Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

[1629]

Richard Hilles an
Bullinger
Straßburg,
10. Mai 1542

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 263 (Siegelspur)

Dankt für Bullingers Brief vom 17. März, den er nach der Rückkehr aus Venedig erhalten hat, und freut sich über dessen Arbeit am Matthäuskommentar; [bei der Messe] in Frankfurt wurde nicht über das an Heinrich [Falkner]vermittelte Tuch [vgl. Nr. 1587]verhandelt; den ohnehin günstigen Preis wird Hilles nicht reduzieren, er ist aber bereit, entweder das Geld oder das restliche Tuch entgegenzunehmen, das er sogar noch teurer verkaufen kann. Bittet Bullinger, den Erlös aus dem Verkauf des Tuches [vgl. Nr. 1569] an arme [Glaubensflüchtlinge] auszuzahlen; hat auch Calvin Geld für die gleiche Verwendung geschickt, ohne jedoch sein Engagement in Zürich mitzuteilen; Falkner soll zu diesem Zweck 31 ½ Gulden für das Tuch an Bullinger bezahlen; wenn er nicht einverstanden ist, soll Bullinger das Tuch selbst verkaufen oder es an Hilles nach Straßburg schicken, damit dieser es dort für den wohltätigen Zweck verkaufen kann. Bedankt sich für die schriftliche Empfehlung von Peter Hürtzel [Hirzel] und Andreas Rappenstein; seine Frau [Anna Hilles] hätte nicht C[hristoph] Froschauer für sie bürgen lassen, wenn sie dies gewusst hätte; die beiden haben ihre Schulden bei ihm bis auf eine Kleinigkeit durch Konrad Eblie [Abli?]abbezahlt, ganz im Gegensatz zu Falkner. [John] Butler hat in der letzten Fastenzeit sein gesamtes Erbe [in Warwickshire] verkauft, aber er wartet immer noch auf einen Teil des Ertrags; Hilles macht sich Sorgen, dass Butler England nicht mehr verlassen dürfe, falls Nachrichten von diesem Verkauf durch den Ehemann [Edmund Felton?] von Butlers Schwester [Frances Butler?], einen Höfling, dem König [Heinrich VIII.] zu Ohren kommen; [Nicholas] Eliott studiert Rechtswissenschaften und hat aufgrund seiner Begabung schon ein gut bezahltes Amt inne; Bartholomew Traheron hat sich mit vielen Schwierigkeiten vom Hof auf das Land zurückgezogen, wo er die Tochter eines frommen und finanziell gut gestellten Edelmannes heiraten will; Traheron plant auch, dort eine Grammatikschule zu leiten. Verschiedene Nachrichten aus England: Der König [Heinrich VIII.] ließ seine Frau Catherine Howard hinrichten, die er gleich nach der Scheidung von Anna von Kleve geheiratet hatte; Catherine wurde des Ehebruchs mit zwei Adeligen [Thomas Culpepper und Francis Derham]verdächtigt; auch Lady Rochford [Jane Parker], die Witwe des wegen Inzucht mit seiner Schwester Anne [Boleyn]hingerichteten [George Boleyn], wurde enthauptet, da sie von dem Ehebruch wusste. Die alte Herzogin [Agnes] von Norfolk und William Howard, der Bruder des Herzogs [Thomas] von Norfolk, sind im Tower zu London wegen Mitwisserschaft an Catherines sündhaftem Lebenswandel inhaftiert; einer der verurteilten Ehebrecher [Thomas Culpepper?] war ein Höfling, den der König nach einer früheren Vergewaltigung und nachfolgendem Totschlag begnadigt hatte. Es wäre für Hilles gefährlich, wenn ihm Bullinger [eine Publikation] über Religionsfragen widmen würde, er ist dessen auch gar nicht würdig; hat den Käse erhalten und bedauert Bullingers Krankheit; bittet ihn, ein Stück Tuch als Geschenk zu behalten; entschuldigt sich für diesen barbarischen Brief; beabsichtigt nicht, weiter an Bullinger zu schreiben; Grüße.

[Gedruckt und Übersetzung ins Englische: Epistolae Tigurinae 149-151, Nr. 108 bzw. Original Letters I 224-227, Nr. 108; Regest: LP XVII 709, Appendix, Nr. 10.]