Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2099]

Bullinger an
Ottheinrich I. von der Pfalz
Zürich,
12. März 1545

Autographer Entwurf: Zürich StA, E II 337a, 371r.—372r. Teildruck: Mühling, Kirchenpolitik 301f, Anlage 10

Bullinger dankt für das Schreiben vom 31. Januar, das er Anfang März erhielt. Er übersendet das [,,Warhaffte Bekanntnuß"]der Zürcher Kirche als Antwort auf Luthers "Kurtz bekentnis" und bittet um dessen Kenntnisnahme sowie darum, die Schriften der Zürcher nicht zu verbieten und die Zürcher nicht ungehört zu verdammen. Diese sind unschuldig und ohne rechtmäßigen Anlass von Luther geschmäht und als Ketzer verdammt worden, so dass es nur gerecht wäre, ihre Antwort ebenfalls anzuhören. Bullinger bittet um wohlwollende Aufnahme seines Schreibens.

331v. Durchlüchtiger, hochgeborner fürst und gnedigister herr, mm underthänig, willig dienst sampt erbietung alles guten sye u[wern] f[ürstlichen] g[naden] von mir allezyt bevoran bereit 1 .

Uwer fürstlichen gnaden früntlichs, gnädigs züschriben, des 31. januarii, gethan zu Haydelberg, 2 hab ich ze yngendem 3 merzen empfangen, und sagen underthänig u. f. g. des gnädigen, gantz früntlichen züschribens und embietens trafflichen danck mitt williger embietung, wo ich ouch thatlich mitt trüwen willigen diensten mich danckbar u. f. g. bewysen konde, dass ich mich zu aller zyt gantz gflissen 4 erzeigen wölte.

Und zu anzeigung mines gar geneigten, willigen diensts überschick ich hiemitt u. f. g. gemeiner dienern de? kylchen Zürych bekantnus des gloubens und verantwortung 5 uber d. Martin Luthers kurtze bekentnis 6 welche er wider unsere kylchen, denen wir dienend, und wider uns gantz ungebürlich geschriben hat. Da so, bitt ich demütig und umb gotts willen, u. f. g. wolle diß büchlin nitt verschmähen, sunder, wo vile der gschäfften halben muglich, ouch lasen und gnädicklich fürkummen 7 dass disere unsere verantwortung sampt andern unsern christlichen" büchern in u. f. g. fürstenthum nitt werdent undergetruckt und ze lasen verbotten und wir also unverhört 8 und unschuldig gschmächt und verdampt werdint. D. Luther hat uns one unsern verdienst und rächtmässigen anlaß geschmächt und alls kätzer, ja alls die allerergiste lüt verdampt, die keinen artickel des gloubens rächt gloubind,

1 minen unter gestrichenem sinen (auf der Zeile) und gestrichenem unsren (über der Zeile). Unter minen ungestrichenes sinen.
a der über gestrichenem unser.
b christlichen am Rande nachgetragen.
1 bevoran bereit: vorab entboten.
2 Oben Nr. 2077.
3 yngendem: eingehendem, Anfang.
4 beflissen.
5 Rechtfertigung, Verteidigung. — Das "Warhaffte Bekanntnuß" der Zürcher; s. oben Nr. 2061, Anm. 9.
6 Luthers "Kurtz bekentnis"; s. oben Nr. 2061, Anm. 7.
7 zuvorkommen, vorbeugen.
8 unangehört.

etc. Billich 9 ist es, das unsere unschuld und antwort dargägen ze verhören 10 nitt abgeschlagen werde. Dorumb bitt[en]c ich ouch in namen aller dieneren der kylchen Zürych u. f. g. zum aller früntlichisten. Gott, der aller getrengter 11 gott und vatter ist, und ouch ein kalten wassertrunck denen richlich widergillt, die inn sinen dienern bietend, 12 wirt u. f. g. gnedicklich in sinem schirm er-|| 372r. halten.

Aller gnedigister fürst und herr, ich bitt u. f. g. gantz undertänig, sy wolle diß mm zuschriben und begären umb gottes willen mir ze gut halten und u. f. g. mich gnedicklich befolhen haben. Gott der allmächtig wolle u. f. g. sampt iren züghörigen in sinen gnaden trüwlich bewaren.

Datum Zürych in der eydgnoschafft, des 12. tags imm mertzen anno domini 1545.

Uwer fürstlichen gnaden

underthäniger diener

Heinrych Bullinger,

diener der kylchen

Zürych.

[Adresse als Überschrift auf f. 37 ir.:] Dem durchlüchtigen, hochgebornen fürsten und herren, herren Otthainrychen, pfaltzgraffen bey Rein, hertzogen in Nidern und Obren Baiern, sinem gnedigisten herren.