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[1046]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz],
24. September 1537

Autograph: Zürich StA, E II 346, 97 (Siegelspur) Ungedruckt

In Urach berieten am 16. [sic!]September die Theologen Brenz, Schnepf [Alber], Schradin, Gräter, [Strauß], Phrygio und [Blarer] in Anwesenheit von Räten des Herzogs [Ulrich von Württemberg] über die Entfernung der Bilder aus den Kirchen, ohne sich einigen zu können; das vom Herzog aufgrund der schriftlich eingereichten Voten gefällte Urteil ist noch nicht bekannt, doch wird ein günstiges Ergebnis erwartet.

Salus.

16. septembris Uracum 1 vocati sunt Brentius, Schnepfius, Matheus Rutlingensis 2 cum diacono Schradino 3 , Caspar Greterus episcopus Herenbergensis

d Der auf das Verschlußband geschriebene Wortteil fehlt.
s. unten Nr. 1052, 8-10 mit Anm. 7.
47 Vgl. Mk 8, 15 u. ö.
48 Leo Jud.
49 Beat Gering.
1 Zum Uracher "Götzentag" vom 10.[!] September 1537 s. Hermann Ehmer, Das Uracher Bildergespräch 1537, in: BWKG 90, 1990, S. 65-91; vgl. auch Zwicks Bericht an Vadian (Vadian BW V 4460.
2 Matthäus Alber (Aulber), von Reutlingen, 1495-1570, studierte ab 1513 in Tübingen, wo er 1518 den Magister- und 1539 den Doktorgrad erwarb, sowie kurze Zeit in Freiburg. Von 1521 bis zum
Interim (1548) war er Hauptprediger in seiner Heimatstadt, deren Reformator er wurde. 1524 richtete Zwingli die erste öffentliche Darlegung seiner Abendmahlslehre an Alber (s. Z III 322-354), doch ließ sich dieser nicht dafür gewinnen, sondern blieb ein allerdings selbständiger Schüler Luthers. 1549 kam er als Pfarrer an die Stuttgarter Stiftskirche, und 1552 wurde er Mitglied der Kirchenleitung; ab 1563 war er Abt von Blaubeuren. - Lit.: Hans-Christoph Rublack, in: TRE II 170-177; Max-Adolf Cramer, Pfarrerbuch Innerwürttembergische Reichsstädte, Stuttgart 1991. - Baden-Württembergisches Pfarrerbuch III, S. 19f, Nr. 2.
3 Johannes Schradin, von Reutlingen, gest. 1560/61, wurde nach Studien in Basel

4 , Wenceslaus Uracensis 5 , doctor Paulus Phrigio et Ambrosius 6 noster. Conferendum per illos amice fuit a praesentibus aliquot, qui principi 7 sunt a consiliis 8 , de imaginibus e templo tollendis vel non tollendis. Schnepfius perpetuo contendit non ferri solum posse, sed etiam utiles esse in templis christianorum, si non prostent ad cultum. Ambrosius semper contra putavit, quanquam harum causa nullam tragaediam movere voluit. Vocati autem sunt

a nach fuit ein gestrichenes, unlesbares Wort.
und Tübingen 1523 Schulmeister, 1530 Archidiakon und 1534 Stadtpfarrer in Reutlingen. 1536 unterzeichnete er in Wittenberg zusammen mit Alber die Konkordie. Am "Götzentag" sprach er sich entschiedener als dieser für die Entfernung der Bilder aus. Wegen des Interims verließ er die Stadt und wirkte ab 1549 als Präzeptor in Neuffen, bevor er 1551 das Pfarramt in Frickenhofen übernahm. 1553 wurde er als Hofprediger nach Mömpelgard berufen, kehrte aber 1557 als Hauptprediger und Superintendent nach Reutlingen zurück. Er verfaßte mehrere kleine Schriften und korrespondierte u. a. mit Zwingli (s. Z XI 346f). - Lit.: [Wilhelm] Heyd, in: ADB XXXII 438-440; Cramer, aaO, S. 94, Nr. 368.
4 Kaspar Gräter (Gretter, Grether, Greth), von Gundelsheim am Neckar, geb. um 1501, gest. 1557, studierte ab 1520 in Heidelberg, wo er 1534 zum Magister promovierte. Dazwischen war er u. a. Hauslehrer bei Dietrich von Gemmingen und verfaßte als Schulmeister in Heilbronn (1527-1533) einen Katechismus. 1534 wurde er Pfarrer im württembergischen Herrenberg, 1538 in Cannstatt. 1540-1542 und erneut ab 1544 war er Hofprediger in Stuttgart, ab 1553 außerdem Kirchenrat. - Lit.: Pfarrerbuch Württembergisch Franken, Teil 2, Die Kirchen- und Schuldiener, bearb. v. Otto Haug unter Mitarbeit von Max-Adolf Cramer und Marlene Holtzmann, Stuttgart
1981. - Baden-Württembergisches Pfarrerbuch II/2, S. 130f, Nr. 764; Heinrich Fausel, in: RGG II 1822; ders., in: NDB VI 717f.
5 Wenzel Strauß (Struthion, "Meister Wentz"), von Alzey (Rheinland-Pfalz), gest. 1552, studierte ab 1508 in Heidelberg, promovierte 1515 zum Magister und war 1519/20 Dekan der Artistenfakultät. 1517-1520 hatte er eine Altaristenpfründe in Alzey inne, und 1520-1526 war er Pfarrer in Heidelberg, wo er als eifriger Gegner der Altgläubigen auffiel. Ab 1534 wirkte er als Pfarrer in Urach. Im Interim bewahrte ihn Herzog Ulrich 1548 vor der Absetzung, doch 1549 wurde er wohl wegen seiner Altersschwäche dennoch abgelöst. Johann Stumpf charakterisiert ihn als lutherischen Scharfmacher (Stumpf, Abendmahlsstreit 108, Marginalie). - Lit.: Walter Müller, Die Stellung der Kurpfalz zur lutherischen Bewegung von 1517-1525, Heidelberg 1937. - Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 68, S. 81. 120f. 126-129 und passim; Oekolampad BA I 208; Blarer BW I 550f; Gustav Bossert, Das Interim in Württemberg, Halle 1895. - SVRG 46/47, S. 68; ders., Die württembergischen Kirchendiener bis 1556, in: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte, NF IX, 1905, S. 36.
6 Ambrosius Blarer.
7 Herzog Ulrich von Württemberg.
8 Erbmarschall Hans Konrad Thumb, Hofkanzler Hans Knoder sowie die Räte bei der Kanzlei Balthasar von Gültlingen und Philipp Lang; s. Ehmer, aaO, S. 70f.

etiam aliqui docti viri 9 . Certatum est inter illos toto die, nec potuit inter illos convenire. Postremo iussi sunt, ut singuli suam sententiam scripto altera die exhiberent et simpliciter responderent, scilicet liceretne principi omnes in universum statuas et imagines e templis auferre. Hoc factum est. Princeps omnibus omnium scriptis excussis sententiam tulit, quae nondum est promulgata. Suspicantur quidam pro nobis esse 10 . A Schnepfio steterunt Brentius et Wenceslaus b .

Haec te scire volui; sed non omnibus haec spargenda. Ora autem dominum cum Pellicano, Leone 11 et Theodoro 12 , charissimis fratribus et dominis meis, ut missis nugis istis ad seria studium conferatur.

Valete.

24. septembris 1537.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Hainricho Bullingero, optimo et observando fratri meo. Zurch.