Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[168]

Heinrich Brennwald an
Bullinger
Töß,
2. Januar 1533

Autograph: Zürich StA, E II 340, 56. Siegelspur. -Ungedruckt

Hat sich vergeblich bemüht, mit Michael [Schlatter]zusammenzukommen, um ihm bei der Stellensuche zu helfen. Dieser hat eine Pfarrstelle bei Fischingen ausgeschlagen.

Vil guter jar, und was uns dient zu gesuntheit des libs und der sel.

Sunders günstiger her und bruder, ich han durch Meister Heirich Luti 2 und her Curat Schreyvogel 3 dem Michel 4 die epistel, üch 5 von Bernn zugeschikt , fürgehaltenn und darby üwers willens berichtenn lassenn und vermeint, er sölte zu mir genn Thöss komen sin, diewil ich doch im (vom podagra verhindert) nüt nachkomen mogen.

1 Heinrich Brennwald, um 1478-1551, Sohn des Zürcher Bürgermeisters Felix Brennwald, studierte 1494/95 in Basel und erhielt im Jahre 1496 die Pfarrei Lufingen (Kt. Zürich). Seit 1498 ist er residierender Chorherr in Embrach, wo er 1518 zum Propst gewählt wurde. 1522 wandte er sich der Reformation zu, heiratete 1524 und übergab im selben Jahr das Embracher Stift dem Rat von Zürich. Brennwald übersiedelte nach Zürich, wurde «Obmann des gemeinen Almosens» und war von Anfang 1529 bis 1536 Amtmann des säkularisierten Dominikanerinnenklosters Töß bei Winterthur. Bis zu seinem Tod lebte er dann wieder in Zürich, vom Rat öfters in Verwaltungssachen konsultiert. Während seiner Embracher Zeit verfaßte Brennwald eine Schweizerchronik, die Bullinger u. a. beim Entwurf zu seiner eigenen Schweizerchronik (Zürich ZB, Ms A 47) als Grundlage diente (s. Hans Georg Wirz, Heinrich Bullingers erste Schweizerchronik, in: Nova Turicensia. Beiträge zur schweizerischen und zürcherischen Geschichte, Zürich 1911, S. 243). Zu Bullinger stand Brennwald schon früh in freundschaftlicher Beziehung. Zusammen mit Heinrich Utinger gab er 1528 Bullingers Schrift «Anklag und ernstliches ermanen Gottes» heraus (HBBibl I 3). Weitere Briefe sind nicht erhalten. - Lit.: Heinrich Brennwalds Schweizerchronik, hg. von Rudolf Luginbühl, 2 Bände. -QSG, NF I 1/2, Basel 1908 und 1910; AZürcherRef, Reg.; HBRG I, Reg.; Z VIII 129. X 556f und Reg.; HBBW I 48; Robert Hoppeler, Zur Biographie des Embracher Propstes Heinrich Brennwald, in: Zwa III 509-514 mit Nachtrag in: Zwa IV 51f; Feller-Bonjour I 55-57; Helvetia Sacra, begründet v. P. Rudolf Henggeler OSB, hg. v. Albert Bruckner, Abt. II, Teil 2: Die weltlichen Kollegiatstifte der deutsch- und
französischsprachigen Schweiz, Bern 1977, S. 257f; HBLS II 351; Pfarrerbuch 217; Basel, Matrikel I 234.
2 Als Pfarrer an der Winterthurer Stadtkirche befand sich Lüthi, der sich bereits Ende 1531 für Schlatter eingesetzt hatte (s. HBBW I 246), in Brennwalds Nähe.
3 Konrad Schreivogel, gest. nach 1557, stammte aus dem Bernbiet. Als Helfer in Gsteig bei Interlaken hatte er wesentlichen Anteil an der Vorbereitung der Reformation in jener Gegend. 1526/27 wirkte er als Pfarrhelfer in Illnau (Kt. Zürich), wo er sich offenbar auch verheiratete. Seine Bemühung um eine Stelle im 1528 reformiert gewordenen Bern blieb erfolglos (Z IX 474). 1530 trat Schreivogel die Pfarrstelle in Wil (Kt. St. Gallen) an. Wie lange er in Wil, das nach dem Zweiten Kappelerkrieg rekatholisiert wurde, blieb, ist unbekannt. Jedenfalls wurde er 1533/34 als einer der aus äbtischem Gebiet vertriebenen Prädikanten mit Mitteln aus dem Tößer Klostergut unterstützt (Zürich StA, F III 37, Fasz. 5: 1533,f. 25v.). Seit 1534 bekleidete er verschiedene Pfarrämter in Württemberg. - Lit.: Z IX 474, Anm. 9. X 408f, Anm. 1; Blarer BW I 590-592; ASchweizerRef II 1072. 1927f; AZürcherRef 1391, S. 601. 1714, S. 729; Egli, Analecta I 126. 133; E[mil]Egli, Konrad Schreivogel, in: Zwa I 408-413; Lohner 219; Gustav Bossert, Die württembergischen Kirchendiener bis 1556, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Neue Folge, 9. Jg., Stuttgart 1905, S. 20. 35; Pfarrerbuch 515.
4 Michael Schlatter.
5 Bezieht sich möglicherweise auf Berchtold Hallers Brief an Bullinger vom 28. Dezember 1532 (HBBW II Nr. 164), in welchem Haller um die Entsendung eines Lehrers nach Bern bittet.

Das aber bishar noch nüt beschechen, sonder gegen menklichen die sach abschlecht 6 mit etwas ungeschiktenn worten etc. Nun were im in kurtz verukten tagen ein pfrund oder predicatur by Fischigen 7 zuhinderst 8 am Hürnnli och worden, aber er hett sy och usgeschlagenn, dann ich besorg, sin frow 9 welle

an dem ort meister sin, die nienen anders dann zu Winterthur, Zürich, oder inn der nehe da um mit im ziehen welle etc. Schrib ich üch allso, ob 10 er sich gegen üch in ander weg usreden wölte, das ir im dest bas konnint a begegnen, darzu, so ich im, das er bishar von Thöss genomen 11 , abschlach, mich och enntschuldigot haben wellint etc.

Datum in III, dan der bott 12 was wegfertig, 2. ianuarii anno 1533 b .

Heirich Brenwald,

pfläger zu Thöss.

[Adresse auf der Rückseite:] An Meister Heirich [Bu]llinger, sinen lie[ben] heren und bruder.