Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2389]

Johannes Haller an
Bullinger
Augsburg,
23. März 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370, 9f (Siegelspur) Ungedruckt

Haller dankt Bullinger für den Ratschlag, über den 1. Timotheusbrief zu predigen. Er erhält dabei viel Zuspruch. Bullinger möge ihm nun raten, welches Buch der Bibel er danach auslegen soll. Er predigt dreimal in der Woche: 1. Am Samstagabend, wenn die Gebete und Schuldbekenntnisse ausführlicher als sonst sind. Bei dieser Gelegenheit predigt er über den 1. Johannesbrief anhand der Notizen, die er von Bullingers Predigten nahm. 2. Am Sonntagabend, wenn wohlhabende [Bürger beim Gottesdienst] anwesend sind und einschlafen, sobald die Predigt kompliziert wird. Daher dürfte es gut sein, wenn er zu dieser Stunde ein historisches Buch des Alten Testaments, wie z.B. Genesis, behandeln würde. Schwierige Fragen erfasst man nämlich besser am Morgen, während am Abend biblische Geschichten passender sind. Bullingers Erfolg bei der Auslegung der Bücher über die Könige veranlasst Haller zu einem solchen Vorhaben, zumal in Augsburg noch niemand über ein historisches Buch [der Bibel]gepredigt hat. Da zurzeit das Buch Genesis ohne jegliche Erläuterung vor der Predigt gelesen wird und das Volk nicht selten daran Anstoß nimmt, käme eine Auslegung dieses Buches bestimmt gelegen. 3. Am Montagmorgen. Zu dieser Stunde wäre es sinnvoll, nach dem 1. Timotheusbrief den Hebräerbrief auszulegen. Bullinger weiß ja, wie sehr dieser zur Widerlegung der Selbstgerechten und [römischen] Priester geeignet ist. Haller bittet Bullinger um Rat und um Mitteilung von dessen Notizen, durch die Bullinger nicht nur zu den Zürchern, sondern auch zu den Augsburgern sprechen wird. Bullingers Abhandlung, in der dargelegt wird, dass das Abendmahl nicht in Privathäusern gefeiert werden darf schickt Haller nun zurück. Er übermittelt ferner ein Büchlein über Luthers Tod, von dem man an demjenigen Tage [28. Februar]erfuhr, an dem Haller nach [Augsburg] zurückkam. Er hofft nun, dass Luthers krasse Lehre in [Deutschland] bald Vergangenheit sein wird. Er sendet auch Melanchthons Leichenrede auf Luther in deutscher Übersetzung, da er sich davon keine lateinische Fassung verschaffen konnte. Anbei auch eine Schrift über die Anfänge des Konzils in Trient, da derlei [Literatur] erst spät nach [Zürich]gelangt. Neuigkeiten gibt es nicht. Alles ist ruhig; doch wird alles verheimlicht, was ein großes Übel befürchten lässt. In [Augsburg] ist eine anonyme Schrift in Umlauf in der Philipp [Melanchthon] und Justus Jonas erwähnt werden und in der die Auffassung vertreten wird, dass man dem Kaiser [Karl V.] keinen Widerstand leisten darf, auch wenn dieser mit einer Verfolgung beginnen würde. Der Kaiser müsse durch Geduld statt durch Waffengewalt besiegt werden. Man glaubt, dass Luther der Verfasser dieser Schrift sei. Manche denken, dass eine List der [katholischen] Priester dahinter stecke, um damit Schwache und Ungebildete zu beunruhigen. Die [Augsburger] Obrigkeit hat die Veröffentlichung der Schrift untersagt, zumal die Gegner ansonsten nur ermutigt würden, die Wahrheit zu verfolgen. Und sollte es zur Verfolgung kommen, würden die Kaufleute von Augsburg ihrer Stadt wohl große Probleme bereiten. Die Mitpfarrer scheinen viel milder als früher zu sein. [Wolfgang] Musculus schweigt über Bullingers Schreiben [Nr. 2358]. Vielleicht werden nun, nachdem Luther gestorben ist, die Pfarrer ihre Kirchenordnung (von der Haller einst [mit Nr. 2295] ein Exemplar an Bullinger schickte) besser auslegen. [Kaspar]Schwenckfeld hat dem Kirchenkonvent [in Augsburg] ein Exemplar der Augsburger Kirchenordnung zukommen lassen, das er mit handschriftlichen Anmerkungen versehen hatte. Man entschied sich, ihm nicht zu antworten, zumal er seine Verleumdungen nicht veröffentlicht hat. Schwenckfelds Häresie hat viele Anhänger in [Augsburg]gefunden. Es ist an der Zeit, sich seiner Irrlehre zu widersetzen. Bullinger soll um die Bewahrung der reinen Lehre beten. [Michael]Keller, der an der Gicht leidet, ist standhaft, wie es Megander einst in Zürich war. [Georg] Frölich ist krank. Er hat beschlossen, die [eidgenössische] Therme [in Baden] zu

besuchen, wo die [Zürcher] sich mit ihm treffen können. Mit [Hans] Welser ist Haller ganz vertraut. [Jakob] Herbrot hat sich über Bullingers Brief [nicht erhalten] gefreut und wird darauf antworten [Nr. 2392]. Die [Augsburger]Bürgermeister erstatteten Haller alle Reisekosten und gaben ihm außerdem 50 Gulden als erste Lohnanzahlung. Haller wird ehrenvoll behandelt. Er befürchtet aber weiterhin die Eifersucht der Kollegen. Bullinger soll ihm des Öfteren schreiben. [Hans Wilpert]Zoller steht nun in [Sebastian]Schertlins Diensten. Letzterer erhält von den Augsburger Ratsherren 50 Gulden, damit Zoller auch den Augsburgern zur Verfügung stünde, falls diese seine Dienste benötigten. Grüße an Bullingers Frau [Anna, geb. Adlischwyler] und an die Kinder, an [Konrad] Pellikan, [Theodor]Bibliander, [Rudolf] Gwalther, Otto [Werdmüller], [Johann Jakob]Ammann und [Rudolf] Collin. Grüße von Sixt [Birck] und [Michael] Keller.

S.P.D. Gratias ago tibi, Bullingere venerande pater, quod mihi hoc dederis consilium, ut sanctam primam divi Pauli ad Timotheum epistolam sumpserim pro publica concione interpretandam. 1 Incepi enim eam, et foeliciter progredior magno hominum concursu et applausu, utinam tanto etiam fructu et aedificatione. Quia autem illa brevis et parvo possit absolvi tempore tuumque tam bene mihi cessent consilium, rogo, ut denuo etiam consulas, quem post hanc sacrae scripturae librum interpretandum sumam.

Sunt mihi hebdomadatim conciones tres:

1. vespertina sabbati, qua preces fieri solent prolixiores cum confessione peccatorum; caetera ab aliis nihil differt concionibus. Hac hora epistolam Ioannis canonicam primam tracto, sicut descripsi a te. 2

2. vespertina die solis, qua hora adsunt tantum divites et delicatiores, tamen a ut tempus fallant, plaerique etiam dormitantes, si de rebus audiant perplexioribus. Crediderim ergo non inconsultum fore, si ea hora tractarem historicum 3 aliquid ex veteri testamento, vel Genesim vel quid aliud tale. Graves enim quaestiones matutino foelicius tractantur et percipiuntur tempore quam vespertino, cum sensus in varias distracti sunt meditationes. Historiae autem, cum delectent, attentius ea hora audirentur. Utilis autem et sancta delectatio, si quem sacrae historiae recte intellectae et rite ad vitam nostram accommodatae delectent. Moveor etiam multum, cum mecum reputo, quanto te viderim fructu enarrare historias regum. 4 Puto ergo non

a tamen korrigiert aus tantum.
1 Wohl ein mündlich erteilter Rat, als Haller sich zwischen dem 11./12. Januar und dem 19/21. Februar 1546 in Zürich aufhielt; s. Nr. 2330, Anm. 13, und Nr. 2332, Anm. 19.
2 Wohl Bullingers Predigten über 1Joh, die Anfang 1540 (Haller war damals 17 Jahre alt) bezeugt sind; s. HBBW X 59. Weder Notizen Hallers zu diesen Predigten Bullingers noch Abschriften Hallers von Bullingers Predigtnotizen sind bekannt. Erhalten sind hingegen Notizen von Wolfgang Haller, dem Bruder von Johannes, zu Bullingers Predigten über 1Joh
aus den Jahren 1556/57 (Bern Burgerbibliothek, Ms B 20/1—3).
3 Gemeint ist: historicum librum.
4 Gemeint sind die beiden Bücher Samuel (in der Vulgata als Liber I bzw. II Regum bezeichnet) und die beiden Bücher der Könige (Vulgata: Liber III bzw. IV Regum). — Bullinger las über 1Sam von April 1543 bis Dezember 1546 (Bern Burgerbibliothek, Ms B 26/4, Abschrift von Wolfgang Haller; Zürich ZB, Msc Car III 206, autographe Konzepte) und über 2Sam von Dezember 1544 bis Dezember 1546 (Bern aaO, Ms B 26/5—6,

inutile nec inglorium etiam futurum, si historicum aliquid etiam in nostra ecclesia tractetur praesertim b hac hora, partim quia lassi tunc auditorum animi redderentur attenti, partim quia nemo in illa ecclesia hactenus hoc tentare ausus sit. Movet etiam me haec causa, quod liber Geneseos nunc legatur ante conciones sine interpretatione, populus autem ex non intellecto contextu non raro offendatur. Utile ergo puto, si commoda et luculenta nunc etiam eis proponeretur interpretatio, ut conceptum expungeretur iterum offendiculum.

3. concio est die lunae matutina; qua hora puto non incommodum fore, si post priorem ad Timotheum eam 5 quae ad Hebraeos est, subiicerem. Scis enim, quam accommoda sit refellendis nostri saeculi iustitiariis 6 et sacrificulis.

Peto ergo tuum consilium, quod, ut nunquam me fefellit, ita nunc etiam spero plurimum profuturum. Nec consilium modo, sed et auxilium peto, ut tua etiam mihi communices memorialia, 7 per quae non solum Tigurinae, sed et Augustanae loquaris ecclesiae.

||9v. Remitto praeterea argumenta haec, quae collegisti, quod coena non sit in privatis aedibus celebranda. 8

Praeterea mitto libellum de Lutheri morte, 9 cuius mors eadem die annunciata est Augustae, qua meus adventus. 10 Ego id boni ominis esse arbitror. Spero enim illius crassum dogma brevi illic 11 quoque obiturum.

b praesertim hac hora am Rande nachgetragen.
Abschrift von Wolfgang Haller; Zürich ZB, Ms Car III 206, autographe Konzepte). Notizen oder Abschriften zu Predigten über 1Kön sind nicht erhalten. Predigten über 2Kön sind erst 1548/49 bezeugt (Zürich ZB, Msc Car III 206, autographe Konzepte).
5 Gemeint ist: eam epistolam.
6 Hier im Sinne von Selbstgerechte (in Anspielung auf Lk 16, 15: Röm 4; Gal 3).
7 Zu Gen sind autographe Konzepte Bullingers bekannt (Zürich ZB, Ms Car III 203, 84 BI. aus den Jahren 1536/37, und Ms Car III 195a, 133 BI. aus einer unbestimmten Zeit). Notizen zu diesen Predigten aus den Jahren 1536/37 blieben auch in einer Abschrift von Wolfgang Haller erhalten (Bern Burgerbibliothek, Ms B 26). — Predigten Bullingers über Hebr sind nur für die Jahre 1550/51 bezeugt (Zürich ZB, Ms D 131, von unbekannter Hand, und Msc Car III 206, Autograph).
8 Der Verbleib dieser Notizen ist unbekannt.
Eine entsprechende Abhandlung ist auch nicht in Bullingers "De sacramentis" (s. dazu Nr. 2332, Anm. 29) zu finden. Doch könnte Bullingers Traktat in den "Decades quinque" von 1552 (HBBibl I, Nr. 184 —Edition in HBTS III) verarbeitet worden sein. Es gibt nämlich dort einen Abschnitt mit folgender Marginalie: "Privatim nec domi aegris nec in templo sanis coena instituenda"; s. HBTS III/2 1010—1012.
9 Wohl Justus Jonas' und Michael Caelius' Bericht über "Doctor Martin Luthers Christlicher abschid und sterben", von dem ein Quartdruck in Augsburg erschien (VD16 ZV8745); s. Nr. 2385, Anm. 9. — In Zürich ZB ist ein Exemplar des Augsburger Drucks erhalten (Signatur: 19.205/5).
10 Haller war am 28. Februar 1546 mit Frau und Kind in Augsburg eingetroffen; s. Nr. 2364,1.
11 in Deutschland.

Mitto etiam orationem Philippi 12 habitam in funere Lutheri, 13 quae translata est in linguam nostram; 14 Latine eam non potui habere. 15

Adieci etiam scriptum, quo concilii Tridentini describitur initium. 16 Mitto autem propterea, quia sero ad vos perferuntur haec.

Nova ego nulla novi. Silent omnia. Simulantur et dissimulantur omnia; unde c vereor, ne magnum tandem nascatur malum. Spargitur apud nos scriptum 17 quoddam sine nomine, in quo tamen citantur Philippus et lustus lonas,

c unde über der Zeile nachgetragen.
12 Philipp Melanchthon.
13 Melanchthon hatte am 22. Februar 1546 eine Rede zur Beisetzung Luthers in der Wittenberger Schlosskirche gehalten; s. etwa CR XI 726.
14 Melanchthons Leichenrede auf Luther erschien zunächst auf Latein bei Josef Klug in Wittenberg unter dem Titel "Oratio in funere reverendi viri d. Martini Lutheri" (VD16 M3853f). Daraufhin kam am gleichen Ort, jedoch bei Georg Rhau, eine deutsche Übersetzung dieser Rede durch Kaspar Cruciger in einem sechzehnblättrigen Quartdruck unter dem Titel "Oratio uber der leich des ehrwirdigen herrn D. Martini Luthers"(VD16 M3871—M3873) heraus. Doch ehe die Wittenberger Übersetzung veröffentlicht wurde, fertigte Johannes Funck, Pfarrer in Wöhrd (heute zu Nürnberg gehörend), eine unabhängige deutsche Übersetzung der lateinischen "Oratio" Melanchthons an, die in Nürnberg (M3868) und daraufhin in Augsburg (M3863) und Straßburg (M3869) in einem achtblättrigen Oktavdruck mit einer Widmungsepistel vom 13. März 1546 unter dem Titel "Ein Sermon uber der Leich des Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin Luthers" erschien. Haller wird dem vorliegenden Schreiben die Nürnberger oder Augsburger Ausgabe beigelegt haben. Von der lateinischen Fassung kennt VD16 keinen Augsburger Druck. Die lateinische Fassung erschien außer in Wittenberg auch in Leipzig (M3849), Magdeburg (M3851) und Lübeck (M3850). In Marburg (M3852) wurde sie mit einem Epitaph Melanchthons auf Gisbert Longolius gedruckt. Die Übersetzung Crucigers wurde ihrerseits öfters nachgedruckt (M3864—3866, M3871f, M3874), ja sogar in Nürnberg (M3867). —In Zürich ZB sind zwei Exemplare des ersten deutschen
Drucks aus Nürnberg erhalten (Signatur: 18.264/9 und 19.205/10).
15 Siehe dazu Anm. 14.
16 Wohl die anonyme Flugschrift: "Was für ordnung und Cerimonien dess Papsts, Legation, Cardenäle unnd Bischöffe zu Triendt versamblet in der eröffnung dess Concilii daselbst gebraucht unnd gehalten haben". 1546 gab es einen Augsburger Druck davon (VD16 W 1254) sowie weitere Ausgaben. In Zürich ZB ist ein Straßburger Druck (VD16 W 1253) erhalten (Signatur: 18.25, 5).
17 Offen bleibt, ob es sich um eine Handschrift oder einen Druck handelte, dessen Veröffentlichung in Augsburg die dortigen Behörden um jeden Preis verhindern wollten (s. nämlich Z. 54f). Angesichts der von Haller hier mitgeteilten Angaben handelt es sich vermutlich um eine Fassung, die Luthers Namen nicht anführte. deren Text aber wohl dem Inhalt der Schrift "Ein Rhatschlag Doctoris Martini Lutheri, ob dem Keiser, so er jmands mit gewalt des Euangelii halben überziehen wolte, mit rechte widerstandt geschehen möge" entsprach. Es gab mehrere Auflagen davon (s. Luther Bibl. I 347f, Nr. 2973-2978, II 225f, Nr. 2073—2978b), u.a. Leipziger Drucke, datiert von 1546 (VD16 L5770—5772). Doch alle derzeit bekannten Ausgaben führen den Namen Luthers an. Im Vorwort des Leipziger Drucks L5770 steht, dass Luther sich mit seinen "lieben Doctor Jonas, Doctor Johann Pomer und Magister Philipsen" (f. [1.v]) über diese Angelegenheit beratschlagt hätte. Ein Dresdener Druck von 1546 (L5769), der bei der zuvor zitierten Stelle den Namen "Jonas" auslässt, präzisiert im Unterschied zu den in Leipzig erschienenen Ausgaben, dass das Gutachten Luthers 1531 für den verstorbenen

in d quo consulit author 18 eius, ne quisquam, vel princeps vel status imperii, resistat caesari 19 persecutionem incipienti: ipsum enim esse magistratum, cui non liceat resistere. Omnia ergo ei offerenda, et quod patientia potius quam armis vincendus sit. Tribuunt hoc quidam Luthero. Quidam e putant [esse]f machinam sacer[d]otum, ut disturben[tur] infirmi ac [r]udes. Quiscunque 20 vero sit author, prohibuerunt domini, ne aederetur. Daretur enim hinc adversariis magnus animus ad persequendam veritatem, quod difficulter facient, cum putarint sibi restituros evangelicos vi et armis. Dominus custodiat nos! Vereor enim, si ingrueret persecutio, nostros mercatores magnum malum daturos in urbe nostra.

Quod ad fratres et symmistas attinet, longe videntur esse mitiores quam antea. Musculus dissimulat, quid scripseris ei. 21 Spero autem tandem mortuo Luthero eos magis pie suam interpretaturos concordiam 22 . Svenckfeldius formam, cuius aliquando ad te misi exemplar, 23 miris glossis interpretatus est cavillando et carpendo omnia. Falsa tamen et impia multa miscuit; aliquando tamen a veritate non aberrans, ostendens, quomodo in omnibus aliquid habeant, in toto nihil. Missum est exemplar hoc (sed scriptum est tantum ex margine formae)24 conventui nostro, 25 ubi dubitatum a multis, an illi 26 vellent respondere necne. Tandem evicit haec sententia: ipsos nolle ei publice respondere, quia nec ipse has calumnias in publicum dederit. Quam rem non sine divina constitutione accidisse credo. Coguntur enim, velint nolint, melius interpretari hanc formam, aut non possunt cavere has calumnias.

d in über der Zeile nachgetragen.
f —
e Von Quidam bis rudes am Rande nachgetragen. Hier und unten Textverlust durch Beschädigung des Randes.
Kurfürst Johann den Beständigen von Sachsen verfasst worden sei. In der Tat handelt es sich um einen Brief Luthers vom 6. März 1530 an Kurfürst Johann, der erstmals Anfang 1531 in Dresden gedruckt wurde; s. WA-BW V 251 (Text aaO, S. 258—261). Zur Entwicklung von Luthers Haltung zu einem bewaffneten Widerstand gegen den Kaiser s. Karl-Ferdinand Stolzenau, Die Frage des Widerstandes gegen die Obrigkeit bei Luther, Münster 1961, S. 46—75.
18 Luther.
19 Karl V.
20 =quicunque.
21 Bullinger an Musculus, 18. Februar 1546 (Nr. 2358).
22 Damit ist die Augsburger Kirchenordnung gemeint, die unter dem Titel "Forma"
erschien; s. HBBW XV 693,27 und Anm. 10.
23 Ein Exemplar dieser Kirchenordnung hatte Haller seinem Brief an Bullinger vom 22. November 1545 beigelegt; s. HBBW XV 657f,1—9.
24 Ein Exemplar, das Kaspar Schwenckfeld mit handschriftlichen Notizen versehen hatte. Es ist heute in der Handschriftenabteilung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg erhalten (Signatur: 4 Cod.H. 28 — wir danken Herrn Hans-Jörg Künast, Augsburg, für die Ermittlung der Signatur). Die Ausführungen Schwenckfelds in diesem durchschossenen Exemplar wurden in CSch IX 366—398 veröffentlicht.
25 Dem Konvent der Pfarrer in Augsburg.
26 Schwenckfeld.

Valde autem haec haeresis Svenckfeldii apud ||10r nos serpit, et multi magni viri ea infecti sunt. Ad hoc supprimendum incendium opus est, ut nos positis contentionibus illis 27 nos opponamus pernitiosis erroribus.

Tu dominum ora, ut conservet nos in puritate doctrinae, quae cavillari nisi a plane impiis non potest. Cellarius 28 fortis est ut semper, talis, qualis apud Tigurum fuit Megander 29 . Bonus autem vir infirmatur nunc podagra. D. Laetus 30 etiam subinde debilitatur, 31 nescio quo morbo. Statuit brevi invisere Thermas nostras 32 , ubi eum convenire potestis. 33 Welsero omnino familiaris sum. Herbrotus tuis summopere delectatus est literis; 34 si non rescripsit, brevi tamen scribet. 35

Reddidere mihi consules omnes, quos feci in itinere, sumptus, simulque ad angariam 36 praeteritam 50 fl. pro initio stipendii. 37 Honorifice etiam alias me tractant, ut nihil habeam, quo plus angar quam invidiosa fratrum simultate; cum quibus non libenter contendo. Nolo tamen etiam de veritate vel latum cedere culmum. Tui ergo paterni erit officii me iuvenem crebris confortare et animare literis.

Zolleri negotium etiam optime se habet. 38 Est apud Schertlium. Domini Augustani Schertlio dant 50 fl. pro ipso als vil als wartgält, ut, si eius opera opus habeant, promptus sit. Interim ipse illi servit non sine magno honore aliquando ad suos reversurus.

Praeterea, quod scribam, nihil habeo. Valeo cum omnibus meis. Cupio etiam te tuamque uxorem 39 et liberos 40 audire salvos. Salutant te d. Xystus 41 et d. Cellarius. Salutabis vicissim d. Pellicanum, Bibliandrum, Gvaltherum, Ottonem, 42 Ammianum, 43 Collinum, 44 etc.

Augustae Vindelicorum, 23. martii anno 1546.

Tui studiosissimus Ioannes

Hallerus.

27 Gemeint sind die zuvor besprochenen innerprotestantischen Streitigkeiten.
28 Michael Keller.
29 Megander war im August 1545 gestorben; s. HBBW XV 481,10f.
30 Der Augsburger Stadtschreiber Georg Frölich.
31 Siehe schon Frölich an Bullinger, 2. März 1546 (Nr. 2367,3—5).
32 Baden (Kt. Aargau).
33 Frölich musste seinen Reiseplan aufgeben; s. Frölich an Bullinger, 3. Juni 1546: "Erat mihi mens termas adeundi; sed reipublicae negotia atque calor estivus iam ingruens me domi nunc detinent. Percuperem te atque Rodolphum Gvaltherum meum hic videre; posset sane fieri, ut per me domum deduceremini. Ineatis ergo rationem super hoc" (Zürich StA, E II 345, 347).
34 Nicht erhalten.
35 Herbrot schrieb am 24. März (Nr. 2392).
36 Hier die Frühlingsfronfasten, die dem Zeitraum vom 10. bis 14. März 1546 entsprechen.
37 Vgl. schon Nr. 2327,15—19.
38 Siehe dazu zuletzt Nr. 2367,14—20; Nr. 2369,15—21.
39 Anna, geb. Adlischwyler.
40 Zu diesem Zeitpunkt lebten Anna (geb. 1530), Margaretha (1531), Elisabeth (1532), Heinrich (1534), Hans Rudolf (1536), Christoph (1537), Veritas (1543) und Dorothea (1545).
41 Sixt Birck.
42 Otto Werdmüller.
43 Johann Jakob Ammann.
44 Rudolf Collin.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, Tigurinae ecclesiae praesuli summo, domino ac patri suo unice colendo. Zürich, an m. Heinrich Bullinger.