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Kapitel 

[1540]

Johannes Zwick an
Bullinger
Konstanz,
29. Juni 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 395 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Schickt den Bericht über das Wormser Religionsgespräch [Nr. 1469] zurück und würde wünschen, dass die Machenschaften der Gegner dem Publikum auch nach anderen Tagungen so klar vor Augen geführt würden. Ist betroffen über das Schicksal von [Werner] Steiner und hofft, dass er wieder aus dem Kerker entlassen wurde. Aus Regensburg ist zu hören, der ausgehandelte Kompromiss finde auf beiden Seiten keine Zustimmung. Angesichts des türkischen Vormarsches auf Buda ersucht Kaiser [Karl V.] um Hilfe, doch [die Protestanten] verlangen zuerst einen sicheren Frieden. Manche Theologen reisen bereits ab; viel Mühe wurde umsonst aufgewandt, und Gottes Zorn wird herausgefordert. Gruß; auch Ambrosius [Blarer] wird wohl schreiben.

Salus.

Acta Wormacensia 1 hic remitto. Utinam reliqua quoque comitia sic descripta in publicum ederentur, quo totus mundus intelligeret, quantis nugis et astutus agatur contra synceritatem evangelii!

13 Die Eleusinischen Mysterien, seit dem 8. Jh. v. Chr. bezeugt, sind das jährliche im Heiligtum von Eleusis gefeierte Hauptfest des Kultes um Demeter und Persephone/Kore. Dabei wird der Mythos des Raubs der Persephone/Kore durch Hades in Form eines Dramas ausschließlich vor Eingeweihten aufgeführt; vgl. DNP VIII 611-617.
14 Johannes Zwick.
15 Unten Nr. 1540.
16 Konrad Zwick.
17 Der Zusammenhang mit dem erwähnten Brief Zwicks (Z. 41f), Zwicks Bemerkung unten Nr. 1540, Z. 18f, sowie das Fehlen von Adresse und Siegel auf Blarers Brief lassen die Vermutung zu, dass dieser dem adressierten Brief Zwicks beilag.
1 Gemeint sind zweifellos die "Acta conventus Wormatiensis a d. Simone Grynaeo descripta"(oben Nr. 1469).

De Stainero quae scripsisti, 2 multis suspiriis accepi. Ah, quam non sumus certi, quid nobiscum velit dominus in hac miseriarum valle 3 ! Spero autem bonum virum iam ex angustiis [cit carceribus a liberatum.

Ex Ratispona scribitur 4 conceptam quidem concordiae formulam, sed negatam a nostris, imo nec ab adversariis probatam. 5 So spitzig, klug und gschlipferig 6 ding ists.

Nunc, quoniam Turca 7 non nisi 25 miliaribus abest a Buda, tractari b petit caesar 8 de auxilio contra illum, quod nostri omnino recusant nisi certa pace constituta. 9

Ministri aliquot iam abierunt, scilicet Frechtus, Nurenbergenses, Augustani 10 etc. Calvinus quoque parat abitum, 11 ut audio. Sic perdimus tandem oleum et operam 12 , nisi quod stultitiis nostris iram domini magis ac magis in nos aggravamus.

Vale cum tota domo et fratribus. Credo Ambrosium 13 quoque scripturum quaedam. 14

Ex Constantia, 29. iunii 1541.

Tuus Io. Zvick.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Hainricho Bullingero, charissimo et observando suo in domino fratri.

a Felt carceribus am Rande nachgetragen, Anfang im engen Einband verdeckt.
b Vor tractari gestrichenes au.
2 Bullinger muss Zwick in einem nicht erhaltenen Brief davon unterrichtet haben, dass Werner Steiner wegen des Vorwurfs früherer homosexueller Kontakte in Haft genommen worden war. Zu den Einzelheiten s. Diethelm Fretz, "Steinen Fata", in: Zwa IV/12, 1926, S. 377-384; Helmut Puff Sodomy in Reformation Germany and Switzerland, 1400-1600, Chicago 2003, S. 97-100.
3 Vgl. Ps 84 (83 Vulg.), 7.
4 Vgl. oben Nr. 1539, 3-7 (mit Anm. 5) und 41f.
5 Vgl. die ausführlichen Berichte von Gwalther und Pistorius (oben Nr. 1523f).
6 schlüpfrig.
7 Sultan Suleiman I.
8 Kaiser Karl V.
9 Vgl. oben Nr. 1538, 128-133 mit Anm. 64.
10 Martin Frecht aus Ulm, Veit Dietrich aus Nürnberg und Wolfgang Musculus aus Augsburg (vgl. CO XI 243).
11 Calvin dürfte am 16. Juni abgereist sein (vgl. Bucers Schreiben an die Straßburger Pfarrer vom gleichen Tag, Corr. des réformateurs VII 157f). Am 20. Juni war er in Ulm (s. unten Nr. 1543, 18f), am 25. in Straßburg (s. Corr. des réformateurs VII 157, Anm. 2).
12 Plautus, Poenulus, 332; vgl. Adagia, 1, 4, 62 (LB II
13 Ambrosius Blarer.
14 Oben Nr. 1539.