Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[2020]

Bullinger an
Johannes Stumpf
[Zürich],
24. Oktober 1544

Autograph: Zürich ZB, Ms L 47, 191 (Siegelabdruck); [1. Beilage:] ebd., 185f; [2. Beilage:] ebd., 187-189 Ungedruckt 1

[Datierungsprobleme in Bezug auf den Luzerner Traditionsrodel:]Angesichts der Datierung [503] der Luzerner Urkunde ist möglicherweise der Name Leodegars nachträglich hinzugefügt; wenn nicht, ist die [Urkunde erst]in der Zeit [Königs]Ludwig II. entstanden, der seinem Vater Dagobert I. folgte und 16 oder 17 Jahre regierte; laut [Hermannus] Contractus [von Reichenau]starb Dagobert [I.] um 658; sind also die in der Urkunde erwähnten Wichard und Rupert Verwandte dieses Ludwigs, mag diese 663 (also im 5. Jahr Ludwigs IL) verfasst worden sein, da zu vermuten ist, dass [im Laufe der Zeit] 663 zu 563 und dann zu 503 verstümmelt wurde. Bullinger erbittet Stumpfs Meinung dazu; will auch die Meinung des Propstes [Jakob

a Stark verblasst.
1 Vgl. oben Nr. 1939, Anm. 1.
1 Der Brief selbst ist bisher nicht gedruckt worden. Der Text der 1. Beilage (Luzerner Traditionsrodel) wurde von Johannes Stumpf in seiner "Eidgenössischen Chronik" (s. oben Nr. 1993, Anm. 7), Buch 7, Kap. 6, f. 179r.-v. abgedruckt. Stumpf folgte dabei aber nicht der hier vorliegenden Abschrift von der Hand Felix Freys,
sondern einer Luzerner Abschrift, in die er freilich ein Wort aus der Zürcher Tradition einarbeitete; s. Regula Schmid, Ego Wichardus et frater meus Rupertus. Der Traditionsrodel des Luzerner Klosters Im Hof in der Geschichtsschreibung des 13. bis 16. Jahrhunderts, in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 22, 2004, S. 54f sowie S. 42-58 zur seit dem 15. Jahrhundert andauernden Diskussion um den Rodel. Zu weiteren Drucken der 1. Beilage s. unten Anm. 18.

Buß] von Luzern diesbezüglich einholen und ihn bitten, die [Abschrift der Urkunde anhand des Originals] zu überprüfen. [1. Beilage:]Abschrift [durch Felix Frey]des Luzerner Traditionsrodels, datiert auf das Jahr 503 in der Zeit eines Königs Ludwig und unter Erwähnung des Heiligen Leodegar. Laut [Frey]geht seine Abschrift auf eine weitere Abschrift einer Original[Urkunde] zurück, die im Benediktinerkloster Luzern aufgehoben sei; dort ist nachzufragen, ob die Urkunde noch erhalten sei; wenn ja, sollen Augenzeugen dies bestätigen. [2. Beilage:] [A.] Die Marter Leodegars. Laut [der Chronik] des Otto von Freising ist der von [Königin] Brunhilde [zum Hausmeister] ernannte Ebroin für Leodegars Märtyrertod verantwortlich, und laut Hermannus Contractus wurden Brunhilde und ihre Nachkommen 630 zur Zeit Sigiberts [II.] (Sohn des Theuderichs [II.]) von Chlothar [II.] umgebracht; dementsprechend muss Leodegars Märtyrertod [zuvor] ca. 615 stattgefunden haben. [B.]Vermutungen [Bullingers]. Ist in der [Luzerner] Urkunde die Jahresangabe 503 richtig, kann es sich bei dem dort erwähnten Leodogar nur um einen Gleichnamigen handeln, außer wenn der Name [der Urkunde] später zugefügt wäre; handelt es sich aber um den Leodegar, dessen Tod durch Antoninus von Florenz und Vinzenz von Beauvais bezeugt ist, ist die Datierung [der Urkunde] falsch. Sucht man ferner nach [anderen Königen namens] Ludwig, findet man [den schon angeführten]Ludwig II. und einen Ludwig III. (Nachfolger von Theuderich II. [richtig III.], Childerich II., Theuderich I. [richtig III.], Chlothar III. und zuletzt von Ludwig II.), der ca. 690 regierte. [C.] Das hohe Alter der Zürcher Kirche. 1. Stimmt die Zahl 503, ist die [Zürcher Kirche] sehr alt. 2. Wenn nicht, geht ihr großes Alter aus der Urkunde Karls [des Großen] hervor; besonders berühmte Orte gehen [nämlich] immer auf ein Märtyrergrab zurück; der [Brauch], Orte nach Märtyrern zu benennen, ist sehr alt (schon seit 300 n. Chr. scheint sich in Zusammenhang mit den Überresten der Märtyrer ein Kultus festgelegt zu haben -das Ende der christlichen Kirche -, wenn auch nur seitens weniger und meist götzendienerischer Personen). 3. Die [Urkunde]Karls [des Großen]bezieht sich [tatsächlich auf frühere]Stiftungen. 4. Es gab [also] schon vor Errichtung des Stiftes durch Karl [den Großen] eine Gemeinde: [die Urkunde] von Karl [dem Großen] erwähnt [nämlich]Zehnteneinkommen, die von dieser [ersten] Gemeinde den Brüdern [des neuen Stiftes]übertragen werden sollen. Die Urkunde Karls [des Großen] wurde 810 verfasst.

Die jarzaal in dem Instrument 2 Lutzern gadt so eigentlich uff die historien und zyten, das wol müglich, Leodigarius 3 sye hernach erst hinzugesetzt. Wo das nitt, so bedunckt mich gäntzlich, es sye under Ludevicho 2 4 , Dagoberti magni sun, 5 beschähen. Dagobertus ist gestorben nach Contracti 6 anzeigung

2 Notariatsurkunde (s. Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache auf der Grundlage des Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300, unter Leitung von Bettina Kirschstein und Ursula Schulze bearb. v. Sibylle Ohly und Peter Schmitt, Bd. 2, Berlin 2003. -Veröffentlichungen der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, S. 941). -Damit ist die unten veröffentlichte 1. Beilage gemeint.
3 Leodegar von Autun (geb. ca. 612, gest. 677/679), Heiliger, Märtyrer, Patron Luzerns, Bischof von Autun ab ca. 662. Er wurde 674 von seinem Gegner, dem Majordomus (Hausmeier) Ebroin, verstümmelt
und nach Gefangenschaft enthauptet. -Bullinger setzt Leodegars Tod ca. 615 an (s. unten Z. 62). - Die hier und in den folgenden Anmerkungen angegebenen Daten wurden meist aus LMA entnommen.
4 Ludwig (Chlodwig) II. (geb. 633/634, gest. 657); Frankenkönig von Neustrien von 639 bis 657. - Bullinger setzt seine Regierungszeit zwischen 658 und 674/675 an (s. unten Z. 8f. 72).
5 Dagobert I. (geb. um 608, gest. 638/639), Vater Ludwigs II.. Frankenkönig von Neustrien ab 623. -Bullinger setzt seinen Tod auf das Jahr 658 an (s. unten Z. 8).
6 Hermann von Reichenau (Hermannus Augiensis, Hermann der Lahme, Contractus; geb. 1013, gest. 1054), Mönch in Reichenau,

(dem ich in den fränckischen sachen vil gloubens gib, dann er in einer fränckischen stifftung Sangallen, da man die fränckischen handlung wol hatt wüssen mögen, und sy ouch eigentlich verzeichnet, geläpt a hat) anno domini 658. 7 Uff inn ist angangen 8 sin son 9 , der erst under den hinlässigen 10 und liederlichen künigen, 11 und hatt geregiert 17 jar oder 16 und daumb. Da ist wol müglich, das dises Ludevici königs vettern gewäsen syend Wighardus 12 und Rupertus 13 , duces militum Sueviae, und das die stifftung umb das v. jar 14 des rychs Lodovici beschähen sye, welchs ist nach der jar zaal 663. Da ist ouch wol glouplich, das die iaar zaal im instrument also gestanden sye 663; darfür man gemacht 563 b ; dann wie bald ist es gemacht? 563, das hatt er villicht angesähen für 503.

Hierüber begär ich üwers bescheids, und was ir funden habind. Ich wil dem propst von Lutzern 15 unser coniectura zuschryben, und begären, das er das original besäch. 16

Gott mitt üch.

Datum 24. octobris anno 1544.

H[einrich] Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Ioanni Stumpfio suo. Stammen 17 .

a geläpt am Rande nachgetragen.
b In der Vorlage ist die 6 gezielt fast wie eine 0 gezeichnet.
Verfasser einer Weltchronik von Christi Geburt bis zum Jahr 1054 unter dem Titel "Chronicon"; s. HBLS IV 195. - Diese Chronik kannte Bullinger wohl durch die von Johannes Sichard herausgegebene Sammlung: "En Damus Chronicon divinum plane opus eruditissimorum autorum, repetitum ab ipso mundi initio, ad annum usque salutis M.D.XII", Basel, Heinrich Petri, 1529 (VD 16 E 4266; Hieronymus, Petri Nr. 159), und noch wahrscheinlicher durch den identischen zweiten Druck, den er bei Gwalther ausleihen konnte: "Habes opt[ime] lector opus felicissime renatum", Basel, Heinrich Petri, März 1536 (VD 16 E 4267. ZV 5526; Hieronymus, Petri Nr. 159a; Exemplar Zürich ZB, B 88 mit einem Besitzervermerk Rudolf Gwalthers aus dem Jahr 1543).
7 In den oben in Anm. 6 angeführten Ausgaben (in beiden Fällen aufS. 191v.) wird Dagoberts I. Tod tatsächlich auf das Jahr 658 datiert.
8 gefolgt.
9 Ludwig II.; s. oben Anm. 4.
10 nachlässigen.
11 Die "Faulen Könige", eine Bezeichnung für die letzten Merowinger, die auf Einhard (Eginhart; geb. ca. 770, gest. 840), Biograph Karls des Großen, zurückgeht.
12 Wichard. - Heute als Verwandter Königs Ludwig II. des Deutschen (geb. um 806, gest. 876) eingeordnet; man vermutet, dass er von 861 bis 880 Bischof von Augsburg war und danach wieder nach Luzern zurückkehrte; s. Hans Schnyder, Zur Traditionskontroverse Luzern-Murbach, in: Der Geschichtsfreund 117, 1964, S. 60-132; ders., Abt Wichard von Luzern als Bischof zu Augsburg, in: Der Geschichtsfreund 121, 1968, S. 5-63 (mit tabellarischer Chronologie auf S. 63).
13 Rupert, Bruder Wichards (s. unten Z. 26), zu dem sonst nichts bekannt ist.
14 Eine Vermutung Bullingers, um auf das Jahr 663 (658+5) zu kommen, welches sich aus der Zahl 503 gut erklären ließe.
15 Jakob Buß, von 1539/1540 bis 1557 Propst des Chorherrenstiftes St. Leodegar im Hof in Luzern; s. Helvetia Sacra II/2 349; Luzern StA, PAA 175/93, Statuten, Verzeichnis der Stiftpröpste.
16 Ein entsprechender Brief Bullingers an Jakob Buß ist nicht bekannt.
17 Stammheim (Kt. Zürich).

Ms L 47, 185

|| [1. Beilage:]c

In der gstift zur propsty zürich alten großen urber stat: 18 In nomine domini etc. Notum sit omnibus nobilibus et ignobilibus tam futuris quam praesentibus, qualiter ego, Wichardus, et frater meus Rupertus, dux militum regis Ludoici d , qui nobis ex consanguinitate coniunctus est, omnia predia nostra, quae nobis ex paterna hereditate advenerunt, ex illius permissione et iuvamine divisimus. Postea frater meus, pro amore dei et remedio animae suaae ductus, omnem partem suam, quae ad eum pertinebat, domino suo regi contradidit ea videlicet ratione, ut in castro Thuricino iuxta fluvium Lindemachi 19 ecclesiam construeret et servitium dei ibidem perpetualiter constitueret, unde ego Wichardus presbyter, quamvis indignus, ex intimo desiderio conpunctus in quodam loco, qui Lucerna ex antiquitate est dictus, iuxta fluvium, qui Rüsa vocatur, qui de summitate magni laci fluit, in honore sancti Mauricii et sociorum eius et sancti Leodegarii 20 martins et omnium sanctorum, parvum tugurium construxi, omnem substantiam, quae me attingit, de monte, qui Albis vocatur, incipiens a predio meo Lunkhuft 21 et omnibus locis circumquaque iacentibus ex permissione regis, cognati mei, ad ipsum locum contradidi et me illic propter servitium dei collocavi et tantos monachos, quantos potui, illuc congregavi. Unde vir quidam nobilis et bonus ad me veniens, qui spretis omnibus curis huius seculi, quem ego ipse monachum illic ordinavi nomine Alwicus 22 , ita, ut benedicam, per omnia dei amicus, prudens in scripturis sanctis, qui suis ammonicionibus 23 et verbis salutaribus corda omnium hominum illius regionis in dei provocavit affectum. Inde de die in diem crescente servitio dei ipsum Alwicum ||186 mei successorem et rectorem ipso loco dereliqui. Acta sunt hec temporibus Ludoici regis (iste rex prius vocabatur Clodavecus), anno ab incarnatione domini quingentesimo tercio, indictionis 13. 24

c Von der Hand Felix Freys. -Eine weitere Kopie von der Hand Felix Freys in den Akten des Großmünsterstifts, Zürich StA, G I I (1259-1538), f. 2.
d Zu Lodoici am Rande als Kommentar nachgetragen Lodovici.
18 Die Urkunde der Zürcher Überlieferung, auf die Bullinger sich bezieht, ist vielleicht eine der folgenden Abschriften: Zürich StA, B III 2, Sammelband Quodlibet, f. 155 und 195, datiert auf 1360/1370 und ca. 1400: B III 3 2, Rotes Buch von 1428, f. 173. - Weitere eigenhändige Abschriften von Bullinger aus dem Jahr 1571: Luzern ZB, Ms. M 36; und 1573, für seine "Tigurinerchronik", Zürich ZB, Ms Car C 43, 119v.-120v. In Bern, Burgerbibliothek, Mss. hist. helv. VII 32 (früher Ms. A 38), f.
67-86, liegt ferner eine Kopie des 16. Jhs. mit autographen Korrekturen Bullingers. -Der Luzerner Traditionsrodel wurde u.a. von Traugott Schieß, Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, Abteilung I: Urkunden, Bd. 1, Aarau 1933, S. 3-5, veröffentlicht (dort weitere Angaben).
19 Die Limmat.
20 Siehe oben Anm. 3.
21 Lunkhofen, Bremgarten (Kt. Aargau).
22 Aiwic; s. Hans Schnyder, Zur Traditionskontroverse ... (wie oben Anm. 12), S. 93-97.
23 admonitionibus.
24 Eine Indiktion entspricht einem 15-jährigen Zyklus. Mittelalterliche Urkunden führen oft (jedoch nicht immer korrekt) eine Indiktionszahl als zusätzlichen Anhaltspunkt

Hec copia scripta est de origenali littera, quae habetur Luceriae in cenobio dominorum seu fratrum ordinis sancti Benedicti. 25 Querendum Lucernae, an ne ille originales littere adhuc extent; petendum, ut exhiberentur et testes ascribere, qui integras cum sigill[is] vidissent etc.

Ms L 47. || 187 [2. Beilage:]e

Passio Leodigarii.

Eberuinus 26 a Brunhilde 27 illectus monasticae vitae valedixit et, maior domus effectus, beatum Leodigarium martyrern fecit. Verum Brunhildis scelerum suorum poenas luens postmodum a Lothario 28 rege equis distracta est. Haec Otto Frisingensis lib. 5 cap. 7. 29 Hermann autem Contractus 30 in chronicis sub anno domini 630: Sigebertus 31 , inquit, rex, filius Theoderici, 32 a Lothario rege pugna victus, cum proavia Brunhilde et tota stirpe trucidatur. Videtur f ergo casus Leodigarius circa annum domini 615. und daumb.

Coniecturae.

Si numerus annorum in instrumento non est falsus (503), necesse est vel plures esse huius nominis Leodigarios martyres, vel postea succedentibus temporibus nomen Leodigarii esse adiectum. Si autem Leodigarii nomen illius nomen est, qui occisus est per Eberuinum, cui et oculos effossos esse

e Von Bullingers Hand.
f Vor Videtur Absatz durch Paragraphzeichen hervorgehoben.
an. Hier wird die Urkunde auf das 13. Jahr eines solchen Zyklus datiert.
25 Möglicherweise die heute in Luzern befindliche Urkunde (Luzern StA, URK 449/8052a). - Das Original der Urkunde verbrannte im 13. oder 14. Jahrhundert; s. Ernst Friedrich Gelpke, Kirchengeschichte der Schweiz unter der Römer-, Burgunder- und Allemannenherrschaft, Teil 1, Bern 1856, S. 214.
26 Ebroin (gest. 680/681), fränkischer Hausmeier in Neustrien.
27 Brunhilde (Brunichild; geb. 545/550, gest. 613), Königin von Austrasien und Burgund. Sie wurde von Chlothar II. (s. unten Anm. 28) hingerichtet. -Bullinger datiert die Hinrichtung auf das Jahr 630 (s. unten Z. 60).
28 Chlothar II., gen. der Junge (geb. 584, gest. 629/630), Frankenkönig zunächst von Neustrien allein und ab 613 auch von Austrasien; s. unten Anm. 32.
29 Eine Abschrift dieser "Chronik" kannte Bullinger aus der damaligen Bibliothek des Großmünsterstifts (heute Zürich ZB, Ms Car 33); s. Martin Germann, Die reformierte Stiftsbibliothek am Großmünster Zürich im 16. Jahrhundert und die Anfänge der neuzeitlichen Bibliographie, Wiesbaden 1994. -Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 34, S. 279, Nr. 524. - Edition der Chronik: Ottonis episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, hg. v. Adolf Hofmeister und Walther Lammers; deutsche Übersetzung von Adolf Schmidt, Darmstadt 1961. - Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 16, bes. S. 392f).
30 Siehe oben Anm. 6.
31 Sigibert II. (geb. 601/602, gest. 613), minderjähriger König von Austrasien.
32 Theuderich II. (geb. ca. 587, gest. 612/613), Vater Sigiberts II., König von Austrasien von 596 bis 612/613. Er starb kurz vor seines Onkels, Chlothars II., Angriff auf Austrasien.

refert Antoninus Flor[entinus]33 ex Speculo Vincentii 34 parte histo[riale] 2, lit. 13, cap. 6, §27, 35 necesse est numerum adiectum esse falsum.

||188 Si ad alios respicis Ludevicos, qui et Clodovei cognominantur, invenis:

Ludevicum 2, filium magni Dagoberti, qui regnavit. Moritur apud Contractum Dagobertus anno 658. Regnat Ludevicus annos 16. 36

Ludevicus 3 37 ; regnavit circa annum domini 690 38 . A morte enim Ludevici 2 numerantur ad initium regni Ludevici 3 anni 32 39 . - Lotharius 3 40 successit Ludevico 2 41 , regnavit 4. Theoderychus 1 42 , 1 43 . Hilderychus 2 g 44 , 12. Theodorychus 2 45 , 14. Ludevicus 3 46 , 4

Omnium vetustiss[imam] esse Tigurinam ecclesiam.

1. Si numerus non fallit 503, apparet vetustissima.

2. Si fallit, ex instrumento Karoli 47 liquet vetustissima. Semper memorabilis celebris locus sepulchrum martyrum dictum. 48 Est autem vetustissimum

g 2 nach radiertem 1.
33 Antoninus von Florenz (Florentinus), geb. 1389, gest. 1459; Dominikaner, Erzbischof von Florenz ab 1446; berühmt als musterhafter Kleriker.
34 Vinzenz von Beauvais (Vincentius Bellovacensis), geb. 1184/1194, gest. um 1246, frz. Gelehrter, Dominikaner. Verfasser des "Speculum maius" (bestehend aus "Speculum doctrinale, naturale, morale und historiale), der ersten umfassenden Enzyklopädie des Mittelalters. -Das Werk war in der Stiftsbibliothek des Zürcher Großmünsters vorhanden; s. Germann, aaO, S. 283f.
35 Bullinger bezieht sich auf die "Passio Leodegarii" in den [Chronica] des Antoninus und mag dabei die bei Nicolaus Wolff in Lyon 1512 erschienene Ausgabe (heute in Zürich ZB, IV B 11) herangezogen haben; s. Germann, aaO, S. 288.
36 Siehe oben Anm. 4. 5. 7; ferner Z. 9.
37 Ludwig (Chlodwig) III. (geb. ca. 677, gest. 694), König über das ganze fränkische Reich von 690/691 bis 694.
38 Bullinger begeht hier einen Rechenfehler (kommt aber auf das richtige Jahr, weil er Dagoberts Tod 19 Jahre zu spät ansetzt): Statt 658 [Beginn der Regierungszeit von Ludwig II.] + 16 [Dauer der Regierungszeit von Ludwig II.]+32 [Anzahl der Jahre
zwischen dem Tod von Ludwig II. und dem Regierungsantritt von Ludwig III.; s. unten Z. 74] =706, hat er 658 +32 =690 gerechnet.
39 Die folgenden Zahlenangaben zu den jeweiligen Regierungszeiten der Könige vor Ludwig III. sollten die Zahl 31 ergeben, welche Bullinger hier offensichtlich aufrundet. -Die richtige Zahl wäre 33/34.
40 Chlothar III. (geb. 649/651, gest. 673), Sohn Ludwigs (Clodwig) II., König von Neustrien und Burgund von 657 bis 673.
41 Siehe oben Anm. 4.
42 Wohl Theuderich III. (geb. 649/656, gest. 690/691), Bruder von Chlothar III., umstrittener König von Neustrien und Burgund von 673 bis 675; s. unten Anm. 44f.
43 Als Regierungsjahrangabe zu verstehen.
44 Childerich II. (geb. ca. 655, gest. 675), Bruder von Theuderich III., König von Austrasien von 662 bis 675 und über das ganze fränkische Reich von 673 bis 675, nämlich gegen seinen Bruder Theuderich III. (s. oben Anm. 42).
45 Theuderich III. (derselbe wie oben Anm. 42!), König des ganzen fränkischen Reichs von 675 bis 690/691.
46 Siehe oben Anm. 37.
47 Bullinger bezieht sich auf eine angeblich auf Geheiß von Karl dem Großen (geb. 747/748, gest. 814; König des fränkischen Reichs seit 800) ausgefertigte Urkunde,

loca dici et appellari ex martyribus, etc. A 300 ergo annis post natum Christum a martyribus caesis apparet fidem durasse - et fuisse ecclesiam Christi -, licet pauci fuerint, et plures idololatrae. ||189

3. Meminit antecessorum Karolus, qui dotales donationes fecerint.

4. Fuit et parrochia, priusquam Karolus hoc constitueret collegium canonicorum. Nam in Instrumento suo 49 : decimationem, inquit, quae ex subdita parrochia ipsi veteri ecclesiae veniet, proposui fratribus ad investituram esse perpetuam.

Instrumentum Karolinum datum est anno 810.