Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[1893]

[Ambrosius Blarer] an
Bullinger
[Konstanz],
16. April [1544]

Autograph a : Zürich StA, E II 357a, 665r.-v. (Siegel) Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 248f, Nr. 1075

Dankt für Bullingers Brief; hat ihm selbst viel mehr zu danken. Befürwortet weiterhin ein gemeinsames Schreiben der Eidgenossen an die Reichsstände, darüber hinaus soll jeder Ort handeln, wie er es vor Gott verantworten kann. Auch wäre es immer noch gut, wenn die Eidgenossen an [Konstanz]schreiben würden. Hört gern, was Bullinger am Schluss [über den Beitritt von Konstanz zur Eidgenossenschaft]schreibt, möchte sich aber lieber mündlich mit ihm darüber austauschen. Erinnert an [die erhoffte Vermittlung Zürichs im Güterstreit zwischen Konstanz und] dem Dekan zu Kreuzungen [Georg Tschudi]. Grüße. Dankt für die Informationen zu Erbfällen. Stimmt mit Bullingers Deutung der Entdeckung des Grabs von Kaiser Honorius überein.

Gnad und frid.

Sonders vertrauwter, lieber herr und bruder, ewer schreiben 2 hab ich wol empfangen und seines innhallts vernommen. Der truw gott lasß alles zu gutem gerathen, wie wirs zu baiden tailen gut und getreulich mainen. Es bedarf gar kaines danckends gegen mir; ir hapt vyl mehr und grössers um mich beschuldt 3 . Gott wellte, ich kondt euch dienstlich und gantz brüderlich wolgefallen erzögen; ich wellts gewiss mitt darstreckung alles vermögens ungespart beweysen. Diß sind gmain 4 sachen, daran unß on das 5 zu baiden tailen billich vyl gelegen soll sin; derhalb es sonderer bedanckung gar nichts bedarff.

Aber uff diß mal kan ich euch gemainer sachen halben in yl nichts anders antwurten, dann das mich nochmals usß vyl treffelichen ursachen für gut anseche, erstlich das die aidgenossen den stenden des reychs ain ainhellige antwurt gebind und doch daneben yedes ort handle, wie es vermaint gegen gott dem herren zuverantwurtenn.

Am andern were noch in allweg gut, das die aidgnossen minen herren geschriben hetten unangesechen der fürsorg, davon ir meldung thaind 6 ; dann mir zwyffelt gar nitt, man werde mitt minen herren in vylweg handlen und das selbig fürderlich; so dann diß schreiben bescheche, wurde es inen ursach geben, an dem andern ort dester gewarsamlicher 7 zuantwurten. 8

a Mit Anmerkung in der Hand von Traugott Schieß.
1 Der Brief ist eindeutig die Antwort auf Bullingers Schreiben vom 11. April (oben Nr. 1892), wie sich besonders aus Z. 34f ergibt.
2 Oben Nr. 1892.
3 verdient.
4 das Gemeinwesen betreffende.
5 ohnehin.
6 Mitteilung macht (s. oben Nr. 1892, 46f).
7 vorsichtiger.
8 D.h. die von den Reichsständen geforderte Unterstützung des Kaisers gegen Frankreich abzulehnen; vgl. oben Nr. 1892, 29-45; unten 1917, 39-42; 2054, 189f.

Den leisten puncten ewers schreibens, unser statt und euch belangend, hab ich nitt ungern vernommen; 9 dann ich by mir diser sach halber ouch allerlay gedencken hab. Diewyl es aber in vyiweg ain schwere, wytlöfige sach ist, hab ich euch daruber min hertz und gemüt nitt eroffnen mögen, wellts ouch lieber mundtlich thain 10 dann der feder vertrauwen, wann ich etwa on aller menschen argwon an ain gelegen ort zu euch kommen köndt. Der herr verlych gnad und gunst zu allem gutem. Amen.

Vergessen des decans zu Creutzlingen 11 nitt, von dem ich euch vormals geschriben. 12

Sagt mir meinem gunstigen herr Rösten 13 alles guts mitt empietung möglicher dienst. Ich will unverdrossen 14 sein in allen disen sachen; sollt ir mir gentzlich trauwen; allain lasst unß in still alles ausrichten. Bitten den herren mitt trüwen fur unß. 665v.

|| Ich bedanck mich zum hochsten ewers fleysß, das ir mir von den erbfellen alls guten bschaid geschriben. 15

Omen, quod rapis de invento Honorii corpore Rhome, 16 supra modum mihi probatur, nec vanum esse putaverim.

16. aprilis.

[Adresse darunter:] Praestantissimo viro d. Heinricho Bullingero Tiguri, venerando suo et charissimo fratri.