angriff zu führen, und deshalb um zusätzliche 8'500 Mann gebeten hatten, was ihnen bewilligt worden sein soll. Man bot ihnen sogar eine zusätzliche Deckung durch 2'000 Reiter an. 143

Die nicht mehr zu bestreitende Beteiligung einer großen Anzahl eidgenössischer Söldner am Schmalkaldischen Krieg ist eine Sache. Eine andere, die methodologisch von jener grundsätzlich zu unterscheiden ist, ist die

131 Nr. 2469. 2479. 2493. 2525. 2537. 2543. 2563. 2569.
132 Siehe dazu die in Nr. 2505, Anm. 48, und Nr. 2509, Anm. 7, angeführten Stellen.
133 Nr. 2489. 2492. 2495. 2518.
143 Nr. 2493f. 2496.
135 Nr. 2511. 2518. 2548.
136 Nr. 2537; 2540 und Anm. 24; 2546.
127 Nr. 2467. —Vgl. ferner Nr. 2492.
138 Nr. 2473. — Vgl. ferner Nr. 2498.
139 Nr. 2505. 2521. 25381. 2553. 2561. 2574. 2594. 2602.
140 Nr. 2496.
141 Nr. 2489. 2496.
142 Nr. 2574. 2596. 2598.
144 Nr. 2529.

Frage des öffentlichen Kriegseintrittes der Eidgenossenschaft insgesamt oder als Koalition vereinzelter Orte. Sowohl Eidgenossen wie auch Deutsche (doch längst nicht alle 144 ) befürworteten einen solchen Schritt. Die Straßburger zum Beispiel, darunter Bucer, erwarteten solch einen Kriegseintritt der "Helvetier", zumindest der Vier protestantischen Orte. 145 Untersucht man die Briefe von Myconius genau, merkt man, dass dieser ebenfalls für einen öffentlichen Kriegseintritt und die Besetzung der süddeutschen Territorien des Sundgaus und Vorderösterreichs war. 146 Haller war auch solch ein Befürworter. 147 Er war überzeugt, dass ohne den Widerstand der katholischen Inneren Orte (für die er sich schämte, 148 aber zugleich hoffte, dass er noch erleben würde, wie diese zum wahren Glauben übertreten würden 149 ) die Eidgenossenschaft in den Krieg gegen den Kaiser gezogen wäre. 150 Sein Traum war folgender: Die Eidgenossen sollten die vier vorderösterreichischen Waldstädte Rheinfelden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut besetzen, desgleichen die Kornkammer des Sundgaus, während die Bündner das Tirol einnähmen, um den Italienern den Übergang über die Alpen zu verwehren.

Wenn Bullinger sich in einem Brief an Myconius über die Straßburger aufregt, dann ist es nicht deshalb, weil Letztere für einen öffentlichen Kriegseintritt plädierten, sondern weil sie den Eidgenossen (und damit natürlich dem Vorort Zürich) vorwarfen, nicht ihr Bestes zu tun. Ja, Bullinger war der Meinung, dass Zürich zusammen mit den eidgenössischen Protestanten viel mehr für die Schmalkaldener getan haben als irgendeine süddeutsche Stadt des Schmalkaldischen Bundes. 152 Ob er selbst, wie sein ehemaliger Schüler Haller, für einen offiziellen Kriegseintritt gewesen wäre, kann man anhand dieser Briefe nicht beantworten. Als pragmatischer Taktiker wird er wohl rasch verstanden haben (wie dies aus seinem Brief vom 25. September an den Landgrafen deutlich zum Ausdruck kommt), dass solch ein Kriegseintritt unklug gewesen wäre; dass er die Innerschweizer hätte veranlassen können, dem Kaiser ebenfalls offiziell zuzuziehen, ja sogar ihre Verbündeten anzugreifen, was wiederum den protestantischen Orten nicht ermöglicht hätte, auf Seiten der Schmalkaldener zu kämpfen, weil sie stattdessen gezwungen gewesen wären, sich selber zu verteidigen. 153 Dass es zu einem Bürgerkrieg hätte kommen können, dies befürchteten auch Deutsche, sowohl Augsburger als Konstanzer. 154 Sollte es aber, so Bullinger, wirklich zum Äußersten kommen, würden die eidgenössischen Protestanten selbstverständlich in den Krieg ziehen. 155

144 Siehe z.B. Nr. 2561.
145 Nr. 2491. 2508. —Vgl. auch Nr. 2555
146 Nr. 2512. 2521. 2563.
147 Nr. 2511.
148 AaO.
149 Nr. 2560.
150 Nr. 2524.
151 Nr. 2548.
152 Nr. 2516. — Siehe auch Nr. 2543. 2564.
153 Nr. 2597.
154 Nr. 2497. 2533. 2537. 2602.
155 Nr. 2597f.

Dass der Bürgerkrieg nicht nur eine theoretische Vermutung oder ein Vorwand war, wird aus einem Bericht Bullingers über die zwischen dem 20. und dem 25. September in Baden gehaltene Tagsatzung ersichtlich. Die katholischen Abgeordneten der Fünf Orte hätten sich während der Tagung zum Gesandten Frankreichs, Antoine Morelet du Museau, begeben und diesem deutlich gemacht, dass sie, falls der französische König Franz I. oder die Vier Orte aufseiten der Schmalkaldener in den Krieg zögen und sie deshalb wegen ihres Glaubens in Bedrängnis gerieten, dem König das Soldbündnis von 1521 und ihren Eidgenossen die Bündnisse aufkündigen würden, um weiterhin an ihrem Glauben festhalten zu können. 156 Für Blarer fügte Bullinger die Bemerkung hinzu, dass die Fünf Orte sich in Baden ganz verbittert zeigten; dass aber die Vier Orte ihnen ebenfalls zu verstehen gaben, dass sie genauso wie sie nicht bereit wären, ihren Glauben aufzugeben. 157

Es stellt sich die Frage, warum denn die Vier protestantischen Orte schließlich nicht in den Krieg eingetreten sind, als es mit ihren Glaubensgenossen in Deutschland ganz schlecht stand. Beim Studium dieser Briefe wird klar, dass mit der Zeit eine immer größere Ratlosigkeit sowohl bei Bullinger als auch bei Haller und Blarer zu spüren war. Die Schmalkaldener hatten eine ebenso große Streitmacht wie der Feind. Zudem war (ihrer Ansicht nach) ihre Angelegenheit besser, da sie die des Evangeliums war. 158 Und trotz allem, wie Blarer es am 13. August bemerkte, kam man zu keinem Ergebnis! 159 Es ist, als stünde Gott etwas im Wege, wie Blarer am 30. September bemerkte. 160 Was denn? Für Bullingers Informator Haller war dies wohl der allzu ängstliche Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, der auf das Kriegsgeschehen eine hemmende Wirkung hatte. Er wäre besser zu Hause geblieben! Mit ihm könne man nichts erreichen! 161 Er behindert nur die emsigen und mutigen Bemühungen des Landgrafen und des Obersten Schertlin. 162 Am 5. September fiel die Klause Ehrenberg wieder in die Hände der Kaiserlichen. Dies verärgerte viele, die den Schmalkaldenern Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit vorwarfen. 163 Feldherr Maximilian von Egmont, Graf von Büren, schaffte es unter den Augen der schmalkaldischen Streitkräfte, das niederländische Heer quer durch Deutschland zu führen, um sich am 15. und 16. September in Ingolstadt mit dem Heer des Kaisers zu vereinigen: Ein schwerwiegender militärischer Fauxpas, der nicht nur vom Berner Hallwyl bedauert wurde, 164 sondern auf den auch Bullinger, der bereits einige Wochen zuvor über die Tatsache, dass dieses Heer den Main unbehelligt

156 Nr. 2597.
157 Nr. 2598. — Siehe auch Nr. 2602.
158 Siehe z.B. Nr. 2578 und oben bei Anm. 29ff.
159 Nr. 2534.
160 Nr. 2602.
161 Nr. 2576. 2596.
162 Beide werden des Öfteren gelobt; s. z.B. Nr. 2569 und 2596 mit Anm. 35.
163 Nr. 2577 (Blarer); 2582 (Myconius); 2585 (Haller); 2598 (Bullinger).
164 Nr. 2599.

überqueren konnte, ungehalten reagierte. 165 Am 20. und in den Tagen darauf wurden die Frauen von Neuburg an der Donau und Umgebung von den Kaiserlichen vergewaltigt, ohne dass das nur drei Meilen entfernt liegende, mächtige schmalkaldische Heer reagiert hätte: Ein für die "Helvetier" Haller und Bullinger schweres und unbegreifliches moralisches Versagen, das mit taktischen Überlegungen wohl nicht zu rechtfertigen war. 166 Nicht genug! Ende September wird sehr wahrscheinlich der Fall des wegen seiner "reformierten" Ansichten aus Sachsen geflohenen Pfarrers Thomas Naogeorg (Kirchmeyer) bei Haller und bei Bullinger neue Bedenken gegenüber den Protestanten Deutschlands ausgelöst haben. 167 Wie würden sich Letztere im Falle eines Sieges gegenüber den eidgenössischen Protestanten verhalten? Würde vielleicht ein Sieg diesem "Neuen Papsttum"(wie Frölich es bezeichnet 168 freie Bahn gewähren? Wie auch immer, man kann gut begreifen, dass Bullinger in seinen Briefen Zweifel zum Ausdruck brachte: Es ist zu befürchten (schreibt er an Haller), dass die Schmalkaldener nachlässig geworden seien, wo doch ihr Feind verschlagen, mächtig und erfahren ist. Wenn sie weiterhin so umherirren und nichts ausrichten, wer soll dann für die hohen Kriegskosten aufkommen? 169 Und am 30. September macht er seinem Unmut Myconius gegenüber Luft: Das 100'000 Mann starke schmalkaldische Heer bringt nichts zustande! 170

Es ist zu vermuten, dass in den späteren Briefen die Zurückhaltung der eidgenössischen Protestanten ihren deutschen Glaubensgenossen gegenüber noch deutlicher zu spüren sein wird. Hinzu kommt, dass die Vier protestantischen Orte der Schweiz, die nicht einmal untereinander einig waren, 171 nach der Niederlage des sächsischen Kurfürsten in Brandenburg (April 1547) und dem Fußfall des Landgrafen in Halle (Juni 1547) kaum eine Chance gehabt hätten (mit oder ohne Innerschweizer), Konstanz vor der mächtigen Armee des Kaisers zu schützen.

Es gibt eine Frage, die sich der Leser der hier veröffentlichten Briefe immer wieder stellen muss: Warum blieb denn dieses mächtige schmalkaldische Heer so erfolglos? Natürlich war der Gegner ein erfahrener Stratege. Seine kluge Kriegsführung und die sorgfältige Auswahl der Gelände, auf denen er jeweils sein Lager aufschlug, sollten das auch beweisen. Doch warum zögerten die Protestanten so lange und warum ließen sie überhaupt die zunächst in Süddeutschland, dann in Italien und zuletzt in den Niederlanden gemusterten Truppen dem Kaiser zukommen? Warum griffen sie denn nicht früher an, wie es die protestantischen Eidgenossen, der süddeutsche Oberst Schertlin und wohl noch andere in Deutschland rieten?

165 Nr. 2564.
166 Nr. 2596 (Haller zu dieser Begebenheit) und Nr. 2601 (Bullingers Enttäuschung darüber).
167 Nr. 2594. 2596.
168 Nr. 2594.
169 Nr. 2591.
170 Nr. 2601.
171 Nr. 2497; 2524; 2597, Anm. 5; 2599.

Es fiel mir im Laufe der Arbeit auf, wie sehr man damals mit biblischen Mustern unterwegs war, und wie sehr diese Muster das Verhalten der Menschen prägten. Der Krieg gab Anlass zu vielen Parallelen mit alttestamentlichen kriegerischen Begebenheiten. Es ist kein Zufall, dass Haller in Augsburg ausgerechnet über das Entsetzen einflößende Richterbuch predigte (er griff dabei auf die Notizen zurück, die er sich während Bullingers Vorlesungen gemacht hatte). 172 Das große assyrische Heer, das gegen Juda gezogen war und das Gott durch Blindheit gezähmt hatte, 173 der mit ausgestreckten Händen betende Moses, durch den Gott Israel den Sieg über die Amalekiter verlieh, 174 oder die von Gott als zu groß beurteilte Anzahl von Israeliten, die in den Krieg gegen die Midianiter ziehen wollten, 175 all dies (um hier nur einige Beispiele zu nennen) gab Anlass für Zusammenhänge zwischen der Gegenwart und den alttestamentlichen Geschichten. Hier ist besonders eine alttestamentliche Episode zu beachten, die zwar von niemandem ausdrücklich erwähnt wird (bezeichnend vielleicht?), auch wenn Blarer sich doch wagte, die damaligen Ereignisse mit der Zeit der sich konfrontierenden David und Saul in Verbindung zu bringen. 176 David traute sich damals nicht, Saul, den Gesalbten des Herrn anzugreifen und umzubringen, auch wenn dieser unterdessen von Gott verworfen worden war. 177 Die Auffassung, dass die Behörden, egal ob gut oder schlecht, von Gott eingesetzt waren und dass man sich ihnen gewaltlos zu unterwerfen hatte, 178 auch wenn sie vorhatten, den Gehorsam Gott gegenüber mit dem Tod zu bestrafen, gab Anlass zu einem großen Dilemma: Durfte man als erster den Kaiser angreifen, oder musste man dessen Angriff abwarten, ehe man ihm einen von den damaligen Juristen (und einigen Theologen -darunter Melanchthon) erlaubten Widerstand entgegensetzen durfte? Oder war es sogar geboten, sich nicht zu wehren und auf Gottes wunderbaren Eingriff zu warten? Dass diese unausgesprochenen Fragen tatsächlich die damaligen Menschen und wohl auch die protestantischen Fürsten Deutschlands, darunter den sehr lutherisch gesinnten Kurfürsten von Sachsen, hin und her rissen, wird durch die Veröffentlichung von zwei 1546 sehr oft nachgedruckten Schriften Luthers gut ersichtlich, während die Eidgenossen (darunter Bullinger und Myconius) mit ihren republikanischen Werten schon längst das Joch der Fürsten von sich abgeworfen hatten, 179 und offensichtlich keine derartigen Bedenken gegenüber ihrem Erzfeind, dem Kaiser, mehr hegten, deshalb auch nicht begreifen konnten, warum man mit dem Angriff solange zögerte.

172 Nr. 2498. 2510.
173 2Kön 19, 35 (in Nr. 2494).
174 Ex 17, 8-13 (in Nr. 2523 und 2533).
175 Ri 7, 1-8 (in Nr. 2489,105-107; 2496,51— 53; 2500,13-16; 2503,93; 2522.11f: 2538,45-47; 2594,30f).
176 Nr. 2513.
177 1 Sam 16-31.
178 Röm 13.
179 Vgl. etwa Bullingers kritische Aussagen über die Fürsten in HBBW XV, Nr. 2197.

Zurück zu den zwei Schriften Luthers, die dieses Dilemma der deutschen Protestanten gut veranschaulichen. In Leipzig (das dem albertinisch-sächsischen Herzog Moritz gehörte, welcher, obwohl Protestant und Verbündeter der Schmalkaldener, anfangs am Krieg nicht teilnahm) erschien im November 1546 ein "Ratschlag", den Luther im März 1530 180 dem längst (1532) verstorbenen Kurfürst Johann dem Beständigen erteilt hatte. 181 Dieser "Ratschlag" wurde 1531 gedruckt, 182 bis 1546 aber nicht mehr. Das Gutachten in Form eines Briefes gestattet in keinem Fall einen Krieg gegen den Kaiser. Die eingangs gestellte Frage lautet: "Ob man sich müge wehren gegen Keyserliche Mayestät, wo sie mit gewalt yemand überziehen wolt umbs Evangelions willen". Die Antwort: "Nach der [Heiligen] Schrifft wil sichs ynn keinen weg zimen, das sich jemands (wer ein Christ sein will) wider seine Oberkeit setze, Gott gebe, sie thu recht oder unrecht; sondern ein Christ sol gewalt und unrecht leiden, sonderlich von seiner Oberkeit. Denn, obgleich hierinn keiserliche Mayestät unrecht thut und yhre pflicht und eid ubertritt, ist damit seiner keiserlichen Oberkeit und seiner Unterthan gehorsam nicht aufgehebt, weil das Reich und die kurfürsten yhn für Keiser halten und nicht absetzen". Die einzig mögliche und ebenfalls nicht gewaltsame Lösung ergäbe sich also, wenn "das Reich und die kurfürsten eintrechtiglich den Keiser absetzten, das er nimer Keiser were [...]. Darumb diese Rechtspruche ,vim vi repellere licet' (man müge gewalt mit gewalt steuren) helffen hie nichts". 183

Vier Monate zuvor (im Juli 1546) ließ Melanchthon in Wittenberg (das dem in den Krieg ziehenden ernestinisch-sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich angehörte) eine im Oktober 1530 184 (also nach dem oben zitierten "Ratschlag") abgefasste Schrift Luthers veröffentlichen, die 1531 zum ersten Mal gedruckt worden war. 185 Dabei handelte es sich um die bereits erwähnte 186 "Warnunge D. Martini Luther an seine lieben Deudschen."187 Melanchthon hatte der Schrift eine eigene Einleitung hinzugefügt, 188 in der er, ohne zum Krieg aufzurufen, den deutschen Fürsten das Recht auf Gegenwehr zugestand, zumal man es mit einem Verteidigungsfall zu tun habe und "das Evangelium, das von ewiger gerechtigkeit prediget, in diesem leiblichen leben natürlich gesetz und ordenliche regiment nicht vertilgen will."189 Auch in der Abhandlung selbst setzt Luther völlig neue Akzente

180 Ratschlag Martini Luthers ... zu Wittemberg, ob sich der Churfuerst von Sachssen umb des Evangelions willen wider den Keyser mit krieg einlassen sol, anno MDXXX gestelt (Luther Bibl. I 347, Nr. 2974: VD16 L5775).
181 WA-BW V 249-262, Nr. 1536.
182 Luther Bibl. I 347, Nr. 2973; VD16 C4263.
183 WA-BW V 258f.
184 WA XXX/3 2531.
185 Luther Bibl. I 339, Nr. 2908-29 12; VD16 L7336f. 7340-7342.
186 Oben bei Anm. 128.
187 Luther Bibl. I 340, Nr. 2914f; VD16 L7350f (bekannt sind acht weitere Nachdrucke).
188 Veröffentlicht in MBW-T XV 357-365, Nr. 4319.
189 Ibid., S. 364.

gegenüber seinem nur einige Monate zuvor geschriebenen "Ratschlag". Wohl durch seinen Briefaustausch mit dem Landgrafen dazu veranlasst (auch wenn einige dies bestreiten), verteidigte Luther in seiner "Warnunge" (wie er dies in seinem Brief an den Landgrafen vom 28. Oktober 1530 treffend zusammenfasst) die Haltung "daß kein Unterthan schuldig sei, wo kaiserliche Majestät wurde drauf beharren, Gehorsam zu leisten, sondern will (so viel meine Feder vermag) vor solchem Gehorsam abschrecken [...]. Dennoch soll es verwahret sein, daß man's [gemeint ist seine Abhandlung] nicht mag [als] ufruhrisch schelten". 190 Und tatsächlich, ohne irgendwie zum Aufruhr oder zum Krieg zu hetzen, betont Luther (nachdem er bemerkt hatte, dass er sich für den Frieden stets stark eingesetzt habe 191 und "bisher vergeblich fur die [katholischen] geistlichen gebeten habe"192 ), dass, wenn "ein krieg oder auffrur angehet, man ja nicht sagen mag noch kann: ,sihe, das ist die frucht der lutherisschen lere", sondern man sagen müsse: "sihe, das ist der Papisten lere und frucht; sie haben nicht wöllen frieden weder fur sich haben, noch bey andern leiden."193 Sollte es also zu einem Krieg kommen, "so will ich", fährt er fort, "warlich meine fedder auch still halten und schweigen, und mich nicht mehr so drein legen, wie ich thet inn der nehesten auffrur [gemeint ist der Bauerkrieg von 1524/25], sondern wil auch lassen gehen, was da gehet." Und ein paar Zeilen weiter räumt er sogar das Recht auf einen Widerstand ein: "Denn inn solchem fall, wenn die mörder und bluthunde jhe kriegen und morden wollen, so ists auch inn der warheit keine auffrur, sich widder sie setzen und wehren [...] Denn sie haben gar kein recht, weder göttlich noch weltlich fur sich, sondern handeln aus bosheit." 194 Wie man sieht, eine spürbare Weiterentwicklung im Denken Luthers...

So viel zum Dilemma, das damals die Protestanten verunsicherte, und zurück zu unserem Band. Bullingers enger Kontakt mit den Behörden seiner Stadt wurde bereits hervorgehoben. 195 Bei der Bearbeitung der hier veröffentlichten Briefe stellte ich mir jedoch immer wieder die Frage, ob Bullinger von seinen befreundeten Zürcher Ratsherren wirklich über alles benachrichtigt oder ob ihm doch einiges vorenthalten wurde. Es gibt einen Fall, der auf Letzteres hindeutet. Am 29. August übermittelte Bullinger seinem Freund Blarer die erfreuliche Nachricht, dass viele gute Söldner den Schmalkaldenern nicht wegen des Soldes, sondern um des Evangeliums willen zuziehen. 196 Noch am gleichen Tag (oder kurz zuvor) hatte aber der Zürcher Rat den Konstanzer Rat brieflich gebeten, die Söldner nicht durchzulassen. 197 Sechs Tage später bedauerte Bullinger in einem an Leonhard Serin gerichteten Brief, dass etwa 1'000 eidgenössische Söldner wieder zurückkehren

190 WA XXX/3 253.
191 Ibid., S. 276. 282.
192 Ibid., S. 276.
193 Ibid., S. 278.
194 Ibid., S. 2821.
195 Bei Anm. 3f.
196 Nr. 2556.
197 Nr. 2556, Anm. 8.

mussten, weil man anscheinend ihrer nicht bedurfte. 198 Ferner erfährt man, dass Bullinger kurz nach seinem Brief vom 29. August Blarer ein weiteres Schreiben zukommen ließ, in dem er sich über die Seinen mit Hilfe der Geheimschrift geäußert hatte. Vielleicht etwa kritisch?

Auch wenn die Kriegsangelegenheit bei weitem das Hauptthema dieser Briefe darstellt, so werden darin noch andere Nachrichten von politischer und gesellschaftlicher Natur übermittelt. Einige davon möchte ich hier kurz erwähnen. Es würde sich vermutlich lohnen, den in diesen Briefen gemachten Aussagen über Dänemark genauer nachzugehen, oder auch die negative Wahrnehmung der nürnbergischen Reformation durch die Eidgenossen bis zur Zeit Zwinglis zurückzuverfolgen. Für die Geschichte der Vorlesungen an der Basler Universität ist ferner Josias Simlers Brief Nr. 2559 empfehlenswert; so auch die Briefe Nr. 2505 und 2513 für diejenigen, die sich für das damalige Botenwesen interessieren. Ganz selten und wertvoll sind die in Nr. 2577 überlieferten Angaben über das wohlwollende Verhalten des in Frauenfeld wohnenden neuen Thurgauer Landvogts Leonhard Holzhalb aus Zürich den Juden gegenüber -eine Einstellung, die Blarer missfiel (Bullingers Meinung dazu ist nicht bekannt). Dieser Episode scheint man bis anhin noch kaum in den Archivbeständen nachgegangen zu sein, zumal all die uns bekannten Anspielungen darauf anscheinend ausschließlich auf die von Traugott Schieß verfasste Zusammenfassung der in Nr. 2577 veröffentlichten Texte zurückführen.

Theologisches und Kirchenhistorisches

Mit dem allgegenwärtigen Thema des Kriegs rückt der Abendmahlsstreit zwischen Zürich und den "Lutheranern" in den Hintergrund. Doch findet man auch in diesem Band wichtige Angaben zu dieser Auseinandersetzung. Man erfährt zum Beispiel, wie die zwei in Straßburg studierenden Zürcher Ludwig Lavater und Jakob Gessner sich entschlossen, nicht am Abendmahl teilzunehmen, weil sie befürchteten, dass ihr Kostgeber Johannes Marbach, der anscheinend dieses Thema mit ihnen besprach, ihre Teilnahme am Abendmahl als Annahme einer "fleischlichen" Auffassung der Gegenwart Christi in den Elementen des Rituals interpretieren könnte. 199 Die Verweigerung der jungen Zürcher sorgte natürlich für Aufregung in Straßburg, und Bucer wurde ganz gegen seinen Willen in diese Angelegenheit verwickelt.

Zuvor wurde der hessische Pfarrer Johannes Lening vom Landgrafen beauftragt, den Zürchern in seinem Namen zu schreiben, um diese zu einer nachgiebigeren und gemäßigteren Haltung zu ermahnen: Er habe vernommen, dass man in Zürich erzähle, dass Luther aus Kummer verstorben sei, weil er keine Antwort gewusst habe auf die "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio", mit welcher die Zürcher sich 1545 gegen sein aggressives

189 Nr. 2565
199 Nr. 2557. 2600.

"Kurtz bekentnis" von 1544 gewehrt hatten. Er habe ferner gehört, dass diejenigen, die (im Hinblick auf die Bullinger verhasste "Wittenberger Konkordie" von Mai 1536) das in Basel im Februar 1536 ausgearbeitete "Erste Helvetische Bekenntnis" befürworteten, von den Zürchern nicht geduldet seien: 200 wohl eine Anspielung auf die schon seit Jahren bestehende Spannung zwischen Zürich und Bern in der Abendmahlsfrage wie auch auf das wegen der gleichen Angelegenheit in den Jahren 1544 und 1545 entstandenen Zerwürfnis zwischen Bullinger und Myconius, 201 kaum jedoch schon auf die von den Zürchern im bernischen Aargau bewirkte unpopuläre Maßnahme, derzufolge alle Diener der Kirche (und wohl auch der Schule) gezwungen wurden, die vor dem "Ersten Helvetischen Bekenntnis"festgelegten Beschlüsse der Berner Disputation von 1528 zu unterschreiben. 202

Dem im Namen des Landgrafen verfassten Brief legte Lening ein persönliches Schreiben bei, in dem interessante Aussagen zur Aufnahme der "Wittenberger Konkordie" in Hessen und zur angeblichen Haltung der hessischen Pfarrer im Abendmahlsstreit enthalten sind. Lesenswert sind natürlich auch die zwei Antworten, die Bullinger zum einen in seinem eigenen Namen, zum anderen als Wortführer der Kirche und Schule Zürichs dem Landgrafen zukommen ließ.

Auf die im März 1545 veröffentlichte "Orthodoxa Tigurinae ecclesiae confessio" (von der im selben Jahr mindestens fünf - zwei lateinische und drei deutsche - Nachdrucke in Zürich erschienen 203 ) hatte, wie schon erwähnt, der im Februar 1546 verstorbene Luther nicht mehr geantwortet. Bullinger kam aber trotzdem nicht zur Ruhe. In den ersten Monaten des Jahres 1546 verschickte er bis nach Hessen und Emden handschriftliche Abschriften seiner neuen, Ende 1545 verfassten Schrift "De sacramentis". 204 Mit dem Kriegsausbruch scheint er aber diesen Versand eingestellt zu haben. Er machte sich sogar die Mühe, in seinem neuen Lukaskommentar Luther ehrenvoll zu erwähnen. 205

Zwei Informationen sind in Bezug auf die Abendmahlsdebatte von ganz besonderer Bedeutung.

Zum einen das in Biel verfasste Schreiben, in dem der Lateinschulmeister Johann Leopold Frey mit Entsetzen berichtet, wie Guillaume Farel und Pierre Viret, die kurz zuvor als Gesandte nach Straßburg abgeordnet worden waren, sich dort der Meinung der immer zahlreicher werdenden "Fleischfresser" angeschlossen hätten. Während der Rückreise soll nämlich Farel in Biel erzählt haben, wie Bucer Viret zu einem besseren Verständnis verholfen

200 Nr. 2454.
201 Siehe HBBW XIV 16; XV 18.
202 Nr. 2549.
203 Von Luthers "Kurtz bekentnis" sind 1544 und 1545 in Wittenberg (3). Nürnberg (2) und Straßburg (1) sechs Ausgaben erschienen. In der deutschen (nicht lateinischen)
Fassung der Zürcher Entgegnung (,,Warhaffte Bekanntnuß") wurde zudem Luthers Schrift ebenfalls abgedruckt.
204 HBBW XVI 43f. — Für diesen Band s. das Register.
205 Nr. 2572 und Anm. 19.

hätte. Vergebens soll der Bieler Pfarrer Michael Schlatter mit Farel darüber disputiert haben. Letzterer soll erwidert haben, dass die Bieler die Angelegenheit nicht verstünden, dass er aber für sie beten werde. Denn seitdem er, Farel, zu dieser neuen Einsicht gelangt sei, würde er während der Abendmahlsfeier Gottes Wirken stärker spüren. Selbst Zwingli (wenn er noch lebte) würde begreifen, dass der Leib Christi, obgleich dieser im Himmel ist, uns auf unfassbare Weise speiste; ja, dass durch die Wirkung des Heiligen Geistes die Gegenwart Christi im Abendmahl noch wirklicher sei als die der uns nahestehenden Körper! 206

Zum anderen liefern die hier zum ersten Mal veröffentlichten Briefe 2583f, 2586f und 2598 höchst interessante neue Erkenntnisse über die Berner Reformation. Der zwinglianisch orientierte und in Bern wirkende Pfarrer Erasmus Ritter war am 1. August 1546 gestorben. Es galt, einen Nachfolger für ihn zu finden. Die angeführten Briefe zeigen, dass die Mehrheit des Berner Großen Rates sich bei dieser Suche offensichtlich zu einer Anfrage in Zürich entschloss, und dass trotz des Widerstandes, den damals die Bucer nahestehenden Berner Pfarrer Simon Sulzer und Beat Gering leisteten, der Kleine Rat beschloss, sich an den Zürcher Rat zu richten und diesen um den in Küsnacht tätigen, zwinglisch gesinnten Pfarrer Jodocus Kilchmeyer anzufragen. Aus den Briefen geht ferner hervor, dass Bullinger bei der Stellenbesetzung sehr wohl seine Finger im Spiel hatte, auch wenn nicht deutlich zum Ausdruck kommt, auf welche Weise.

Zu Beginn des Schmalkaldischen Krieges also entschieden sich die Berner Behörden, ihren in der Abendmahlsfrage seit 1536 eingeschlagenen Kurs (der sowohl Kaspar Megander als auch Johannes Rhellikan 1537 beziehungsweise 1538 um ihre Stelle brachte) zu ändern und sich wieder an Zürich anzunähern, das heißt, sich an die während der Berner Disputation von 1528 verabschiedeten Beschlüsse zu halten. Solch ein Entscheid wird kaum nur theologische Gründe gehabt haben. Nachdem die Berner während der ersten Wochen des Jahres 1536 im Alleingang den größten Teil der Romandie, des Genevois und des Chablais besetzt hatten und bald darauf feststellen mussten, dass sie in dem dadurch eingetretenen Spannungsverhältnis mit dem Kaiser (der den um seine Länder gebrachten Herzog von Savoyen, Karl III., in Schutz nahm) nicht auf die Unterstützung ihrer Verbündeten, ja nicht einmal auf die der protestantischen Orte zählen konnten, werden sie sich wohl aus diesem Grund entschlossen haben, den Kontakt mit ihren deutschen Glaubensgenossen via Straßburg, besonders dank der Vermittlung des beim Landgrafen einflussreichen Bucer, zu pflegen. In dem gerade entfachten Schmalkaldischen Krieg aber galt es, unter eidgenössischen Glaubensgenossen wieder näher zusammenzurücken, falls es doch

206 Nr. 2456.
207 Neue Angaben zu dessen Ernennung in Bern sind in Nr. 2583, Anm. 5, zu finden.

noch zu einem Angriff des Kaisers (und vielleicht auch der Inneren Orte) kommen würde. Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes 1547 bestand noch mehr Grund, den im letzten Drittel des Jahres 1546 eingeschlagenen Kurs einzuhalten. Dies ist die politische Komponente, mit der ich den im cäsaro-papistischen Staat Bern während des letzten Drittels des Jahres 1546 vollzogenen Kurswechsel in der Abendmahlsfrage erklären würde.

Wichtig sind ebenfalls die in diesen Briefen vermittelten Angaben über drei zusätzlich von Augsburg beantragte Zürcher Pfarrer, 208 mit denen man hoffte, den Einfluss des mit dem listigen griechischen Kundschafter Sinon verglichenen Bucer in Augsburg zu schwächen und mit der Zeit die von Frölich, Haller und noch einigen anderen (wie Pfarrer Michael Keller) stark kritisierte Augsburger Kirchenordnung abzuschaffen. 209

Was erfährt man über das damals tagende Konzil von Trient? Sozusagen nichts, da es völlig in den Hintergrund rückte. Erwähnenswert ist allein die von Bullinger im Namen Zürichs verfasste "Antwort uff des Papsts Laden in das Concilium zu Trient" vom 1. August, die drei Tage später dem Zürcher Rat vorgetragen wurde, 210 und die Bullinger daraufhin, genauso wie seine Schrift "De sacramentis", um sich herum in handschriftlicher Form verteilte.

Auch über das Täufertum und die Schwenckfeldianer gibt es fast nichts zu melden, außer dass Meinrat Oggenfuß und Hans Hug, die im Juli 1546 in Begleitung von Wilhelm Reublin eine Reise von Zürich via Ulm nach Mähren unternommen hatten, wohl kaum heimliche Täufer-Sympathisanten gewesen sein können, zumal einer davon sich nach seiner Rückkehr in Zürich sogleich als Söldner in Deutschland mustern ließ. 211

Aufschlussreich ist hingegen der hier zusammengefasste Brief von Camillo Renato, welcher sich mit der Zeit als Nonkonformist entpuppen sollte. Damit widersetzte er sich allen Ansichten, die von der Bibel nicht deutlich gelehrt werden und trotzdem zu allen Zeiten des Christentums, ja auch seit der Reformation, immer wieder von den Theologen verbreitet wurden und werden. So kritisiert er sogar die Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Hieronymus oder Gregor den Großen: mit ihren Schriften hätten sie Lehren in der Welt verbreitet, die ihnen gefielen, jedoch in der Heiligen Schrift nicht verbürgt sind. Man bekommt sogar den Eindruck, dass dieser Brief eine unterschwellige Kritik gegen Bullinger enthalten könnte.

Es sei hier schließlich erwähnt, dass in diesem Band erneut ein Zerwürfnis zwischen dem aus Bischofszell (Thurgau) stammenden und in Zürich dozierenden Professor Theodor Bibliander und einigen seiner Kollegen belegt ist. Vor Juli 1545 kam es schon zu einer Auseinandersetzung mit einem (derzeit nicht sicher zu identifizierenden) Amtsbruder, der (was auch Bullinger zugibt) Bibliander dabei verletzte und unwürdig behandelte. 212 Damals

208 Nr. 2560; 2571; 2573, Anm. 21; 2579; 2585; 2596.
209 Nr. 2548.
210 Nr. 2515, Anm. 13; 2530, Anm. 27.
211 Nr. 2565.
212 HBBW XV, Nr. 2189.

konnte Bullinger den aufgebrachten Professor offensichtlich davon abhalten, Zürich aus Protest zu verlassen, um den Papisten, den Buceranern und Lutheranern keine Gelegenheit zu geben, über eine Zwietracht innerhalb der Zürcher Kirche zu sprechen. 213 Nachdem es noch vor dem 9. Juli 1545 zu einer Aussöhnung gekommen war, 214 bemühte sich Bibliander jedoch weiterhin (wohl im Einverständnis mit Bullinger) anderenorts um eine Stelle, nämlich in Konstanz. 215 Schließlich hatte er schon beinahe vierzehn Jahre in Zürich gedient. Als ihm aber die Konstanzer im Februar 1546 tatsächlich eine Stelle anboten, verzichtete er darauf. Um diese Zeit hegte nämlich der sprachlich gewandte und mit dem fünf Jahre jüngeren katholischen Universalgelehrten Guillaume Postel in Kontakt stehende Bibliander bereits den Plan zu einer missionarischen Reise ins Heilige Land und nach Ägypten. Doch dank den von Bullinger heimlich unternommenen Bemühungen ließ Bibliander schließlich auch von diesem Plan ab. 216

Die zuvor erwähnten Quellen erlauben nicht zu entscheiden, ob die hier angesprochene Unstimmigkeit allein auf eine Charakterunverträglichkeit zurückzuführen ist oder ebenfalls eine Meinungsverschiedenheit in sich barg, wobei die von Bullinger an Bibliander gerichtete Bitte, den Feinden keine Gelegenheit zu geben, schlecht über die Zürcher Kirche zu sprechen, eher Letzteres vermuten lässt. Nun erhalten wir dank eines hier zum ersten Mal veröffentlichten Briefs 217 eine klare Antwort auf diese Frage. Beat Gering, ein bei Bullinger unbeliebter ehemaliger Kollege, der seit 1541 in Bern als Pfarrer diente und wohl schon seit seiner Zürcher Zeit mit Bibliander in einer Patenbeziehung stand, 218 verbreitete nämlich damals in Bern die Behauptung, dass Bibliander über Gottes Vorsehung anders als seine übrigen Kollegen dächte. Hiermit haben wir den Beweis (wie dies schon Emil Egli ausführte 219 ), dass Biblianders Auffassung über die Prädestination viel älter ist als der Streit, der in der Öffentlichkeit nach der 1556 erfolgten Anstellung in Zürich des aus Florenz stammenden Peter Martyr Vermigli erst richtig ausbrach.

Prosopographisches

Wie in jedem Band des Bullinger-Briefwechsels finden sich auch im vorliegenden neue biographische Angaben zu unzähligen Personen ganz unterschiedlicher Herkunft und Berufe. Dank des Registers ist es möglich, ziemlich mühelos an diese Informationen zu gelangen. Hier möchte ich doch noch auf einige Namen aufmerksam machen, über die neue biographische Einzelheiten vorliegen.

213 AaO.
214 Ibid., Nr. 2193.
215 Ibid., Nr. 2210 und Anm. 2.
216 HBBW XVI, Nr. 2367. 2405; in diesem Band Nr. 2453.
217 Nr. 2549.
218 Nr. 2549, Anm. 10.
219 Analecta Reformatoria, Bd. 2, Zürich 1901, S. 7011.

Zu nennen sind der Landgraf Philipp von Hessen (besonders sein Gespräch mit dem Berner Gesandten Hartmann III. von Hallwyl im Feldlager); die Grafen Georg von Württemberg und Wilhelm von Fürstenberg (Angaben über ihre Handlungen während des Donaufeldzugs); der Konstanzer Bischof Johann von Weeze (seine Reisen in der Innerschweiz, seine Durchreise durch Zürich und seine Beziehung zu den Juden); Diethelm Blarer von Wartensee, Abt der Reichsabtei St. Gallen (seine finanzielle Unterstützung des Kaisers während des Krieges); der aus Zürich stammende und katholisch gebliebene Söldnerführer Wilhelm Frölich (seine Hochzeit mit Klein-Anna, der Tochter des in Zürich amtierenden protestantischen Seckelmeisters Hans Rahn); Bürgermeister Hans Welser von Augsburg und seine Gattin Barbara geb. Adler (deren Verhalten während des Krieges und ihr gestörtes Verhältnis zu dem in Augsburg tätigen Stadtschreiber Georg Frölich und dem Pfarrer Michael Keller); die Augsburger Patrizier Hans Schöner (sein Rückzug während des Krieges nach Zürich) und Claudius Pius Peutinger (sein Bemühen, einen seiner Söhne und dessen Präzeptor Johannes Kielmann in Zürich unterzubringen - sie sollten bald darauf tatsächlich bei Konrad Gessner unterkommen) und der französische Adlige Philippe de Fresnes oder Dufresne, über den wir leider nichts erfahren konnten, außer der im Brief Nr. 2596 übermittelten Nachricht, dass er im September 1546 in der Nähe von Augsburg ermordet wurde.

Zu Pfarrern gibt es natürlich viele Informationen. Nennen möchte ich (in alphabetischer Reihenfolge ihres Wirkungsortes): Johannes Haller, Heinrich Held von Tiefenau, Michael Keller, Thomas Naogeorg (Kirchmair) und Wolfgang Musculus (Augsburg); Johannes Lening (Hessen); Johannes Grünblatt (Ostheim - Elsass); Guillaume Farel und Pierre Viret (Romandie); Martin Frecht, Johannes Piscator aus Stein am Rhein (ca. 1485-1565) und Leonhard Serin (Ulm); Utz Eckstein, Gallus Glatthaar, Jodocus Kilchmeyer, Hans Kopf, Bernhard Lindauer, Lorenz Meyer (alias Agricola), Johannes Ramp, (Hans) Thoman Ruman (auch Rauman oder Romanus), Jakob Schnyder und Rudolf Schwyzer Sohn und Vater (Zürich-Landschaft).

Aus Zürich und Region möchte ich unter vielen anderen folgende Namen erwähnen: den Landvogt von Kyburg, Bernhard von Cham; den in Marburg studierenden Johannes Fabricius (Schmid) Montanus, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1546 Reisen nach Nürnberg, Wittenberg und Leipzig unternahm; den Universalgelehrten Konrad Gessner, der im Juni 1546 in Hinblick auf die Erstellung seines Fischbuches eine Rheinreise (die ihn bis zur Nordsee hätte führen sollen) begann, diese aber Anfang Juli wegen des beginnenden Krieges in Straßburg abbrechen musste; den offiziellen Briefboten Zürichs, Hans Großmann, der Zürich verließ, ohne seinen Arbeitgeber zu benachrichtigen, und eine Zeit lang als schmalkaldischer Kriegsbote diente; den Zürcher Landvogt des Thurgaus, Leonhard Holzhalb; den in Straßburg studierenden Ludwig Lavater; den in Basel studierenden Josias Simler; die im Februar 1546 als Hexe hingerichtete Agathe Studler; den im

Schloss Uster wohnenden Ammann Hans Vogler d.Ä.: den durch die Schmalkaldener angeworbenen Wundarzt Fridolin Wirth (Hospinian) aus Stammheim und den im Krieg als Fähnrich unter Oberst Sebastian Schertlin dienenden Hans Wilpert Zoller.

Erwähnen möchte ich ferner den Basler Gastwirt Matthias Bomhart und seinen Sohn Emanuel, den spanischen Gelehrten Francisco de Enzinas und den englischen Arzt John Caius. Zu Letzterem könnte nämlich im vorliegenden Band ebenfalls eine biographische Angabe vorliegen.

Zum Schluss sei noch auf den interessanten Hinweis bezüglich eines vom Zürcher Pfarrer Rudolf Gwalther nach Augsburg gesandten Zwingli-Porträts aufmerksam gemacht. 220

Bemerkenswertes zu Handschriften, Drucken und Druckern

Die hier veröffentlichten Briefe sind besonders aufschlussreich im Hinblick auf die polemische Propaganda, die während des Krieges auf beiden Seiten veröffentlicht wurde. Diese Flugschriften sind meistens ohne Autoren-, Drucker- oder genaue Datumsangaben erschienen. Dank zeitgenössischer Briefe, die sich auf sie beziehen, wird es möglich, ihr Erscheinungsdatum genauer einzugrenzen. In manchen Fällen werden sogar die Namen des Autors oder des Druckers und andere Details über sie preisgegeben. So finden sich im vorliegenden Band neue Angaben zur anonym erschienenen "Warhaffte[n] unnd gegrünndte[n] meldung". Deren Autor, der Reutlinger Pfarrer Johannes Schradin, ist zwar schon bekannt, die im Brief Nr. 2527 überlieferten Auskünfte über die Druckfertigstellung der Schrift waren es jedoch noch nicht.

Zwei Neuigkeiten verdienen hier ganz besonders die Aufmerksamkeit der für das 16. Jahrhundert spezialisierten Historiker und Literaturwissenschaftler.

Zum Ersten: Dank Blarers Brief Nr. 2558 vom 31. August und 1. September kommt eine bislang unbekannte Schrift des aus Siena gebürtigen ehemaligen Generals des Kapuzinerordens Bernardino Ochino (der sich 1542 der Reformation angeschlossen hatte und 1545 in Augsburg zu wirken begann 221 ) zum ersten Mal zum Vorschein! Es handelt sich um das anonym veröffentlichte "Gesprech des Teütschen Lands und der Hoffnung", dessen Erstausgabe beim Augsburger Drucker Heinrich Steiner herauskam. 222 Judith Steiniger bereitet eine Veröffentlichung dieser Schrift vor, die demnächst erscheinen wird. Zum Zweiten: Möglicherweise ist es uns ebenfalls gelungen, dem bekannten Augsburger Schriftsteller Sixt Birck (damals Rektor des St.-Anna-Gymnasiums in Augsburg) eine noch unbekannte Schrift zuzuschreiben!

220 Nr. 2560 und Anm. 80; Nr. 2585.
221 Siehe schon HBBW XV, Reg.
222 Nr. 2558, Anm. 46.

Dass es sich um ein Pasquill handelt, steht fest. 223 Ob es sich um das von uns identifizierte Pasquill handelt, 224 bleibt jedoch offen. Nur ein mit Bircks Stil vertrauter Literaturwissenschaftler wird entscheiden können, ob unsere Identifikation zutrifft oder nicht.

Wegen der hohen Anzahl der in den Briefen dieses Bandes erwähnten und im Zusammenhang mit dem Schmalkaldischen Krieg stehenden Publikationen wurde im Register dieses Bandes ein Eintrag "Schmalkaldischer Krieg, Publikationen" erstellt. Darin wird entweder auf den Namen des Autors oder, falls dieser nicht bekannt ist, auf den im Register unter dem ersten alphabetisch aussagekräftigen Wort eingeordneten Kurztitel verwiesen.

Die etwa Mitte August 1546 publizierte deutsche Fassung von Rudolf Gwalthers "Endtchrist"(die lateinische Fassung dieser Schrift erschien erst einige Monate später) ist selbstverständlich auch mit dem schmalkaldischen Krieg in Verbindung zu bringen. Die Protestanten waren nämlich überzeugt, dass als Drahtzieher hinter dem vom Kaiser angezettelten Krieg Papst Paul III. stand, den sie als Repräsentanten des Antichristen betrachteten. In der Hauptanmerkung 225 zu dieser Schrift wird auf Angaben aufmerksam gemacht, die wenig bekannt sind.

Kaum ein paar Wochen zuvor, als Gwalther wohl noch seinen "Endtchrist" verfasste, nahm er die Nachricht eines sexuellen Missstandes im Kloster Einsiedeln zum Anlass, lateinische Verse darüber zu dichten. 226 Letztere verbreitete er handschriftlich bis nach Augsburg (wenn nicht noch weiter), wo der Stadtschreiber Georg Frölich sich sogar anerbot, die Verse drucken zu lassen. 227 Aus Gründen, die wir in der Hauptanmerkung zu diesem Gedicht erörtern, ist nicht auszuschließen, dass Gwalther ebenfalls eine deutsche (und vielleicht sogar gedruckte) Fassung seines Gedichtes in der Innerschweiz verteilen ließ.

Bemerkenswert sind auch die Angaben, welche die damals in Basel lebenden Johannes Gast und Josias Simler über die am 6. Juni 1546 erfolgte Erstaufführung der vom Elsässer Pfarrer Valentin Boltz verfassten Tragödie zur "Paulus-Bekehrung" in ihren Briefen liefern. 228 Boltz wird also schon damals in Laufen (Kt. Basel-Landschaft) tätig gewesen sein.

Innerhalb der von diesem Band abgedeckten Zeitspanne erschien (nämlich Ende August) Bullingers Lukaskommentar. Die hier veröffentlichten Briefe erlauben einige neue Erkenntnisse über die Fertigstellung dieses Werkes, besonders über die für Bullinger nicht so einfache Wahl eines Widmungsempfängers. In der damaligen Zeit tendierte man dazu, die Nichtbeantwortung eines im Druck erschienen Angriffes als stillschweigendes Eingeständnis einer Niederlage zu deuten. Umso bemerkenswerter ist demzufolge Bullingers

223 Nr. 2560 bei Anm. 82; Nr. 2561 bei Anm. 32.
224 In Nr. 2560, Anm. 82.
225 Nr. 2565, Anm. 7.
226 Nr. 2529 und Anm. 29.
227 Nr. 2537.
228 Nr. 2457. 2459.

Beschluss, die unter anderem gegen ihn gerichteten, sich auf die Messe beziehenden Angriffe des in Colmar lebenden Augustinerprovinzials von Rheinland und Schwaben, Johannes Hoffmeister, nicht zu widerlegen. 229

Noch drei abschließende Bemerkungen: Eine betreffend den damaligen Gebrauch von Landkarten, zwei andere in Bezug auf das Briefwesen.

Dass man heute einem nach der Lage eines Ortes fragenden Freund antworten könnte: "Schau Dir doch mal eine Karte an!", ist selbstverständlich. Dass Bullinger dies bereits an Myconius schrieb, würde man nicht erwarten. 230 Dies ist wohl als Zeugnis eines geläufigen Gebrauches von Landkarten unter Gelehrten zu deuten.

Blarers Überlegungen über die Praktiken der Geldschneiderei seitens der Boten, die der zu Kriegszeiten zunehmende Briefverkehr möglich machte, sind eher eine Seltenheit. 231 Diese Missbräuche führten Blarer dazu, für die damals im regen Kontakt stehenden Städte einen gemeinsam abzumachenden Botentarif zu befürworten.

Dass die empfangenen Briefe anderen vorgelesen oder zum Lesen weitergegeben wurden, ist bekannt. Durch Myconius' Schreiben Nr. 2575 erfahren wir aber von einem Fall, in dem der Briefempfänger einem Kollegen, der den Briefüberbringer bis zu ihm nach Hause geleitet hatte, gestattete, den erhaltenen Brief vor ihm zu lesen, weil er selbst gerade nicht die Zeit dazu hatte.

Die elektronische Ausgabe von Bullingers Briefwechsel und sonstige Zürcher Neuigkeiten

Seit Dezember 2014 ist die elektronische Ausgabe (www.irg.uzh.ch/hbbw) online direkt benutzbar, ohne dass dabei wie früher ein "client" heruntergeladen werden müsste. Im Juni 2015 wurde zusätzlich Band 15 (mit seinen 259 Briefen des Jahres 1545) in die elektronische Ausgabe aufgenommen. So sind nun 2334 zwischen 1524 und 1545 verfasste Briefe der Öffentlichkeit frei zugänglich. Die elektronische Ausgabe ermöglicht komplexe kombinierte Suchen. Beim Anklicken des Zeichens "?" erhält der Benutzer in drei Sprachen (Deutsch, Englisch und Französisch) Anweisungen zu den wichtigsten Suchmöglichkeiten.

Bullingers Briefausgabe führt zu vielen neuen Erkenntnissen. Einige davon werden von uns selbst ausgewertet. Alexandra Kess hat über Gerhard Westerburg und die von ihm erfundene Windmühle gearbeitet, während Judith Steiniger sich mit dem Augsburger Stadtschreiber Georg Frölich als Berichterstatter am Vorabend des Schmalkaldischen Krieges befasst hat. Zu dem ersten Thema werden zwei Aufsätze erscheinen: der eine im Emder Jahrbuch, der andere im Reformation Journal. Der Beitrag über Frölich

229 Nr. 2494 und bereits HBBW XVII Reg.
230 In Nr. 2573.
231 Nr. 2505. 2513.

wird demnächst bei der Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben eingereicht. Höchst interessant ist auch das durch unsere Briefausgabe entdeckte unbekannte Gedicht von Vadian über das Konzil von Trient. Vadians Verse wurden von Rudolf Gamper (genau wie die oben schon erwähnte und von Bernhard Stettler bearbeitete Familienchronik Bullingers) im Band 42 (2015) der Zwingliana veröffentlicht.

Unsere Leistungsfähigkeit verdanken wir zum Teil der guten Zusammenarbeit mit zwei für uns äußerst wichtigen Institutionen der Stadt und des Kantons Zürich, nämlich dem Staatsarchiv und der Zentralbibliothek, und dem ständigen Bestreben dieser Einrichtungen, ihre Bestände noch genauer zu erschließen und sie durch ambitionierte Digitalisierungsprojekte allen Forschern leicht zugänglich zu machen.

So wird der Benutzer von Bullingers Briefwechsel mit Interesse erfahren, dass das Staatsarchiv eine Ehedatenbank (mit 120'165 digitalisierten Datensätzen) für das 16. und 17. Jahrhundert erstellt hat. Die Zentralbibliothek hat ihrerseits nicht nur jedes einzelne Stück der von Johann Jakob Wick (1522— 1588) angelegten wertvollen Nachrichtensammlung katalogisiert, sondern auch digitalisiert. Der gedruckte Bestand der von Johann Jakob Simler (1716-1788) zusammengetragenen Sammlung wurde ebenfalls im Katalog vollständig erschlossen. Mit dessen Digitalisierung wurde besonnen. Auch die Zürcher Mandate sind schon fast alle katalogisiert. Einen Überblick über die vorhandenen Mandate gewinnt man, indem man bei einer Indexsuche nach der Signatur "M&P" sucht. Das Gleiche gilt für die oben erwähnten Drucke der Simler-Sammlung. In diesem Fall ist nach der Signatur "Ms S" zu suchen. Den Bestand der Wickiana (Ms F 12-35) ermittelt man am besten, indem man bei einer Indexsuche im Feld "Alte Bücher: Vorbesitz" den Namen "Wick"einträgt.

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Es bleibt die angenehme Pflicht des Dankens. Zunächst richtet sich unsere Anerkennung an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und an die Reformierte Kirche des Kantons Zürich, die die Edition des Briefwechsels von Heinrich Bullinger seit Jahren finanzieren und damit die Veröffentlichung dieser bedeutenden Quelle ermöglichen. Es sei hier daran erinnert, dass durch die Menge und Vielfalt der in ihr übermittelten Informationen, durch ihre Dichte (im Jahr 1546 sind im Durchschnitt acht Briefe pro Woche erhalten), ihre sich über etwa fünfzig Jahre (1524-1575) erstreckende Zeitspanne, ihre geographische Weite und angesichts des wachsenden Interesses an Epistolographie und Netzwerken im Allgemeinen und der Frühen Neuzeit im Besonderen, Bullingers Korrespondenz eine unentbehrliche Quelle für die Erfassung der Geschichte und Kultur Europas im 16. Jahrhundert darstellt.

Wir möchten auch Peter Opitz, dem Leiter des Instituts für Schweizerische Reformationsgeschichte, für seine stetige Unterstützung herzlich danken. Auch unseren lieben Kolleginnen und Kollegen desselben Instituts sei an dieser Stelle gedankt. Dankbar sind wir auch all denen, die unsere Arbeit in den Archiv- und Buchbeständen durch ihre freundlichen Hinweise und Angaben erleichterten oder bereicherten. Wir danken Rudolf Gamper, der uns bislang mit ausgezeichneten Aufnahmen der in der Vadianischen Sammlung (Kantonsbibliothek St. Gallen) aufbewahrten und hier veröffentlichten Briefen versehen hat. Ganz besonders gebührt unser Dank Ruth Jörg, die all unsere Briefe mit Interesse und Sorgfalt liest und uns nicht nur mit wertvollen Ratschlägen versieht, sondern uns auch mit ihren ermutigenden Worten stimuliert.

Dem kalligraphischen Talent meines Schwagers Reinhard Frauenfelder ist die Erstellung der auf Seite 12 abgedruckten Tafel zu verdanken, welche die Auflösung eines in der Korrespondenz zwischen Blarer und Bullinger benutzten 232 Geheimalphabets darbietet. Blarer berichtet, 233 dass er diese Geheimschrift bereits im Briefwechsel mit seinem im Oktober 1542 verstorbenen Cousin Johannes Zwick für vertrauliche Mitteilungen benutzt hatte, also wohl, während Letzterer zwischen 1522 und 1525 noch im Städtchen Riedlingen (Donauwörth) wirkte, das in einer der Reformation feindlich gesinnten Umgebung lag.

Es seien nun in alphabetischer Ordnung die Namen (ohne Titel) all derer aufgezählt, die sich bei der Bearbeitung des einen oder anderen im vorliegenden Band veröffentlichten Briefes behilflich erwiesen: Franz-Rasso Bock (Stadtarchivar in Kempten), 234 James Thomas Ford (University of Minnesota Rochester), 235 Urs Leo Gantenbein (Universität Zürich, Paracelsus-Projekt), 236 Rainer Henrich (Universität Basel, Oswald-Myconius-Projekt), 237 Roland E. Hofer (Staatsarchivar in Schaffhausen), 238 Beat Rudolf Jenny (Universitätsbibliothek Basel, Amerbach-Korrespondenz), 239 Urs Leu (Zentralbibliothek, Zürich)240 und Kurt Jakob Rüetschi (Universität Zürich, Rudolf-Gwalther-Projekt)241

Reinhard Bodenmann

232 In den Briefen Nr. 2505. 2513. 2518. 2534. 2558. 2577. Siehe ferner Nr. 2514, Anm. 40; 2558, Anm. 5.
233 Nr. 2503.
234 Nr. 2499, Anm. 12.
235 Nr. 2464, Anm. 1.
236 Nr. 2503, Anm. 53.
237 Nr. 2452, Anm. 5 und 20; Nr. 2470, Anm. 16; Nr. 2478, Anm. 8 und 22; Nr. 2484, Anm. 26; Nr. 2491, Anm. 38.
238 Nr. 2600, Anm. 14.
239 Nr. 2509, Anm. 14.
240 Nr. 2478, Anm. 29.
241 Nr. 2462, Anm. 1; Nr. 2469, Anm. 10; Nr. 2470, Anm. 17; Nr. 2478, Anm. 39; Nr. 2498, Anm. 28 und 35; Nr. 2504, Anm. 4; Nr. 2529, Anm. 29; Nr. 2538, Anm. III: Nr. 2585, Anm. IS und 55; Nr. 2596, Anm. 97.