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[1546]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz,
nach Mitte Juli 1541]

Autograph: Zürich StA, E II 364, 23 (Siegel) Ungedruckt

Berichtet nur ganz kurz über den Ausgang des [Regensburger]Reichstags, da gerade ein Bote [nach Zürich] aufbricht. Die Protestanten lehnen Teile des [Regensburger] Buches ab und verlangen weitere Erläuterungen. Die Fürsten sind gespalten; einige verurteilen das Buch scharf Die Mehrheit der katholischen Städte hat ihm zugestimmt. Kaiser [Karl V]gesteht einen Stillstand bis Januar zu, und die Protestanten bewilligen Hilfe gegen den Türken [Suleiman I.]. Gruß. Erkundigt sich nach der Zahl der Pfarrer in der Stadt Zürich.

Salus.

Cum iam in portu sit auriga 2 , nuntiat se abiturum; ne ergo a nihil a me habeas, paucis finem comitiorum 3 tibi fratribusque significo, sed raptim.

Librum a caesare 4 pro ineunda concordia oblatum 5 nostri constanter in multis negaverunt recipere, in quibusdam plus declarationis exigunt. 6

1 Der Brief trägt das Jahresdatum 1540, ist aber aufgrund des Inhalts zweifellos ins folgende Jahr anzusetzen.
a Vor ergo gestrichenes n.
1 Der Brief spiegelt den Stand der abschließenden Verhandlungen des Regensburger
Reichstags kurz nach Mitte Juli, der Abschied vom 29. Juli lag Zwick aber offenbar noch nicht vor.
2 Unbekannt.
3 D. h. des Regensburger Reichstags.
4 Karl V.
5 Zum Regensburger Buch vgl. oben Nr. 1523, Anm. 31 und 33.

Principes scissi sunt, sed b ita, ut quidam concordiae librum ad corvos 7 usque condemnent. 8

Urbium papisticarum pars maior recepit librum sperans vel hac saltem ratione viam aliquam evangelio paratam. 9

Dat interim cesar inducias pacis ad ianuarium usque, et nostri auxilium contra Turcam 10 praestant. 11

Vale cum Pellicano, Leone 12 , Theodoro 13 et reliquis omnibus.

Tuus Io. Zvick.

Scribe ad me, obsecro, quot verbi dei ministros habeatis in urbe vestra, non agro etc.; causam alias [adda]m c 14 .

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Hainricho Bullingero, Tigurinae ecclesiae pastori, fratri suo.

b Vor sed gestrichenes it.
c Der erste Teil des Wortes auf der Unterseite des ausgeschnittenen Siegels.
6 Vgl. die dem Kaiser am 12. Juli überreichte Stellungnahme der Protestanten (CO IV 476-505, Nr. 2300-2302).
7 Adagia, 2, 1, 96 (LB II 446).
8 Zu den Meinungsverschiedenheiten unter den Kurfürsten und Fürsten und ihren uneinheitlichen Stellungnahmen vom 17. Juli (ARCEG III 395-407, Nr. 126-129) s. Albrecht Pius Luttenberger, Glaubenseinheit und Reichsfriede. Konzeptionen und Wege konfessionsneutraler Reichspolitik 1530-1552 (Kurpfalz, Jülich, Kurbrandenburg), Göttingen 1982. —Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 20, S. 233-237. Am entschiedensten verwarf Herzog Wilhelm von Bayern das Buch; s. Joachim Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten 1534-1546. Deutsche Fürstenpolitik zwischen Konfession
und Libertät, Neustadt a. d. Aisch 1978. — Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 56, S. 186-189.
9 Die Mehrheit der Reichsstädte sprach sich am 18. Juli gegenüber dem Kaiser dafür aus, die nicht umstrittenen Artikel des Regensburger Buches zusammen mit der Stellungnahme der katholischen Kolloquenten zu veröffentlichen (s. CO IV 552f, Nr. 2318).
10 Sultan Suleiman I.
11 Nachdem der Kaiser einen Waffenstillstand von sechs Monaten in Aussicht gestellt hatte, stimmten die Protestanten am 9. Juli unter Vorbehalten und am 16. Juli definitiv der eilenden Türkenhilfe zu; s. PC III 195f; Paul Heidrich, Karl V. und die deutschen Protestanten am Vorabend des Schmalkaldischen Krieges, Bd. 1, Frankfurt 1911. —Frankfurter Historische Forschungen 5, S. 30f. 36.
12 Leo Jud.
13 Theodor Bibliander.
14 Siehe unten Nr. 1560, 7-14.