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Kapitel 

[1195]

Jakob Meyer an
Bullinger
Basel,
1. November 1538

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2026 (Siegelspur) Ungedruckt

Da der Kaiser im Falle der Stadt Minden nicht nachzugeben bereit ist, wird es wohl Krieg geben; doch Christus wird mit den Seinen letztlich siegen. Empfiehlt die Genfer, die sich für die [Waldenser] im Piemont einsetzen; sollten die anderen Städte etwas bei König [Franz I.] unternehmen, würde Basel sicherlich nicht zurückstehen. Gute Wünsche und Grüße.

Die gnad gottes und min fruntlich, willig dienst zuvor, lieber herr und bruder.

Wie es sich mit der statt Minden in Westfal haltet a 1 , haben ir on zwyfel guten bericht. Man würt sy nit lassen. So understodt 2 der keyser 3 , nit nochzelassen.

a vor ac gestrichenes et.
b Endung undeutlich; vielleicht als divini zu lesen.
2 Wie sich aus den erwähnten Briefen ergibt, setzte sich die von Antoine Saunier angeführte Delegation aus Genf für eine Intervention zugunsten der verfolgten Waldenser im Piemont ein.
3 Vgl. oben Nr. 1174, 40f.
a haltet am Rande nachgetragen.
1 Zur Verhängung der kaiserlichen Acht über Minden s. oben Nr. 1193, 11-13 mit Anm. 6.
2 ist gewillt.
3 Karl V.

Deßhalb wir keins andren dann eines kriegs erwarten seind. Wirt ye 4 einer dem andren zusähen; zuletst würt unser huß ouch brennen. Der herr laßt sich an vyl orten mit schweren anfechtungen sähen; die welt aber mag 5 unß den besten theil nit nemmen. Es würt der her b Christus mit den seinen entlich 6 gesigen und obligen und ewiglich konig bliben.

Es werden euch die brüeder von Jenff etwas von wegen der fromen christen uß Bemont c 7 anzoigen 8 . Die wöllent sampt andren, die den herren liebhaben, bevolhen sein lassen. Sy sind ye unsere brüder. Wir sind worlich vor dem herren schuldig, wo wir mogen, inen ze helffen. Wir söllen unserem ampt gnug thun, so wir von gott empfangen haben. Gefalt im dann ein anders, so geschee sein will; so seind wir doch vor im entschuldiget. Wo andre Eidgnossen der cristenlichen [stetten]d etwas gegen dem konig 9 thun, wurde by minen herren (hoff ich) kein mangel funden. Wöllen disen hendlen 10 mit ernst nochgedencken, wie ir on zwyfel selbs geneigt seind. Es will sich nit verziehen lassen 11 , biß die letste not infalt. Dann unser widersächer schlafft nit 12 . Der herr thüege sein barmhertzigkeit mit uns. Amen. Es ist unß warlich not 13 , mit ernst ze betten.

Wil euch hiemit dem herren trüwlich 14 bevolhen haben. Der wolle euch sampt euweren mitarbeiteren im wort des herren in siner gnad erhalten, die ir mir hiemit alle grüssen söllen, sampt herr Laventer 15 und herren burgermeister Röschen 16 .

Uß Basel, den ersten november anno etc. 38.

U[wer] Jacob Meyger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen und wolgelerten Meister Heinrichen Bullinger, diener im wort des herren der cristenlichen kilchen zu Zürich, minem lieben herren und freund.

b her über der Zeile nachgetragen.
c Pedemontani am Rande von anderer Hand.
d stetten fehlt in der Vorlage.
4 immer.
5 kann.
6 letztlich.
7 Piemont.
8 Zum Einsatz der Genfer für die verfolgten
Waldenser s. oben Nr. 1193, 4-10 mit Anm. 5.
9 Franz I., König von Frankreich.
10 Dingen.
11 Es sollte nicht aufgeschoben werden.
12 Vgl. Wander IV 1078, Nr. 437.
13 notwendig.
14 eindringlich.
15 Hans Rudolf Lavater.
16 Diethelm Röist.