Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[1878]

Ambrosius Blarer an
[Bullinger]
[Konstanz],
21. März 1544

Autograph: Zürich StA, E lI 357, 71 (ohne Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 240f, Nr. 1070

Am 12. März legten die Fürsten und Kurfürsten den Reichsstädten dar, dass sie sich als Feinde [Franz' I.] deklarieren und den Kaiser [Karl V.] im Kampf gegen ihn mit Offensivhilfe unterstützen werden sowie zur Leistung von Defensivhilfe in Ungarn bereit sind. Die Reaktion

e In der Vorlage quidam.
f ac meo ipsius quoque am Rande nachgetragen.
g et protinus sive e vestigio am Rande nachgetragen.
22 Adagia, 4, 6, 22 (ASD II/8 30, Nr. 3522).
23 Vgl. oben Nr. 1866, 149.
1 Der Brief reiht sich nahtlos in die Korrespondenz zwischen Blarer und Bullinger ein.

der [Reichs-]Städte ist Blarer noch unbekannt, aber sie werden sicher den Fürsten zustimmen; die verheerenden Folgen für Deutschland sind abzusehen; schreibt vertraulich, da auch [Zürich] sein Verhalten abwägen muss. Grüße.

Es habend uff den 12. tag martii die chur- und fursten die gesandten aller stett zu Spyr auff dem rychstag beschickt und inen fürhalten lassen, wie sy sich entschlossen haben, das, so es kai. mt. 2 gefellig, sy sich offenlich find des Frantzosen 3 declarieren wellind, ouch ir mt. ain offensiv hilff wider inn thain 4 und in Hungerland 5 wider den Turcken 6 ain defensiv hilff zu besetzung der schlösser, stett und pesß 7 . a

Was aber die stett darinn bewilliget oder nitt habind, ist unß noch unbewisst; dann unser bott 8 in der selbigen deliberation von Spyr abgeschaiden. 9 Doch wol zuvermuten nach aller sachen gstallt und gelegenhait, das sy sich ouch in sölich entschliessen mitteinlassen werdind und den chur- und fursten nitt zuwider setzen. Was nun ausß sölichem folgen werde und was yederman hierinn zubedencken sye, hat yeder zymlich verstendiger lichtlich 10 zuermessen. In summa: Es muß ouch unser Teutschland herhalten, verderbt und verhert 11 werden, wir bekerind unß dann von hertzen zu gott. Ich hab euch sölichs in vertrauwen anzögen wellen; dann es habend ouch die ewern hierinn wol zuerwegen, wie sy sich in alles schickind, damitt sy sich nienen vergreyffind 12 und in lasst 13 geratind, davon mir nitt zympt 14 zeschriben; ir werdt im wol wissen recht zethain.

Sagt mir meinem gunstigen lieben herrn burgermaister Rösten 15 , seinem sun 16 und sünin 17 vyl dienst, gutz und grutz, und habt unß gegen gott und zytlich allweg für bevolchen.

Datum den 21. martii anno 1544.

[Ohne Adresse.]

a Hierzu noch ein aufgeklebter Zettel: Es ist aliso für tragen: Dieweyl sich der Frantzoß dem Turggen anhengig gemacht, so seyen die chur- und fursten entschlossen, sover [sofern] es kai. mt. gefellig etc. ut in literis.
2 Karl V.
3 König Franz I.
4 tun.
5 Ungarn.
6 Sultan Suleiman I.
7 Durchgänge. -Zur positiven Antwort der evangelischen Reichsstände auf die kaiserliche Proposition am 13. März s. RTA JR XV/3 965-970, Nr. 99; 970-972, Nr. 100, sowie den Bericht in PC III 465-467, Nr. 442.
8 Unbekannt.
9 Die Gesandten der Reichsstädte erbaten Zeit für die Einholung von Instruktionen in der Sache Frankreichs und gewährten die Türkenhilfe unter gewissen Bedingungen; s. oben Nr. 1875, Anm. 30, und RTA JR XV/3 974-976, Nr. 102; PC III 465-467, Nr. 442.
10 leicht.
11 verheert, verwüstet.
12 nirgends vertun.
13 in Schwierigkeiten.
14 ziemt.
15 Diethelm Röist.
16 Jakob Röist.
17 Sohnsfrau. -Barbara, geb. von Ulm.