Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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[958]

Bullinger an
Hans Heinrich Winkeli
Zürich,
März 1537

Gedruckt: Das der christen gloub von anfang der wält gewäret habe, der recht und ungezwyflet glouben sye, durch den allein alle frommen gottgefallen habind und heyl worden sygind, heyterer uß heyliger gschrifft bericht durch Heinrichenn Bullingernn, predigernn des wort gottes Zürich, Basel 1537 a , f. 2r. (Widmungsvorrede)1

Nicht um Winkeli in Glaubensdingen zu belehren -dieser hat in seiner Not genug Festigkeit bewiesen -, sondern um die Unwissenden und Zaghaften zu stärken und die Behauptungen der Gegner zu entkräften, legt Bullinger in dieser Schrift dar, daß die Reformierten den alten und wahrhaften Glauben besitzen. Grüße.

Dem frommen, eersamen und wysen Hansen Heinrichen Winckely, jetzdan zu Basel whonhafft, sinem fürgeliepten bruder, wünscht Heinrich Bullinger vil heils durch Jesum Christum, unsern einigen heiland.

Wiewol ich gar keinen zwyfel hab und vast wol 2 weiß, das du, fürgeliepter bruder, wenig berichts 3 bedarffst von dem glouben in Jesum Christum, als der den heiligen glouben in genampten unsern herren Jesum mit der thaat durch vil trübsal, schmaach, eelend und verlurst diner güteren bewäret 4 unnd offentlich verjähen 5 hast 6 ; noch denocht hab ich zu eeren unnd fürderung unsers gloubens, ouch zu gutem viler einfalter und unberichter menschen und uß dinem ernstlichen anstrengen 7 , diß kurtze meinung 8 von unserm heiligen glouben an dich stellen wöllen, damit denocht die kleinmütigen ein

a Das Exemplar der Kantonsbibliothek St. Gallen (Vadiana), Misc E XXVII/2, enthält auf der Titelseite Bullingers eigenhändigen Zueignungsvermerk D[omino] Vadiano suo Bullingerus d[ono]d[edit].
1 Bullingers Werk "Das der christen gloub ..." erschien am 3. Juni 1537 bei Wolfgang Fries in Basel (HBBibl I 99, vgl. auch HBD 25, 23f, sowie unten Nr. 1037, 31-34). Die Widmungsvorrede an Hans Heinrich Winkeli ist auch in den deutschen Ausgaben von 1539, 1542 und 1544, die unter dem Haupttitel "Der alte Glaube" erschienen, sowie in der lateinischen Ausgabe von 1544 und in der holländischen von 1599 enthalten (vgl. HBBibl I 100-103. 109).
2 sehr gut.
3 der Belehrung, des Unterrichtes.
4 bewiesen.
5 bekannt.
6 Winkeli mußte seine Heimatstadt Solothurn nach dem Aufstand der Reformierten 1533, an dem er führend beteiligt gewesen war, verlassen; vgl. Hans Haefliger, Solothurn in der Reformation, Diss. phil. Bern, Solothurn [1945], S. 198f, und HBBW III, S. 226, 55f.
7 auf deine dringende Bitte hin. -Bullinger hatte das Werk, wie er in seiner Autobibliographie notierte, auf Winkelis Wunsch geschrieben, weil sich die Katholiken seit ihrem Sieg bei Kappel 1531 rühmten, den alten und wahren Glauben zu besitzen (s. Zürich ZB, Ms F 98, 26r.; HBBibl I 99, S. 52).
8 Darlegung.

hertz gewunnind und gsterckt wurdind, wenn sy sähind, das es umb unseren heiligen glouben ein so herrliche gstallt hat, das er so wol begrünt 9 ist und den alle alten, wysen, geleerten, frommen und heiligen lüt von anfang der wällt gehept habend; das ouch die (ob 10 sy wöllend) ein früntliche warnung hättind, die sölichen unsern nit nun 11 alten, sunder vil uralten, waren, wolbegrünten und ungezwifleten b , heiligen und unbefleckten glouben für nüw und sectisch verrüffend c und vervolgend. Gott begnade sy und uns, das wir uns gentzlich allein uff Jesum Christum verlassind und siner leer trüwlich volgind. Amen.

Datum Zürich, imm d mertzen 1537.

Es grützt dich und din liebe hußfrouwen 12 min gliepter bruder Leo Jude, din vetter 13 .