Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[2155]

Schultheiß, Rat und Burger zu Bern an
die Pfarrer und
Professoren von Zürich
[Bern],
10. Mai 1545

Originals: Zürich StA, E II 337a, 373 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Die Berner haben das Schreiben der [Zürcher] vom 12. März und das [,,Warhaffte Bekanntnuß"] erhalten, dieses aber bisher, gehindert durch Amtsgeschäfte, nicht verlesen lassen können. Die [Zürcher]sollen den Verzug nicht etwa einer Missachtung, sondern den Geschäften zuschreiben. Die [Berner]haben das Schreiben mit Wohlgefallen aufgenommen und bezeugen den [Zürchern] ihren Dank und ihre Freundschaft. Ferner versichern sie den [Zürchern], an ihrer Disputation [von 1528](die man bisher mit der Heiligen Schrift nicht widerlegen konnte) und der daraus hervorgegangenen Reformation wie zuvor festhalten zu wollen.

Unnser ganntz fründlich, willig diennst, sampt was wir liebs unnd gutts vermögennd, zuvor. Hoch unnd wollgelertt, erwürdig, ersam, wyß, sonnders geliebt herren und fründ, üwere trostliche missive ann unns zwöllfftenn verganngenn martij ußganngenn 2 sampt dem getruckten büchly 3 habenn wir vorlanngest 4 empfanngenn, aber byßhar vonn wegenn unserer grossen geschäfftenn nitt mögen lassen verläsenn. Deßhalb wir üch ,Um aller erstenn unnd flyssigostenn wellen gepätten habenn, ir disen langen uffzug 5 nitt der meynung, alls ob wir beide die missive unnd büchly verachtind, uffnemenn, sonnders (wie obgemeldett) vyle -unnser unnd zumässenn. Demnach fügenn wir üch ganntz gettrüwer meynung annttwurts wyß ze wüssenn, das wir dasselbig üwer schrybenn zu höchstem danck unnd mitt grossem wollgevallen empfangen unnd verstannden || 373v. habenn, mitt hertzlicher erpiettung, wo wir üch liebe, fründschafft unnd wollgevellig diennst könnend unnd mögennd bewysenn, das ir unns jeder zytt williger dann willig werdenn findenn. Unnd alls ir unns trungennlich 6

begonnen werden. Am 11. Dezember 1546 verdankt Vadian dem Drucker das dritte Buch [über Frankreich] (aao, S. 586). Am 4. Januar 1547 schätzt Stumpf, dass der Druck im [Juni] beendet werden sollte (aao, S. 588); dazu kam es aber erst im Dezember 1547 (aao, S. 688. 691). Demzufolge wurde für die bevorstehende Frühjahrsmesse 1548 ein neues Titelblatt mit dem Datum 1548 gedruckt; der größte Teil der erhaltenen Exemplare ist dieser späteren Teilausgabe zuzuordnen (s. BZD C 376).
a Erhalten ist auch der Entwurf: Bern StA, Teutsch Missiven Y, 766f
1 Rat und Burger: Die Angehörigen des Kleinen Rates (=Rat) und des Großen Rates (=Burger) von Bern. —Schultheiß war damals Hans Franz Nägeli; s. HLS IX 70.
2 Oben Nr. 2100.
3 Das "Warhaffte Bekanntnuß" der Zürcher; s. oben Nr. 2061, Anm. 9 und Nr. 2100, 33-35.
4 schon längst.
5 Verzug.
6 dringlich.

vermanennd, by der warheytt, durch unnsere disputation 7 erhallten, unbewegt ze belybenn, 8 söllennd jr unnd sunst mencklich 9 des versichertt sin das wir unverrucktenn 10 unnd stettens fürnämens unnd willens sind, wie wir unns des hievor offtmalen entslossenn (dwyl noch niemands dieselbige disputation mitt biblischer schrifft widerfochtenn, umbgestossenn noch nidergelegtt), by derselbigenn unnd unser daruß gefloßner reformation mitt hillff unnd gnad gottes ze blybenn unnd verharren.

Datum sontag, 10. may 1545.

Schultheis, rhätt und

burger der statt

Bernn.

[Adresse auf f. 374v.:] Denn hoch unnd wollgelerttenn, ersamen, wysenn predigern, läsern und gemeinen dienern der kilchenn Zürych, unnsern insonnders geliebten herrenn unnd fründenn.