Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2439]

Richard Hilles an
Bullinger
Straßburg,
30. April 1546

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 346 (ohne Siegel) Druck: Epistolae Tigurinae 167—169, Nr. 116; englische Übersetzung: Original Letters I 252—255, Nr. 116; LP XXI/1, Nr. 713

Hilles bekam nach seiner Rückkehr aus Frankfurt Bullingers Brief vom 1. April [nicht erhalten] von Ludwig [Lavater] überreicht. Er entschuldigt sich, dass er sich so lange nicht für Bullingers Brief vom 6. Februar [nicht erhalten] mit den darin enthaltenen Ratschlägen für einen Geschäftsmann wie ihn bedankt hat. Bullinger soll weiterhin für ihn beten, damit er trotz seiner vielen Geschäfte Zeit für Studium und Andacht findet und sich bewusst bleibt, dass der Tod nicht nur Ende des menschlichen Elends bedeutet, sondern auch Zusammensein mit Christus, wie es [Paulus]sagt [Phil 1, 23]. Bullinger wird ausführlichere Informationen über die Lage in England durch den Briefüberbringer [...] erhalten. Unter der jetzigen Herrschaft ist eine ernstgemeinte Annahme des Evangeliums nicht zu erwarten. König [Heinrich VIII.], der Adel und die Bischöfe sind auf Krieg aus. Sie werben alle um die Gunst des Kaisers. Den Freimut der [deutschen] Protestanten sehen sie als Torheit an und bemühen sich nicht aus konfessioneller Hinneigung um deren Freundschaft, sondern um von ihnen Unterstützung in ihrem Krieg gegen [Franz I.] zu erhalten. [Der Bischof] von Winchester [Stephen Gardiner] hat erneut ein schmachvolles Buch gegen Bucer veröffentlicht [Ad Martinum Bucerum epistola, Ingolstadt, Alexander Weißenhorn, 1546 (VD16 G403)], in dem er dessen Lehre und auch die der Zürcher heftig angreift. Der Briefüberbringer kann mehr darüber berichten, da er das Buch in Hilles' Haus gelesen hat. Vom [Konzil zu] Trient ist nichts anderes zu erwarten, als was Bullinger schrieb. Möge der bereits verwundete Antichrist durch die Wiederkunft des Herrn vernichtet werden! Bullinger soll Hilles weiterhin so oft wie möglich ermahnen, auf dem rechten Weg zu bleiben. Hilles hat bisher kein Geld für Ludwig [Lavater] ausgeben müssen, ist aber nach wie vor bereit, etwaige Anordnungen von dessen Vater [Hans Rudolf] oder von Bullinger auszuführen. [John]Hooper ist zurzeit in England, wo er versucht, sich Geld zu verschaffen. Er will sich nämlich weit entfernt von Babylon, und zwar in Straßburg oder in Zürich, für immer niederlassen. Hilles' Ehefrau [Anna, geb. Lacey]grüßt und richtet aus, dass sie Bullingers Gattin [Anna, geb. Adlischwyler] ein [Geschenk] durch [Christoph] Froschauer zukommen lässt. Hilles und seine Frau danken schon im Voraus für den Käse, von dem Bullinger geschrieben hat. Grüße an [Theodor] Bibliander, [Konrad] Pellikan und [Rudolf] Gwalther. Hilles ist traurig über den Tod von Erasmus [Schmid]. Froschauer hat ihn darüber benachrichtigt.